Artikel in der Süddeutschen - BRK-Rettungsteams geraten an die Grenzen der Belastbarkeit

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,


    in einem Artikel der Süddeutschen (folge mir, dann kannst Du mich lesen) wird auf die stetige Zunahme von Einsätzen hingewiesen, bzw. darüber berichtet.
    Ich bin der Auffassung, dass dies nicht nur ein bayerisches Phänomen ist, man wohl aber wegen der Fläche schon Einiges wegstemmen muss. Trotzdem glaube ich, dass die "Schüttel-Einsätze" überall zunehmen.
    Dies hat mehrere Ursachen, unter anderem das "wegsterben" der niedergelassenen Ärzte und auch Fachrichtungen, wie auch die Ausdünnung der Klinikdichte.
    Wie seht Ihr das?
    Ich würde mich über eine angeregte Diskussion freuen... :)

  • Das ist ÜBERALL so!!
    Wobei ich der Auffassung bin, dass es Bayern noch deutlich besser geht als Rheinland-Pfalz.
    Schauen wir uns doch nur die Luftrettung an. Wenn man sich ansieht, für was inzwischen die Luftretter hergenommen werden, da kann man schon nicht mehr von einer schnellen Heranführung eines Arztes sprechen, das ist wirklich fliegende Hausarzttasche deluxe!

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • Kann ich so bestätigen. Hier gibt es einen leitstellenbekannten Außenarzt, der zu alles und jeder NA-Indikation eine Schraube anfordert, nur, weil er selbst nicht in die Klinik begleiten will. Der trägt schon gut zur Einsatzstatistik des RTH bei...

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

    • Offizieller Beitrag

    Wieso wird sowas nicht einmal mit dem ÄLRD besabbelt?
    Verstehe ich nicht! Weil das macht das Konzept des Rettungsdienstes/der Luftrettung nichtig.
    Dann soll er eben keine Notarztdienste mehr machen, dann kommen vielleicht mal richtige Ärzte!


    Aber um noch einmal auf den Artikel zu kommen... es scheint also nicht nur ein subjektives und persönliches Empfinden zu sein, dass die "Spacken-Einsätze" immer mehr zunehmen.

  • Das Problem ist deutschlandweit.... Aber das liegt nicht nur an Einsparungen im Rettungswesen, sondern vor allem auch an der Erwartungshaltung unserer Kunden! Husten, Schnupfen, Heiserkeit.... natürlich ein Fall für 112! Oder seit einer Woche Bauchschmerzen. Viele sind auch der Meinung mit dem Rettungsdienst schneller im Krankenhaus an die Reihe zu kommen.
    Was mich dabei am meisten wütend macht: Es sind keine Ausnahmen mehr. Echte Notfälle werden mittlerweile zur Ausnahme.
    Ich fahre selber im Schnitt 8 bis 14 Alarme in 12h auf dem RTW, echte Notfälle? SELTEN. Aber wenn mal einer ist, kommt ein RTW von weiter weg, weil der nächstgelegene bei einer "Taxifahrt" ist.
    Viele, die den Rettungsdient holen könnten auch ohne Probleme selber in ein Krankenhaus, wobei hier definitiv der Hausarzt helfen kann.
    ich könnte die Liste hier beliebig vorsetzen, das Panoptikum der Kuriositäten ist endlos lang... und DAS pumpt die Statistik auf!

  • Was ich auch schwierig finde sind die eingeschränkten Möglichkeiten von uns als Personal dagegen zu arbeiten.


    Mangelnde Rückendeckung durch die Führungskräfte, fehlender Rechtsschutz und mangelhafte Rechtssicherheit sowie Angst vor einer Fehleinschätzung führen insgesamt dazu, dass viele dazu neigen auch noch jeden Mist mitzunehmen.
    Meiner Meinung nach kann nicht nur der Patient den Transport verweigern, auch der Rettungsdienst kann dies.
    Es gibt klare Indikationen für einen RTW-Transport, und wenn diese nicht erfüllt sind wird nicht transportiert.


    Die Realität sieht anders aus, die Rückenschmerzen könnten ja doch was akutes sein, und spätestens bei Kindern traut sich niemand mal zu sagen, dass eine Erkältung nichts fürs Krankenhaus ist.
    Verstärkt wird die Problematik in unseren Bereichen durch die Asylbewerberunterkünfte, wo fehlende Erfahrung und fehlende Zugangsmöglichkeiten (Berechtigungsscheine etc.) dazu führen, dass wir tagtäglich wegen Wehwehchen Schwangere und Kleinkinder kilometerweit in Fachkrankenhäuser fahren.


    Verschlimmert wird es noch durch einen KV-Bereitschaftsdienst, der regelmäßig an die 112 durchstellt, anstatt selbst gucken zu fahren.


    Was sind meine Lösungswünsche:


    Die Kompentenz und Rechtssicherheit auch einmal NEIN zum Patienten zu sagen. Wenn er dennoch der Meinung ist, dass er einen Arzt benötig, soll er sich selbst dahin begeben.
    Ein funktionierender ärztlicher Bereitschaftsdienst, der die wegfallenden Hausärzte von nebenan ersetzt.
    Eine engmaschige ärztliche Betreuung von Pflege- und Altenheimen sowie Asylbewerberheimen, die viele KTW-Transporte für Lappalien ersparen würden.


