Lt. Pressemitteilung der StA Frankenthal, die für die Ermittlungen rund um den Brand in Ludwigshafen zuständig ist, waren es keine türkischen Jugendlichen, sondern ein 37-jähriger Türke, der den Fw-Kameraden angegriffen hat. Das schreibe ich hier nicht als Rechtfertigung (so was kann man nicht rechtfertigen), sondern nur als Info, was bei uns in der Zeitung bzw. im Feuerwehr-Forum zu lesen war.
Auch wenn manche es jetzt vielleicht merkwürdig finden, was ich zu der Sache noch vom Stapel lasse: Mir persönlich macht es nix aus, wenn die Türkei türkische Ermittler nach Deutschland schickt, um bei der Brandursachenermittlung mitzuhelfen. Haben wir was zu verbergen? Ich traue unserer Polizei zu, dass dort ordentlich ermittelt wird und das die Ermittlungsergebnisse allein schon durch das sehr große öffentliche Interesse wirklich hieb- und stichfest dokumentiert werden. Davon können sich dann auch gerne ausländische Polizisten überzeugen - denn ich denke, das eine Ablehnung dieses (durchaus ziemlich unverschämten "Angebotes" seitens der Türkei) noch mehr zu Gerüchten und Sch**ßhausparolen diverser türkischer BILDZeitungs-Devirate geführt hätten.
Allerdings sollte man mal überlegen, welche äußeren Umstände diese Katastrophe mit all den unschönen Folgeentwicklungen begünstigt haben - und ich rede hier nicht von Idioten, die Häuser anzünden, weil sie sich als ach-so-tolle Neonazis oder Ausländerhasser empfinden. Mir geht es mehr um folgende Sachen:
- Könnte es sein, dass gewisse Umstände im Brandhaus an sich dieses rasche Übergreifen begünstigt haben? Wenn ich mir die Bilder so ansehe und dran denke, dass von einer hohen Brandlast im Flur durch diverses brennbares Material die Rede war, könnte ich mir das als erschwerenden Umstand vorstellen...
- Könnte es sein, dass man zu viele Erwartungen in die Aussagen eines traumatisierten Kindes setzt? Erst war es ein dunkelhaariger Mann, dann war es ein dicker Mann - jetzt ist es gleich ein Mann, der aussah wie ein Deutscher...interessant. Wie sehen denn Deutsche aus? Ich bin nicht blond, blauäugig und 1,90m groß, aber dennoch Deutscher...
- Könnte es sein, dass die fehlende Beherrschung unserer Landessprache nicht auch ihren Teil zur Verwirrung mit beitrug? Immerhin herrscht an einer solchen Einsatzstelle Chaos ohne Ende - und wenn man sich als Einsatzleiter dann auch noch mit Opfern befassen muss, die kein oder nur schlecht Deutsch sprechen (was leider öfter die Regel als die Ausnahme zu sein scheint, insbesondere bei diesem Teil der Bevölkerung), dann ist das eine weitere Belastung für die Rettungsbemühungen. Außerdem stehen den Betroffenen somit nur die türkischen Medien offen - deren Berichterstattung über LU nicht gerade sonderlich differenziert zu sein scheint. Selbst die BILD ist in Sachen "Angriff auf Fw-Mann" für mein Empfinden sehr zurückhaltend im Ton gewesen.
Und noch eine letzte Provokation: Es mag ja sein, dass ich mich täusche und bei uns in der Gegend (Südhessen und Rhein-Neckar-Gebiet) unrepräsentative Begebenheiten herrschen, aber wie hoch ist der Anteil an "Menschen mit Migrationshintergrund" in den diversen HiOrgs? Bisher habe ich nur sehr wenige dieser Menschen in den verschiedenen HiOrgs gesehen - vielleicht fehlt ihnen gerade durch den nicht vorhandenen Bezug zu dieser Arbeit einfach das Verständnis dafür, was wir leisten können und was nicht (obwohl man ja in LU beinahe die besten Voraussetzungen für ein rasches Eingreifen hatte - Polizei und RettD vor Ort, 2 Min nach Alarmierung die ersten Fw-Kräfte, wenige Minuten später massive Verstärkung der FFW durch die BF mit Hubrettern; möchte wissen, ob es noch günstigere Voraussetzungen geben könnte...).
[Vorsicht, Zynismus] Vielleicht ist es aber auch nur ein kultureller Unterschied zwischen den D*ppen, die sich teils sogar freiwillig und unbezahlt den A*sch aufreissen, um Leben zu retten und denen, die diese De**en dann wegen "mangelnden Einsatzes" verprügeln; klar, wir müssen die kulturellen Eigenheiten doch achten und fördern... [Ende mit Zynismus]
Ich finde es jedenfalls traurig, dass hier ein so tragischer Anlass wieder dafür herhalten muss, Unfrieden zu stiften - und ich sehe diesesmal uns als Angegriffene und die türkischen Medien als Hetzer. In Solingen und Mölln war es gleich klar, dass es rechte Spinner waren, die die Häuser angezündet und die Menschen umgebracht haben (Bekenneranrufe mit "Heil Hitler" abgeschlossen usw.) - hier gibt es bisher nur ganz vage Bruchstücke, dass es hätte sein können (Ein Haus, das von Ausländern bewohnt wird; Aussagen eines traumatisierten Kindes; Nazischmierereien, die man gefunden hat) und gleich wird wieder jeder in die braune Schublade gesteckt...
Ich warte nur darauf, bis es erste Fotomontagen von Fahrzeugen der Feuerlöschpolizei (incl. Hakenkreuz) und HuPF-Trägern gibt... und werde trotzdem weiterhin gemäß unseren Rotkreuz-Grundsätzen keine Unterschiede bei denen, die unsere Hilfe brauchen, machen. Und ich glaube nicht, dass irgendeiner Organisation bei uns Fremdenfeindlichkeit unterstellt werden muss - wir geben alle unser Bestes, egal in welcher Form wir tätig werden (HA oder EA, Fw oder HiOrg). Nur schade, dass die Politiker immer sehr zögerlich sind, sich vor uns zu stellen und uns in Schutz zu nehmen.