Belgien: Die belgische Regierung schliesst 4 der 6 Zivilschutzstützpunkte

  • Wenig erfreuliche Nachrichten kommen von unseren belgischen Nachbarn die Tage. Dort wurde am Dienstag bekannt, dass die belgische Regierung in Punkto Reform der Zivilschutzdienste drastische Schritte eingeleitet hat.


    Am Dienstag gab Innenminister Jan Jambon in einer Pressekonferenz bekannt, dass von den momentan 6 bestehenden Zivilschutzstützpunkte bis zum Jahre 2020 4 Stützpunkte gänzlich geschlossen werden. Am Morgen wurden die Gewerkschaften von den geplanten Schritten informiert. So plant die belgische Regierung, jeweils einen Stützpunkt in der flämischen Region (Brasschaat) und einen Stützpunkt in der wallonischen Region (Crisnée) aufrecht zu erhalten. Diese drastischen Schritte wurden bereits seit Monaten befürchtet, denn die belgische Regierung hatte diese bereits angekündigt. In der Folge sollen folgende Stützpunkte ihre Türen schließen:


    - Ghlin (Wallonien)
    - Libramont (Wallonien)
    - Jabbeke (Flandern)
    - Liederkerke (Flanderen)


    Laut dem Innenminister werden die beiden noch bestehenden Stützpunkte mit Material und Personal aufgestockt und modernisiert. Die Wahl der beiden Stützpunkt wurde laut Innenministerium aus einer 5-jährigen Statistik der Einsätze, der bevorstehenden Kosten der Modernisierungsarbeiten an den Stützpunkten sowie einer Gefahrenanalyse des ganzen Landes ausgewählt. Die Sonderaufgaben, die durch die vier von der Schließung betroffenen Einheiten übernommen worden waren, werden den kommunalen Feuerwehreinheiten und den Feuerwehrzonen übergeben.


    Die Schließung bringt jedoch auch personelle Folgen mit sich. Von den momentan 479 Stellen beim Zivilschutz sollen künftig 30% gestrichen werden. Das Innenministerium betont jedoch, dass es zu keinen Entlassungen kommen wird, sondern via persönlichen Gesprächen zu einer Einigung kommen solle. So sei angepeilt, einen Teil des Personals frühzeitig in Rente zu schicken. Weiter würde man dem Personal einen Wechsel in die noch bestehenden Stützpunkte ermöglichen oder aber einen Wechsel in die anliegenden Feuerwehrzonen ermöglichen. Hier betont der Minister aber, dass es keine Budgetkürzungen für das Personal geben wird, im Gegenteil. Hier sollen die Sparmaßnahmen den bestehenden Personal zugute kommen und eine Gehaltserhöhung je nach Posten von 20% möglich sein.


    In Belgien befürchtet man jedoch, dass die Hilfsfristen seitens des Zivilschutz nun drastisch ansteigen werden. Auch hier betont der Innenminister Jan Jambon, dass neben der Schließung der Zivilschutzzentren und der Kürzungen im Personal auch die Aufgaben des Zivilschutzes neu definiert werden. Wie der Minister betont, sei der belgische Zivilschutz vorrangig für Katastrophen jeglicher Art gedacht, jedoch hätte es sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit üblichen Aufgaben der kommunalen Feuerwehren beschäftigen müssen wie z.B. der Unfallrettung bei Verkehrsunfällen. Gerade diese Aufgaben hätten in den letzten Jahren derart zugenommen, seien jedoch keineswegs die Aufgabe des Zivilschutzes an sich und würden nun auch an die kommunalen Feuerwehr zurückgegeben werden. Der Zivilschutz sei, entgegen der breiten Meinung in Belgien, kein Dienst des Ersteinsatzes bei Zwischenfällen sondern viel mehr eine spezialisierte Einsatztruppe die zur Unterstützung in speziellen Fällen nach gefordert werde. Zu diesen Aufgaben gehöre der Chemieschutz, der Hochwasserschutz oder der Schutz vor nuklearen Gefahren. Man wolle hier ganz klar von den üblichen Feuerwehraufgaben wie Brandbekämpfung und Unfallrettung weg. Auch werde man sich aus dem öffentlichen Rettungsdienst zurückziehen und eben nur noch den Bevölkerungsschutz in diesem Punkt berücksichtigen. Damit erhofft man sich, die Zahl der Einsätze und der damit verbundenen Kosten zu senken.


