Was ist denn daran auszusetzen? Schließlich gibt es für jedes Meldebild eine entsprechende AAO. Zudem soll sich in Bayern nun auch das standardisierte Abfrageschema etablieren, was - in meinen Augen - mit Sicherheit auch Einiges an "Bagatellen" aussieben wird.
Bei diesen Standards habe ich persönlich so meine Zweifel, denn jeder Notruf und jeder Anrufer ist Individuell. Klar, gewisse Standards sind da definitiv von Nöten und auch angebracht, dennoch ist der gesunde Menschenverstand und die Erfahrung eines guten Disponenten durch nichts zu ersetzen!
Was ich an dem von mir beschriebenen System auszusetzen habe ist folgendes:
Meinem Verstädnis nach, kennt der Disponent sein Revier oder aber sollte es zumindest kennen. Für mich persönlich ist dieses AAO-Gedöns zu viel "der Rechner hat entschieden". Zwei Kilometer Anfahrt und drei Kilometer Anfahrt sind nicht selten himmelweite Unterschiede, wenn das Fahrzeug mit dem vermeintlich kürzeren Anfahrtsweg eine Serpentine und Nebenstraßen nutzen muss. Wird klar was ich vermitteln möchte?
Der Disponent wird zum Knöpfchendrücker degradiert.
Ich bewege mich ja ab und zu im bayerischen Rettungsdienst, weil sie ja so schön nah dran sind.
Meine Kollegen hier haben mir mitgeteilt, dass die "Bagatelleinsätze" (will man sie denn so nennen) im bayerischen Raum sich schon signifikant erhöht haben, seit es eine ILS gibt., auch hören wir nun öfter "ihr könnt abdrehen, ist nicht so schlimm!".
Ich bin ja ein neugieriges Kerlchen, also höre ich mich um. Dabei habe ich aus unterschiedlichen Richtungen gehört, dass es in Bayern eine sogenannte UG-ILS gibt. Diese Unterstützungsgruppe ist in erster Linie dafür da, um bei Großschadenslagen oder aber bei anzunehmenden größeren Sachen, wie z.B. Sturm, Unwetter, etc., gewisse Sachen abzufiltern und zu koordinieren, so dass jeder einmal dran kommt und das reguläre Geschäft weitergehen kann.
Damit bei diesen Leuten eine gewisse Sicherheit geschaffen werden kann und sie auch mit dem System vertraut sind, werden sie für die Notrufabfrage im Alltagsgeschäft herangezogen und müssen im Monat soundsoviel Dienste absolvieren.
Wenn ich das also richtig verstanden habe, dann ist es dieser "Hobby-Disponent" also (sorry, mir fällt gerade kein anderes Wort ein) derjenige, der quasi entscheidet was alarmiert wird, bzw. was die AAO rausschmeisst, denn er gibt ja das Schlagwort ein.
Der Disponent, der was weiß ich wie viel Ausbildung und Fortbildungen haben muss, sagt quasi nur noch "OK" und alarmiert.
Ist doch so richtig, oder?
Da ist doch was verquer?!
Da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Meiner Meinung nach ist an vielen Verschlimmbesserungen in Bayern auch das INM mit seinen TRUST-Gutachten schuld. Es kann einfach nicht sein, dass man pauschal voraussetzt, dass ein Notfallrettungsmittel 30% aller anfallenden Krankenbeförderungen zu leisten hat. Mit den vor Jahren gültigen 10% konnte ich mich anfreunden, wenn es z.B. um innerörtliche Ambulanzfahrten ging oder man eine Heimfahrt in den eigenen Bereich mitnimmt, wenn man eh an der Klinik steht.
Das sollte man ein wenig differenzierter Betrachten, auch wenn ich Dir grundlegend recht gebe.
