Neuer Rettungshubschrauber in Kaiserslautern? Wo denn noch überall?

    • Offizieller Beitrag

    http://www.rth.info/news/news.php?id=1482


    Hallo miteinander,


    irgendwie habe ich nur darauf gewartet, dass ich eine solche Meldung lese. Scheinbar ist es seit den letzten vier Jahren Mode, neue Luftrettungszentren wie Pilze aus dem Boden schießen zu lassen.
    Weiden, Augsburg, Dinkelsbühl, Angermünde und nun kommt auch Kaiserslautern mal wieder ins Rennen. Berlin fordert schon seit Jahren den dritten Hubschrauber und allgemein hat man immer wieder den Eindruck, dass Rettungshubschrauber gerne zu Gegenständen bei politischen Debatten oder "Wahlkampfthemen" sind.


    Nebenbei versucht man vermeintlich hartnäckig irgendwo einen weiteren NEH zu etablieren. Nachdem Cuxhaven schnell wieder aus dem Rennen war und eingestampft wurde, wollte man einen Weiteren in Hartenholm (wo Jahre zuvor schon CHR 52 - nun CHR E5 in Niebüll - vertreten war) aufbauen, diesmal auch mit einem ordentlichen Medienecho und einigen Vorkommnissen, die jeglicher Grundlage entbehren.


    "Christoph Kaiser" wurde während der Fußball-WM 2006 vorgehalten (wie eine weitere Maschine in Berlin "Christoph 31B") und selbstverständlich großzügig durch die örtliche Leitstelle eingesetzt. Seither ist man in "Laudere" ganz scharf auf ein solches "Spielzeug".
    Zugegeben, Kaiserslautern liegt am Rand des Einzugsgebiets von CHR 5 in Ludwigshafen, kann aber dennoch in fast der gleichen Zeit von CHR 16 in Saarbrücken, CHR 43 in Karlsruhe oder aber CHR 53 in Mannheim erreicht werden. Auch der in Mainz stationierte Dual-Use-RTH/ITH CHR 77 ist in eine passablen Zeit dabei. Gut, auf CHR 77 kann man nur noch bis 22 Uhr zugreifen, wenn man Nachts einen Hubschrauber braucht, muss entweder der ITH aus Hessen oder aber der luxemburgische LAR 3 anreisen, was mit einem nicht unerheblichen Zeitaufwand verbunden ist. Allerdings ist man an diesem hausgemachten Problem selbst schuld, aber darauf möchte ich noch einmal ein wenig später eingehen.
    Vielleicht ein wenig weit hergeholt, aber dennoch gar nicht so abwegig, der in Landstuhl stationierte Dust Off-Hubschrauber der US Army (DustOff 214), auf den man im äußersten Notfall ebenfalls hätte zugreifen können, wird demnächst nach Grafenwöhr verlegt. Alles in allem standen und stehen also genug luftgestützte Komponenten zur Verfügung.


    Das Westpfalzklinikum in Kaiserslautern kann durchaus als Zentrum der Maximalversorgung angesehen werden. Man kann also durchaus sagen, dass in Kaiserslautern eigentlich alles so ist wie es sein sollte... wenn da nicht die desolate Notarztsituation am Boden wäre.


    Es ist ein offenes, aber nicht weniger schmerzvolles Geheimnis, dass die Notarztsituation in Rheinland-Pfalz alles andere als gut ist. Die Einsatzzahlen von CHR 5 und CHR 10 in Wittlich sprechen hier eine sehr deutliche Sprache. Wenn man sich dann noch die Indikationen anschaut, für was inzwischen die Rettungshubschrauber gerufen werden (in ganz Deutschland, nicht nur in RLP), dann kann man nur mit dem Kopf schütteln.


    In Mainz wurde wegen eine Bürgerinitiative und einem nicht enden wollenden Streit der nächtliche Flugbetrieb eingestellt (wobei man sich generell GEGEN den Hubschrauber an der Uniklinik aussprach) und nun fordert eine andere BI, dass ein Rettungshubschrauber etabliert werden soll?! Wie schizophren ist unsere Gesellschaft eigentlich inzwischen??