    Und zu guter letzt: Rechnungen und Anzeigen an alle, die das System regelhaft missbrauchen.


    Die derzeitige Entwicklung auf mehr Notrufe mit mehr Fahrzeugen zu reagieren finde ich gefährlich, denn die wirkliche Notfallpraxis des Personals leidet extrem.
    Es ist ein Unding, dass ich manchmal Schichten habe, in denen bei 10 Einsätzen nicht ein einziger wirklich indiziert war, und schon eine Kopfplatzwunde als Highlight des Tages zählt.

  • ich versteh' ja was ihr meint und bin grundsätzlich auch der Meinung dass es
    Rechtssicherheit zum "Nein-sagen", eine höhere Alamierungsschwelle usw geben sollte ...


    ...aber ....


    ... die Kehrseite ist eben auch dass durch diese "Spacken-Einsätze" auch
    Arbeitsplätze im RD gesichert werden !


    Wie war das vor ein paar Jahren als der qualifizierte Krankentransport
    massiv an den unqualifizierten Patiententransport verloren hat ?


    Da haben sich alle aufgeregt von wegen schlechter Betreuung, fahrlässiger Patientengefährdung usw.
    KTW wurden gestrichen und stattdessen billige PT-Fahrzeuge in Dienst genommen.


    Wer Pech hatte verlor seinen Job (weil weniger KTW besetzt wurden) und musste zum PT "downgraden".



    Hand aufs Herz:
    wollen wir das nochmal erleben ?


    Wollen wir dass die RTW auf die Hälfte zusammengestrichen werden weil sie
    nur noch zu echten Notfällen geschickt werden, und den Rest vom Kuchen andere Bedienen ?


    Ich sag es zwar mit einigen Bauchschmerzen aber:
    lieber fahr' ich Grütze mit nem RTW als Grütze mit nem KTW oder gar PT ...

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Ich möchte dir da mal klar widersprechen, 3 Sachen fallen mir dazu ein:


    1. Durch die demografische Entwicklung, die Zunahme von Verlegungen durch zunehmend spezialisierte Kliniken und der Wegfall zahlreicher Notaufnahmen oder ganzer Kliniken wird auch abgesehen von Husten, Schnupfen, Heiserkeit die Anzahl der "richtigen" Fahrten eher zu- als abnehmen, wenn auch nicht im zweistelligen Prozentbereich jährlich.


    2. Im Rettungsdienst ist abseits der Großstädte vor allem die Anzahl der Fahrzeuge vor allem durch die Gebietsabdeckung limitiert, nicht durch die Anzahl der Fahrten.
    Wenn nur durch Wache X der Bereich in 15 Minuten erreichbar ist, dann kann dort nichts abgeschafft werden.
    Eine Reduzierung der Fahrten wird in erster Linie zu einer geringeren Auslastung führen, nicht zu weniger Fahrzeugen. In Großstädten mag deine Argumentation sicher zutreffen, aber auch dort trifft mein letzter Absatz zu..
    Es kann doch nicht sein, dass z.B. Landkreise wie Kassel oder Freiburg binnen 5 Jahren ihre RTW-Vorhaltung verdoppeln müssen.


    3. Es ist nicht Sinn der Sache, dass in diesem Job durch Gelinde gesagt Bullshit künstlicher Bedarf erzeugt wird, der reell nicht existiert. Das Gesundheitssystem ist solidarisch getragen, jede Einsparung kommt allen zu Gute und ist wünschenswert.
    Wer mit der Begründung es sei arbeitsplatzerhaltend jeden Mist in die Klinik fährt soll bitte Taxifahrer werden. Wem so viel am Blaulicht liegt kann ja Blut transportieren.
    Nebenbei verdient man bei uns in der Gegend beim privaten KT deutlich mehr als bei den HiOrgs, denn immerhin wird nach dem Tarifvertrag fürs Logistikgewerbe gezahlt.
    Von daher finde ich deine Argumentation hier ziemlich schwach, und sie steht einer Professionalisierung des Berufsbildes komplett entgegen.
    Aktuell verlieren wir mehr Kollegen durch Frustration und Arbeitsbelastung als damals durch die massive Marktzunahme der Privaten. Das mag aber sicher von RD zu RD variieren.


    Abgesehen davon kommt es mit der verpflichtenden Einführung des NotSan mit Sicherheit zu einem massiven Personalengpass in einigen Bereichen Deutschlands, schon jetzt kann das DRk in BaWü nicht alle Schichten besetzen, geschweige denn weitere Fahrzeuge stellen. Durch den Wegfall der RA, die Lücke durch verspätete Ausbildung und ausbleibende Selbstzahler (wartende Studenten etc.) MUSS diese Ausuferung gestoppt werden.
    Als NotSan oder gut qualifizierter RS muss sich wohl niemand Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Im Gegenteil, es kann nur besser werden.

  • och, das sind ja ehrbare Ziele ...



    ... das Gesundheitssystem ist ein Wirtschaftszweig, keine barmherzige Einrichtung.


