@ kellern
Also, wer lesen kann, ist klar im Vorteil, auch wenn es Dir nach eigenen Angaben nicht so leicht von der Hand geht.
Zitat
ist mir zu viel zum Lesen,
Und unhöflich wird man in einer Diskussion eigentlich nur, wenn man merkt, dass die (vielleicht langjährig und liebevoll aufgebaute) eigene Argumentation nicht von allen geteilt wird. Sorry, es gibt auch andere Meinungen.
Die Feuerwehr rückt in erster Linie aus, weil sie von einem Menschen gerufen wird. Das wird vermutlich auch so bleiben. Auch wenn man Tieren vollständige Gleichberechtung bietet, werden sie in absehbarer Zeit nicht selbständig gezielt Hilfe anfordern, respektive den Notruf absetzen können. Dürfte einleuchtend sein.
Die von mir angemerkten möglichen Folgen bergen tatsächliches Gefährdungspotential für Menschen. Man muss die Situation immer im Gesamtkontext sehen, nicht nur das akute Geschehen vor Ort - und da spielt das Leben des einzelnen Tieres nur eine untergeordnete Rolle. Wem das zu hoch ist...
Habe schon mehrfach Leute aus Fahrzeugen geschnitten, die für eine Katze in den nächsten Baum hinein gebremst haben. Ihnen wurde - auch wenn Du vielleicht eine Lebensrettermedaille vergeben würdest - später vor Gericht vorgeworfen "ohne wichtigen Grund" gebremst zu haben - es sei denn, sie gaben zu Protokoll, sie hätten ein Kind erkannt haben wollen.
Werden Dritte gefährdet, lautet der Vorwurf regelmäßig "grobe Fahrlässigkeit"!
Und fahren die Kollegen mit der DL raus, um eine Katze vom Baum zu holen, dauert die Halterfeststellung (zur Rechnungsadresierung) manchmal länger als der Einsatz selbst.
Und mal anders gefragt: was macht denn ein Tier-RTW, wenn eine Kuh ins Wasser gefallen ist? Da ist meist eine aufwändige technische Hilfeleistung notwendig (primär um Sachschaden an dem Nutztier zu verhindern). Soll das ein Tier-RTW mit Tierarzt leisten?
Was will ich bei einer im Fenster klemmenden Katze mit einem Tierarzt - da brauche ich jemanden, der Ahnung von der Mechanik hat. Das Fenster mit mitfühlendem Gesicht und Gewalt herausdrücken kann jeder normal kräftige Mensch.
Das alles sind einfach keine Argumente für eine Tierrettung mit Blaulicht.
Lassen wir die Einsätze mit Sonderrechten bei den BOS. Die Tierrettung hat sicher ihre Berechtigung und wird auch ihre Nische finden, wo benötigt - aber die Berührungspunkte mit BOS sind ganz gering.
PS Wenn ich nur auf einzelne Argumente eingehe, heisst das nicht, dass ich die anderen akzeptiere, aber ich habe auch noch Anderes zu tun, als mich hier mit jeder Banalität aufzuhalten.
@ Krankenwagenfahrer
Ich zitiere "der Einfachheit halber "aus der Wiki, wissend, wie fehlerhaft diese Quelle sein kann - hier deckt sie sich aber in etwa mit meinen Erinnerungen aus dem Deutsch-LK, da habe ich nicht extra den großen Brockhaus rausholen wollen. Muss ich ja jetzt wohl tun?!?
Was das Sozialverhalten von Tieren angeht: keine Frage, es gibt teilweise sehr ausgeprägtes Sozialverhalten bei einigen Tierarten - sicher aber nicht bei allen. Auch hier ist eine Einordnung in den Gesamtkontext sicherlich sinnvoll. Fraglich ist nämlich u.a., wem gegenüber dieses positive Sozialverhalten gezeigt wird - meist dient es nur dem Erhalt der eigenen Rasse und nicht etwa dem Weltfrieden. Diesen Intellekt hat man, soweit ich weiß, noch bei keinem Tier nachweisen können.
Wie wir als Menschen unseren Vorteil jetzt ausnutzen ist eine ganz andere Frage.
Natürlich bin ich, rein gefühlsmäßig, dafür, dass auch jedem Tier schnellstmöglich und bestmöglich geholfen wird. Keine Frage. Punkt.
