Allradfahrgestell bei Feuerwehrfahrzeugen

  • Hallo zusammen!


    Möchte hier mal einen Thread starten, in dem ihr über die Verwendung von Allradfahrgestellen diskutieren könnt.
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass immer wieder unterschiedliche Meinungen aufkommen, die meistens unter den Gesichtspunkten Anschaffungspreis, Grad der Nutzung und den Fahreigenschaften auf der Straße diskutiert werden. Möchte jetzt einfach mal eure Meinung zu diesem Thema hören.


    Als Aufhänger möchte ich hier mal die DLA (K) 23-12 der FF Murnau (http://galerie.bos-fahrzeuge.i…22&mode=search&l=deutsch/) nehmen.
    Meiner Meinung nach ist ein Allradfahrgestell für eine Drehleiter nicht sinnvoll. Denn dort, wo man mit dem Straßenfahrgestell nicht mehr hinkommt, gibt es sicherlich auch Schwierigkeiten einen geeigneten Untergrund zu finden.

    Gruß HTFD

  • Du mußt aber auch zwischen Allradantrieb und Geländegängigkeit unterscheiden! Nur weil alle Achsen angetrieben werden, heißt das noch lange nicht, daß man damit weit kommt.


    Meiner Meinung nach sollte man einen Allrad nur einkaufen, wenn man eine gesteigerte Geländefähigkeit gebraucht wird. Es gibt gerade im Nutzfahrzeugbereich vielfälltige Möglichkeiten, die Traktion zu steigern - da ist oftmals ein Allradantrieb überflüssig. Und wenn der wirkich gebraucht wird, sollte auch das Fahrgestell fürs Gelände taugen: sprich gerade Achsen, kurze Überhänge, etc.

  • sehe ich auch so, Allrad muss nicht zwingend vorhanden sein. Bei DLK schon mal gar nicht, aber die Murnauer werden sich da ihre Gedanken gemacht haben.


    Wir z.B. haben ein HLF mit Allrad und Automatik. Ohne großartig auf die Technik einzugehen stört mich an dem Fahrzeug, dass es einfach nur "zu hoch" ist. Vor allem der Aufbau und die Entnahme der PA beispielsweise. Zudem stört mich persönlich, dass in der Kabine aufgrund Allrad- und Automatikgetriebe ein Aufsatz in Form eines Kastens im Fußraum der Kabine vorhanden sein muss, da diese Technik am Fahrgestell ganz einfach diesen Platz benötigt. Ich sage: VORSICHT, Unfallgefahr.


    Wenn Du dann noch diese "dämlichen" pneumatischen Trittstufen dran hast, überlegst Du Dir, ob Du nicht vielleicht Knie- und Scheinbeinschützer vom Fußball an die Einsatzhose nähst... :)


    [Blockierte Grafik: http://galerie.bos-fahrzeuge.info/data/media/1341/WOB_11_20a.jpg]

  • Hmm ...


    wird der Allrad-Antrieb nicht normalerweise genommen, dass ein Einsatzfahrzeug sich auch abseits befestigter Wege fortbewegen kann? Damit würde in meinen Augen nämlich auch die Höherlegung des Fahrzeuges begründen.


    Eine DLK wird wohl nur in den seltensten Fällen im Gelände eingesetzt, da hat der Allradantrieb sicherlich andere Gründe (Traktionsverbesserung im Gebirge und bei Schnee).


    Nicht umsonst schreibt die DIN ja nicht bei allen Fahrzeugen den Allradantrieb vor, wenn ich mich recht entsinne, sollen alle Fahrzeuge die zur Rettung / Bergung und zum wasserführenden Erstangriff zählen mit Allrad ausgestattet werden ...


    Viele Grüße
    Tobias

  • in Murnau (Oberbayern) ist ein Allradantrieb und Schleuderketten im Winter sicher sinnvoll.
    Auch die anderen FZ der FF haben Schleuerketten und viele Allrad.
    Also wird t_voss wohl recht haben - und die Kameraden werden nicht mit der DLK durch den Wald holzen.

  • Ich denke auch, dass in Murnau der Allrad Sinn macht. Könnte mir vorstellen, dass außer den besseren Eigenschaften auf Eis und Schnee auch abgelegen Gehöfte eine Rolle spielen, die nur über schlechte (Wald)Wege zu erreichen sind.