    Nur das wir uns richtig verstehen, ich persönlich bin durchaus ein Befürworter der Luftrettung und halte das deutsche System für eines der Besten auf der Welt. Die Dichte, in der uns Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber zur Verfügung stehen, ist unerreicht und durchaus auch notwendig. Dennoch wehre ich mich vehement dagegen, dass die Luftrettung als Lastesel für alles herhalten soll. Es kann nicht angehen, dass die Luftrettung die desolate Situation und die nicht ausreichende Dichte an bodengebundenen Notarztstandorten ausmerzt, bzw. auffüllt. Weiterhin erachte ich es als absolutes Unding, das solche Institutionen als politische Joker herhalten müssen und das auf dem Rücken Anderer.


    Machen wir uns nichts vor, der Rettungsdienst wird im deutschen Gesundheitswesen als Nischenmarkt angesehen und auch so behandelt. Abgesehen von der Tatsache, dass wir über kein bundeseinheitliches Feuerwehr- und Rettungsdienstgesetz verfügen und das eigene Überleben buchstäblich also davon abhängig ist, in welchem Bundesland oder in welcher Region man lebt, wird der Rettungsdienst und die Luftrettung zusätzlich noch als politische Verhandlungsmasse eingesetzt, vor allem dann, wenn Wahlen anstehen oder es dem jeweiligen Politiker gerade in den Kram passt.
    Augsburg kann hier als wunderbares Beispiel gelten. Mitte der 1990er Jahre, als Horst Seehofer noch Gesundheitsminister war, fand er die Installation eines Luftrettungszentrum in Augsburg gar nicht en vogue und die Sache verschwand genau so schnell wieder in der Schublade. In den letzten zwei Jahren hat er es zum wahren Politikum erklärt, dass der Hubschrauber unbedingt nach Augsburg muss und gegenüber einer Stationierung in Donauwörth große Vorteile bringt. Finde ich wirklich klasse, wir schnell Ansichten und Überzeugen quasi pervertiert werden können, getreu dem Motto: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?!".


    Und genau das sehe ich nun in Angermünde, Dinkelsbühl und Kaiserslautern. Gut, ich will nun nicht pauschal alle Neu-Stationierungen verteufeln, aber es bleibt dennoch ein gewisses Geschmäckle.
    Wieso wird die Situation am Boden nicht verbessert? Was nützt mir ein Rettungshubschrauber in der Nacht, wenn er nicht im Dienst ist, oder aber bei schlechtem Wetter, wenn er nicht starten kann?
    Wäre es nicht besser, den bodengebundenen Rettungsdienst derart auszubauen, dass er innerhalb seiner geforderten Hilfsfristen sicher operieren kann... und das rund um die Uhr?
    Man kann Kopfschmerzen nicht beseitigen, indem man den Kopf abschneidet oder aber wie wild mit Luftrettungsmitteln um sich schmeisst.
    Wem nützt das? Wie bekommt man das eigentlich mit dem "Verbraucher" kommuniziert oder aber der nächsten wütenden Bürgerinitiative, die sich dann wieder wutschnaubend darüber aufregt, dass man an einem sonnigen Sonntag nicht mehr in Ruhe seine Brötchen auf der Terrasse genießen kann?
    Von den Kosten einmal ganz zu schweigen.


    Wie ich schon schrieb, ich bin ein deutlicher Befürworter des bundesdeutschen Luftrettungsnetzes, allerdings komme ich nicht mehr um den Gedanken herum, dass man mit der Etablierung von Luftrettungsstandorten langsam aber sicher mit Kanonen auf Spatzen schießt.


    Wer bis hierhin alles gelesen und durchgehalten hat, den beglückwünsche ich... an dessen Meinung zu dem Ganzen bin ich durchaus interessiert.
    Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion... :user1:

  • Um für die Berliner Situation zu sprechen:
    Es ist richtig, das seid Jahr & Tag ein zweiter RTH gefordert wird. Der ITH ist aufgrund seines benötigten Platzbedarfes in vielen Bereichen schnell am Limit und kann vielerorts nicht mal ebend auf der Straßenkreuzung parken.


