Koffer, Kasten, T5 - was ist ein RTW?

  • Hallo zusammen,


    unter Anderem bei diesem Fahrzeug http://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/86548/ frage ich mich, ob das Sinn macht. Hier in Deutschland gilt in manchen RD-Gebieten schon ein Sprinter/Crafter mit Kastenaufbau als zu klein für´n RTW, in vielen Bundesländern fahren nur noch grosse, 4,xt schwere Koffer-RTW herum (Bayern, Berlin, Schleswig-Holstein etc.) In anderen Bundesländern sieht man dagegen fast nur Kasten-RTW (Delfis usw.) IN manchen Gegenden Deutschlands ist sogar ein VW T5 Hochdach als KTW offensichtlich "zu klein", dort fährt man Ford Transit, Sprinter etc. - mit jeweils langem/mittellangem Radstand und (Mittel-)Hochdach.


    Mal ganz frech die Frage - geht es den Patienten in Österreich (verlinktes Fahrzeug) oder in Gegenden mit Delfis&Co schlechter als dort, wo sie in einem geräumigen Koffer-RTW gerettet werden? Warum fährt man z.B. in Berlin mit schweren und grossen Koffer-RTW durch die Stadt, während man z.B. in Österreich selbst auf dem Land (=weite Wege zum KH) auch mit einem T5 als RTW auskommt (und ein etwas grösserer Sprinter-Kasten dann oft ein NAW ist)?


    Brauchen wir solche "Raum"Fahrzeuge wirklich? Immerhin gilt auch in Österreich die EU-Norm für Rettungsdienstfahrzeuge , wenn ein T5 als "RTW" dort funktioniert, warum nicht auch bei uns?


    Die EU-Norm kennt einen "Ambulance Type B". Dieses Fahrzeug wird in Deutschland als "Notfallkrankenwagen" übersetzt und grössenmäsig passen da Sprinter/Crafter-Kasten sowie IMHO auch der T5 Hochdach in diese Kategorie. Von der Ausstattung her ist der "Typ B" besser als der alte DIN-RTW ausgerüstet. Die EU-Norm kennt auch einen "Typ C", der auch als MCIU - "Mobile Intensiv Care Unit" bezeichnet wird. Die deutsche Übersetzung ist aber "Rettungswagen". So wie ich die EU-Norm verstehe, ist der Typ C aber als Intensiv-Transporter oder NAW gedacht bzw. zumindest für die "ganz schweren" Notfälle.


    Wenn man mit Österreich vergleicht, fällt Einem vielleicht ein, dass sehr lange die österr. Sanitäter so gut wie nix tun durften (sowas wie "Notkompetenz" usw.). Klar, wenn man nix darf, wozu braucht man ein Auto, wo man es tun könnte... Abgesehen davon, dass sich auch in Österreich etwas getan hat (Nofallsanitäter NKI usw.) - neben Österreich liegt die Schweiz und deren Rettungssystem ist in Europa und insbes. in Deutschland hoch angesehen. Der dortige RS kann und darf i.d.R. viel mehr als der deutsche RA und dennoch sind auch in der Schweiz VW T5 und Sprinter-Kasten völlig übliche Fahrzeuge als RTW, Koffer-RTW sind dort eher selten anzutreffen.


    Ist also die grosse Verbreitung der Koffer-RTW 4,xt in Deutschland nur eine Art von Grössenwahn? Oder täuschen wir mit der Grösse des Fahrzeuge eine "Kompetenz" oder "Qualität" vor, die es nicht gibt? Die Qualität der Versorgung/Behandlung kann ja kaum von der Grösse eines Fahrzeugs abhängen, oder?

  • Die Notwendigkeit hat man eben über die EU-Norm. Ein RTW ist eben mit "Typ C" vergleichbar.


    Ob man es braucht ist natürlich immer fraglich bzw. eine Frage der Priorität (in einigen Regionen ist aus Gründen der Wendigkeit ein Kasten-RTW besser). Man kann nicht nur die Fahrzeuggröße sondern die Beladung hinterfragen... braucht man das alles wirklich? Woanders bzw. früher ging es ohne.
    Dennoch spreche ich mich für das "volle Programm" aus. Man kann sicherlich auch viele Notfalleinsätze mit einem aufgerüsteten T5-KTW fahren. Nur hat man dann enstprechende Nachteile... man hat weniger Material dabei (ist ja auch nicht so viel Platz zum Verstauen im Fahrzeug) und kann insbesondere den Patienten schlecht erreichen. Oft nur von einer Seite. Natürlich kann man sich verrenken etc.. Das funktioniert - aber mehr Platz ist da eindeutig besser.
    Die Gründe für die andere Handhabung im Ausland wird vermutlich viele verschiedene Gründe haben... Personal-Qualifikation, RD-Konzepte (für Load&Go reicht auch ein T5) oder eben auch wie in Deutschland andere Konzepte. Wenn man wie in der österreichischen Ausschreibung ein Fahrzeug unter 3,5t mit 4x4 haben will und die Preise trotzdem nicht abheben sollen, muss eben am Platz oder der Ausstattung gespart werden...

