RTW-Fahrgestellt: Sprinter oder TGE/Crafter

  • Moin,


    inzwischen gibt es ja doch einige RTWs mit TGE/Crafter als Fahrgestellt, aber so richtig haben sie sich scheinbar noch nicht gegen den Sprinter durchgesetzt.

    Habt ihr Erfahrungen aus dem Einsatzalltag bezüglich Sprinter vs. TGE/Crafter (vs. IVECO Daily), ob es Unterschiede gibt (die über Preis/Aussehen/persönliche Markenpräferenz hinausgehen) und welches Fahrgestell sich mehr für den Rettungsdienst eignet?

    Vielen Dank

    Marko

  • Moin,


    in meinen Augen ist der große Nachteil vom Sprinter und dem Crafter sowie dem TGE der aus den PKW-Bereich stammenden Vierzylinder mit nur zwei Liter Hubraum. Dieses Downsizing und die daraus resultierenden Nähmaschinenmotoren mögen in einem PKW, der sich eher im Stadtverkehr bewegt, sinnvoll und vorallem sparsam sein. Allerdings bringen diese Motoren in meinen Augen absolut nichts, wenn die Fahrzeuge sehr oft mit Volllast und (beim RTW) mehr als 4 Tonnen Gesamtgewicht bewegt werden. Das wiederum ist in meinen Augen der große Vorteil des Iveco, der noch immer mit einem Vierzylinder mit knapp drei Liter Hubraum erhältlich ist.


    Schaut man einmal über den großen Teich, dann stellt man fest, dass in ganz vielen Bereichen (besonders bei Einsatzfahrzeugen) weiterhin die Maßgabe "Hubraum ist nur durch Hubraum zu ersetzen" zumindest bei den Streifenwagen der verschiedenen Polizeibehörden weiterhin gilt. Und auch dort, wo US-amerikanische Fahrgestelle im Rettungsdienst verwendet werden, sind die Motoren jenseits der 5 Liter angesiedelt.


    Aus meinen Kontakten nach Schweden kann ich nicht berichten, dass sich dort auch nur ein Motor der US-amerikanischen Fahrgestelle bei einem Rettungswagen verabschiedet hatte, von den europäischen Mitbewerbern (VW, Mercedes, etc.) hört man das dagegen schon deutlich öfters. Übrigens, im Normalfall wird das Chevrolet-Fahrgestell nach etwa 3 oder 4 Jahren und einer Laufleistung von 300.000 Kilometer ausgetauscht und der Koffer auf ein neues Chassis umgesetzt.


    Viele Grüße,

    Tobias

  • ...das war jetzt aber keine Antwort auf die oben gestellte Frage. Die Frage ging in Richtung 'Sprinter vs. Crafter/TGE' und nicht 'Sprinter, Crafter, TGE vs. Fahrgestelle mit vernünftigen Motoren'


    Ich kann mir vorstellen das hier auch das Prestige und die bisher gemachten Erfahrungen zählen. Es gibt hier eine HiOrg, die scheint von Sprinter auf Crafter umgeschwenkt zu sein, zumindest sind die meissten neuen RTW der letzten beiden Jahre auf Crafter-Basis. Und die fahren genauso im Einsatzdienst rum.

    Gleichzeitig hört man über alle Marken hinweg von Fahrzeugausfällen. Vielleicht ist die Traditionsmarke auch nicht mehr das, was sie mal war (da kommen dann Tobis' Einwände ins Spiel) und die anderen Marken haben einfach noch nicht Fuß gefasst. Dabei spielen sicherlich auch Preise, Abnahmemengen, Verhandlungen und Einkaufsprozeduren eine Rolle. Will sagen: im Betrieb A dürfen die Mitarbeiter mitentscheiden, im Betrieb B entscheidet der Leiter diktatorisch, Betrieb C bekommt den RTW ungefragt hingestellt weil der Landesverband für alle einen Großeinkauf organisiert hat und in Betrieb D soll nur der Koffer umgesetzt werden - der Aufbauer hat aber nur Fahrgestell Y auf dem Hof stehen ...

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Moin,


    vielen Dank für eure Antworten. "Hubraum ist nur durch Hubraum zu ersetzen" ist da natürlich ein guter Punkt.

    Da bin ich mal gespannt wo die Reise hingeht, auch wenn man dann in Richtung eSprinter bzw eCrafter denkt.

