Notfallrettung aus der Luft mit Nightvision – ADAC-Pilotprojekt in Senftenberg

    • Offizieller Beitrag

    Meiner bescheidenen Meinung nach, wurde es auch endlich Zeit, dass der ADAC nachzieht... will man es denn so nennen.
    Die Frage die sich mir allerdings stellst - wie jedesmal - ist, wo wird das hinführen, dass wir nun auf Biegen und Brechen darauf hinarbeiten die Luftrettung nun auch Nachts an primäre Einsatzstellen zu prügeln?
    Sicher, insbesondere in Bereichen die nicht zu den Ballungsräumen zählen, ist es durchaus wichtig, dass man auch auf Lufrettungsmittel zugreifen kann, so dass Patienten in die entsprechenden Fachabteilungen verbracht werden können... und das Ganze auch in einem entsprechenden Zeitrahmen.
    Wir alle sind aber realistisch genug - zumindest hoffe ich das -, um zu sehen, dass uns damit auch wieder etwas weniger Tolles aus der Tasche gefingert wird.


    Die Luftrettung, wie auch der Rettungsdienst im Allgemeinen, dienen inzwischen immer mehr der Politik um merkwürdiger, respektive populistische Wahlkampfversprechen zu machen, die in der Bevölkerung wohlwollend absorbiert werden.
    Natürlich denke ich auch, dass wir den Rettungsdienst, insbesondere die Luftrettung, langsam aber sicher auf eine andere Ebene heben müssen. Die Technik dafür liegt seit Jahren in den Schubladen...
    Allerdings fürchte ich, dass dafür andere Bereiche wieder in die Röhre gucken werden... und was mich immer wieder daran stört, ist das Denken, dass die Luftrettung (bzw. der Hubschrauber) zu jeder Tages- und Nachtzeit der allwissende Heilsbringer ist. Oftmals wird gerne vergessen, dass wenn absolut mieses Wetter vorherrscht, dass der Hubschrauber dann brav in seinem Hangar bleibt... mit oder ohne NVG/BIV.


    Fazit:
    Ich begrüße die Entwicklung des ADAC und das in Senftenberg nun eine NVG/BIV-Maschine steht, die auch primär in der Nacht an eine Einsatzstelle entsandt werden kann. Damit wird im Bereich Brandenburg die Versorgung von akuten Trauma- und Intensivmedizinischer Patienten durchaus verbessert. Hoffen wir einfach mal, dass man sich nicht einzig und allein darauf stützt!

  • Der Trend wird leider immer mehr in diese Richtung gehen. Alleine die Tatsache, dass in Zukunft mehr und mehr Notaufnahmen schließen (müssen), weil die aufgrund der Planungen zur Reform der Notfallversorgung in Krankenhäusern durch die GBA einfach nicht mehr finanziert werden, macht die Luftrettung auf dem Land immer notwendiger.

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

    • Offizieller Beitrag

    Und genau das ist das Problem, welches ich sehe!
    Damit wird der Patiententourismus gefördert und die notfallmedizinische Versorgung innerhalb der Klinikstruktur bleibt auf der Strecke.
    Die Einsätze werden länger dauern, die Auslastung der präklinischen Notfallversorgung, bzw. des Rettungsdienstes wird noch weiter ansteigen und am Ende bleibt der Patient auf der Strecke...
    Hurra Deutschland!

  • Damit wird der Patiententourismus gefördert und die notfallmedizinische Versorgung innerhalb der Klinikstruktur bleibt auf der Strecke.
    Die Einsätze werden länger dauern, die Auslastung der präklinischen Notfallversorgung, bzw. des Rettungsdienstes wird noch weiter ansteigen und am Ende bleibt der Patient auf der Strecke...

    Zumindest Bayern will einen anderen Weg gehen und steckt viel Geld auch in ländliche Krankenhäuser, wie in der Kabinettssitzung vom 24.7.18 verkündet wurde.


    Allerdings wird die Luftrettung dennoch an Stellenwert weiter gewinnen. In Bayern läuft auch das Versuchsprojekt, Neuroradiologen per Hubschrauber in die Kliniken in der Peripherie zu fliegen - statt den Schlaganfallpatienten in ein Zentrum der Maximalversorgung.


    Ganz generell muss sich aber auch der RD anpassen. Neben bereits versuchsweise eingesetzten "Gemeindesanitätern" könnten z.B. auch die First Responder (endlich mal) vom RD-Gesetz erfasst werden und so Ausbildung, Ausrüstung und Finanzierung(!) auf eine einheitliche Basis gestellt werden.