  • Die Notwendigkeit hat man eben über die EU-Norm. Ein RTW ist eben mit "Typ C" vergleichbar.

    Nein, eben nicht zwangsläufig. Die EN 1789 sagt, dass der Typ C eine "Intensiv Care Unit" ist, hätte man beim
    Umschreiben für Deutschland da geschaltet, wäre das ein NAW geworden. In den allermeisten Ländern Europas
    gibt es keine oder nur sehr wenig RTW, die dem Typ C entsprechen.


    In Schweden sind die meisten Einsatzfahrzeuge in der Größe eines VW Transporter T5 oder eines Mercedes-Benz
    Vito, teilweise sogar "nur" Volvo- oder Mercedes als Hochlang. In einigen wenigen Rettungsdienstbereichen sind
    noch Einsatzfahrzeuge vom Typ Chevrolet eingesetzt.


    Ich hab mal auf einem MB 310 D meine Arbeit gelernt und das hat auch wunderbar geklappt. OK, die Arbeit in
    einem schönen geräumigen Koffer hat was und ich möchte sie nicht mehr missen, aber man sollte auch mit
    weniger Platz auskommen können ...


    Letztlich ist die Größe eines RTW weit aus weniger wichtig als eine vernünftige und einheitliche Ausbildung des
    Personals nach einheitlichen Vorgaben und mit zentralen Prüfungen und regelmäßigen Wiederholungsprüfungen.


    Viele Grüße
    Tobias

  • Was wo als RTW definiert wird, bestimmt das Gesetz.
    Das RettG NRW sagt im §3 (4) "die in Absätzen 1 bis 3 genannten Fahrzeuge müssen in ihrer Ausstattung, Aussrüstung und Wartung den allgemein anerkannten Regeln von Medizin und Technik entsprechen". Übersetzt bedeutet dies, daß die Norm DIN EN 1789 als "allgemein anerkannten Regel" anwendung findet, damit hat sie gesetztescharakter.


    Andere Länder definieren das anders - und das ist durchaus nicht verkehrt. Den Größenwahn hier in Deutschland halte ich für den falschen Weg. Es ist sicherlich nicht verkehrt, ein Fahrzeug mit genügend Platz und ausreichend Reserven hinsichtlich Gewicht, Leistung und passiver Sicherheit zu wählen. Jedoch erkauft man sich mit mehr Größe auch Probleme, die ausgeglichen werden müssen: Mehr Gewicht braucht mehr Leistung braucht mehr Bremse braucht mehr Wartung etc.


    Man sollte sich - so denke ich - mehr der eigentlichen Arbeit widmen und was man dafür braucht. Der Blick aufs wesentliche schräft oftmals die Sinne. Wofür braucht ein NEF ein und das selbe Beatmungsgerät, welches auch auf dem RTW ist? Sollte das NEF mal früher vor Ort, kann auch mal ein paar Minuten gebeutelt werden - in anderen Ländern wird nur gebeutelt und das durchaus mit guten bis sehr gutem Ergebis. Wofür brauch ich Thoraxdrainagen, ZVK & Co. auf nem RTW, wenn das Zeug eh nur der Herr Doktor legen darf? Und so weiter, und so weiter ...
    In meinem Augen kann man auch mit nem Sprinter-Kasten oder nem T5-Koffer eine effektive und gute Notfallrettung anbieten - man muß nur wollen und sich von dem ein oder anderen liebgewonnen Zopf verabschieden. Übrigens sind beide aufgrund ihrer Innenraummaße durchaus nach DIN EN1789 auch als Typ C zulässig.


    Und man sollte auch nicht vergessen, wer das "Leben rettet". Weder der Supidupi-Defi, noch die Wunderpumpe von Beatumgsgerät noch die Zaubermaschine RTW - es ist die Besatzung, und eine gute Besatzung ist nicht in erster Linie von ihrem Arbeitsgerät abhängig.

  • Hi,


    Die Notwendigkeit hat man eben über die EU-Norm. Ein RTW ist eben mit "Typ C" vergleichbar.