    Christoph 31 ist in wenigen Ortslagen der 1. Abmarsch, dies betrifft überwiegend den äußersten Süd-Westen Berlins. Den Großteil seiner Einsätze leistet der RTH als Lückenfüller im gesamten Stadtgebiet ab. Die Lückenfüllerproblematik betrifft nicht nur Christoph 31, sondern auch die bodengebundenen Rettungsmittel. Die NEF und RTW mutieren zu Stadtrundfahrts-Unternehmen, können im Status 8 und 1 per GPS geortet und neu disponiert werden. Dies führt dazu, dass man während einer Schicht mitunter fleißig rum kommt und ggf. auch mal durch folgende Einsätze in einem vollkommen anderen Beritt hängen bleibt. Wo man nun die Einsätze fährt sollte für einen persönlich zwar egal sein, aber der eigene Beritt ist mitunter ausgedünnt (nackt). Dies passiert nicht nur zu klassischen Stoßzeiten, sondern auch im Wochenend- und Nachtgeschäft - auch und gerade in den Randgebieten (beispielhaft sei Marzahn-Hellersdorf zu nennen). Es gibt Wachen, da bilden schätzungsweise 1/4-1/3 des Alarmaufkommens der LHF First Responder Einsätze. Eine Zeit lang versuchte man durch die Umstationierung bestehender RTW gegen zu steuern, was nur bedingt gelang, da die Lücken nur verschoben worden. Neuster Streich sind von Leitstellen-Personal besetzte 12h-RTW - das dürften momentan 2 zusätzliche RTW sein. Wirkliche zusätzliche RTW kommen nur sehr zögerlich, egal wer die besetzt (Fw, HiO, Flecktarn).


    Wenn man sich die Alarmzahlen von Christoph 31 (2013: 3114 (und der fliegt nur am Tage)) und Christoph Berlin (2013: 1212 (24h)) und insbesondere die Lückenfüller-Tätigkeit von Christoph 31 betrachtet, wird deutlich, dass die bisherige Anzahl der Boden-Notärzte (momentan 16x 24h) mutmaßlich nicht ausreicht. Und um es vorweg zu nehmen: für mich ist es schwer vorstellbar, dass das nur an SNAP liegen soll.

  • Zitat

    Dennoch wehre ich mich vehement dagegen, dass die Luftrettung als
    Lastesel für alles herhalten soll. Es kann nicht angehen, dass die
    Luftrettung die desolate Situation und die nicht ausreichende Dichte an
    bodengebundenen Notarztstandorten ausmerzt, bzw. auffüllt

    Ich bin genau der gleichen Meinung, wundern tut mich das Ganze jedoch nicht ...


    Die fehlende Notarztdichte ist ja nur ein Part, den man mit mehr Rettungshubschraubern auszumerzen versucht. Mir fallen da spontan auch die fehlenden Versorgungsmöglichkeiten in Kliniken auf dem Land ein. Immer mehr Kliniken schließen und immer weniger sind wirklich "anfahrbar".


    Wohin soll man denn mit einem polytraumatisierten und wirbelsäulenverletzten Patienten mitten im Nirgendwo?


    Wenn man nicht 45 Minuten rumpelnd im RTW durch die Pampa gurken will, um den nächsten Maximalversorger zu erreichen, lässt man entweder den Heli kommen oder fährt ein Kreiskrankenhaus an und der Patient wird später von dort per RTH in einen Maximalversorger verlegt. Also bleibts so oder so am RTH hängen.



    Und gleich einen hypermodernen Hubschrauberstandort zu errichten, macht für den Wähler mehr her, als ein zusätzlicher RTW auf einer xbeliebigen Rettungswache oder ein angeworbener (Fach-)Arzt mehr, der Bock hat, sich in ein NEF zu hocken.

  • Ich habe mehrere Jahre im Einzugsbereich des geplanten RTH gearbeitet und muss sagen... er macht wirklich Sinn.


    CHR 5 ist am Limit. Sicher das liegt in weiten Teilen auch an der desolaten NEF Verfügbarkeit. Dennoch ist der Bedarf auch strukturell bedingt.
    Wenn ich an meine Heimatwache denke. Anfahrtszeiten mit Signal liegen im extremfall jenseits von 30min für die entferntesten Orte. Das ist natürlich zu viel und eine weitere Wache würde gebraucht. Trotz allem ändern sich Grundprobleme wie extrem lange Transportwege nicht. Ich hatte es mehrfach gehabt, dass wir Fahrtzeiten zum nächsten KH der Maximalversorgung jenseits der 60min hatten.Enge Straßen. Weite Wege. Und wenn auch nur eine Straße ne Baustelle hat kommen schnell 20min Umweg drauf.


