Der Schlauch gegen Gaffer vs. Öffentlichkeitsarbeit und Wahrnehmung

  • [hi]


    Wir alle hier wissen wie ekelhaft und nervend Gaffer sein können, gerade dann noch, wenn sie unsere Arbeit meinen kommentieren zu müssen oder gar Videos mit dem Smartphone anfertigen und dann ins Netz stellen.


    Neulich gab es ja diesen schweren Verkehrsunfall auf der A3, mit drei Toten und einem Verletzten, wo die Feuerwehren ewig im Einsatz waren. Als die Polizei die teilgeräumte Unfallstelle dann freigab, dass zumindest ein Teil des Verkehrstaus abfließen konnte,ließen einige Gaffer es sich nicht nehmen und hielten frivol drauf.
    Die Polizei zog auch einige Gaffer raus und verteilte Anzeigen. Dazu gab es auch - wohl in Absprache mit der Polizei - eine Dusche auf die Beifahrerfenster mittels Schlauch, für die Fahrzeuge, wo die Leute eben sehr penetrant am filmen waren.
    Es war wohl die einzige Möglichkeit, so zumindest eine mir zugetragene Aussage, der Lage Herr zu werden.
    Ein Ermittlungsverfahren gegen den Feuerwehrmann (oder die Führungskräfte an der Einsatzstelle) wurde von seiten der zuständigen Staatsanwaltschaft nicht eingeleitet. Stattdessen war der besagte Feuerwehrmann nun beim Radiosender "Antenne Bayern" zu sehen, wie er dort einen Song gegen die Gaffer aufnahm, selbstverständlich in Feuerwehrmontur und RTL2-Manier.


    Mal abgesehen davon, dass es sich um ein Offizialdelikt handelt (Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr), wundert es mich schon ein wenig, dass kein Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft eingeleitet wurde. Weiterhin finde ich es nicht gerade toll, zu solchen Mitteln zu greifen, denn ich halte es nicht gerade für professionell und überlegt, mit einem Schlauch in den fahrenden Verkehr zu halten, auch wenn dieser nur quasi langsam rollt.
    Das ganze nun aber auch noch derart medial zu unterfüttern und an die große Bimmel zu hängen, ist unterste Schublade!
    Erschreckend dabei finde ich auch noch, dass die Resonanz in der Bevölkerung und auch bei vielen Feuerwehr- und Rettungsdienstkollegen derart groß, bzw. zustimmend ist.


    Wie seht Ihr das?


    Meine Fragen:


    • Wieso wurde die Sperrung aufgehoben, obwohl man noch mit der Bergung der Leichen beschäftigt war?
    • Wieso gibt es kein Ermittlungsverfahren, damit wirklich ausgeschlossen oder bestätigt werden kann, dass hier ein Fehlverhalten vorlag?
    • Sollte man nicht froh sein, dass es so glimpflich von Statten ging...muss das ganze noch auf solch beschämende Art und Weise in die Öffentlichkeit gezerrt werden?
    • Wieso gibt es keine sachliche Darstellung der betreffenden Feuerwehren?
    • Was sind probate Mittel gegen Gaffer?

    Ich bin gespannt auf eure Wortmeldungen und Meinungen

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • - wohl in Absprache mit der Polizei -

    Da wäre jetzt mal interessant wer da was mit wem abgesprochen haben soll. Anfangs hieß es, es war abgesprochen. Dann kam die Staatsanwaltschaft und sagte nein, es war nicht abgesprochen und dann doch wieder. Das ist aber auch ein Durcheinander an der Einsatzstelle. Vermutlich hats Rudi (oder seine Führungskraft) mit den direkt vor Ort stehenden Geradeauspolizisten persönlich abgesprochen und Einsatzleitung und Dienststellenleitung wussten nix davon.

    Wieso wurde die Sperrung aufgehoben, obwohl man noch mit der Bergung der Leichen beschäftigt war?

    Ist der Verkehr zu diesem Zeitpunkt überhaupt komplett freigegeben worden oder wollte man nur die "paar" Fahrzeuge durchlassen, die sowieso schon im Stau standen? Der restliche Verkehr wurde zum Zeitpunkt als die Bilder erstmals auf Facebook auftauchten noch weiträumig umgeleitet (zumindest laut Bayern 3).