    Naja, dem alten DIN-RTW wäre ansich der Typ B näher gewesen. Irgendwas fehlte im direkten Vergleich - weis gerade aber nicht, was. (Beatmungsgerät??)


    Zitat


    Ob man es braucht ist natürlich immer fraglich bzw. eine Frage der Priorität (in einigen Regionen ist aus Gründen der Wendigkeit ein Kasten-RTW besser). Man kann nicht nur die Fahrzeuggröße sondern die Beladung hinterfragen... braucht man das alles wirklich? Woanders bzw. früher ging es ohne.


    "Früher...." - die Zeiten ändern sich und ein EKG ist heute ebenso selbstverständlich wie ein Pulsoxi, Stifneck, Vakuumschienen usw. Als ich 1989 angefangen hab, waren das hier in München noch "besondere Dinger", die bei Weitem nicht jeder RTW an Bord hatte, selbst die NAW der BF hatten noch nicht einmal eine Schaufeltrage an Bord. Ich erinnere mich noch gut daran, dass sich RTW bei Schichtbeginn "mit Equipment" melden mussten - also etwa "RotKreuz 14/xx klar Wache mit LP5, Pulsoxi und Fahrzeugpiepser" Sowas wäre heute undenkbar.


    Zitat


    Man kann sicherlich auch viele Notfalleinsätze mit einem aufgerüsteten T5-KTW fahren. Nur hat man dann enstprechende Nachteile... man hat weniger Material dabei (ist ja auch nicht so viel Platz zum Verstauen im Fahrzeug) und kann insbesondere den Patienten schlecht erreichen. Oft nur von einer Seite. Natürlich kann man sich verrenken etc.. Das funktioniert - aber mehr Platz ist da eindeutig besser.


    Ich bin da schon auch immer ein bischen am Zweifeln. "Mein" erster RTW war ein 310er, der hatte alles an Bord, was man seinerzeit im RTW kannte (s.o. - LP5 oder LP10, Pulsoxi usw.) . Heute fahre ich u.A. in VW T5 Auslandsrückholungen und bzgl. Equipment kann das auch recht anspruchsvoll sein (Perfusoren, Multi-Monitor usw.) und das Zeug hat Platz im Auto. Auch bzgl. O2-Vorrat, Infusionen usw. muss man auf >1000km auch anders rechnen (und ausstatten) als bei einem normalem KTP oder Notfalleinsatz. Und auch das Zeug hat Platz.... Stehhöhe macht halt Sinn, damit man auch mal zu Zweit arbeiten kann, ohne sich den Rücken krumm zu machen.


    Ich kann mich jedenfalls an keinen Patienten erinnern, bei dem "Platz" entscheidend für seine Versorgung/Behandlung gewesen wäre. Irgendwie geht es ja doch und da ist eher die Aufteilung von Geräten und Material udn Schulung/Praxis des Personals entscheidend als der reine Raum/Platz. Man kann auch grosse Koffer-RTW "sinnlos" einräumen - z.B. mit einer Versorgung von Beatmung, EKG, Absaugung, Perfusor etc. von zwei Seiten statt nur von einer Seite...


    Und bei höchst-kritischen Patienten geht es in den RTH (oder bei Rückholungen in den "Lear-Jet") - und da ist noch viel weniger Platz als im Koffer-RTW. Und ich muss im RTH auch nicht aufstehen und von einer "Fahrzeug"Seite zur anderen gehen, um einen Wert abzulesen bzw. eine Einstellung zu verändern. Das geht Alles vom Sitz aus und im Sitzen....


    Im T5 retten "müsste" ich jetzt auch nicht, aber ich brauch auch keinen RTW, in dem man locker noch einen Bistrotisch mit 2 Stühlen reinbringt (haben wir mal scherzweise in einem Bayern-RTW ausprobiert)

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Stichwort RTH:


    wer darin transportiert wird, der muss rundum fertig versorgt sein eben WEIL man wg der beengten Platzverhältnisse sehr beschränkte Möglichkeiten hat.


    Alles was vom Fußende aus gemacht werden muss (Geburt, Extension der Beine) oder zB mit einer HDM einhergeht, ist während des Fluges schlecht zu machen.
    Intubaion und Thoraxpunktion sind auch schwierig, wenn nicht sogar unmöglich wenn man an die betreffende Seite nicht heran kommt.