Man kann davon halten was man will, aber hier hat das MZF-System seine Vorteile, auch wenn ich durchaus ein Anhänger der klaren Trennung von KT und RD bin. Ich meine mich zu erinnern, dass es um die Vorhaltungen der KTW in Bayern schon besser bestellt war, also dass es durchaus mehr gegeben hat. Aber das Problem mit den Statistiken ist eben auch, dass oftmals viele entscheidende Faktoren fehlen, um solche Statistiken richtig beleuchten zu können. Hier gilt wieder einmal wunderbar der Satz "traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!".
Wie kommt man denn auf die 30%, woraus resultiert das?
Es ist ja auch so, dass in den Nachtstunden oftmals keine KTW vorgehalten werden, was ich persönlich für einen unheimlichen Fehler halte, denn auch Nachts gibt es Einsatzlagen, die keinen RTW bedürfen und wo dies auch von vornherein klar ist.
Aber was ist die richtige Vorhaltung und nach welchen Maßgaben soll man hier gehen?
Spitzen hast Du immer wieder drin, so dass RTW aushelfen müssen und gerade dann nicht zur Verfügung stehen.
Aber auch hier gilt, dass diese Entscheidungen von Leuten getroffen werden sollten, die sich vor Ort auskennen und auch Ahnung von der Sache haben, auch wenn klar ist, dass man letztendlich Diskussionen mit den Kostenträgern führen muss.
Diese TRUST-Gutachten finde ich auch affig. Klar, sie sind vermeintlich neutral, aber ein RZV kennt sein Gebiet eben besser und danach sollte gegangen werden!
Das man aber KTW streicht, nur weil sie auf dem Papier zu viele Leerkilometer haben, die Fahrzeuge aber dennoch wichtig für das Patientenaufkommen waren, ist für mich nicht nachvollziehen. Da bringt es auch nichts, wenn man die statistischen Vorhaltestunden außerhalb der Kernzeiten verlängert, wenn das Auto dann mangels "Kundschaft" im Stall steht. Aber klar - zumindest produziert er keine Kilometer.
Das ist genauso affig. Ob nun der KTW die Leerkilometer fährt oder der RTW, der den Job dann übernehmen muss, weil Opa Müller so oder so in die Klinik muss, ist doch vollkommen egal. Aber gut, die Logik des Ganzen werden wir "normalen Retter" sowieso niemals verstehen, dafür muss man studiert haben... BWL, Personalpsychologie, Amerikanistik oder etwas dergleichen...
Meiner Meinung nach müsste man - um jetzt bei Bayern zu bleiben - die Krankenbeförderung komplett von der Notfallrettung entkoppeln und gesondert von dieser betrachten, um den Bedarf zu ermitteln. Zudem müssten - wo nötig - die Wochenenden gestärkt werden und eine Nachtvorhaltung für Einweisungsfahrten durch den ÄBD etabliert werden.
Da bin ich im Großen und Ganzen bei Dir!
Allerdings kann ich mir gerade nur schwer vorstellen, wie diese Entkopplung aussehen soll. Vielleicht kannst Du das ja noch einmal ein wenig besser darstellen.
Ich hoffe übrigens, dass sich - in meinem Bereich - der feste Fahrdienst für den ÄBD der KVB sowie auch die drei neuen KVB-Bereitschaftspraxen positiv auf das Einssatzaufkommen des RD auswirken. Das muss aber die Zeit zeigen.
Interessant wie unterschiedlich doch die Richtungen sind.
In meiner Heimatstadt hat man dieses System gerade wieder in der Abschaffung, also zumindest den Fahrdienst für den ÄND. War dieser gerne als Hintergrund-Joker mit richtigen NEF gebraucht, ist diese Kooperation nun flöten.
Die beiden Notfallpraxen des ÄND hingegen sind seit Jahren eine wundervolle Institution, die den Kliniken viel Arbeit weg, wobei sich das auch geändert hat. Früher gab es die beiden ÄND-Stationen Prüfling und Galluswarte, heute ist es nur noch die Galluswarte und zwei-drei Weitere Bereitschaften in den Kliniken. Da bin ich nicht mehr up-to-date.
Mit anderen Worten, Ihr baut da unten nun das auf, was hier wieder zurückgefahren wird.
Soweit von mir...