    Aufgrund der wenigen Einwohner auf sehr viel Fläche hat man dann hin und wieder eine Wache mit einem RTW (und oft einen Tag-NKTW als Back-up). Dann kommt noch das NEF dazu. Nur wenn der RTW unterwegs ist, gibt es keine Kapazitäten mehr für einen weiteren Einsatz. Die nächste Wache hat dann Anfahrtszeiten von bis zu 45min. Bei der schon heute sehr niedrigen Einsatzdichte (oft <4 RTW-Einsätze/24h) pro Wache macht eine enorme Aufstockung kaum Sinn. Eine weitere RTW+NEF Kombi wird unbezahlbar für zwei zeitgleiche Notfälle... kommt alle paar Wochen vor. Reicht also nicht. Eine weitere Wache ist theoretisch notwendig. Praktisch... naja irgendjemand muss erstmal die Wache finanzieren die alle zwei Tage mal einen RTW-Einsatz hat.
    Das betrifft nicht nur eine Wache, sondern einen ganzen Haufen in der Region. Man bräuchte locker ein dutzend Fahrzeuge und ähnlich viele Wachen mehr - die dann nichts zu tun haben. Und selbst dann fehlen immer noch Notärzte und die Krankenhäuser rücken auch nicht näher dran.



    Klar man kann bei den umliegenden Hubschraubern vielleicht die ein oder andere vorsrorgliche Alarmierung bei mehr Rettungswachen sparen. Aber die weiteren Wachen sind vermutlich teurer als ein Hubschrauber. Die anderen Standorte kann ich nicht beurteilen. Aber für Kaiserslautern dürfte es die sinnvollste Lösung sein,

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,


    Wie Du ja schon selbst geschrieben hast, ist das mit CHR5 auf die desolate NA-Dichte in der Region zurückzuführen, bei CHR 10 in Wittlich ist es noch schlimmer. Wo bleiben denn die Kosten und Berechtigungen, wenn solche Einsatzmittel - explizit der Rettungshubschrauber - ständig für Husten-Schnupfen-Heiserkeit rausgeschickt werden? Im Eingangspost wird die Frage ja schon gestellt, was passiert, wenn der Hubschrauber wegen der Witterung oder Dunkelheit nicht zum Einsatz kommen kann? Heißt es dann pauschal "Pech gehabt!"?


    Die Luftrettung kann immer nur als Ergänzung fungieren, hiermit eine primäre Sicherstellung zu gewährleisten geht vollkommen am Konzept vorbei und hilft auch wirklich niemandem!


    Wenn ich lese, dass Anfahrtswege von bis zu 30 Minuten benötigt werden, dann stimmt am Rettungsdienst-Konzept in der Region grundlegend etwas nicht! Bevor ich hier also einen Rettungshubschrauber ins Feld führe, müssen andere Baustellen abgearbeitet werden, notfalls wäre sogar eine Verhandlung mit den Kostenträgern und den Zweckverbänden erforderlich, um eine ggf. "flexible Response" einzuführen, die eine etwaige temporäre Bedarfserhöhung schneller und unkomplizierter gewährleistet, indem man die Bereitschaften, respektive das RTW-Hintergrund-System stärker einbindet. Ein weiteres, gutes Stichwort wäre hierbei der Ausbau des First-Responder-Systems. Wobei man den öffentlichen Rettungsdienst auch auf solchen Systemen nicht ruhen lassen kann.


    Zugegeben, das ändert nicht die langen Transportwege. Dies lasse ich auch als Argument für die Implementierung gelten, dennoch ist es im Gesamtkonzept unstimmig.


    Leider habe ich nur die Zahlen des "Ausschuss Rettungswesen - Weiterentwicklung der Luftrettung in Deutschland - Abschlussbericht zur Phase II" zur Hand, welche nun auch schon elf Jahre alt sind.
    Dort stellt sich das Ganze wie folgt dar:


    Gesamt-Einsatzaufkommen der Luftrettung nach Landkreisen:


    • Stadt Kaiserslautern: 22
    • Landkreis Kaiserslautern: 41
    • Landkreis Kusel: 37
    • Landkreis Birkenfeld: 48
    • Landkreis Bad Kreuznach: 58
    • Landkreis Bad Dürkheim: 243
    • Stadt Landau in der Pfalz: 25
    • Landkreis Südwestpfalz: 46
    • Stadt Pirmasens: 19
    • Stadt Zweibrücken: 12
    • Landkreis Südliche Weinstraße: 84