    Beispiele:
    - manchmal bleiben Patienten noch mit fadenscheinigen Begründungen übers Wochenende im Krankenhaus und werden erst Montag Morgen entlassen, obwohl zwischen Freitag Nachmittag und Montag Morgen nichts weiter passiert. Ein Schelm der denkt das könnte wirtschaftliche Gründe haben ...


    - manchmal liegen Patienten zB auf der Intensivstation damit dort nicht zu viele Betten leer stehen,
    was auch den einen oder anderen Nachteil fürs Haus hätte ...


    - manchmal bleiben Patienten lieber im eigenen Haus statt sie extern zu verlegen,
    denn dann müsste man sich den Vergütungskuchen teilen .. ein Schelm der auch hier böses denkt ...


    - tja und im RD siehts dann eben nicht anders aus !
    wenn das System so ausgelegt ist dass diverse Effekte ermöglicht oder gar begünstigt werden,
    dann kann man entweder umschulen oder mitspielen.


    Jeder von uns hat Verpflichtungen und Rechnungen zu bezahlen.
    Und ein persönliches Downgrade mit Gehaltseinbußen weil der RTW nur noch Reanimationen fährt und ich mit dem KTW nur noch den Husten, nö, das will ich auch nicht. (das war jetzt etwas übertrieben !)

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  • Das ist ÜBERALL so!!

    Das beschreibt es denke ich ganz gut. Die Ursachen sind vielleicht unterschiedlich, aber im Endeffekt steigern sich die Alarmzahlen. Bsp.: ich kam 2008 nach Berlin, da waren 1000 Alarme am Tag ehr die hohe Ausnahme. Neulich wurde die 1500 geknackt (>95% im Rettungsdienst), ohne das große Unwetter oder Glatteis zu verzeichnen war. Zum einen ist die Einwohnerzahl gestiegen, wenn auch nicht in dem Maße und zum anderen ist die Zahl der Touristenankünfte von 2009 bis 2015 von 8 Millionen auf 12 Millionen explodiert. Das und der Umstand, dass die 112 bei jedem Zimperlein gewählt wird, führt in Verbindung mit anderen Faktoren (z. B. die Priorisierung) zu den extrem steigenden Zahlen. Ich kann da Wenzel seinen Eindruck nur bestätigen, der RTW ist oft die teure Taxe zum Arzt.


    Da schreibst du viel Wahres. Allem voran ist der Rettungsdienst Dienstleister. Die Zeiten der Götter in weißen Kitteln ist schon lange vorbei.

  • Der grundlegende Unterschied zwischen Klinikum und Rettungsdienst ist zunächst einmal, dass das Klinikum sein Geld erwirtschaften muss, während der Rettungsdienst (theoretisch) den Bedarf von den Krankenkassen bezahlt bekommt.
    D.h. egal wie schlecht die Leistung ist, oder wie wenig Patienten anfallen, die Vorhaltekosten sind gedeckt.
    Zudem kann ein Krankenhaus Gewinne erwirtschaften, das dürfen die Hilfsorganisationen als Wohlfahrtsverbände nicht.


    Ansonsten verbreitest du teilweise Unwahrheiten.
    Seit Einführung des DRG-basierten Abrechnungssystems 2003 verdient man eben nicht mehr automatisch mehr Geld, wenn der Patient länger liegt, im Gegenteil.
    Für einen normalen internistischen Patienten auf Station sind pauschal 5 Tage veranschlagt und auch nur die werden bezahlt.
    Entlässt man Patienten also schneller macht man Gewinn, liegen sie Monate herum macht man viel Verlust.
    Ich weiß nicht wo du arbeitest und wie viel Einblick du wirklich ins Krankenhaus hast, aber für meine Häuser trifft das nicht zu. Intensivbetten sind hart umkämpft, und oftmals liegen Patienten dort unnötig lange herum, weil die peripheren Stationen sie nicht aufnehmen können, nicht weil mal auf Intensiv mehr Geld verdient.
    Auch hier sind durch die DRGen die Liegezeiten genau vorgeschrieben, alles darüber hinaus bringt Verlust.


    Natürlich wird hier viel getrickst und beschissen, es gab z.B. vor kurzem einem sehr gute Dokumentation über den Umgang mit beatmeten Patienten, die teilweise unnötig lange beatmet wurden, um die nächste DRG-Stufe zu erreichen.



    Dennoch, wer meint alles mitnehmen zu müssen weil es seinen Beruf rettet hat die Entwicklungen der letzten 10 Jahre komplett verpasst und trägt für mich nur entscheidend zu seiner eigenen Demotivation bei, nicht zu seiner Arbeitsplatzsicherheit, und sollte umschulen.

  • ..dass mit den DRG stimmt,
    aber es gibt noch Dinge die extra abgerechnet und vergütet werden können.


    Ich rede ja nicht vom 08/15 Blinddarm ohne Nebenerkrankungen der nach 5 Tagen wieder zu Hause sein sollte und deswegen am Besten nach vier Tagen wieder geht ..




    Dass die Kostenträger die Vorhaltekosten decken ist auch klar,
    aber auch das wird turnusmässig neu verhandelt,
    und die Kassen zahlen nur das was nötig ist.


