Soziale Mißstände bei Pat. - wie läuft das bei euch?

  • Joa, Fragestellung ist ja schon geäußert.


    Die Fälle summieren sich ja von Jahr zu Jahr - jedenfalls subjektiv. Wie geht ihr damit um? Gibts bei euch Meldesysteme (wenn ja, wie sind die organisiert) oder gibt es bei eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen RD, Ärzteschaft und Sozialdienst?


    Grüße

  • Hi,


    also hier in München gibt es nichts "Spezielles" oder gar "Organisiertes". Maximal wird auf dem RD-Protokoll oder/und bei der Übergabe die vorgefundene soziale/häusliche Situation erwähnt, mehr nicht.


    Was eine direkte Information an Sozialdienste etc. betrifft, haben wir im RD eh das Problem der Schweigepflicht. Wir können und vorallem dürfen nicht einfach so mal "das Amt" informieren, wenn wir einen Patienten aus einer z.B. völlig verwahrlosten Wohnung rausziehen.


    Ist ein Problem, ja. Im RD sind wir oft "ganz unten" zu Besuch - bei Leuten, deren Lebensumstände sich niemand vorstellen kann, der jedes Jahr in der Weihnachtszeit für die "Dritte Welt" spendet. Dass auch in Deutschland Leute verhungern und erfrieren, wissen diese Leute nicht - und vermutlich wollen sie es auch nicht wissen.


    Es ist frustrierend, aber es ist so. Leute besaufen sich mit Schampus und fressen Kaviar und 2km Luftlinie entfernt wohnt eine alte Frau in einer Wohnung mit einem Tisch, einem Stuhl, kaltem Kohleofen (weil kein Geld für Kohle) und einem Bett. Ein Schrank, eine Kommode und ein uraltes Röhrenradio - mehr ist in der winzigen Wohnung nicht zu finden.... Die Wohnung ist sauber, jedes Ding liegt oder hängt exakt gerade und ordentlich. Kein "Messi", kein "Säufer" - nur jemand, der einfach nur alt und arm ist - und zu stolz, "zum Amt" zu gehen und um Hilfe zu bitten.... Kontrastrprogramm: Einsatz in Luxus-Altenheim, in dem Versace-Tapeten an der Wand hängen und der dicke Teppich das Schieben der Rolltrage erschwert...

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

    Einmal editiert, zuletzt von Rettungsopa ()

  • Und wehe man nennt das Altenheim so...! Es ist eine Residenz! ;) Hatte genau deswegen schon eine beschwerde bekommen!


    Abgesehen davon, ich fahre ebenfalls in München in einem Bereich in dem Reich auf Arm trifft wie in kaum einem anderen Wachbereich in München und würde ich anfangen mir über die soziallen Grenzfälle gedanken zu machen bzw. mich datum zu kümmern hätte ich viel zu tun und noch mehr Ärger!


    Einmal hatte ich so einen extremfall, diesen hier auszuführen wäre zu umfangreich, aber es Gipfelte tatsächlich in einer Ermittlung wegen Freiheitsentzug! Darum gilt für mich: Finger weg, so traurig es ist! :frown:

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