Schweden - Normierung der Feuerwehrfahrzeuge

  • Hallo Zusammen,


    im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Schweden nur eine recht simple Normierung der Feuerwehrfahrzeuge, aber scheinbar kommt man damit trotzdem aus, das Totschlag-Argument der "örtlichen Gegebenheiten" wird dort so gut wie gar nicht angebracht. Die in Schweden vorhandenen Hilfeleistungslöschfahrzeuge werden vom MSB in verschiedene Kategorien eingeteilt und die Fahrzeughersteller zum Bau dieser Normfahrzeuge zertifiziert. Daher findet man auch so gut wie keine ausländischen Aufbauhersteller in diesem Sektor. Zugelassen für BAS-Bilar waren bzw sind die Firmen Floby Flak, Autokaross, Sala Brand, Tollarp Kaross und Swedish Firebus. Seit kurzem auch der polnische Hersteller WISS Thoma.


    BAS I

    • Tankkapazität von 3.400 Liter, davon 3.000 Liter Wasser und 400 Liter Schaummittel
    • Pumpe mit einer Leistung von 3.000 l/min bei 10 bar, teilweise mit zusätzlichem Hochdruck
    • eingebauter Generator (sehr oft auf dem Dach) mit pneumatischem Lichtmast
    • hydraulischer Rettungssatz
    • Straßenfahrgestell

    BAS II

    • Tankkapazität von 2.000 Liter, davon 1.800 Liter Wasser und 200 Liter Schaummittel
    • Pumpe mit einer Leistung von etwa 2.000 l/min bei 10 bar
    • eingebauter Generator (sehr oft auf dem Dach) mit pneumatischem Lichtmast
    • hydraulischer Rettungssatz
    • Straßenfahrgestell

    BAS III

    • Tankkapazität von 3.400 Liter, davon 3.000 Liter Wasser und 400 Liter Schaummittel
    • Pumpe mit einer Leistung von 3.000 l/min bei 10 bar, teilweise mit zusätzlichem Hochdruck
    • eingebauter Generator (sehr oft auf dem Dach) mit pneumatischem Lichtmast
    • hydraulischer Rettungssatz
    • Allradfahrgestell

    BAS IV

    • Tankkapazität von 5.900 Liter, davon 5.500 Liter Wasser und 400 Liter Schaummittel
    • Pumpe mit einer Leistung von 3.000 l/min bei 10 bar, teilweise mit zusätzlichem Hochdruck
    • eingebauter Generator (sehr oft auf dem Dach) mit pneumatischem Lichtmast
    • hydraulischer Rettungssatz
    • Straßenfahrgestell

    BAS V

    • Hochdrucklöschanlage mit kleinem Wassertank (etwa 250 Liter)
      wie zum Beispiel ColdCut Cobra System oder Firexpress
    • Straßenfahrgestell
    • maximales Fahrzeuggewicht 3.500 kg auf Grund der Führerscheinbeschränkungen

    Die große Mehrzahl der beschafften Fahrzeuge sind Fahrzeuge vom Typ BAS I, selbst in den nördlichen und westlichen (eher gebirgigeren) Landesteilen, wo man mit sehr viel Schnee rechnen muss, verzichtet man bei der Mehrzahl der Fahrzeuge auf einen Allradantrieb. Neben den standartisierten Hilfeleistungslöschfahrzeugen, die in den meisten Fällen nur eine Besatzung von maximal 1 / 3 vorsehen, gibt es noch ein paar weitere mehr oder weniger standartisierten Fahrzeugtypen


    Tankbil

    • Tankkapazität von 8.000 Liter oder 10.000 Liter Löschwasser
    • teilweise zusätzlich noch bis zu 1.000 Liter Schaummittel
    • Pumpe mit unterschiedlicher Leistung
    • sehr oft ein auf dem Löschwassertank montierter Feuerlöschmonitor
    • Straßenfahrgestell

    Sehr oft gibt es keine "richtigen" Tankfahrzeuge, sondern es wird ein entsprechender Wechsellader mit einem Tankcontainer vorgehalten. Die Leistung der vorhandenen Pumpen variert sehr stark, auf Tankcontainern werden gerne Tragkraftspritzn von Metz/Rosenbauer oder Magirus verbaut, die dann eine Leistung zwischen 800 l/min und 1.500 l/min haben. "Richtige" Tankbil haben sehr oft Pumpen verbaut, die eine Leistung von 3.000 l/min bei 10 bar vorzuweisen haben.