    Und die Notwendigkeit wird anhand des Bedarfs ermittelt.
    Und Bedarf bedeutet Einsatzzahlen und -Zeiten,
    und die werden durch Alamierungen generiert,
    egal ob der "Notfall" medizisch gesehen die Bezeichnung verdient hat.



    Wenn die Welt so heile ist warum hat sich damals bei der Einführung des unqualifizierten PT niemand gefraut nach dem Motto:
    Scheiß drauf, mein Job ist weg,
    aber die Solidargemeinschaft freut es !
    Ist doch sinnlos einen fast gesunden Fußgänger mit nem KTW zu fahren ...


    Solange der Anspruch - sogar der manchmal nicht zahlenden Gesellschaft - so hoch ist
    und die Kostenträger das Spiel mitmachen reihe ich mich da ein und spiele mit.

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    • Offizieller Beitrag

    Interessante Beiträge, allerdings kommen wir doch damit von der rettungsdienstlichen Komponente weg. Rettungsdienst und Klinik sind ja immer noch zwei unterschiedliche Sachen, wobei man den Rettungsdienst hier noch als "Zulieferer" sehen kann.


    Mal abgesehen von der Tatsache, dass der gemeine Bürger inzwischen auch offensichtlich zu faul zu sein scheint, den HA aufzusuchen, bzw. durch mangelnde Möglichkeiten der Fachbereiche und Ärzte sich eher (oftmals auch verzweifelt) an den RD und die Kliniken wendet, finde ich, dass auch die Arbeit der Leitstellen allgemein nachgelassen hat. Die Abfragen als Solches scheinen nur noch rudimentär stattzufinden.
    Okay, zugegeben, der Disponent in seinem Technik-Bunker ist nicht vor Ort und muss sich auf das verlassen was ihm entgegengeschleudert wird, aber dennoch... wenn zu einem "Sturz aus 30 cm Höhe" RTW und NEF alarmiert werden, muss ich fragen was los ist?!
    Ebenso die Aussagen "der Rechner hat entschieden!", sorry... aber da fehlt mir ein wenig das Verstädnis.


    Nun beklagt das BRK (um einfach mal an den Artikel der Süddeutschen anzuknüpfen), dass es an die Belastungsgrenze stößt, obwohl ja durch die TRUST-Gutachten der letzten Jahre immer wieder Erhöhungen der Bedarfsvorhaltungen stattgefunden haben... und das nicht zu knapp!
    Ich ertappe mich nicht selten, dass ich mich frage "wie haben wir das eigentlich früher geschafft?". Okay, gerade weil Vieles dem demokrafischen Wandel geschuldet ist, kann man Einiges damit abtun, aber prinzipiell alles?
    Was sind die Ursachen:

    • Die Bevölkerung wird immer älter (mehr Leute werden älter)
    • Ausdünnen der Haus- und Fachärzte, insbeondere auf dem Land
    • Ausdünnen der Klinikdichte - Viele Kliniken bieten keine Grund- und Regelversorgung mehr an, sondern spezialisieren sich
    • Der Rettungsdienst wird nicht mehr nur als Hilfe sondern knallhart als rudimentärer Dienstleister wahrgenommen.

    Kann das jemand widerlegen oder gar ergänzen?
    Was wären konstruktive Maßnahmen, dem entgegenzuwirken und die Belastung signifikant wieder auf ein erträgliches Maß herunterzubringen? Geht das überhaupt?

  • Ist ein Massenphänomen. Die Kollegen die mir noch von den 0 Einsätzen in einer 24h Schicht in RLP erzählten kenne ich auch. Mittlerweile gibt es das auch auf "Hilfsfristwachen" nur noch einmal im Jahr.


    Die Entwicklung finde ich nicht ungewöhnlich. Was früher der HA erledigte, muss heute über den RD abgewickelt werden. Die BG wünscht auch, dass der RTW kommt um einen gequetschten Finger 300m zum D-Arzt zu fahren.
    Eine weitere Entwicklung erlebe ich auf dem Land als sehr gravierend. Das ist die Spezialisierung. Eine gebrochene Nase nach einem Sturz aufs Gesicht belegt einen RTW mittlerweile über 2h. Neben der langen Anfahrt zum Patienten muss immer mehr in irgendwelche spezialisierten Kliniken. Da ist es Alltag mal eben 70km in die Großstadt zu fahren - oder noch weiter ins nächste Bundesland. So hat man eine 10h Schicht mit 4 Einsätzen und war fast den ganzen Tag am Arbeiten.


    Lösbar ist das Problem nicht. Die sinnlosen Einsätze kann man schwer aussortieren. Genauso baut niemand eine Gesichtschirurgie in die kleine Gemeinde. Letztendlich bedeutet es einfach mehr RTW und KTW. Besonders empfehlen würde ich die verkannte Option des NKTW. Vrmutlich wird man auf dem Land langfristig auch mehr Hubschrauber haben.
    Durch Telemedizin, wenn sie mal sinnvoll käme, könnte man immerhin die NEF konstant halten.

  • Die Entwicklung finde ich nicht ungewöhnlich. Was früher der HA erledigte, muss heute über den RD abgewickelt werden. Die BG wünscht auch, dass der RTW kommt um einen gequetschten Finger 300m zum D-Arzt zu fahren.

