Polytrauma intubieren?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gemeinde,


    nehmen wir mal an, wir haben es mit einem Polytrauma zu tun (was weiß ich, Sturz aus großer Höhe, zum Beispiel), hinzu käme noch ne Wirbelsäulenbeteiligung und ein fragliches, stumpfes Abdominaltrauma.
    Wird sowas nicht mehr pauschal intubiert?
    Auf dem Transport kann es ja jederzeit zu schwerwiegenden Komplikationen kommen.


    Was meint ihr?

  • kommt auf den NA an ... aber wie ich das klinisch und präklinisch mitbekomme geht der Trend eindeutig zum wachen Patienten ... was auf lange Sicht gesehen auch Vorteile hat ....


    Ich hab mich manches Mal schon gewundert, wer alles "wach" gelassen wurde ... und war zunächst etwas geplättet, kennt man es als alter Rettungsdienstler doch dass jeder Schwerverletzte intubiert gehört.


    Aber ich muss auch sagen, man gewöhnt sich dran, dass solche Patienten wach bleiben, mit anständiger Analgosedierung ist das ja auch kein Problem mehr ...

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

    • Offizieller Beitrag

    Okay...
    Also ist der Trend eher massive Analgosedierung, aber wenn er schnaufen kann, dann wird kein Nuckel reingeschoben!


    Wie sieht das allerdings mit dem Stressmanagement des Patienten aus. Sedierungen gehen ja nicht immer darauf hinaus, dass der Patient nichts mehr mitbekommt.
    Ich kann mich da an einen Fall erinnern, wo wir einen Zustand nach VU hatten, mit fraglichem Becken, multiple UA-Frakturen, Thoraxtrauma und verdacht BWS. KEINE SHT-Beteilung.
    Den hat der NA sowas von weggeschossen (Intubationsnarkose) (Succi, Fenta, Eto, Ketamin-Dormicum), dass ich der Auffassung war, der wird nie wieder wach!
    Scheint wirklich auf den NA anzukommen...


    Ich sehe bei sowas aber auch das Risiko der Aspiration und wenn das Kind dann erstmal in den Brunnen gefallen ist, wird es schwer...

    • Offizieller Beitrag

    Neben dem Inspiartionsschutz ist der große Vorteil der Intubation doch einfach die a) bessere Oxygenierung und b) der verminderte O2-Verbrauch durch den Patienten, da er erstens sediert ist und zweitens weniger "aktiv" tun muss.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  • Zitat

    Original von tansamalaja
    Neben dem Inspiartionsschutz ist der große Vorteil der Intubation doch einfach die a) bessere Oxygenierung und b) der verminderte O2-Verbrauch durch den Patienten, da er erstens sediert ist und zweitens weniger "aktiv" tun muss.


    wenn das der Grund ist dann musst du jeden Patienten mit einem ordentlichen Herzinfarkt intubieren ;)


    der Schuß mit dem "patient muss weniger aktiv sein" ist genau der, der ordentlich nach hinten losgehen kann:


    wenn sich der Traumapatient nur durch seine eigenen Katecholamine noch auf denen Beinen hält, und du ihm die durch eine ordentliche Intubations wegballerst, weil du ihm ratz-fatz sämtlichen Stress nimmst, dann kippt er dir derat aus den Latschen dass du mit der Aufrechterhaltung des Kreislaufs nicht mehr hinterher kommst....


    Genau das ist wohl auch der Grund warum Traumapatienten häufig irre Mengen brauchen um endlich Schmerzfrei zu sein oder gar zu schlafen, und bei den Mengen, feiern die Nebenwirkungen Hochzeit ;)

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  • An dieser Stelle werfe ich mal wie im Chat das Stichwort ein nicht invasive Beatmung in der Notfallmedizin. Wird sich das vielleicht wie von Kellern beobachtet mehr und mehr durchsetzen wenn entsprechende Geräte flächendeckend verfügbar sind wie Oxylog 3000 ?

    "Wir wissen zwar nicht wo es hingeht, wollen aber als erste dort sein"
    "Lassen sie mich mal vor, das geht hier nach Kompetenz"

  • Zitat

    Original von y903211
    An dieser Stelle werfe ich mal wie im Chat das Stichwort ein nicht invasive Beatmung in der Notfallmedizin. Wird sich das vielleicht wie von Kellern beobachtet mehr und mehr durchsetzen wenn entsprechende Geräte flächendeckend verfügbar sind wie Oxylog 3000 ?


    NIV machen wir hier präklinisch nicht (dass ich wüsste); beim Traumapatienten schon gar nicht.


    NIV mit nem SHT oder (Mittel-)Gesichtsfraktur ist technisch schwierig durchführbar (die Maske muss ja fest angegurtet werden !)


