Selten hab ich auf der RettMobil so gegensätzliche Meinungen gehört wie in diesem Jahr. Darum hier mein persönliches Fazit, und ich würde mich freuen selbiges, sachlich, von anderen auch zu hören.
Mein Fazit zur RettMobil 2009 fällt doch recht zwiespältig aus. Hat die Tendenz unbedingt die Rettmobil zu besuchen bis zu diesem Jahr stetig nachgelassen wird das Pendel nächstes Jahr wohl gänzlich gegen einen Besuch der Messe ausschlagen.
In meinen Augen gibt es für die RM zwei Lösungen, entweder Gesundschrumpfen oder aber konsequente Weiterentwicklung. Letzteres würde bedeuten entweder am bisherigen Standort ganz erheblich in die Infrastruktur zu investieren oder aber endlich den Schritt zu einem echten Messestandort zu gehen, sei es Frankfurt oder gleich Hannover wenn man in der Region bleiben möchte.
Fangen wir mit etwas banalem wie den Parkplätzen an. Bei gutem Wetter mag es ja noch eine Lösung sein in den kreativsten Formen auf den gemähten Wiesen zu parken. Spätestens nach einem Regenguss wird dieser Zustand allerdings untragbar. Ebenso scheint dieses Jahr eine neue Mode aufgekommen zu sein jedes geparkte Fahrzeug mit unnötigen dafür umso vielfältigeren Werbeblättchen zu verschönern. Das ein großer Teil davon auf den Wiesen , in Gräben und unter Büschen verblieb war eindrucksvoll zu bewundern.
Die entsprechenden Verteiler sollten hierfür eigentlich mit einer schmerzhaften Strafe zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Fachbesucher informiert sich ohnehin auf der Messe über interessante Produkte. Wer es als Unternehmen nicht schafft dort aufzufallen tut dies mit solchen Flugblatt-Bombardements höchstens unangenehm.
Ein weiteres großes Ärgernis ist das Angebot an Sitzplätzen auf dem Messegelände. Richtig Platz gibt es nur im „Messe-Restaurant“. Sitzgelegenheiten außerhalb sind nicht existent, von den viel zu wenigen an den Verpflegungsständen abgesehen. Es darf doch nicht so schwer sein an geeigneten Stellen für Rastmöglichkeiten zu sorgen. Da hilft es auch nicht dass sich viele der Besucher, bei gutem Wetter zumindest, auf den Wiesen zu einem Zwangs-Picknick niederlassen.
Dort könnte man auch gleich die Notdurft verrichten, zwar wurde hier aufgestockt aber wenn das Publikum wachsen soll dann muss auch die sanitäre Infrastruktur mithalten. Dies ist absolut nicht der Fall, selbst außerhalb der Stoßzeiten sind Schlangen an den Toiletten Normalität. Die Reinigungskraft im Dauerstreß und alles andere als zu beneiden.
Wenig zur Freude trägt auch das Klima in den Zelten bei. Spätestens ab Mittag ist die Luft dort zum Schneiden. Selbst meinen Kollegen und mir, allesamt in jüngeren Jahren, drängte der Kreislauf manche Halle im Laufschritt zu durchqueren um nur schnell wieder an eine offene Tür zu kommen. Improvisationen wie mit dieser Zeltlandschaft sind völlig in Ordnung wenn sie ihren Zweck erfüllen. Allerdings sollte es doch im Rahmen der Möglichkeiten liegen für eine bedarfsgerechte Lüftung bzw. Klimatisierung zu sorgen. So gibt es keinen Anreiz für nicht unbedingt dringend nötige Gespräche und man wird genötigt schnell ein Katalog zu greifen und das Visitenkärtchen zu hinterlassen mit der Bitte um einen Rückruf (bei besserem Klima). Letztlich bietet dann die Messe weniger Informationsgehalt als das Internet.
Schade auch dass im Bereich der Großfahrzeuge mal wieder Schmalhans herrschte. Warum kann man spekulieren. Vielleicht liegt es schlicht am Platzangebot auf dem Freigelände. Zum Beispiel die Fläche der Geländestrecke könnte man sinnvoller verwenden. Es mag ja ein netter Gag sein mit einem Transportpanzer oder einem anderem geländegängigen Fahrzeug mal mitzuschaukeln.
Für den Fachbesucher ist das allerdings allenfalls nett anzuschauen und für eine kurze Auflockerung zwischendurch gut (wobei sich bei jährlichem Besuch dies auch deutlich abnutzt). Um sich einen Eindruck von der Geländefähigkeit von Fahrzeugen zu machen taugt die Strecke und die Präsentation nicht. Schließlich ist der Käuferkreis von gepanzerten Fahrzeugen ebenso klein wie der für zwanzig Jahre alte Löschfahrzeuge. Also Bitte entweder diesen Spaßpunkt für den Hobby-Besucher streichen und das Gelände anderweitig als Ausstellungsfläche zu verwenden oder aber wirkliche qualifizierte Demonstrationen von Fahrzeugen die auch dem Fachbesucher hilfreich sind. Dieser Punkt kommt hier (und dieses Jahr besonders) deutlich zu kurz.
Selbiges gilt für den Stand von Mercedes-Benz mit der Teststrecke. Schön wäre es wenn man sich hier wirklich ein Bild von den unterschiedlichen Fahrzeugen machen könnte. Als wir z.b. anfragten gab es schon Wartezeiten von über vier Stunden bis die nächsten Termine frei wurden. Hier steht eben auch der Spaßfaktor wieder im Vordergrund und nicht der Informationsbedarf von Fachbesuchern. Warum sonst werden Termine vergeben an Personen die eindeutig wenig Bedarf an Rettungswagen haben wie z.b. Gruppen des THW oder freiwilligen Feuerwehren. Kein Problem wenn es genügend Fahrzeuge gibt und Termine. Aber hier wird das Infotainment in den Vordergrund gestellt, der Informationsgehalt ist auch hier wieder größer wenn man sich vertrauensvoll an die einzelnen Hersteller wendet.
Die Messe als zusammengefasster Überblick über die verschiedenen Varianten hat ihre Bedeutung danach verloren. Denn für den Kontakt mit den Herstellern braucht es keine Messe.
So wird es für mich vermutlich der letzte Besuch der RettMobil gewesen sein, die Investition an Zeit und Geld für Anreise steht nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen. Bedauerlich zwar aber der Entwicklung der Messe geschuldet die ihren Platz nicht gefunden hat zwischen „Hannover-Messe“ und der „Hobby-Elektronik“.