    Sag was Du denkst und Du kriegst was Du willst!

  • Gut. Das sind sicherlich dann begründete Einzelfälle, bei denen es Sinn macht.
    Aber um mal darauf zurückzukommen, was t_voss bezüglich der Geländegängigkeit bei Erstangriffsfahrzeugen sagte.
    Ich halte es für wenig sinnvoll einen Allradantrieb dort unbedingt haben zu müssen. Ich würde es für sinnvoller erachten, dass man Allradfahrgestelle nur dann kauft, wenn entsprechendes Gelände vorhanden ist und dann bei den nahegelegenen Löschgruppen stationiert. Ich sehe das eher kritisch, wenn man mit einem Auto, was durch Allrad einfach einen höheren Schwerpunkt hat, durch urbanes Terrain düst. Da hat ein Straßenfahrgestell sicherlich bessere Fahreigenschaften, was auch den Gelegenheitsfahrern zugute kommen sollte.

    Gruß HTFD

  • Zitat

    Original von HTFD
    Ich halte es für wenig sinnvoll einen Allradantrieb dort unbedingt haben zu müssen. Ich würde es für sinnvoller erachten, dass man Allradfahrgestelle nur dann kauft, wenn entsprechendes Gelände vorhanden ist und dann bei den nahegelegenen Löschgruppen stationiert.


    Das einzigste Problem dabei ist nur, dass die Notwendigkeit eines Allrad-Chassis schneller kommen kann, als es einem lieb ist.


    Mit großem Pech reicht da bereits eine nasse oder matschige Wiese, dass sich die "normalen" Fahrzeuge festfahren ... Wobei das ungeübten Fahrern auch mit nem Allrad-Chassis passieren wird.

    Zitat

    Original von HTFD
    Ich sehe das eher kritisch, wenn man mit einem Auto, was durch Allrad einfach einen höheren Schwerpunkt hat, durch urbanes Terrain düst. Da hat ein Straßenfahrgestell sicherlich bessere Fahreigenschaften, was auch den Gelegenheitsfahrern zugute kommen sollte.


    Stimmt, aber das ist wieder ein Problem der Schulung der Fahrer und der Gestaltung der Einsatzfahrzeuge ... wenn ich (übertrieben gesprochen) den Tank auf dem Dach platziere, darf ich mich nicht wundern, wenn das Teil eine geringfügig höhere Kippneigung hat
    :-))
    Allerdings wenn man mal in andere Länder schaut, da werden selbst TLFs auf Spezial-Chassis mit Frontantrieb gebaut ...

  • Zitat

    Original von t_voss
    ... Mit großem Pech reicht da bereits eine nasse oder matschige Wiese, dass sich die "normalen" Fahrzeuge festfahren ...


    Dafür gibts Differenzialsperren.


    Allrad ist nicht gleich höher gelegtes Fahrgestell! Die Fahrgestelle werden durch sog. gerade Achsen höher gelegt und das ist in der Regel eine zusätzliche Option in der Ausstattungsliste.

  • Täusch ich mich da oder gibts die Sperren nicht nur bei Allrad-Modellen ?

    "Wir wissen zwar nicht wo es hingeht, wollen aber als erste dort sein"
    "Lassen sie mich mal vor, das geht hier nach Kompetenz"

  • Nö, man kann Differenzialsperren auch für 2WD-Fahrzeuge ordern - jedenfalls im Nutzfahrzeugbereich. Es fahren ja auch ne Menge Sprinter-RTW's rum, die eine HA-Sperre haben.


    Gute - sportliche - PKW-Modelle haben auch eine. Die ist aber selbstsperrend.

  • Zitat

    Original von t_voss
    Das einzigste Problem dabei ist nur, dass die Notwendigkeit eines Allrad-Chassis schneller kommen kann, als es einem lieb ist.


    Mit großem Pech reicht da bereits eine nasse oder matschige Wiese, dass sich die "normalen" Fahrzeuge festfahren ... Wobei das ungeübten Fahrern auch mit nem Allrad-Chassis passieren wird.