    Das ist nun das Gebiet, welches CHR Kaiser abdecken würde und wir kommen hierbei auf 635 Einsätze.
    Dem muss man aber auch gegebenüberstellen, dass allein im Bereich Bernkastel-Wittlich zum Zeitpunkt der Analyse 696 Einsätze registriert wurden, ganz zu schweigen von dem umliegenden Einsatzgebiet des CHR 10, welches dann noch einmal mehr als das Doppelte aufweist.
    Alles in allem, war zum Zeitpunkt der Messung, das Anforderungsprofil im Bereich des CHR Kaiser eher niedrig bis unterdurchschnittlich.
    Zudem habe ich oben Landkreise aufgeführt, wo andere Rettungshubschrauber ggf. schneller wären, als der CHR Kaiser, was also bedeutet, dass bei den 635 Einsätzen locker noch einmal ein Viertel rausfallen könnte.


    Klar, in elf Jahren kann eine Menge passieren, aber dennoch denke ich nicht, dass sich großartig etwas an der Klinikdichte und Vorhaltung verändert hat. Wenn doch, dann lasst es mich bitte explizit wissen.


    Eins ist sicher - und das ist auch so eine Sache, mit der ich ein kleines Problem habe -, wenn eine Leitstelle einen Hubschrauber zur Verfügung hat, dann setzt sie ihn auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein (oftmals auch unterhalb der erforderlichen Schwelle). Und spätestens dann, beißt sich die Katze wieder selbst in den Schwanz. Man etabliert ein teures Einsatzmittel, welches die regionale Versorgung verbessern soll und verballert es dann oftmals zum Blutdruckmessen, damit das Rettungsmittel auf seinen Schnitt, respektive seine Einsatzzahlen kommt.
    Wie Murphys Law es eben so will, tritt genau dann ein Dublizitätsfall auf und das "Wunderwuzzi" steht nicht zur Verfügung, respektive man muss sich wieder alter, ungeliebter Ressourcen bedienen.
    Natürlich kommt es auch zu Dublizitätseinsätzen, wenn der Hubschrauber bei einem "gerechtfertigten" Einsatz ist, aber die Chancen stehen sehr gut, dass die Schraube den ganzen Tag die fliegende Arzttasche für Hausbesuche macht. Wer mir da nicht glaubt, der soll mal die Kollegen vom CHR 10 in Wittlich fragen...


    Unsere Wachendatenbank gibt es leider nicht wirklich her und genießt zudem keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber wer hat denn hier einmal eine gute Übersicht der Vorhaltungen in der Region zur Hand? Eine Auswertung des Einsatzaufkommens wäre ebenfalls nicht schlecht. :zeitung:

  • Hallo Patrik,
    Wo hast du denn die Info her, dass in Hartenholm (Schleswig-Holstein) wieder ein NEH stationiert werden soll?
    2011 stand dort für drei Monate probeweise ein NEH vom KBA Norderstedt, dieser wurde in den Grund und Boden gestampft..

  • [hi]



    @ Kalli:


    Hier muss ich eine kleine Korrektur anbringen.
    Christoph 77 fliegt seit 2007 nur noch bis Sunset +30. Auch die LAR operiert nicht mehr in der Nacht, weil irgendein Genehmigungsverfahren den Bach runtergegangen ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
    Somit ist man "in de Palz" Nachts recht nackig, wenn man sich einmal den hessischen ITH wegdenkt.


    Sehr interessantes Thema, ich komme darauf zurück, vielleicht kann ich dann auch mit einigen aktuelleren Zahlen aufwarten.

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • Bei der schon heute sehr niedrigen Einsatzdichte (oft <4 RTW-Einsätze/24h) pro Wache macht eine enorme Aufstockung kaum Sinn.

    Sei mir nicht böse, aber diese Aussage ist der größte Schwachsinn ... wenn das Rettungsdienstgesetz
    eine gewisse Eintreffzeit fordert, dann muss man diese auch mit weiteren Rettungswachen erzwingen.