    Mein Eindruck bisher ist auch eher das nach Prestige / Preisen / was hat der Aufbauer für Fahrgestelle entschieden wird und es keine wirklich harten Fakten gibt die entweder für Crafter oder Sprinter sprechen.

  • Mein Eindruck bisher ist auch eher das nach Prestige / Preisen / was hat der Aufbauer für Fahrgestelle entschieden wird und es keine wirklich harten Fakten gibt die entweder für Crafter oder Sprinter sprechen.

    Ich gehe davon aus, dass die Mehrzahl der deutschen Aufbauhersteller in der Lage ist, sowohl Volkswagen/MAN, Mercedes als auch Iveco mit den hauseigenen Kofferaufbauten zu versorgen. Einzig bei Strobel bin ich mir nicht sicher, ob die auch Iveco verarbeiten können (oder wollen). In früheren Jahren (also als Mercedes und VW noch zusammengearbeitet haben) war oft das Thema Vollautomatik das k.o.-Kriterium für den VW LT bzw. Crafter, denn die wurden damals nicht mit einer Vollautomatik geliefert.


    Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass es für das Fahrgestell eine vernünftige Werkstattversorgung geben muss ... und ob da die Volkswagen-PKW-Werkstatt auch RTW-Fahrgestelle reparieren kann bzw. darf, kann ich nicht beurteilen. Zumindest bei Iveco ist ganz oft die fehlende Werkstatt ein Ausschlusskriterium für die Beschaffung.

    Da bin ich mal gespannt wo die Reise hingeht, auch wenn man dann in Richtung eSprinter bzw eCrafter denkt.

    Nicht nur Du. Bislang gibt es keine serienmäßigen Elektrofahrgestelle für die klassischen 5-Tonnen-Rettungswagen, wie sie fast überall verwendet werden. Elektrofahrzeuge sind mir tatsächlich nur bis 3,5 Tonnen bekannt. Und nein, die Umbaulösung von WAS zähle ich nicht als serienmäßig verfügbar. Das und die in meinen Augen noch immer fehlende vernünftige Reichweite wird in den nächsten Jahren eine deutliche Steigerung von E-RTW verhindern.


    Lassen wir uns einfach mal überraschen ...

  • Auf das 5t-Segment bezogen:

    • VW hat sich in den letzten Jahren vor allem durch ihr nicht einheitliches Auftreten selbst geschadet
    • MAN macht da aufgrund des Service- und Vertriebsnetz mit dem identischen Auto einen wesentlich besseren Job
    • Mercedes schießt sich gerade selbst massiv ins Aus: Bis Ende 2023 ist die Produktion ausverkauft, es gibt keine Behördenrabatte, die BOS-Verkäufer werden massiv an die kurze Leine genommen und das digitale Vertriebsmodell wird gepusht - alles Dinge, mit denen du in der Branche keinen Applaus holst. Da kann auch der Service bald nicht mehr helfen, den toll ist der auch nicht mehr überall
    • Ford wird sicherlich durch die Kooperation mit VW für die nächste gemeinsame Generation Transporter/Transit Custom und Crafter/Transit aufholen, auch weil sie sich ja erklärtermaßen zu einem PRO-Lieferanten entwickeln wollen
    • IVECO kämpft mehr mit Vorurteilen als mit der Qualität des Autos oder des Service, alles was nur irgendwie ein bißchen anders ist als Stern und Co. wird nicht akzeptiert. Und dem bekannten Servicepartner um die Ecke vergibt man eher als nem neuen Unbekannten. Wenn man dazu - wie in Hamburg - auch noch Äpfel (Benz-Fahrgestell mit Luftfederung) mit Birnen (IVECO-Fahrgstell ohne Luftfederung) vergleicht, ... - naja. Der Daily ist aber derzeit das einzige brauchbare OEM-Fahrgestell mit Elektroantrieb, was Marktverfügbar ist
    • Das Teil von WAS kann man nicht wirklich ernst nehmen. Mercedes wird denen schneller den Hahn zudrehen, wenn der eSprinter als Fahrgestell kommt, als die gucken können
  • Und aus einem der vielen oben genannten Gründe (keine Lieferung möglich) werden die 20 neuen RTW in Frankfurt am Main auf MAN geliefert…

    Wer Ironie findet - der darf sie behalten :-))

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