    Wieso gibt es kein Ermittlungsverfahren, damit wirklich ausgeschlossen oder bestätigt werden kann, dass hier ein Fehlverhalten vorlag?

    Die Staatsanwaltschaft hat die Situation von Amts wegen aus geprüft. Da keiner der betroffenen Gaffer Anzeige gegen den "Spritzer" erstattet hat, wurden die Ermittlungen eingestellt.

    Sollte man nicht froh sein, dass es so glimpflich von Statten ging...muss das ganze noch auf solch beschämende Art und Weise in die Öffentlichkeit gezerrt werden?

    Hier wäre interessant ob die Aktion mit Antenne Bayern mit der Wehrleitung abgesprochen war oder ob Herr Heimann das ohne offizielle Erlaubnis gemacht hat.

    Wieso gibt es keine sachliche Darstellung der betreffenden Feuerwehren?

    Das würde mich tatsächlich auch interessieren. Gerade wenn der letztgenannte Punkt zutrifft, wäre eigentlich die einzige richtige Reaktion der betreffenden Wehr, den Kameraden aus dem Einsatzdienst zu entfernen!

    Was sind probate Mittel gegen Gaffer?

    Es gibt in Versuche mit Sichtschutzzäunen zu arbeiten. Das sind entweder bespannte Bauzäune oder Luftkammergebilde, zumindest die Versionen die ich bis jetzt gesehen habe.
    Hauptproblem bei den Zäunen ist, die funktionieren zwar bei PKWs, beim 40 Tonner ist aber Schluss, der schaut einfach oben drüber.

    Erschreckend dabei finde ich auch noch, dass die Resonanz in der Bevölkerung und auch bei vielen Feuerwehr- und Rettungsdienstkollegen derart groß, bzw. zustimmend ist.

    Spannend wird's, wenn die Aktion demnächst Nachahmer findet und es wirklich zu einem Folgeunfall dadurch kommt. Dann wird das Entsetzen groß sein und man ist ganz überrascht wie das denn nun passieren konnte und überhaupt und außerdem.


  • Die Staatsanwaltschaft hat die Situation von Amts wegen aus geprüft. Da keiner der betroffenen Gaffer Anzeige gegen den "Spritzer" erstattet hat, wurden die Ermittlungen eingestellt.

    Nein, es wurden überhaupt keine Ermittlungen aufgenommen, da die StA auf Grund der ihr vorliegenden Videos keinen Anlass dafür sah.


    Offenbar entgangen ist der StA ein Interview der BILD mit KBI Hofmann, der im Film sagte, man habe "in die Richtung der Fenster gespritzt", wenn die Fahrer "so dreist waren", die Fenster zu öffnen. Heisst für mich auf Deutsch: Man wollte ganz bewusst den Fahrer oder wenigstens den Innenraum mit einer Ladung Wasser "versorgen" - bis hin zum Risiko eines Totalausfalls des Fahrzeugs (Elektronikschaden durch das Wasser im Innenraum), unkakulierbaren Reaktionen (Schreck, Abwehrreaktion etc.) mit ausdrücklicher in Kaufnahme entspr. Unfallgefahr AUCH bei langsamer Fahrt.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Meine Fragen:


    • Wieso wurde die Sperrung aufgehoben, obwohl man noch mit der Bergung der Leichen beschäftigt war?

    Es ist vernünftig, einen Teil(!) des Staus abfliessen zu lassen. Da eine Leichenbergung nicht zeitkritisch ist, hätte man mit üblichen Ausrüstung der FW-Fahrzeuge (auf einem RW z.B. Planen/Folien etc.) jederzeit Fahrzeuge mit Leichen vorher abdecken können. Nach Abfluss des Staus dann wieder Sperre und Bergung.


    Ich denke, keinem(!) der Gaffer ging es bei Film/Fotoaufnahmen um Leichen, sondern einfach nur um "ui, da is was passiert". Die Leute fotografieren und filmen ja auch harmlose Blechschäden....

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

    • Was sind probate Mittel gegen Gaffer?