    Am Rande erwähnt:


    Mein Kommentar hier trägt zu der traurigen News nichts bei, es ist lediglich meine persönliche Meinung. Was die Reform für uns "Fotographen" mit sich bringen wird lässt sich vorerst nicht abwägen. Da die Zivilschutzstützpunkte direkt dem Innenministerium unterstehen hatte man früher schon seine Mühe um dort an Fototermine zu kommen, wenn man überhaupt eine Antwort bekam. Es wird sich also mit Sicherheit durch diese Reform also auch nicht bessern. Die Anzahl der bis heute eingereichten Datensätze in der Galerie (10) spricht eigentlich für sich selbst... Denn in den momentan 6 Hallen der Zivilschutzstützpunkte lungern hunderte an Fahrzeuge und Abrollbehälter... Bis heute hatte man aber noch manchmal das Glück, im Rahmen eines Tag der Offenen Türen bei kommunalen Feuerwehren oder bei der Armée, die Fahrzeuge des Zivilschutzes vor die Linse zu bekommen. Dem wird nach dieser Reform sicherlich nicht mehr oder viel weniger der Fall sein, denn bei zwei Stützpunkten landesweit werden sich die Fahrstrecken zu sehr erhöhen. Schade, denn gerade die Fahrzeuge des Zivilschutzes sind meines Erachtens nach in Belgien mit die interessantesten. Sei es durch ihre spezielle Farbgebung, deren Größe und vor allem es sind fast ausschließlich Sonderfahrzeuge.

  • Dankeschön, sehr interessanter Bericht!


    Was mich noch interessieren würde:

    • Welche Aufgaben hat das hauptamtliche Personal denn in der einsatzfreien Zeit? (Nur Ausbildung, Materialpflege und Administration?)
    • Waren die Standorte bisher 24/7 besetzt?
    • Welche (ungefähre) Mindeststärke hatte denn ein Standort üblicherweise?
  • Nichts zu danken!


    Zu deinen Fragen, kann ich soweit folgendes sagen:


    Das hauptamtliche Personal ist tatsächlich 24/7 an den Stützpunkten, dies im 2-Schichten-System. Zu den bereits genannten 479 hauptamtlichen Kräfte summieren sich jedoch noch 808 freiwillige Kräfte, die auf Abruf nach gefordert werden können. Die täglichen Aufgaben sehen wie überall gleich aus und ich denk du liegst da nicht ganz falsch mit deiner Aufzählung, jedoch bei 5.544 Einsätzen und 95798,07 geleistete Einsatzstunden im Jahre 2015, glaube ich wird denen so schon nicht langweilig. Daneben gibt es auf jedem Stützpunkt so viel Material was gewartet und kontrolliert werden muss. Zu der Mannstärke kann ich leider nichts sagen.


    Im Grunde genommen ist der belgische Zivilschutz dem deutschen THW sehr ähnlich, nur dass eben in Belgien die Sachen ein wenig anders laufen. Z.B. kann in Belgien der Zivilschutz nur von einer Feuerwehr durch eine Anfrage beim Innenministerium nach gefordert werden, nicht wie in etwa hier zugegen via eine Leitstelle. Jedoch kann deren Einsatz aber auch durch einen Bürgermeister, einem Gouverneur oder eben direkt via den Innenminister angefordert werden. Daher haben die Fahrzeuge auch gar keine sichtbare Telefon- oder Rufnummer aufgeklebt. Der Zivilschutz hilft dabei bei jeglichen kleineren oder größeren Katastrophen aus, wie bei Großbränden (Löschwassertransport), Trinkwasserproblemen, Unwetterschäden, Hochwasser, Chemieunfälle und Nuklearzwischenfällen. Die Unterstützung des Zivilschutzes liegt hier ganz klar vor allem beim schweren Material, welches bei Feuerwehren nicht zu finden ist. Siehe hier:


    WLF mit Löschkanone


    Tieflader mit Ölsperre und grossem Skimmer


    WLF mit AB-Lenzpumpe


    Tieflader mit Telekoplader


    LKW mit Vakuumtank 9.000



    Das sind so betrachtet schon sehr spezielle Sachen die dort in den Hallen stehen und das wenige was ich noch auf der Festplatte von denen hab ist nicht weniger interessant ;) Aber klar, es gibt jedoch auch ganz normale Sachen wie KdoW und MTW beim Zivilschutz.


    Daneben werden auch noch Spezialeinsatzgruppen vorgehalten wie z.B. eine Rettungshundestaffel, Eine Höhenrettungsgruppe, eine USAR-Gruppe, eine Taucherstaffel und das Team IBIS, welches auf die Suche von Leichen spezialisiert ist. Daneben beteiligt sich der belgische Zivilschutz auch an Auslandsmissionen bei Katastrophen, dies in sehr enger Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, dem Rettungsdienstpersonal und vielen Spezialisten der belgischen Armée. Bei Auslandseinsätzen ist der Zivilschutz Teil des B-FAST-Team.

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