    Nochmal kurz nebenbei: Das ist ein Ammenmärchen.
    Die BG fordert keinen RTW, und die BG fordert auch nicht, dass jeder Unfall zum D-Arzt muss.


    Wenn ein Arbeitnehmer länger als 3 Tage infolge eines Arbeitsunfalles krankgeschrieben werden soll, dann muss er einen D-Arzt aufsuchen. Die Akutversorgung muss nicht durch einen D-Arzt stattfinden, und ist in der Fläche auch nicht durch diese zu leisten.


    Was mit dem RTW transportiert ist entscheidet die Leitstelle und die Fahrzeugbesatzung, nicht die BG, schon gar nicht pauschal.
    Patienten mit Bagatellverletzungen wünschen wir regelmäßig mit der Adresse des nächsten BG-Arztes einen schönen Tag.

  • Ich glaube man kann einer Gruppe allein die Schuld nicht geben. Die Masse, bzw. die Gesamtsumme macht es.
    Sicherlich wäre eine bessere Abfrage durch die Leitstelle schon einmal der erste Weg. Schauen wir dafür mal kurz nach Berlin, wo man SNAP-Like erst einmal auf den großen Knopf drückt, bevor man hinterfragt. Oder aber EDLIS und die Vorgaben der "noch" neuen integrierten Rettungsleitstellen, dass die Dispositionszeit so niedrig wie möglich gehalten werden soll.
    Bevor sich da ein Disponent den Schuh anzieht oder gar eine Rechtfertigung schreibt, alarmiert er so, wie das System es ihm vorschlägt.


    Die breite Privatisierung der Kliniken und die damit vermeintliche Verbesserung der Standards hat in den letzten Jahren lediglich dafür gesorgt, dass sich immer mehr Kliniken spezialisieren oder aber schlichtweg wegfallen.
    Auch das bringt den Rettungsdienst und die Arbeitsbelastung wieder mit auf den Plan, denn die Patienten wollen ja schließlich auch in eine Klinik transportiert werden und so haben wir es oftmals mit langen Fahrten zu tun oder es kommt gleich der Hubschrauber auf den Plan.


    Nicht viel besser sieht es mit den niedergelassenen Ärzten aus. Die Kostenträger bestimmen ja schon, wie viele Fachärzte in einem Bereich sein dürfen und so sind ewige Wartezeiten keine Seltenheit. Versucht heute einmal ein neurologisches Konsil zu bekommen, da darf man gerne einmal bis zu sechs Monaten warten. Wenn ich ein geschundener Patient wäre, der wissen will was los ist, würde ich auch lieber in das nächstbeste Krankenhaus gehen.
    Als Fazit bleibt da nur, dass unser Gesundheitswesen immer maroder wird. Es geht schon lange nicht mehr um das Wohl des Patienten, sondern schlichtweg um das Geld!


    Irgendwer muss das kompensieren und das ruft den Rettungsdienst auf den Plan, der mit seinen zwei Prozent bei den Kosten im Gesundheitswesen noch als kleiner Betrag gehandelt wird, auch wenn um jede Rettungswache gefeilscht wird.
    Der Bürger möchte sich versorgt und behütet wissen und die blinkenden Blaulichtautos vermitteln dieses Gefühl ganz gut.


    Vor allem können sich im Rettungsdienst auch Politiker immer wieder artgerecht in der Presse profilieren. Schauen wir uns hierzu mal wieder das Thema Luftrettung an oder wenn es um einen neuen Standort des bodengebundenen Rettungsdienstes geht.
    Man kann das Ganze gerade so hernehmen wie man es braucht. Verneint man es, kann man suggerieren, dass man Kosten einsparen will, die an anderer Stelle viel dringender benötigt werden oder aber man setzt es auf Gedeih und Verderb durch und spielt sich als der Samariter der Bevölkerung auf.
    Augsburg und Christoph 40 sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Mitte der 1990er Jahre hat Seehofer den geforderten Hubschrauber (als es auf der A8 wirklich noch sehr oft schepperte) kategorisch abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass Augsburg über ein Krankenhaus der Maximalversorgung verfüge und die Hubschrauber im Umland alles in der geforderten Hilfsfrist erreichen können.
    Als es dann um Christoph 40 ging und man diesen eigentlich im Donauries, bzw. Donauwörth stationieren wollte, wo er einsatztaktisch und vom Standort her auch ein wenig mehr Sinn machen würde, da musste es dann unbedingt Augsburg sein. Sogar den Nebel im Donauries hat man deswegen angeführt. Aber wie sagt man: "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!".


    So lange Entscheidungen von Leuten getroffen werden, die sich mit der Materie nur "nebenbei" befassen oder aber gänzlich keine Ahnung haben (also Politiker und Beamte aus anderen Zweigen) und so lange sich an der Ärztelobby sich nichts grundlegend ändert, werden wir auch keine Verbesserung erfahren. Ebenso wenig, wenn es am Ende immer nur um das liebe Geld geht.


    Und machen wir uns nichts vor... Das wird noch schlimmer werden, die Leute werden immer älter, die gesellschaftlichen Krankheiten nehmen zu und die medizinische Versorgung wird nicht besser werden. Ebenso wird sich die fordernde Grundeinstellung der Bevölkerung mit Sicherheit nicht bessern.
    HURRA sage ich da nur...

