Mal wieder ein neuer Rettungshubschrauber - Diesmal in Waldshut

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,


    laut einem Bericht von rth.info (und einigen Foren der Hubi-Szene), plant scheinbar die Björn-Steiger-Stiftung die Installation eines Rettungshubschraubers im Bereich Waldshut, genauer gesagt in Hütten.
    Wieder einmal stellt sich mir die Frage, wie viele Hubschrauber eigentlich noch kommen müssen und was man sich davon verspricht. Wenn es so weitergeht, können wir - überspitzt gesagt - auch dazu übergeben, die Krankentransporte in die Luft zu verlegen.
    Ich bin mir sehr wohl im Klaren darüber, dass die Menschen in diesem Land immer älter und die Ärzte immer weniger werden, aber dennoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies alles durch den Rettungsdienst, geschweige denn die Luftrettung, kompensiert werden kann.


    Wie ich dem Artikel bei rth.info lesen konnte, sind die entsprechenden Genehmigungsverfahren seitens der BSS noch nicht eingeleitet worden. Ist das ganze Ding also wieder einmal eine "Luftnummer", oder sind die Ambitionen ernstgemeint. Was ist eigentlich mit den entsprechenden Verfahren, dass vor einer Stationierung zunächst eine Bedarfsanalyse gemacht wird, etc.?


    Hat hier jemand eine Meinung dazu... ich wäre daran interessiert und freue mich auf deine angeregte Diskussion...

  • Der "Buschfunk" und auch die lokale Presse berichtet darüber, also scheint das Ganze schon Hand und Fuß zu haben. Wenn ich auch der Meinung bin, dass man das Pferd hier extrem von hinten aufzäumt.


    Überlegungen für ITH in BaWü gibt es ja schon länger, aber hier ginge es konkret um den Ausbau der nächtlichen Versorgung. Da ist Baden Württemberg ja schon noch eher ein weißer Flecken auf der Landkarte.


    Es gibt allerdings zwei Dinge, die ich auch schon in anderen Foren kritisiert habe:


    • Warum setzt man mit den Planungen eines Nacht-RTH in einem Gebiet an, wo es eine relativ gute Versorgung durch die Rega (auch nachts) gibt? und
    • Warum muss man mit einem Augsburger Unternehmen verhandeln, dass "die geforderte Expertise in der bundesdeutschen Luftrettung nachweisen kann", wenn man doch mit der DRF Luftrettung einen durch die eigene Stiftung indiziierten Luftrettungsdienst mit allen erforderlichen Expertisen direkt vor der Haustür hat.

    Ich frage mich, was da zwischen der Steiger-Stiftung und der DRF vorgefallen sein muss, dass man sich hier keine Zusammenarbeit vorstellen kann. Entweder ist die DRF einfach "zu teuer" oder aber die Heli-Aviation GmbH kommt durch die bei ihnen eingesetzten größeren Hubschraubermuster (EC155 und AS365) eher für die gewünschten Belange in Frage.


    Ich bin übrigens nicht gegen die Einführung weiterer RTH/ITH, solange sie sinnig geplant sind.


    Was die Bedarfsanalysen angeht: Das Innenministerium BaWü bajaht ausdrücklich die Etablierung neuer Nacht-Rettungsmittel im Flugsektor. Und ITH können zudem auch von Kliniken völlig abseits jedes Bedarfes eingeführt werden (siehe Duisburg). Sie belasten ja nicht die Kassen, da sie keine "öffentliche" Vorhaltung sind.

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

  • Dieses Thema mit erneuten Einstieg der Björn Steiger Stiftung in die Luftrettung hat viele Facetten.
    Die Stiftung hatte über viele Jahrzehnte meine größte Hochachtung für ihre Arbeit bei der Verbesserung der Notrufsäulen, der Ausstattung des Rettungsdienstes, der Initiative zur Gründung der DRF, Kauf eines RTH als Christoph 2 für Frankfurt usw. Persönlich finde ich, dass diese Arbeit in den letzten Jahren nicht mehr immer gut war. Die Trennung von der ursprünglichen Tochterfirma DRF, das Projekt mit dem Baby-NAW „Felix“ usw. zeigen auch manche negative Seite. Wenn man z.B. die Pressemitteilung von 12/2014 der DRF liest: „DRF Luftrettung distanziert sich von Björn Steiger Stiftung“ sieht man das es hier wohl Probleme gab und gibt.


    Laut Pressemitteilungen von 2014 will die Björn Steiger Stiftung sich auch am Rettungsdienstaufbau in China (inklusive Luftrettung) beteiligen. Dafür wäre eine erneute eigene Beteiligung am Luftrettungssystem in Deutschland sicher sinnvoll und fast notwendig. Zudem hat die Stiftung wenig wirklich ansprechende Projekte, die sich aus der Masse hervorheben. Mit dem Thema Luftrettung ist unverändert gut zu werben. Somit ist anzunehmen, dass die Stiftung ein größeres Interesse an solch einem Projekt hat.
    Als Partner laut ist verschiedener Quellen die Firma Heli Aviation GmbH (Airport Augsburg) mit ihrer größeren Flotte (bisher 8x) an AS365 /EC155 und über Tochterfirma NHC mit Erfahrung im offshore Rettungsdienst beteiligt, somit gehe ich von einer geplanten Aktion und nicht nur einem „Planspiel“ aus.