Aber ich sehe einfach den riesigen Rattenschwanz, der an diesem Wunsch dranhängt und frage mich, ob wir mit unseren Bemühungen hier nicht festfahren? Vielleicht sollten wir mal zunächst den Augenmerk auf den Erhalt der eigenen Art ausrichten, so wie es jedes Tier tut. Betrachten wir unser eigenes Verhalten und die Wechselwirkungen mit der Umwelt, kommen wir wahrscheinlich insgesamt zu einem völlig anderen Umgang mit den nichtmenschlichen Mitbewohnern unseres Planeten und es erledigen sich viele Probleme von ganz alleine. Das Problem ist einfach die fehlende objektive Erkenntnis, was für Folgen eine bestimmte Verhaltensweise mit sich bringt. Hier muss man wohl vorsichtig ausprobieren.
In diesem Zusammenhang halte ich es z. B. für dringend notwendig, etwas am wahnsinnig hohen "Fleischverbrauch" der Menschen zu ändern. Hier wird Energie und Biomasse verballert, die effektiver genutzt werden könnte. Und wenn man nicht jeden Tag zu Mittag ein Stück Fleisch essen muss, dann können weniger Tiere vielleicht "menschenwürdiger" gehalten werden als dies im Augenblick der Fall ist. Das ist für mich aktiver Tierschutz! Und das wenige Fleisch kauft man nicht für Pfennige beim Discounter, sondern für einen angemessenen Preis dort, wo die Qualität der Tierhaltung sichergestellt ist. Tierschutz liegt somit an zentraler Stelle im Interesse des menschlichen Selbstschutzes.
Mir kommt aber die Forderung nach Tierrettung mit Blaulicht so langsam vor wie die Neulackierung eines durchgerosteten Autos - Hauptsache wir tun überhaupt was, aber dann bitte so, dass man es auch sieht. Man könnte es auch mit Kammerflimmern vergleichen - viele Muskelzellen arbeiten und strengen sich an - aber es bringt letzlich nichts fürs Ganze und die Folge ist auch der Tod der einzelnen Myokardzellen.
@ Monty
Ist alles nicht verkehrt, zieh doch mal Deine Quintessenz: festlegen, wann ein Tierarzt ggf. mit Sosi zu einem Einsatz dazugerufen wird, geordnete Transportkapazitäten mit qualifiziertem Personal schaffen. Bingo - völlig OK soweit bin auch ich dafür.
Ich bin mir auch nicht zu schade, einen verletzten Hund erstzuversorgen - habe ich auch schon gemacht, habe auch schon eine verunfallte Katze mit dem RTW (wir waren allerdings auf Werkstattfahrt) zum Tierarzt gebracht (ohne Sosi!). Kein Problem, da hilft man obwohl es keiner sieht, das liegt in der menschlichen Natur. (Beim Tierarzt haben sie uns übrigens für reichlich bekloppt gehalten!)
Über eine sinnvolle Integration muss man sich unterhalten - aber nicht aufgrund irgendwelcher Gefühlsduseleien, sonden indem man Nutzen und Gefahren abwägt und durch gesetzliche Vorgaben in ein sinnvollen Verhältnis setzt.
OK, und wie kann so ein System jetzt konkret aussehen? Da müsste man vielleicht ersteinmal mal eine Art "Ausrückeordnung" entwickeln, für welche Einsätze man überhaupt mit Sosi rausfahren will ... und dann mal überschlagen, wie oft diese speziellen Einsätze in einem bestimmten Zeitraum vorkommen. Daran kann man dann abmessen, welcher bzw. ob überhaupt ein Bedarf besteht - und ob die (vermutlich vereinzelten) Einsätze dann nicht sowieso in den Aufgabenbereich der FW fallen, also weiterhin über vorhandene Strukturen abgewickelt werden können.
Die Kurse "EH am Hund" sind übrigens nicht neu, ich habe sowas schon vor 10 Jahren mitgemacht. Naja - es fehlt halt an der nachfolgenden Infrastruktur.
Erschreckend fand ich in diesem Zusammenhang, dass die Teilnehmer eher interessiert hat, wie sie ihren Hund beatmen können, als dieses Wissen gleichsam am Menschen anwenden zu können. Seltsames Sozialverhalten.
@ PST
Völlig richtig - aber der Erhalt von "Sachwerten" ist eigentlich nicht Aufgabe des Rettungsdienstes - da geht es um die explizit benannten Menschenleben und gesundheitlichen Schäden.
Der Sachwert des Tieres (die Formulierung ist reichlich unglücklich), z. B. eines wertvollen Rennpferdes, muss dann aber auch in Bezug auf den Wert des beeinträchtigten Rechtsgutes (ggf. Menschenleben) gesehen werden. Und da wiegt ein Menschenleben mehr als alles Andere, ist quasi unbezahlbar.