    Hier ist bisher bei Trauma die Devise: wenn Beatmung - dann mit Tubus.



    Internisten habens da besser, es gibt ne Reihe von Patienten die zeitweise eine Atemhilfe benötigen, man aber eine Intubation aus verschiedensten Gründen scheut.


    Da kann ich mir gut vorstellen, dass die NIV in ein paar Jahren auch präklisch Fuß fasst (Asthma, LÖ ...)

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  • Zitat

    Original von kellern
    Genau das ist wohl auch der Grund warum Traumapatienten häufig irre Mengen brauchen um endlich Schmerzfrei zu sein oder gar zu schlafen, und bei den Mengen, feiern die Nebenwirkungen Hochzeit


    In den vergangenen Jahren ist mir zunehmend aufgefallen, dass polytraumatisierte Patienten, die nicht intubiert wurden, die besseren Prognosen hatten.


    Zum Thema Schmerzfreiheit und Nebenwirkungen: Wie schnell und vor allem eindrucksvoll das in die Hose gehen kann, wenn ein NA es zu gut meint, hat ein Einsatz vor zwei Wochen gezeigt. Der Patient musste letztendlich intubiert werden, da er sich, dank Unmengen von Fenta, in Punkto Atmung nicht mehr besonders kooperativ zeigte :ableb:

  • Also die gängigen Leitlinien für präklinischen Polytraumaversorgung schreiben immer wieder eine Frühintubation sollte in Betracht bezogen werden.
    Da die Patienten i.d.R. erhebliche Schmerzen haben, macht eine Analgesie im Rahmen einer Narkose den meisten Sinn. Auch weil die Unfallopfer spätestens in der aufnehmenden Klinik zum Traumascan und der i.d.R. folgenden chirurgischen Intervention der festgestellten Verletzungen in narkose versetzt wird, sprich intubiert wird. Eine Versorgung mit anderem Airwaymanagement (Analgosierung oder Larynxmaske oder ähnlichen) ist aus bereits oben beschrieben Gründen (z.B. Aspiration) nicht üblich.
    Ebenso werden diese Polytraumapatienten auch auf einer Intensivstation erst einmal betreut, und eine regelmäßige operative Weiterversorgung der Verletzungen in den nächsten Tagen erfordert eine entsprechende Narkose.

  • Zitat

    Original von Florian


    Ebenso werden diese Polytraumapatienten auch auf einer Intensivstation erst einmal betreut, und eine regelmäßige operative Weiterversorgung der Verletzungen in den nächsten Tagen erfordert eine entsprechende Narkose.


    glaub mal nicht dass eine anstehende OP kein Grund ist, für eine Extubation.


    Patienten werden trotzdem geweant und extubiert ... dann werden sie halt für die OP wieder kurz intubiert, wenn es keine anderen Möglichkeiten wie Regionalanästhesie etc. gibt.


    Es gibt keinen Trend zu sagen, solange die letzte OP nicht rum ist, wird nicht extubiert ... ganz im Gegenteil.


    Wenn Patienten länger intubiert sind, dann kann das verschiedene Gründe haben, zum Einen vielleicht dass sie nicht "wach" werden, nicht harmonisch wach werden, nicht suffizient atmen, keinen Streß wegen zu hoher Hirndrücken haben sollen oder dass die Pflege die Extubation nicht genug voran treibt.
    Letzlich sind ja wir es die am Bett stehen und das Beatmungsgerät und die Sedierung je nach Patientenkomplience einstellen. Und manche Pflegenden sind immer noch der Meinung dass nur ein intubierter und sedierter Patient ein guter ist .. mit dieser Meinugn kommt man aber nicht weiter, wenn man sich auf einer kleinen Unfallchiru. ITS so seine Langlieger "züchtet", dann fehlen Betten für Neuaufnahmen. Allein deswegen ist eine frühe Extubation erstrebenswert, denn nur so können Patienten nach periphär verlegt werden.


    Es ist ja auch so: die meissten Operierten kommen von "Normalstation". Durchaus auch Einige immer wieder, z.B. zum beliebten VAC-Wechsel alle 2-3 Tage ... dann werden die Patienten halt jedesmal neu intubiert oder anders analgesiert. Niemand würde sagen, der bleibt jetzt in den näschsten zwei Wochen intubiert weil er dann 5x in den OP geht ...

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  • Wenn möglich sollte die Zeit, die ein Patient intubiert ist möglichst kleingehalten werden, um die Rehabilitation nicht unnötig zu erschweren.


    Wie Kellern schon sagte...eine energisch vorangetriebene Entwöhnung des Patienten von einer kontrollierten Beatmung sollte das allgemeine Ziel sein. Dazu gehört natürlich auch, dass der Patient solange wie möglich nicht intubiert bzw. zwischenzeitlich wieder extubiert wird.

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