    Von daher wäre die Denkweise "im RTH mit viel weniger Platz gehts doch auch" eben falsch, weil da nach Möglichkeit nur "fertige" Patienten reinkommen, oder eben "unfertige", die zu Gunsten des Zeitvorteils präklinisch auch "unfertig" bleiben (ich schreibe "unfertig" weil ich nicht "unversorgt" meine)



    Dass in D hier und da Koffer oder Kasten gefahren werden hat ja auch nicht immer mit Größenwahn oder Beschränkung aufs Wesentliche zu tun, sondern schlicht mit der Finanzierung.


    Haut der Kostenträger nur die Summe Geld raus die fürn Kasten reicht und der OV ist nicht Willens oder in der Lage den Betrag bis zum Koffer aufzustocken,
    dann gibts eben nur nen Kasten.


    50km weiter wirds dann doch nen Koffer.


    Vielleicht ist es in Ö genauso ?
    Das Geld reicht oft nur für den kleinen RTW ?

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Hi,


    Nein, eben nicht zwangsläufig. Die EN 1789 sagt, dass der Typ C eine "Intensiv Care Unit" ist, hätte man beim Umschreiben für Deutschland da geschaltet, wäre das ein NAW geworden.


    "Damals" stellten sich einige Fachleute auf den Standpunkt, dass in .de der RTW ein "Typ C" sein muss, denn der NA kann ja jederzeit vom NEF zusteigen - dann ist der RTW ein "NAW". Dieses Argument ist aber auch wieder "typisch deutsch" und wir sind nicht das einzige Land, das ein NA-gestütztes RD-System hat.


    Zitat


    In den allermeisten Ländern Europas gibt es keine oder nur sehr wenig RTW, die dem Typ C entsprechen.


    Zumindest sind grosse dort Koffer-RTW eher selten. Sprinter (oder vergleichbar) mit Kastenaufbau sieht man schon öfter


    Zitat


    Ich hab mal auf einem MB 310 D meine Arbeit gelernt und das hat auch wunderbar geklappt. OK, die Arbeit in
    einem schönen geräumigen Koffer hat was und ich möchte sie nicht mehr missen, aber man sollte auch mit
    weniger Platz auskommen können ...


    Man kommt ja auch mit weniger Platz aus - sonst würden Delfis&Co. ja von niemandem gekauft werden. Der RD Mitelhessen fährt z.B. nur Kasten-RTW - nochdazu als Mehrzweckfahrzeug. "Viel Platz" ist schon schön, aber eben auch teuer. Nicht nur bei der Anschaffung, auch im Unterhalt - insbes. Spritverbrauch!

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Hi,


    Was wo als RTW definiert wird, bestimmt das Gesetz.
    Das RettG NRW sagt im §3 (4) "die in Absätzen 1 bis 3 genannten Fahrzeuge müssen in ihrer Ausstattung, Aussrüstung und Wartung den allgemein anerkannten Regeln von Medizin und Technik entsprechen". Übersetzt bedeutet dies, daß die Norm DIN EN 1789 als "allgemein anerkannten Regel" anwendung findet, damit hat sie gesetztescharakter.


    Auch ein "Typ B" erfüllt diese Anforderung. Dass es ein "Typ C" sein soll/muss, ist eine deutsche "Erfindung", die EU-Norm war anders gedacht. Der Typ C ist dort als "Intensiv-Care-Unit" vorgesehen - also das technisch Höchste, was man bekommt (ITW, NAW). Das europäische Retter-Fussvolk sollte im "Typ B" fahren und arbeiten...


    Zitat


    Andere Länder definieren das anders - und das ist durchaus nicht verkehrt. Den Größenwahn hier in Deutschland halte ich für den falschen Weg. Es ist sicherlich nicht verkehrt, ein Fahrzeug mit genügend Platz und ausreichend Reserven hinsichtlich Gewicht, Leistung und passiver Sicherheit zu wählen. Jedoch erkauft man sich mit mehr Größe auch Probleme, die ausgeglichen werden müssen: Mehr Gewicht braucht mehr Leistung braucht mehr Bremse braucht mehr Wartung etc.


    und mehr Treibstoff, eine andere Fahrerlaubnisklasse, mehr Platz (enge Strassen) usw.


    Zitat


    Man sollte sich - so denke ich - mehr der eigentlichen Arbeit widmen und was man dafür braucht. Der Blick aufs wesentliche schräft oftmals die Sinne. Wofür braucht ein NEF ein und das selbe Beatmungsgerät, welches auch auf dem RTW ist? Sollte das NEF mal früher vor Ort, kann auch mal ein paar Minuten gebeutelt werden - in anderen Ländern wird nur gebeutelt und das durchaus mit guten bis sehr gutem Ergebis. Wofür brauch ich Thoraxdrainagen, ZVK & Co. auf nem RTW, wenn das Zeug eh nur der Herr Doktor legen darf? Und so weiter, und so weiter ...