    Und wo ist das Problem, dass es Wachen gibt, die weniger als vier Einsätze am Tag haben? In dem
    Kreis in Schleswig-Holstein, in dem ich lange Jahre gefahren bin, gab es eine Wache, die hatte im
    Schnitt eine Einsatzzahl von rund einem Einsatz pro 24 Stunden, und die dann teilweise sogar noch
    im Nachbarkreis.


    Die Wache war aber dennoch erforderlich und daher gab es sie auch. Probleme mit der Finanzierung
    gab es auch keine, weil alle Wachen im Kreis einen einzigen (kommunalen) Betreiber hatten.


    In meinen Augen ist das ein hausgemachtes Problem in Rheinland-Pfalz. Und wenn man sich dann
    einfach mal anschaut, wer dort fast ausschließlich die Rettungsmittel stellt, der wird auch erkennen,
    warum dieses Problem existent ist.

  • Patrick
    Kreis Bad Dürkheim würde in Teilen (daher woher die hohen Zahlen kommen) zu Christoph Kaiser fallen. Je nähe es an Kreis KL kommt, desto schwieriger die NA Lage. Die niedrigen Einsatzzahlen in KL für CHR5 wird vermutlich an mangelhafter Kommunikation zwischen leitstellen liegen.
    Bedarf ist ganz sicher da. In den vergangenen 11 Jahren ist das Einsatzaufkommen ja alles andere als gesunken. Ob man das mit einem Hubschrauber auffangen sollte, ist eine andere Frage.


    Tobias Voss
    Grundsätzlich hast du Recht. Eigentlich bräuchte es noch ein paar Wachen mehr. Viele bestehende müssten aufgerüstet werden. Kann nicht sein, dass es auf 500.000 Einwohner kein freies Rettungsmittel (auch kein KTW) gibt und das gar nicht so selten vorkommt. Parallelbräuchteman viel mehr Notärzte wenn man die Hilfsfrist der anderen Rettungsmittel auch ungefähr für NEF durchsetzen wollte. Soweit macht das alles noch Sinn.
    Mit der derzeitigen Finanzierung des Rettungsdienstes ist das nicht tragfähig. Aber das könnte man theoretisch ändern. Das Transportproblem wäre dann immer noch nicht gelöst. Die Krankenhäuser kommen nicht näher. Weitere Krankenhäuser auf Maximalversorgung aufzurüsten wäre absurd. Wenn man alle bestehenden Systeme aufrüstet und mehr Wachen schafft ist erstmal geholfen. Aber ob man sich damit dauerhaft um weitere RTH drückt bezweifel ich.

    • Offizieller Beitrag

    @ Schulsani:


    Wie ich oben schon schrieb, muss man diese Zahlen dann ggf. aufteilen.
    Die LST Kaiser weiß sehr gut, wo sie wie einen Hubschrauber anfordern kann und wenn es nötig ist, macht sie das auch.
    Ich kann mir durchaus gut vorstellen, dass das Einsatzaufkommen alles andere als gesunken ist, aber wo liegen dafür die Ursachen? Das müsste man einmal analysieren.
    Der Forderung nach einem eigenen Rettungshubschrauber-Standort geht normalerweise immer eine Bedarfsanalyse voraus. Davon habe ich nicht wirklich was gefunden.
    Weiterhin ist es schon bezeichnend, dass die Forderung nach deinem eigenen RTH noch einmal aufblüht, wenn ein spezieller Betreiber seine Fühler in dem Gebiet ausstreckt. Noch verwunderlicher ist es, wenn man ein paar Jahre zuvor den Nachtbetrieb des CHR 77 eingestellt hat, weil man nun das bodengebundene ITW-System forciert und die Anforderungen bei Nacht im Post-Primär-Sektor doch eher unterdurchschnittlich waren.
    Wo sind denn da die "langen Wege" zwischen den Kliniken oder aber Schwerpunktzentren?


    Noch einmal zum besseren Verständnis, die Luftrettung kann niemals eigenständig als Primärrettungsmittel zur Gewährleistung der rettungsdienstlichen Abdeckung agieren! Allerdings versucht man das hier dem Bürger irgendwie zu verkaufen und ich zeige mich zudem erschrocken darüber, dass selbst aus den Reihen des Fachpersonals diese "Propaganda" geschluckt und angestrebt wird.
    Gerade in RLP, wo man es sich scheinbar leisten kann, im dreistelligen Millionenbereich Flughäfen und Rennstrecken am Leben zu halten, hat man scheibar keine große Probleme damit anstatt zehn weiterer RTW oder Wachen einen Rettungshubschrauber zu etablieren, der im Jahr von Haus aus 2,5 Mio € kostet!