    Grüße vom Marcel
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  • Oder aber EDLIS und die Vorgaben der "noch" neuen integrierten Rettungsleitstellen, dass die Dispositionszeit so niedrig wie möglich gehalten werden soll.
    Bevor sich da ein Disponent den Schuh anzieht oder gar eine Rechtfertigung schreibt, alarmiert er so, wie das System es ihm vorschlägt.

    Was ist denn daran auszusetzen? Schließlich gibt es für jedes Meldebild eine entsprechende AAO. Zudem soll sich in Bayern nun auch das standardisierte Abfrageschema etablieren, was - in meinen Augen - mit Sicherheit auch Einiges an "Bagatellen" aussieben wird.



    So lange Entscheidungen von Leuten getroffen werden, die sich mit der Materie nur "nebenbei" befassen oder aber gänzlich keine Ahnung haben (also Politiker und Beamte aus anderen Zweigen) und so lange sich an der Ärztelobby sich nichts grundlegend ändert, werden wir auch keine Verbesserung erfahren. Ebenso wenig, wenn es am Ende immer nur um das liebe Geld geht.

    Da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Meiner Meinung nach ist an vielen Verschlimmbesserungen in Bayern auch das INM mit seinen TRUST-Gutachten schuld. Es kann einfach nicht sein, dass man pauschal voraussetzt, dass ein Notfallrettungsmittel 30% aller anfallenden Krankenbeförderungen zu leisten hat. Mit den vor Jahren gültigen 10% konnte ich mich anfreunden, wenn es z.B. um innerörtliche Ambulanzfahrten ging oder man eine Heimfahrt in den eigenen Bereich mitnimmt, wenn man eh an der Klinik steht.


    Das man aber KTW streicht, nur weil sie auf dem Papier zu viele Leerkilometer haben, die Fahrzeuge aber dennoch wichtig für das Patientenaufkommen waren, ist für mich nicht nachzuvollziehen. Da bringt es auch nichts, wenn man die statistischen Vorhaltestunden außerhalb der Kernzeiten verlängert, wenn das Auto dann mangels "Kundschaft" im Stall steht. Aber klar - zumindest produziert er keine Kilometer.


    Meiner Meinung nach müsste man - um jetzt bei Bayern zu bleiben - die Krankenbeförderung komplett von der Notfallrettung entkoppeln und gesondert von dieser betrachten, um den Bedarf zu ermitteln. Zudem müssten - wo nötig - die Wochenenden gestärkt werden und eine Nachtvorhaltung für Einweisungsfahrten durch den ÄBD etabliert werden.


    Ich hoffe übrigens, dass sich - in meinem Bereich - der feste Fahrdienst für den ÄBD der KVB sowie auch die drei neuen KVB-Bereitschaftspraxen positiv auf das Einssatzaufkommen des RD auswirken. Das muss aber die Zeit zeigen.

    Grüße, Manuel


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    Einmal editiert, zuletzt von Schwarzenberger ()

    • Offizieller Beitrag

    Das System hat man ab dem Jahr 2000 in Frankfurt am Main eingeführt, also den KT vom RD getrennt. Damals haben dann Malteser und Johanniter eine gemeinsame Leitstelle eingerichtet, die über eine gesonderte Rufnummer erreichbar war. Zudem hat man damals den KTW die Blaulichter vom Dach genommen.
    Letztendlich hat das nichts gebracht und inzwischen ist der KT wieder bei der Zentralen Leitfunkstelle Frankfurt angegliedert, die KTW haben auch wieder ein Blaulicht.
    Weil das Ende vom Lied war, dass KT, die die ZLFST FFM erreicht hatten, bei einem entsprechenden Meldebild auch vorgenommen werden mussten und somit war der RTW auch wieder blockiert.
    Es ist schon gut, wenn alles an einer Stelle ankommt, ebenso würde ich die ÄND/KVB-Sachen wieder an die ILS geben wollen, die dann (die Hoffnung stirbt zuletzt), die vermeintlichen NA-Einsätze richtig klassifizieren.
    Derzeit ist es ja so, dass man die 01805-Nummer wählt, der KVB den Fall schildert, eigentlich nur einen "Hausarzt" haben will und dann steht trotzdem ein NAW vor der Tür, weil die Fähigkeiten der Leute in diesem Callcenter noch weit unterhalb denen eines ILS-Disponenten stehen. Sind wir doch mal so offen und ehrlich!

  • Das System hat man ab dem Jahr 2000 in Frankfurt am Main eingeführt, also den KT vom RD getrennt. Damals haben dann Malteser und Johanniter eine gemeinsame Leitstelle eingerichtet, die über eine gesonderte Rufnummer erreichbar war. Zudem hat man damals den KTW die Blaulichter vom Dach genommen.
    Letztendlich hat das nichts gebracht und inzwischen ist der KT wieder bei der Zentralen Leitfunkstelle Frankfurt angegliedert, die KTW haben auch wieder ein Blaulicht.
    Weil das Ende vom Lied war, dass KT, die die ZLFST FFM erreicht hatten, bei einem entsprechenden Meldebild auch vorgenommen werden mussten und somit war der RTW auch wieder blockiert.