    Was Geräte betrifft, sollten die schon auf NEF und RTW doppelt und Halterungs-kompatibel vorhanden sein. So kann man sich bei einem Ausfall/Defekt gegenseitig ergänzen oder im Worst-Case auch mal mit den NEF-Geräten einen KTW, Kat-S-Notfall-KTW etc. zum "NAW" aufrüsten. Was ZVK&Co betrifft - da reicht es wirklich, die nur auf dem Fahrzeug vorzuhalten, auf dem der NA sitzt. Auch wenn es den "zufällig vorbeikommenden (Not-)Arzt" gibt - dass ein Patient ausgerechnet dann auch noch einen ZVK etc. benötigt (und von diesem "Zufallsarzt" bekommt) ist sowas von unwahrscheinlich....


    Zitat


    In meinem Augen kann man auch mit nem Sprinter-Kasten oder nem T5-Koffer eine effektive und gute Notfallrettung anbieten - man muß nur wollen und sich von dem ein oder anderen liebgewonnen Zopf verabschieden. Übrigens sind beide aufgrund ihrer Innenraummaße durchaus nach DIN EN1789 auch als Typ C zulässig.


    T5-Koffer sind eine noch relativ neue Fahrzeuggattung - aber eine durchaus interessante Alternative, zumal inzwischen auch leistungsstarke Motoren verfügbar sind, die mit dem "Urvieh" eines VW-Transporter nichts mehr gemein haben.
    Der Sprinter-Kasten erfüllt die Norm IMHO "gerade so", die 4t-Fahrgestelle mit Zwillingsbereifung m.W. schon nicht mehr. Beim Kasten allgemein werden sich die Hersteller aber kaum mit Hauptaugenmerk an die RD-Normen halten. Da es Lieferwagen sind, haben andere Punkte Vorrang (z.B. "bringe ich eine Euro-Palette mithilfe eines Gabelstaplers ins Auto?") Schon beim alten 310er fehlten IMHO ein paar cm zum offiziellen DIN-RTW.... (weshalb einige RD sich damals nur die "Grossen" (609er etc.) als RTW beschafften)



    Zitat


    Und man sollte auch nicht vergessen, wer das "Leben rettet". Weder der Supidupi-Defi, noch die Wunderpumpe von Beatumgsgerät noch die Zaubermaschine RTW - es ist die Besatzung, und eine gute Besatzung ist nicht in erster Linie von ihrem Arbeitsgerät abhängig.


    Aber abhängig ist sie schon. Man kann RTW-Ausbauten auch "verbauen", d.h. eher hinderlich als nützlich gestalten. Fächer, die sich beim Öffnen gegenseitig blockieren, Schränke/Schubladen, in die kein Beatmungsbeutel+Masken reinpasst usw. Teilweise bis heute findet man die "Zweiseiten-Versorgung" - EKG und Perfusor links, Beatmung rechts - ein "voll verkabelter" Patient erzeugt dann zwei Stolperfallen (Beatmungsschlauch+Monitor-Kabel+Perfusorleitung)

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • T5-Koffer sind eine noch relativ neue Fahrzeuggattung

    Der älteste Koffer auf VW-Basis, den wir in der Galerie haben ist, ist von 2003 und sogar
    noch ein Transporter T4. http://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/1299/

  • Wenn man mit Österreich vergleicht, fällt Einem vielleicht ein, dass sehr lange die österr. Sanitäter so gut wie nix tun durften (sowas wie "Notkompetenz" usw.). Klar, wenn man nix darf, wozu braucht man ein Auto, wo man es tun könnte...


    Dann dürfte man in Berlin auch keine Koffer RTW fahren. Zum Teil sind da bis heute keine 12 Kanal EKG´s drauf. i.v. Zugänge sind eingeschweißt usw. usf.



    Bezüglich dem Vergleich Koffer / Kasten hab ich vielleicht einen Lösungsansatz.
    Bei mir im Nachbarkreis (LK LOS) werden fast nur Koffer RTW gefahren. Rest in Südbrandenburg fährt, bis auf ein, zwei Ausnahmen, Kasten. Ich könnte mir vorstellen, daß dort explizit auf Koffer gesetzt wird, weil dieser mit Luftfederung zu bekommen ist. Die Strassen in LOS sind z.T. unter aller Sau, gerade wenn man in Richtung Krankenhaus fährt. Hier z.B. das Krankenhaus Bad Saarow, welches gewissermaßen von schlechten Strassen umzingelt ist.
    Viele RTW in LOS sind von WAS, auf deren Website wird der Koffer standardmäßig mit Luftfederung beworben, während der WAS Kasten eine herkömmliche Federung hat. Vielleicht eben deswegen Koffer. Ansonsten einfach mal die Beschaffer fragen...?