    Das hab ich selbst schon erlebt...
    Einsatzstichwort "Flächenbrand" in einem Moorgebiet mit Waldangrenzung...Anfahrt unklar. Erstes Fahrzeug TLF 16/25 Iveco 120-19 AW, zweites Fahrzeug LF 16/12 MB 1224. Aufgrund der unklaren Anfahrt gibt das eigentlich eher für Gelände geeignete TLF 16/25 eine detailiertere Anfahrt wodurch das LF 16/12 den Einsatzort eher erreicht. Jedoch war abseits des Feldweges nach ca. 50 Metern bedingt durch eine matschige Wiese "Ende" angesagt.


    Das größte Problem wird aber denke ich auch sein, dass die wenigsten Fahrer schon einmal mit dem Einsatzfahrzeug im Gelände unterwegs waren. Und bei mangelnder Erfahrung bringt weder Allrad noch Dif-sperre etwas. Hab ich persönlich (leider) schon feststellen müssen.

  • In HH haben fast alle LFs Allradantrieb und Differentialsperren (i.d.R. HA und Zentral).
    Bringt im echten Gelände recht wenig, die Autos sind schließlich nicht gerade leicht. Und auf ner schlammigen Wiese reichen oft schon kleine Steigungen um die Straßenreifen an ihre Grenzen zu bringen...
    Geländetaugliche Einsatzfahrzeuge sind inzwischen doch recht selten geworden, mir fällt da spontan der RW1 ein, die alten LF 16TS sollen ja auch nicht schlecht sein aber dann hörts auch schon auf.

  • Bei der Beschaffung eines Fahrzeuges bzw. der Wahl des Fahrgestelles sollte immer Augenmerk auf die Beschaffenheit des jeweiligen Wachgebietes gelegt werden. Besonders im innerstädtischen Bereich ließe sich sicher auch auf einen Allrad verzichten. Dennoch kann ich sagen, dass ich bisher nie Probleme mit unseren Allradern hatte und auch in Zukunft gerne darauf zurückgreifen würde, da unser Wachrevier zeitweise eben vier angetriebene Räder erfordert.

  • Hallo, dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu:


    Ich persönlich bin ein Befürworter vom Allradantrieb bei den meisten Feuerwehrfahrzeugen. Zumindest von einem vernünftigen Allradantrieb. Nur einfach alle Räder anzutreiben, ist ja, wie vermehrt schon oben gesagt, nicht alles, der Rest muss auch stimmen.


    Nicht umsonst gibt es Kategorien wie "geländegängig" und "geländefähig". Ich habe schon genug Fahrzeuge gefahren, die ich trotz Allradantrieb und eigentlichem Zweck (z.B. Rüstwagen) nicht mal als geländefähig bezeichnen würde.


    Ein paar Beispiele aus eigenen Erfahrungen:


    Dieses Fahrzeug war im Gelände eine Katastrophe. Hecklastig, schlechte Bereifung, nur zuschaltbarer Allradantrieb, keine einzige Diff-Sperre, ist schon steckengeblieben, wenn eine feuchte Wiese in Sicht kam.


    Dieses Fahrzeug habe ich bis jetzt nur einmal in einem fiesen Wasserloch in einer Wiese festgesetzt. Ansonsten gilt hier, trotz der bei einem solchen Fahrzeug kaum vermeidbaren Hecklastigkeit: Untersetzung und alle Sperren rein, richtigen Gang vorwählen und mit ordentlichem, gleichmäßigem Gas durch. Hat bisher auch (fast, s.o.) immer geklappt.


    Dieses Fahrzeug wiederum hatte von seiner Natur aus keine schlechten Anlagen, wurde aber durch ausgesprochene Straßenbereifung und einen defekten und wegen anstehender Ausmusterung auch nicht mehr repariertem Diff-Sperren-Schalter kastriert. Und mit diesen Voraussetzungen waren wir dann als erstes Fahrzeug bei Wald- und Flächenbränden unterwegs.. Na ja.


    Das waren zwar teilweise Beispiele, wo auch der bloße Allrad nichts genutzt hatte, aber trotzdem ist der Allradantrieb wenigstens die erste Grundvoraussetzung zum Durchkommen bei widrigen Zuständen. Besseres Fahrverhalten bei Straßenantrieb und niedrige Geräteentnahme fallen meiner Meinung nach nur in der Großstadt ins Gewicht. Und auch da gibt es Feld, Wald und Wiesen, so dass auf jeden Fall mindestens geländefähige Fahrzeuge vorgehalten werden (müssen).