    Fahrzeugbezogen könnte man sich überlegen, das in manchen Bundesländern/Kreisen strikte RTW/KTW-System zu reformieren und z.B. KTW zu "RTW light" aufrüsten, so dass diese Fahrzeuge dann auch planmässig zu kleineren Notfällen (KoPlaWu etc.) fahren können und dürfen.

  • Zumindest Bayern will einen anderen Weg gehen und steckt viel Geld auch in ländliche Krankenhäuser, wie in der Kabinettssitzung vom 24.7.18 verkündet wurde.

    Das ist in meinen Augen auch die einzig sinnvolle Lösung, es muss in jeder größen Gemeinde oder Stadt zumindest eine medizinische Basisversorgung geben, wo man auch mal ein paar
    Nächte zur Beobachtung bleiben kann. Ist das nicht durch Krankenhäuser darstellbar, dass ist die Einrichtung von Gesundheitszentren in meinen Augen der richtige Weg. So läuft es zum Beispiel in vielen Gemeinden Norwegens und Schwedens.


    Ich bin allerdings auch der Meinung, dass es nicht angehen kann, ausschließlich aus Kostengründen Krankenhäuser zu schließen wie es ja gerne gemacht wird, nachdem sie privatisiert wurden. Die stationäre medizinische Versorgung ist in meinen Augen eine staatliche Verpflichtung, die man nicht irgendwelchen Konzernen überlassen darf, gleiches gilt im übrigen auch für den Rettungsdienst, die Feuerwehr oder die Polizei.

    Fahrzeugbezogen könnte man sich überlegen, das in manchen Bundesländern/Kreisen strikte RTW/KTW-System zu reformieren und z.B. KTW zu "RTW light" aufrüsten, so dass diese Fahrzeuge dann auch planmässig zu kleineren Notfällen (KoPlaWu etc.) fahren können und dürfen.

    Damit produzierst Du letztlich nur Mehrzweckfahrzeuge, die dann alle zu Krankentransporten unterwegs sind und bei Notfällen vor Ort dann fehlen.


    Mein Ansatz wäre eher, dass man die Anzahl der Krankenwagen deutlichst aufstockt und somit die Rettungswagen endlich das machen lässt, wofür sie eigentlich da sind, die Notfallrettung. Ich gehe übrigens auch davon aus, dass auch ein Krankenwagen eine notfallmäßige Basisausstattung an Bord hat und somit jederzeit als First-Responder eingesetzt werden kann. Der andere Punkt ist, wenn Du genügend Krankenwagen hast, kannst Du die Zahl der Rettungswagen auch auf einen vernünftigen Wert anpassen, so dass die Hilfsfristen auch eingehalten werden können.


    Gerade wenn der örtliche Rettungswagen keine Krankentransporte mehr fahren muss, ist er deutlich öfters auf der Rettungswache und die Wahrscheinlichkeit einer Doppelalarmierung wird geringer. Allerdings muss man dann auch in der Nacht genügend Krankenwagen einsatzbereit halten.

    Ganz generell muss sich aber auch der RD anpassen. Neben bereits versuchsweise eingesetzten "Gemeindesanitätern" könnten z.B. auch die First Responder (endlich mal) vom RD-Gesetz erfasst werden und so Ausbildung, Ausrüstung und Finanzierung(!) auf eine einheitliche Basis gestellt werden.

    In Schweden gibt es in einigen Berichen sogenannte "Bedömmningsbilar", dass sind quasi First-Responder-Fahrzeuge, die vor Ort die Entscheidung treffen, ob ein akuter Transport ins Krankenhaus notwendig ist oder der zeitnahe (und meist eigenverantwortliche) Besuch des zuständigen Gesundheitszentrums ausreicht.


    Allerdings lässt die Ausbildung des schwedischen Rettungsdienst-Personals dieses auch zu. Neben der dreijährigen Grundausbildung an einer Universität haben die dort alle mindestens eine einjährige Qualifizierung für den Rettungsdienst und teilweise auch noch weitere Qualifizierungen wie für die Anästhesie, die OP-Pfege oder was auch immer.


    Allerdings bezweifel ich mittlerweile, dass es in der Politik wirklich ein Interesse gibt, lebenswichtige Themen im Sinne der Bevölkerung zu lösen. Ich habe das Gefühl, das einzige was noch zählt ist die Wiederwahl nach vier bzw fünf Jahren, aber das ist ein parteiübergreifendes System ...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!