  • Die Grundidee des Koffers war damals ja auch die Austauschbarkeit des Fahrgestells nach Laufleistung des Fahrgestells oder Unfall!


    Zugegebenermaßen wurde, und wird dies recht selten vollzogen, aber mit einem Kastenfahrgestell ist das Grundsätzlich nicht so möglich.
    Einer der RTW auf der Rettungswache in meinem Heimatort hat mittlerweile das dritte (!) Fahrgestell bekommen.
    Wenn man diese Vorgehensweise konsequent über einen langen Zeitraum (15-20+ Jahre/Koffer) fortführt, dann ist das Koffersystem wesentlich günstiger als das Kastensystem (Unfälle und Totalausfälle mal nicht mit eingerechnet). Zumal die Koffer mit jedem Fahrgestellwechsel einer Generalüberholung unterzogen werden können und das Innenleben modernisiert/ dem Stand der Technik angepasst werden können.
    Dazu habe ich noch die positiven Nebeneffekte wie Platz, Luftfederung etc. Ich würde auch das höhere Gewicht eines Koffer-RTW nicht als Nachteil sehen, da ich (je nach Fahrgestellbeschaffung) eine höhere Gewichtsreserve haben kann, als es bei einem Kasten-RTW. (Führerscheinproblematik möchte ich hier mal außen vor lassen)
    Ebenso kann ich einen Koffer-RTW von den Außenabmessungen genauso Kompakt gestalten wie einen Kasten-RTW, habe aber durch die graden Seitenwände mehr Volumen, welches ich für die Raumaufteilung besser nutzen kann (Schrankposition, Schrankgröße, Fensterposition, Fenstergröße, Klapptür/Schiebetür, Außenstaufächer... etc.)

  • Um nochmal kurz die Typ B und C Klassen anzureisen. Mir ist heute bei der Arbeit aufgefallen, dass die Typ C RTW in Deutschland durchaus Sinn haben. Wir hatten heute insgesamt 3 Notfallverlegungen (natürlich steht nur ein ITW im Kreis), aber ein Notarzt vom Krankenhaus auf den normelen RTW und schon wurde es ein NAW also durchaus vergelichbar zum ITW. Stelle ich mir mal vor wir haben als RTW nur Typ B rum fahren und 2 oder 3 Typ C könnte es schonmal knapp werden, und zu jedem HI oder jeder REA zusätzlich zum Typ B einen Typ C + NEF nachfordern ? :P

  • Auch ein "Typ B" erfüllt diese Anforderung. Dass es ein "Typ C" sein soll/muss, ist eine deutsche "Erfindung", die EU-Norm war anders gedacht. Der Typ C ist dort als "Intensiv-Care-Unit" vorgesehen - also das technisch Höchste, was man bekommt (ITW, NAW). Das europäische Retter-Fussvolk sollte im "Typ B" fahren und arbeiten...

    Die deutsche Übersetzung weißt Typ A1, A2 als KTW, Typ B als Notfall-KTW und Typ C als RTW aus.





    Bezüglich dem Vergleich Koffer / Kasten hab ich vielleicht einen Lösungsansatz.
    Bei mir im Nachbarkreis (LK LOS) werden fast nur Koffer RTW gefahren. Rest in Südbrandenburg fährt, bis auf ein, zwei Ausnahmen, Kasten. Ich könnte mir vorstellen, daß dort explizit auf Koffer gesetzt wird, weil dieser mit Luftfederung zu bekommen ist.

    Blödsinn. Die 5t-Achse ist nur so schwer, daß die mit der serienmäßigen Blattfederung kaum Komfort bietet - die ist rein auf Nutzlast ausgelegt.
    Im Kasten ist dieses Handicap noch nicht so gravierend.

  • Was braucht man wirklich? N Auto + Liege+ Betreuerstuhl. Alles andere ist nicht wirklich notwendig... es hilft bloß bei der Versorgung des Patienten...


