Gerade mal 10 Tagen nach dem letzten hier geposteten Großbrand in Norwegen kam es in der vergangenen Nacht erneut zu einem Großbrand:
In dem dünn besiedelten Gebiet, gerade mal 33 Personen wohnen auf der betroffenen Halbinsel, sind 140 Gebäude abgebrannt: 20 Wohnhäuser, 77 Freizeithütten/Ferienhäuser, mehrere Touristenanlaufpunkte, Kleinboothafen mit Kaianlagen befinden sich innerhalb der 15 Quadratkilometer großen Brandfläche.
Alle 33 Personen wurden evakuiert, und konnten mittlerweile zu ihren Häuser zurückkehren. Ausgelöst wurde der Brand vermutlich durch in Kontakt gekommene Hochspannungsleitung, die durch den Funkenflug und starken Wind schnell den Brand verbreitet haben
Hier der Ablauf des Brandes:
- Montag Abend kurz nach 22 bemerkt der Milchbauer Odd Uran den brand, rund 300 Meter von seinem Haus entfernt. Da er von sich aus das Ausmaß des Brandes nicht überblicken konnte, rief er die Nachbarin Ruth Stamnes an die eine bessere Sicht auf das Gelände hat. Sie gingen zunächst von einem brennenden Ferienhaus aus, worauf Ruth im nahe gelegenen Pflegeheim anrief, und dieses wiederum die Alarmzentrale in Namsos. Dieser berichtete eine angestellte des Pflegeheimes, dass der Brand weitaus umfassender ist und sich in der Nähe von Ferienhäusern
und bereits an Berghängen weit hinaus ausbreitet.
Hier eine Grafik, anhand welche die Ausbreitung des Brandes und die Lage der einzelnen Orte vor Ort besser nachvollzogen werden kann: Klick Mich
- Um exakt 22:18:13 Uhr wurde, nur 16 Sekunden nach Eingang der Meldung, Vollalarm für Freiwillige Wehren, Brandmeister, Polizei und Energieversorger ausgelöst.
Odd Uran, selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, kam nur in den Sinn dass er den brand irgendwie löschen muss - das Problem: die näheste Feuerwache ist über eine Stunde Fahrzeit entfernt!
- Wenige Minuten nach Auslösen des Alarms melden sich die Wehren von Flatanger und Haukø, dass sie bereits auf Anfahrt sind.
- Kurz vor 23 Uhr ruft ein Mann vom Kvaløysæter Campingplatz bei der Alarmzentrale in Namsos an und berichtet dass er die Flammen bereits weit über die Berge sichtbar sind und der Brand gigantisch sein muss
- 23:30:32 ruft die Alarmzentrale in der Hauptrettungszentrale (HRS) an und bittet um Unterstützung durch den Löschhubschrauber. HRS musste die Unterstützung verneinen, denn der Löschhubschrauber würde nachts nicht fliegen. Zudem sei HRS außerhalb der Waldbrandsaison (April bis September) nicht für den Löschhubschrauber zuständig. Außerhalb der Saison hat das Direktorat für Allgemeinsicherheit und Bereitschaft die Verantwortung.
- 23:32:43 rückt der Brandmeister in Flatanger aus um die Bewohner in Horstad zu evakuieren. Zudem bitten die anrückenden Feuerwehrkräfte die Alarmzentrale, eine mögliche Unterstützung durch den Löschhubschrauber zu überprüfen
- 00:42:58 meldet der Brandmeister in Flatanger dass die Evakuierungen in Småværet, Hasvåg und Horstad abgeschlossen sind. Eine Löschmannschaft wird auf der Horstadseite positioniert um den brand dort zu 'empfangen' wenn er dort ankommt.
- 01:10:21 erfragt die Alarmzentrale die Unterstützung des Zivilschutzes. Die Polizei meldet dass sie diese bei Bedarf rausschicken können
- 02:09:14 meldet der Brandmeitser in Flatanger dass sie priorisieren den Brand nördlich des Weges nach Hårnes am Uranvatnet (Uransee/gewässer) halten wollen. Bis dahin ist eine Hütte in Uran abgebrannt.
- 05:33:10 meldet die Polizei dass der Brand Hasvåg erreicht hat und mehrere Gebäude Feuer gefangen haben. Die Alarmzentral ruft erneut die HRS an, welche den Rettungskreuzer von Rørvik losschickt
- 07:12:56 meldet die Feuerwehr vor Ort dass alle Häuser in Hasvåg niedergebrannt sind. Der Rettungskreuzer ist noch 30 minuten entfernt. Die Feuerwehrkräfte konzentrieren sich nun darauf eine Ausbreitung des Brandes bis nach Jossund zu verhindern.
- 08:04:43 meldet der Rettungskreuzer, dass es noch zu dunkel ist und zu dicker Rauch herrschat alsdass man sich bereits einen Überblick verschaffen könne
- 08:29:16 informiert die Polizei das operative Hauptquartier der Streitkräfte, welche Hubschrauberunterstützung von Rygge anbieten
- 08:46:12 hebt der erste Hubschrauber der Streitkräfte ab
- 08:52:26 rücken weitere Feuerwehreinheiten von Inn-Trøndelag und Nord-Statland aus. (letztendlich sind fast alle Feuerwehren aus Midt-Norge, der Region Zentralnorwegen mit rund 650.000 Einwohner, im Löscheinsatz)
- 09:09:08 Die Hubschrauber der Streikräfte melden eine verbliebene Anflugzeit von 2,5 bis 3 Stunden
- 10:35:51 melden die Streitkräfte, dass sie ein Fahrzeug mit großer Pumpkapazität und viel Schlauchmaterial bereitstellen können. Die Polizei meldet zudem, dass sie den Heimwehrdistrikt 12 alarmieren können
- 10:57:38 sind einige Feuerwehrkräfte in Hasvåg vor Ort, es sieht aus alsob 10 Häuser von den Flammen gerettet/verschont worden sind.
- Den Dienstagvormittag über schlagen sich einige wenige die Flammen weiterhin durchs Gebüsch und durch Wälder, einige weitere Gebäude wurden zerstört.
- Mittlerweile wird nur noch punktuell wo Rauch aufsteigt gelöscht.
- Gegend 21 Uhr meldet die Polizei, dass einige der Brände wieder angefacht wurden, nachdem um die Mittagszeit zwischenzeitlich "Feuer aus" gemeldet war, die FW vor Ort hat aber die Kontrolle über die erneuten Brände.
- Im Einsatz sind aktuell die meisten Wehren Zentralnorwegens, von Trondheim bis Brønnøysund. Letztendlich sind 4 Hubschrauber von den Streitkräften gekommen um die Löscharbeiten aus der Luft zu unterstützen.
Videoaufnahme: Grafik der Ausbreitung und Videos vom Brand selbst
Einige Fotoaufnahmen: Foto 1 , Foto 2 , Foto 3 , Foto 4