    Abgesehen von der Tatsache, dass damit die Ökonomie und Effizenz ein wenig auf der Strecke bleibt... wie will man das dem Bürger eigentlich verkaufen? Irgendwann wird es dazu kommen, dass auch einmal ein Unbeteiligter (oder noch schlimmer, ein Betroffener) Fragen stellt!


    Ich bin bis jetzt bei der Meinung, dass einer etwaigen Etablierung eines Luftrettungszentrums zunächst eine ordentliche Bedarfsanalyse und Korrektur, respektive Aufstockung der bodengebundenen Rettungsmittel vorausgehen sollte.

  • Ich sehe die Notwendigkeit für einen weiteren Rettungshubschrauber nicht gegeben. Der Wunsch nach einem solchen ist wohl mal wieder der Ausdruck einer immer weiter in dieser Gesellschaft voranschreiteten Überregulierung und Überbehütung. Es darf nichts mehr passieren, immer und für alles muß jemand Schuld sein und zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn ich in einer strukturarmen Gegend lebe, muß ich leider mit Einbußen in rettungsdienstlicher Versorgung rechnen.


    Wie sieht die Situation in Kaiserslautern und im Leitstellenbereich Kaiser aus ? Die Stadt Kaiserslautern wird durch 1,5 NEF abgedeckt. Westlich steht das NEF Landstuhl, dann kommt bereits das Saarland mit einem NEF in Homburg. Südlich steht im LST Bereich Südpfalz das NEF Rodalben, seit dem 1.8. deckt südöstlich der Notarztstandort Lambrecht große Bereiche des Pfälzer Waldes ab. Das Fahrzeug steht zwar im LST Bereich Ludwigshafen, ist aber nur wenige Kilometer vom LST-Bereich Kaiser entfernt.
    Der kritische Bereich, der auch die Ursache des Wunsches nach einem RTH ist, liegt im nördlichen und nordwestlichen Bereich von Kaiserslautern. Hier steht nur ein NEF in Kusel und Rockenhausen. Sollten genau diese beiden Fahrzeuge im Einsatz sein, so ist der Bereich ziemlich leer. Für Kusel könnte wiederum ein NEF aus dem Saarland eingesetzt werden, für Rockenhausen käme das NEF Meisenheim im Leitstellenbereich Kreuznach. Für die Gemeinden zwischen Kaiserslautern, Kusel und Rockenhausen kann niemand kommen, hier klafft tatsächlich eine Lücke.


    Trotzdem liegt die Lösung für mich nicht in der weiteren Stationierung eines RTH, sondern in der Aufwertung und der Kompetenzsteigerung des nichtärztlichen Rettungsdienstpersonals. Und bevor der Schritt zu einem weiteren RTH gemacht wird, sollte bei den bestehenden NEF in dieser Region erst einmal die dauerhafte Einsatzfähigkeit sichergestellt werden und unter Umständen ein zusätzliches NEF geschaffen werden, hier wäre der Standort Lauterecken geographisch interessant.

  • Wenn ich in einer strukturarmen Gegend lebe, muß ich leider mit Einbußen in rettungsdienstlicher Versorgung rechnen.

    Nein, das ist zumindest in meinen Augen falsch, denn das Rettungsdienstgesetz interessiert es nicht, ob es
    sich um eine strukturschwache der um eine sagen wir mal städtische Region handelt. Innerhalb der vorgege-
    benen Hilfsfrist muss das erste qualifizierte Rettungsmittel vor Ort sein.


    Wenn es dann vor Ort keinen Notarzt gibt, dann muss mal als Rettungsdienstler eben improvisieren, ich höre
    noch immer die Aussage meiner Leitstelle "wenn Ihr nen NEF braucht, sagt mir, wohin ihr fahren wollt, dann
    schicke ich Euch das NEF entgegen", das war auf einer Wache früher gerade Nachts eigentlich der Normalfall,
    mittlerweile durch die neue Leitstelle über drei Kreise hinweg ist das Problem deutlich geringer geworden.