    Zum T5-Koffer. Ich bin zurzeit auf einem als NKTW unterwegs. Das Fahrzeug ist eine Kompromisslösung. Man muss auf Ausrüstung verzichten (z.B. für ein Spineboard wäre ganz einfach kein Platz). Genauso ist der Patient nur von einer Seite aus gut erreichbar. Außenstaufach etc. ist nicht vorhanden/möglich. An der praktisch nicht vorhandenen Federung und dem z.T. recht wakligen Fahrzeug merkt man, dass der T5 nicht für dieses Gewicht ausgelegt ist. Im Gegensatz zu einem normalen KTW ist der natürlich super geräumig... für einen RTW ist der aber eng. Insbesondere wenn ein Notarzt zusteigen würde geht gar nichts mehr. Mit 3 Personen hinten kann man sich nicht mehr Bewegen. Insgesamt dürften die Zustände mit einem Kasten-RTW vergleichbar sein. Im Koffer RTW hat man in jeder Dimension spürbar mehr Raum. Der einzige wirkliche Vorteil des T5-Koffer ist die Fahrzeuglänge. Mit nur 5,5m ist er spürbar kürzer als ein Sprinter-RTW.


    Also ich sehe im Koffer-RTW große Vorteile. Vom Arbeitsraum sowie vom Laderaum her. Natürlich ging es früher ohne... damals schleppte man aber auch weniger Material mit sich rum. Mir ist es lieber zum besten Hilfsmittel zu greifen, anstatt aus Platz- und Geldgründen nur die Sparversion zu haben.

  • Was braucht man wirklich? N Auto + Liege+ Betreuerstuhl. Alles andere ist nicht wirklich notwendig... es hilft bloß bei der Versorgung des Patienten...


    Zum T5-Koffer. Ich bin zurzeit auf einem als NKTW unterwegs. Das Fahrzeug ist eine Kompromisslösung. Man muss auf Ausrüstung verzichten (z.B. für ein Spineboard wäre ganz einfach kein Platz). Genauso ist der Patient nur von einer Seite aus gut erreichbar. Außenstaufach etc. ist nicht vorhanden/möglich. An der praktisch nicht vorhandenen Federung und dem z.T. recht wakligen Fahrzeug merkt man, dass der T5 nicht für dieses Gewicht ausgelegt ist. Im Gegensatz zu einem normalen KTW ist der natürlich super geräumig... für einen RTW ist der aber eng. Insbesondere wenn ein Notarzt zusteigen würde geht gar nichts mehr. Mit 3 Personen hinten kann man sich nicht mehr Bewegen. Insgesamt dürften die Zustände mit einem Kasten-RTW vergleichbar sein. Im Koffer RTW hat man in jeder Dimension spürbar mehr Raum. Der einzige wirkliche Vorteil des T5-Koffer ist die Fahrzeuglänge. Mit nur 5,5m ist er spürbar kürzer als ein Sprinter-RTW.


    Also ich sehe im Koffer-RTW große Vorteile. Vom Arbeitsraum sowie vom Laderaum her. Natürlich ging es früher ohne... damals schleppte man aber auch weniger Material mit sich rum. Mir ist es lieber zum besten Hilfsmittel zu greifen, anstatt aus Platz- und Geldgründen nur die Sparversion zu haben.


    KFB-Eco? Das Ding ist ne reine Fehlkonstruktion.


    Und wieso muß man immer an alle vier Ecken eines Pat. kommen? Dieser Glaube ist doch nur der Arbeitweise von 2 RA/RS und nem NA geschuldet. Selbst in britischen Koffer-RTW mit vergleichbaren Maßen ist die Trage nicht mittig platziert und da funktioniert das auch wunderbar - selbst so "raumgreifendes" wie Geburten & Co.

  • Nö. Strobel. Die Konstruktion ist wirklich in Ordnung. Die Koffergröße gibt einfach nicht mehr her. Das gleiche gilt für das Fahrgestell. Blöd ist nur die Klapptür an der Seite. Die Vorteile der Schiebetür überwiegen eindeutig.


    Wie gesagt... man MUSS nicht. Ist nur besser wenn man es kann. Andere Länder zeigen doch, dass es auch im T5-Hochdach geht. Besser bleibt trotzdem (in den meisten Fällen) der Koffer. Ist doch bei vielen Dingen so... mabn braucht sie nicht unbedingt. Braucht man unbedingt eine elektrische Absaugung? Das geht auch per Hand. Muss man ein 12-Kanal EKG auf dem Fahrzeug haben? Ein AED mit EKG-Funktion reicht doch auch. Kann man ewig so weiter führen. Der Raum zwischen "Zwingend notwendig" und "schön zu haben" ist groß und lässt auch Raum für Kompromisse.