    Du verstehst mich falsch. Ich möchte nicht, dass die Disposition von RTW und KTW über getrennte Leitstellen läuft, im Gegenteil. Ich möchte nur, dass die entsprechenden Einsatzmittel auch ihren originären Aufgabenbereich behalten und man nicht per se von einem RTW verlangt, dass man 30 % Krankenbeförderungen fahren muss und dann dafür die KTW-Vorhaltestunden reduziert, weil diese nicht ausgelastet sind oder zu viel leer fahren.


    Und ich möchte eine gesonderte Betrachtung bei der Bedarfsplanung. Mehr nicht.


    Es ist schon gut, wenn alles an einer Stelle ankommt, ebenso würde ich die ÄND/KVB-Sachen wieder an die ILS geben wollen, die dann (die Hoffnung stirbt zuletzt), die vermeintlichen NA-Einsätze richtig klassifizieren.

    Wenn man sich so die Leitstellen aus meinem Gebiet anhört oder speziell auch die ILSt München, so ist man da ganz froh, dass man die KVB abgeben konnte. Schließlich ist man Brnadverletztenregister für Bayern, Notfallleitstelle, Krankentransportleitstelle, KITH und Meldekopf für alle städtischen Behörden außerhalb deren Dienstzeiten (also Kernzeit KVB). Zukünftig soll - wenn man den Gerüchten glauben kann - die komplette Intensivtransport-Koordination hinzukommen. Wenn man da dann nicht ausgelastet ist, weiß ich auch nicht.


    Derzeit ist es ja so, dass man die 01805-Nummer wählt, der KVB den Fall schildert, eigentlich nur einen "Hausarzt" haben will und dann steht trotzdem ein NAW vor der Tür, weil die Fähigkeiten der Leute in diesem Callcenter noch weit unterhalb denen eines ILS-Disponenten stehen. Sind wir doch mal so offen und ehrlich!

    Sicher spielt die Grundqualifikation der Calltaker eine immense Rolle. Aber meines Wissens wird in München für diesen Bereich mindestens ein RS, besser RA verlangt. Ach ja, die Nummer ist 116 117 - ohne Vorwahl. ;)

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

  • Was ist denn daran auszusetzen? Schließlich gibt es für jedes Meldebild eine entsprechende AAO. Zudem soll sich in Bayern nun auch das standardisierte Abfrageschema etablieren, was - in meinen Augen - mit Sicherheit auch Einiges an "Bagatellen" aussieben wird.

    Bei diesen Standards habe ich persönlich so meine Zweifel, denn jeder Notruf und jeder Anrufer ist Individuell. Klar, gewisse Standards sind da definitiv von Nöten und auch angebracht, dennoch ist der gesunde Menschenverstand und die Erfahrung eines guten Disponenten durch nichts zu ersetzen!


    Was ich an dem von mir beschriebenen System auszusetzen habe ist folgendes:
    Meinem Verstädnis nach, kennt der Disponent sein Revier oder aber sollte es zumindest kennen. Für mich persönlich ist dieses AAO-Gedöns zu viel "der Rechner hat entschieden". Zwei Kilometer Anfahrt und drei Kilometer Anfahrt sind nicht selten himmelweite Unterschiede, wenn das Fahrzeug mit dem vermeintlich kürzeren Anfahrtsweg eine Serpentine und Nebenstraßen nutzen muss. Wird klar was ich vermitteln möchte?
    Der Disponent wird zum Knöpfchendrücker degradiert.
    Ich bewege mich ja ab und zu im bayerischen Rettungsdienst, weil sie ja so schön nah dran sind.
    Meine Kollegen hier haben mir mitgeteilt, dass die "Bagatelleinsätze" (will man sie denn so nennen) im bayerischen Raum sich schon signifikant erhöht haben, seit es eine ILS gibt., auch hören wir nun öfter "ihr könnt abdrehen, ist nicht so schlimm!".
    Ich bin ja ein neugieriges Kerlchen, also höre ich mich um. Dabei habe ich aus unterschiedlichen Richtungen gehört, dass es in Bayern eine sogenannte UG-ILS gibt. Diese Unterstützungsgruppe ist in erster Linie dafür da, um bei Großschadenslagen oder aber bei anzunehmenden größeren Sachen, wie z.B. Sturm, Unwetter, etc., gewisse Sachen abzufiltern und zu koordinieren, so dass jeder einmal dran kommt und das reguläre Geschäft weitergehen kann.
    Damit bei diesen Leuten eine gewisse Sicherheit geschaffen werden kann und sie auch mit dem System vertraut sind, werden sie für die Notrufabfrage im Alltagsgeschäft herangezogen und müssen im Monat soundsoviel Dienste absolvieren.
    Wenn ich das also richtig verstanden habe, dann ist es dieser "Hobby-Disponent" also (sorry, mir fällt gerade kein anderes Wort ein) derjenige, der quasi entscheidet was alarmiert wird, bzw. was die AAO rausschmeisst, denn er gibt ja das Schlagwort ein.
    Der Disponent, der was weiß ich wie viel Ausbildung und Fortbildungen haben muss, sagt quasi nur noch "OK" und alarmiert.
    Ist doch so richtig, oder?
    Da ist doch was verquer?!