    Und gerade nachts hilft ein zusätzlicher Hubschrauber nun nicht so wirklich etwas, weil er ja nur bis maximal
    Sonnenuntergang (und bei gutem Wetter) aktiv eingreifen kann ...

  • Der Kompensations-Wahnsinn geht weiter. Christoph 31 absolvierte 2014 ganze 3714 Alarme (+627 gegenüber 2013) und knackte damit den eignen Rekord von 2008 (3194). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen mit den Optimierungsversuchen der SNAP-Abfrage gestalten oder/ und ob weitere bodengebundene Notärzte folgen werden.


    Dem Buschfunk nach fährt der ADAC bei Christoph 31 pro Tag inzwischen ein 2-Schichtsystem bei den Piloten. Kann das wer bestätigen?

  • Der Kompensations-Wahnsinn geht weiter. Christoph 31 absolvierte 2014 ganze 3714 Alarme (+627 gegenüber 2013) und knackte damit den eignen Rekord von 2008 (3194). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen mit den Optimierungsversuchen der SNAP-Abfrage gestalten oder/ und ob weitere bodengebundene Notärzte folgen werden.


    Dem Buschfunk nach fährt der ADAC bei Christoph 31 pro Tag inzwischen ein 2-Schichtsystem bei den Piloten. Kann das wer bestätigen?

    Siehe:
    http://www.rth.info/news/news.php?id=1447
    http://copterweb.de/wordpress/…beim-christoph-31-berlin/

  • Gerade für Berlin ist mir das Unverständlich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein 2 Schichten System besonders billig ist. Gerade in einer Großstadt lassen sich Kapazitätsprobleme doch viel besser lösen als im ländlichen Raum.

  • Zitat

    Es seien längst Zahlen geliefert worden, die den Bedarf belegen könnten. Allerdings konnten die von ihr vorgelegten Zahlen von den mit der Materie betrauten Fachleuten nicht nachvollzogen werden, heißt es in dem erwähnten Schreiben.

    Ja ja, glaube nur einer Statistik, die du auch selbst gefälscht hast :auslach:

  • Wobei ich als Mangel sehe, dass sich dabei stets nur die Westpfalz lokal angeschaut wird - also eher weniger als der Einzugsbereich von "Christoph Kaiser". Das finde ich sehr schwierig da eins der Hauptargumente für den RTH die Überlastung von Christoph 5 (sowie 77 und 43 und ggf auch 16) ist. Dieses Problem bekommt man mit einer Verbesserung der Notarztversorgung im Kreis Kaiserslautern nicht behoben. Also entweder man braucht einen weiteren Hubschrauber - oder man schaut wie man die vorhandenen RTH entlasten kann. Eine Verbesserung der Infrastruktur in deren Herkunfstregionen dürfte die Verfügbarkeit für Kaiserslautern merklich erhöhen...

  • Eine Verbesserung der Infrastruktur in deren Herkunfstregionen dürfte die Verfügbarkeit für Kaiserslautern merklich erhöhen.

    Na ja ... gäbe es in RLP eine vernünftige Anzahl an Rettungswachen, die dann auch eine vernünftige
    Zahl an RTW einsatzbereit halten dürfen, wäre das Problem schon deutlich entspannter. Ist der RTW
    innerhalb der gesetzlich geforderten Frist am Einsatzort, lässt sich sehr schnell absehen, ob überhaupt
    der Notarzt benötigt wird.


    Schicke ich aber den RTH als "Quasi-First-Responder" zum Einsatzort, weil der eigentlich zuständige
    RTW mal wieder eine KTW-Tour macht und die beiden Nachbar-RTW das gleich Schicksal haben, dann
    binde ich unnötig einen RTH.


    Daher wäre ich dafür, dass man endlich mal in Rheinland-Pfalz anfängt, seine eigenen Gesetze zu lesen
    und daraus auch mal einen realistischen Bedarfsplan, auch unter Betrachtung der Geografie, erstellt.


    Man sollte nicht vergessen, dass in Eifel oder Hunsrück die Luftlinie zwischen Rettungswache und Einsatz-
    ort vieleicht nur 5 Kilometer beträgt, der Weg dorthin auf der Straße aber 300 Höhenmeter rauf und auch
    wieder runter sowie eine Strecke von 15 Kilometer bedeutet ...

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