    Tankbilar, egal ob als Wechsellader oder als richtiges Fahrzeug, werden fast ausschließlich mit einem dreiachsigen Straßenfahrgestell ausgeliefert, sehr oft mit einer gelenkten Hinterachse und der Achsformel 6x2. Bei vielen Feuerwehren werden auch zusätzliche Wassercontainer vorgehalten, die dann bei Waldbränden abgesetzt werden und so als Zwischenpuffer fungieren können.


    Terrängbil


    Neben den oben genannten Löschfahrzeugtypen gibt es dann noch das weite Feld der Terrängbilar, hier versammelt sich quasi alles, was ein Allradfahrgestell hat und auch abseits befestigter Wege eingesetzt werden kann. Neben handelsüblichen Pick-Ups werden hier auch hochgeländegängige Fahrgestelle (Mercedes-Benz Unimog, Hägglunds BV 206) verwendet. Die meisten dieser Fahrzeuge haben entweder eine normale Pumpe und Wassertank oder können entsprechend mit Tanks und tragbaren Pumpen kurzfristig ausgestattet werden. Teilweise haben die Fahrzeuge auch eine Hochdrucklöschanlage verbaut, was aber nicht die Regel ist.


    Hubrettungsfahrzeuge


    In Schweden gibt es keine Vorschrift, wie Hubrettungsfahrzeue auszusehen haben, daher verwendet man bunt gemischt sowohl Drehleitern (fast ausschließlich Metz/Rosenbauer sowie Magirus) als auch Teleskopmasten der verschiedenen Hersteller. Bronto Skylift und Vema Lift OY sind derzeit die Hersteller mit der größten vorhandenen Stückzahl aber auch Rosenbauer hat einige HRB B32 nach Schweden verkaufen können. In früheren Zeiten gab es auch noch Drehleitern der Firma Wibe-Lift, gerne als Kombinationsfahrzeug mit Wassertank und Pumpe.


    Räddningsbil / Gefahrgutfahrzeuge


    Richtige Rüstwagen sind in Schweden sehr selten, in Trollhättan wird ein ehemaliger FireBus dafür verwendet und in Örebro gibt es ein Räddningsbil sogar mit hydraulischem Kran am Heck. Auch Gefahrgutfahrzeuge sind in Schweden eher selten. In Byrsta hat die Nerikes Brandkår ein entsprechendes Fahrzeug stationiert und in Hovemantorp wurde vom RäddningstjänstenÖstra Kronoberg ein Koffer-LKW mit eintsprechendem Material ausgestattet. Die große Mehrzahl der Feuerwehren hat entsprechendes Material aber auf Anhängern verlastet, die im Einsatzfall vom Löschfahrzeug mit zur Einsatzstelle genommen werden.


    FiP-Bil / FiB-Bil


    FiP (första insatsperson) oder FiB (första insats befäl) sind Einsatzfahrzeuge, mit denen eine oder zwei Einsatzkräfte zusätzlich zum Hilfeleistungslöschfahrzeug zur Einsatzstelle gebracht werden können. Diese Fahrzeuge sind sehr oft bei Deltids-Wachen vorhanden und werden sehr oft vom diensthaben Schichtführer mit nach Hause genommen. Allen gemein ist, dass diese Fahrzeuge sowohl bei medizinischen Notfällen, als auch allen anderen Einsätzen alarmiert werden und daher (meistens) sowohl eine medizinische als auch eine löschtechnische Grundausstattung an Bord haben.


    Medizinisch werden meistens AED sowie Sauerstoff und ein Notfallrucksack mitgeführt, die feuerwehrtechnische Beladung umfasst neben der persönlichen Schutzausrüstung meist etwas Kleinwerkzeug sowie Absperrmaterialien. Zusäzlich werden sehr oft, wie auch auf dem Löschfahrzeugen, sogenannte Löschgranaten mitgeführt, die in geschlossenen Räumen einen schnellen Löscherfolg sicherstellen sollen.


    Die verwendeten Fahrzeugtypen sind ganz unterschiedlich, oft werden PKW-basierte Kleintransporter (VW Caddy, Fiat Doblo, etc) oder Pick-Ups verwendet.


    So, das soll es erst einmal sein, bei Fragen gerne melden.


    Viele Grüße,
    Tobias

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