    Da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Meiner Meinung nach ist an vielen Verschlimmbesserungen in Bayern auch das INM mit seinen TRUST-Gutachten schuld. Es kann einfach nicht sein, dass man pauschal voraussetzt, dass ein Notfallrettungsmittel 30% aller anfallenden Krankenbeförderungen zu leisten hat. Mit den vor Jahren gültigen 10% konnte ich mich anfreunden, wenn es z.B. um innerörtliche Ambulanzfahrten ging oder man eine Heimfahrt in den eigenen Bereich mitnimmt, wenn man eh an der Klinik steht.

    Das sollte man ein wenig differenzierter Betrachten, auch wenn ich Dir grundlegend recht gebe.
    Man kann davon halten was man will, aber hier hat das MZF-System seine Vorteile, auch wenn ich durchaus ein Anhänger der klaren Trennung von KT und RD bin. Ich meine mich zu erinnern, dass es um die Vorhaltungen der KTW in Bayern schon besser bestellt war, also dass es durchaus mehr gegeben hat. Aber das Problem mit den Statistiken ist eben auch, dass oftmals viele entscheidende Faktoren fehlen, um solche Statistiken richtig beleuchten zu können. Hier gilt wieder einmal wunderbar der Satz "traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!".
    Wie kommt man denn auf die 30%, woraus resultiert das?
    Es ist ja auch so, dass in den Nachtstunden oftmals keine KTW vorgehalten werden, was ich persönlich für einen unheimlichen Fehler halte, denn auch Nachts gibt es Einsatzlagen, die keinen RTW bedürfen und wo dies auch von vornherein klar ist.
    Aber was ist die richtige Vorhaltung und nach welchen Maßgaben soll man hier gehen?
    Spitzen hast Du immer wieder drin, so dass RTW aushelfen müssen und gerade dann nicht zur Verfügung stehen.
    Aber auch hier gilt, dass diese Entscheidungen von Leuten getroffen werden sollten, die sich vor Ort auskennen und auch Ahnung von der Sache haben, auch wenn klar ist, dass man letztendlich Diskussionen mit den Kostenträgern führen muss.
    Diese TRUST-Gutachten finde ich auch affig. Klar, sie sind vermeintlich neutral, aber ein RZV kennt sein Gebiet eben besser und danach sollte gegangen werden!

    Das man aber KTW streicht, nur weil sie auf dem Papier zu viele Leerkilometer haben, die Fahrzeuge aber dennoch wichtig für das Patientenaufkommen waren, ist für mich nicht nachvollziehen. Da bringt es auch nichts, wenn man die statistischen Vorhaltestunden außerhalb der Kernzeiten verlängert, wenn das Auto dann mangels "Kundschaft" im Stall steht. Aber klar - zumindest produziert er keine Kilometer.

    Das ist genauso affig. Ob nun der KTW die Leerkilometer fährt oder der RTW, der den Job dann übernehmen muss, weil Opa Müller so oder so in die Klinik muss, ist doch vollkommen egal. Aber gut, die Logik des Ganzen werden wir "normalen Retter" sowieso niemals verstehen, dafür muss man studiert haben... BWL, Personalpsychologie, Amerikanistik oder etwas dergleichen...
    :-aua

    Meiner Meinung nach müsste man - um jetzt bei Bayern zu bleiben - die Krankenbeförderung komplett von der Notfallrettung entkoppeln und gesondert von dieser betrachten, um den Bedarf zu ermitteln. Zudem müssten - wo nötig - die Wochenenden gestärkt werden und eine Nachtvorhaltung für Einweisungsfahrten durch den ÄBD etabliert werden.

    Da bin ich im Großen und Ganzen bei Dir!
    Allerdings kann ich mir gerade nur schwer vorstellen, wie diese Entkopplung aussehen soll. Vielleicht kannst Du das ja noch einmal ein wenig besser darstellen.

    Ich hoffe übrigens, dass sich - in meinem Bereich - der feste Fahrdienst für den ÄBD der KVB sowie auch die drei neuen KVB-Bereitschaftspraxen positiv auf das Einssatzaufkommen des RD auswirken. Das muss aber die Zeit zeigen.

    Interessant wie unterschiedlich doch die Richtungen sind.
    In meiner Heimatstadt hat man dieses System gerade wieder in der Abschaffung, also zumindest den Fahrdienst für den ÄND. War dieser gerne als Hintergrund-Joker mit richtigen NEF gebraucht, ist diese Kooperation nun flöten.
    Die beiden Notfallpraxen des ÄND hingegen sind seit Jahren eine wundervolle Institution, die den Kliniken viel Arbeit weg, wobei sich das auch geändert hat. Früher gab es die beiden ÄND-Stationen Prüfling und Galluswarte, heute ist es nur noch die Galluswarte und zwei-drei Weitere Bereitschaften in den Kliniken. Da bin ich nicht mehr up-to-date.
    Mit anderen Worten, Ihr baut da unten nun das auf, was hier wieder zurückgefahren wird. :geistesblitz:
    Soweit von mir... :)

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

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