    Vollsperrung, bis Alles vorbei ist. Und entspr. "Medienarbeit" wie z.B. Verkehrsfunkdurchsagen "ist wegen vieler Gaffer komplett gesperrt, das gilt auch für die Gegenrichtung"

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Offenbar entgangen ist der StA ein Interview der BILD mit KBI Hofmann

    Naja, da hab' ich aber vollstes Verständnis, wenn ein Staatsanwalt Texte aus der Bild-Zeitung nicht als Grund für weitere Ermittlungen betrachtet! ;)


    Davon mal ganz abgesehen, gibt es in der Zwischenzeit so viele, tlw. völlig gegensätzliche Darstellungen der Handlungsabläufe dass ich mir ein Urteil zu den Ereignissen auf der A3 tunlichst verkneife. Nur das Musikvideo auf antenne bayern hätte man sich (und uns) ersparen können...


    Gruß, Jürgen 8)

  • Naja, da hab' ich aber vollstes Verständnis, wenn ein Staatsanwalt Texte aus der Bild-Zeitung nicht als Grund für weitere Ermittlungen betrachtet! ;)

    Nicht Texte, Video(beweis). Ich weis nicht, welche Videos sich die StA anschauen konnte (oder wollte), aber ich vermute, es sind nur die Filme, die auch öffentlich zu sehen waren. Alleine daraus abzuleiten, dass man nicht ermitteln will, ist für mich ziemlich haarsträubend.


    Ein Ermittlungsverfahren hätte die StA in die Lage gebracht, auch nicht veröffentlichtes Foto/Videomaterial anzufordern. Mit Sicherheit wurden z.B. jeweils mehr als 2-3 "nassgespritzte Autos" von ggf. mehreren Reportern gefilmt. Möglichweise sogar eine Reaktion ("Verreissen des Lenkrads" etc.) Zudem hätte die StA Zeugen befragen können (Polizeibeamte, andere FW-Leute, Autofahrer)


    Wenn DANN die StA nach Abschluss der Ermittlungen keinen Anhalt für die Einleitung eines Strafverfahrens sieht - o.k. dann ist das eben so und wurde nach entspr. ausführlicher rechtlicher Bewertung, Zeugenbefragung, Augenscheinahme von Bildmaterial usw. entschieden.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

    • Offizieller Beitrag

    Also ich bin auch kein Freund dieser Aktion gewesen, dies habe ich auch in Facebook überdeutlich bekundet... sogar gleich zweimal.
    Aber dass der Kamerad dann auch noch zu Antenne Bayern marschiert und sich da in Uniform vor einen Song spannen lässt (natürlich mit schief sitzendem Helm und in Uniform der FF Waldaschaff), sorry, aber da war es bei mir mit jeglichem Verständnis vorbei!
    Ich finde es sehr interessant, dass da Seitens der Wehrleitung oder irgendwelcher Verantwortlichen keinerlei Stellungnahme zu finden ist... aber gut, wir wissen auch nicht, was hinter den Kulissen abgeht.


    Richtig bedauerlich finde ich ja, dass man heute nicht einmal mehr Kritik äußern kann - egal in welcher Form - ohne gleich komplett der Majestätsbeleidigung zu unterliegen!
    Ist in unserer Gesellschaft keine kontroverse Debatte oder sachlicher Diskurs mehr möglich?

    • Was sind probate Mittel gegen Gaffer?

    Wenn die Polizei da was tun will... da bei einem VU die Kräfte i.d.R. nur ausreichen, um Abzusichern, Unfallaufnahme etc. sollte man vielleicht auf Polizeiseite neu denken.


    Wozu hat man denn die vielen hübschen BeDoKW und entspr. geschulte Video-Dokutrupps in der BePo? Die muss man nur gem einer AAO mit rausschicken, wenn es irgendwo "grösser" gekracht hat. Klar, die entspr. Einheiten gibt es nur in bzw. im Umkreis von gr. Städten, aber dann fahren die halt mal 1 Stunde, die Unfallstelle gibt´s ja i.d.R. oft noch länger..... Die Autobahn-Pol. hat auch Video-Fahrzeuge. Raus damit, gegen die Fahrtrichtung aufgestellt und einfach Kamera mitlaufen lassen. Sollte für den "Erstangriff" auch reichen, wenn man die entspr. Einheiten/Fahrzeuge eben zu Unfällen mitalarmiert.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

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