    Also: ich bin dafür, wenn die Voraussetzungen wie Achslastverteilung, Bereifung, Überhänge, Bodenfreiheit, Motorleistung usw. stimmen, dass die meisten Feuerwehrfahrzeuge Allradantrieb haben, weil die Feuerwehr schließlich gerufen wird, wenn andere ein Problem haben. Und das richtet sich nicht nicht unbedingt nach Wetter und Straßenzustand. Da sollte man schon möglichst viel getan haben, um den Einsatzort erreichen zu können.


    Straßenantrieb nur da, wo Schnee und Matsch weit weg von der Regel sind.


    Pseudo-Allrad oder Pseudo-Gelände"gängigkeit" am Besten gar nicht. Da wird was vorgegaukelt, was man im Ernstfall nicht hat. Beispielsweise dreht sich mir der Magen um, wenn ich zugegebenermaßen sehr eindrucksvolle einzelbereifte Fahrzeuge sehe, deren Aufbau dann aber so tiefgezogen ist, dass das Trittbrett im ersten Feldweg schon abfällt. Oder auch wieder einzelbereifte, aber aus Gewichts- und Kostengründen mit "pillerhaften" (d.h. nicht ausreichend leistungsfähigen) Vierzylindermotörchen ausgestattete Fahrzeuge, die bei ein bißchen Widerstand die Räder nicht mehr drehen können.


    Am liebsten habe ich Fahrzeuge, die nach den Auffassungen des ehemaligen Leiters der BF Duisburg, Hr. Herzog, gebaut wurden. Da ging was im Gelände. Und ich meine nicht nur die bekannten Kat-I-Wechsellader...



    Grüße
    Martin

    Grüße an alle


    Martin Sperzel :P

  • In den Gebieten mit mehr Schneetreiben, würde ich eher zu Allrad tendieren,
    ansonsten: Allrad muß nicht sein.


    Heckantrieb mit Diff.-Sperre plus etwas gröbere Reifen von Profil her mit automatischer Reifendruckanlage
    (vermutlich aber nur bei Einzelbereifung) reichen mehr oder weniger für die meisten Einsätze aus.


    Ausnahme: Wasserrettungsfahrzeuge mit Boot auf´m Anhänger.
    Grund: Wenn Fahrzeugheck in einer Schräge steht um das Boot aufzunehmen und
    der Untergrund durch Wasser und Algen glitschig ist, nützt eine Diff-Sperre alleine auch nichts mehr.
    Aber in Verbindung mit Allrad und Mittendiff. = Kein Problem.

    MFG


    Torben T.

  • Hallo,
    ich muß Tiburon recht geben. Allrad ohne die entsprechende Bereifung
    ist fast sinnlos. Eine leicht feuchte Wiese sammt minimaler Steigung und unserm TLF 16/24 konnte nur noch ein Rücketraktor helfen.
    Und wass nutzt ein Fahrgestell, wo ein Pkw fast drunter durchfahren kann, wenn der Auspuff rotzdem nur ein paar Zentimeter über dem Boden hängt?
    Die andere Seite:
    Unsere Nachbarwehren haben je ein LF 10/6 mit Singlebereifung.
    Bewegt werden sie zum größten Teil auf Asphalt und da ist das Fahrgestell meiner Meinung nach für ungeübte Fahrer zu gefährlich!
    Die Teile haben 225 PS und schaukeln sich ganz schön auf, vieleicht bin ich ja ein Weichei aber bei der ersten Probe(mit)fahrt hatte ich ein ungutes Gefühl.
    Bitte jetzt keine Diskusiopnen zum Thema Fahrertraining! Hier in der Provinz laufen die Sachen (leider) etwas lockerer.
    Ich finde Allrad gerade auf dem Land und speziell im schneereichen Bergland schon sinnvoll, aber als Straßenfahrgestell mit entsprechender
    groberer Bereifung. Oder hat schon jemand einen Baustellenkipper mit Singlebereifung gesehen?
    Gerade hier im Osten wird immer noch viel der Robur LO als Vergleich herangezogen, aber da kommt eh so schnell nix ran.


    Gruß Sven

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