  • Hallo,


    Zitat


    Einer der RTW auf der Rettungswache in meinem Heimatort hat mittlerweile das dritte (!) Fahrgestell bekommen.
    Wenn man diese Vorgehensweise konsequent über einen langen Zeitraum (15-20+ Jahre/Koffer) fortführt, dann ist das Koffersystem wesentlich günstiger als das Kastensystem (Unfälle und Totalausfälle mal nicht mit eingerechnet). Zumal die Koffer mit jedem Fahrgestellwechsel einer Generalüberholung unterzogen werden können und das Innenleben modernisiert/ dem Stand der Technik angepasst werden können.


    Wenn man sich die letzten 15-20 Jahre anschaut, dann haben die die Rettungsfahrzeuge alleine im Innenraum/Innenausbau deutlich geändert und es ist wohl zu erwarten, dass sie das auch in den kommenden 15-20 Jahren tun werden. Ob es da Sinn macht, einen Koffer auf so lange Zeit zu planen und immer wieder zu modernisieren? In Zukunft könnte z.B. ein spritsparender und aerodynamischer Leichtbau (ggf. mit Spezialwerkstoffen wie Kohlefaserverbundwerkstoffen etc.) der wahre Renner sein - wer will dann schon noch einen 2-3x so schweren, kantigen Alu-Koffer? Auch zeichnet sich heute schon der Trend zum "Schwerlast-RTW" ab - inkl. Hebebühne usw. - ob das bei heutigen Koffenr in 10-20 Jahren auch noch nachrüstbar sein wird?


    Zitat

    Ebenso kann ich einen Koffer-RTW von den Außenabmessungen genauso Kompakt gestalten wie einen Kasten-RTW, habe aber durch die graden Seitenwände mehr Volumen, welches ich für die Raumaufteilung besser nutzen kann (Schrankposition, Schrankgröße, Fensterposition, Fenstergröße, Klapptür/Schiebetür, Außenstaufächer... etc.)


    Ein Koffe rist natürlich ideal für die Raumausnutzung. Keine Dachschrägen/Rundungen, Wölbungen etc. - einfach gerade Wände und ein gerades Dach. Das macht die Einrichtung einfach und billig da man z.B. einen seitlichen Schrank nicht an die jeweiligen Fahrzeugkonturen anpassen muss - 90°-Winkel und alles passt.


  • Ich will ja ned sagen, dass Koffer-RTW schlecht sind. Sie haben wie jedes System aber auch Nachteile und auf Anhieb fallen mir da z.B. (Gesamt-)Fahrzeuggrösse, Gewicht, Spritverbrauch und Anschaffungskosten ein. Und was die Grösse betrifft - Bayern hat die neuen RTW mit kleinerem Koffer bestellt. 10cm weniger in der Breite aber durch die dadurch möglichen "normalen" Seitenspiegel insgesamt ca. 20cm schmäler. Und ich denke nicht, dass irgendjemandem die 10cm weniger im/am Koffer wirklich fehlen.... Viele Andere beschaffen (bzw. produzieren) aber weiterhin die "grossen" Koffer - mit "grossen" Aussenspiegeln am Fahrzeug - warum? Sind es jetzt schon 10cm in der Kofferbreite, die den Schw...vergleich gewinnen oder wird einfach nur nicht nachgedacht?


    Was aber immer noch nicht geklärt wurde ist die Frage, warum es andere Länder (auch mit gutem/angesehenem RD) schaffen, in einem RTW auf Basis VW T5, Mercedes/Saab/Volvo "Hoch-Lang" oder dergl. offensichtlich auch sehr gut zu arbeiten und "wir" (aber auch nicht überall in Deutschland) meinen, es müsse ein 4,5-Tonner-Koffer sein.


    Eigentlich möchte man denken, dass gerade bei langen Strecken bis zur Klinik und/oder in hochentwickelten Rettungsdiensten (Paramedic-System usw.) möglichst grosse Autos zu finden sein sollten. Immerhin kann/darf ggf. viel durch das RD-Personal gemacht werden und auf einer langen Fahrt ins Krankenhaus ist ja auch oft der Bedarf da, während der Fahrt aktiv am Patienten zu arbeiten. Aber irgendwie ist es in .de genau umgekehrt. In z.B. Berlin, wo das nächste KH nie weit weg ist und der RA wenig kann bzw. darf fahren - trotz stets angespannter städt. Finanzlage - nur "dicke" Koffer-RTW herum. Im schon eher ländlichen Brandenburg sind es wieder mehr die Kasten-RTW (siehe Beitrag eines anderen Users) Und in Österreich (Ursprunks-Bild zum Thread) - fast nur "ländlich", sehr häufig nur zusammen mit NA...aber da fahren sie mitunter die kleinsten Autos..... (selbst ein "NAW" ist dort oft nur ein Sprinter-Kasten....)

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