    Betrachtet man die Luftrettung in Baden-Württemberg (BW) so wäre der Ansatz eine 24h-Betrieb zu realisieren sicher sinnvoll und notwendig, BW hat nachts eine Fremdversorgung, im Süden- Westen durch die REGA und AAA, im Norden durch Christoph Nürnberg, in den südlichen Landesteilen ggf. Christoph München und Christoph Regensburg. Zusätzlich ist wohl die Ausrüstung mit einer Winch geplant, auch hier ist in BW bisher nichts vorhanden (Fremdversorgung durch Christoph 27 oder durch die REGA).
    Betrachtet man diese Punkte allein wäre das Projekt sinnvoll. Es hat aber noch andere, meiner Ansicht nach wenig sinnvolle Aspekte. Die Stationierung im Landkreis Waldshut im südwestlichen Winkel ist in BW genau in dem Bereich der zur Zeit sowohl im 24h Bereich (durch REGA + AAA) und auch bei einer notwendigen Winchrettung zeitgerecht und fachlich bestens versiert (aus der Schweiz) abgedeckt wird. Ich halte an anderen Stellen von BW eine solche Stationierung für wesentlich sinnvoller. Die Standortdiskussion mit Höhenschwand versus Hütten/Rickenbach und die bisher wohl noch nicht beantragten Genehmigungen lassen eine noch längere Zeit zur Umsetzung des Projekts vermuten. Auch bin ich nicht sicher, wie gut zur Zeit die Björn Steiger Stiftung in der Umsetzung ist.
    Ein anderer, interessanter Punkt in diesem Zusammenhang ist ob, ob sich die Partner Björn Steiger Stiftung + Heli Aviation an anderen RTH Ausschreibungen wie z.B. Fulda/Hessen beteiligen.
    Zusammenfassend gesagt ist eine Bedarf an einem 24H RTH mit Winch in BW, ob jedoch an diesem Ort und durch diesen Betreiber ist aus meiner Sicht sehr fraglich. Eine Bedarfsanalyse vor dem Projekt wäre sicher sehr sinnvoll gewesen.

  • Das die Björn-Steiger-Stiftung sich auch heute noch damit brüstet, dass sie die Maschine für Frankfurt gekauft hat und der "arme" Siggi Steiger dafür eine Hypothek auf sein Haus aufnahm, ist ein alter Hut. Man sollte dabei allerdings auch nicht vergessen, was das damals für eine Zeit war und in welcher Phase sich die Luftrettung befunden hat.


    Was BaWü und deren Luftrettung betrifft, das ist so ein kleines Thema für sich. Die DRF ist dort - mit der Ausnahme Ulm - der unangefochtene Platzhirsch und geschäftlich betrachtet ist der ADAC mit der Bundeswehr in Ulm der Stachel im Fleisch der DRF.
    Reden wir doch mal offen, dass können die gar nicht verknusen, dass der Standort damals an den ADAC ging. ;)
    Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass auch beim ADAC nicht alles Gold ist, was glänzt. Luftrettung ist in meinen Augen eine staatliche Angelegenheit (auch wenn dies Nachteile mitbringen würde), allerdings sollten wir schon froh sein, dass es so ist, wie es ist.
    Das die Björn-Steiger-Stiftung nun wieder auf Gedeih und Verderb in die Luftrettung einsteigen will, hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass man zeigen will, dass die Arbeit der letzten 40 Jahre nicht umsonst war und man immer noch weiß wie der Hase läuft. Ich bekomme heute immer wieder Lachanfälle, wenn ich irgendwo lese, dass mit einem LRZ kein Geld zu machen sei (höhö), komisch nur, dass alle Betreiber sich dann um die Standorte fetzen!
    Das bringt mich auch gleich zum Nächsten: Warum haben wir denn in BaWü immer noch keinen 24 Stunden-Standort, obwohl die Forderung hierfür schon sehr lange besteht. Nun, das ist relativ einfach. Wenn man einen Standort auf 24 Stunden umstellt, dann ist das eine absolute Änderung des Vertrags, was mit sich bringt, dass der Standort neu ausgeschrieben werden muss. Und machen wir uns da mal nichts vor, was das betrifft, kann der ADAC haushoch pokern und Preise anbieten, die andere Betreiber in den sicheren Ruin treiben würden (sofern man dies will). Dementsprechend will man an solchen Verträgen lieber nicht rütteln.


    Klar, DRF und ADAC arbeiten auf vielen Ebenen zusammen, aber das Geschäft kennt nun einmal kein Mitleid und bei Geld hört die Freundschaft nun einmal auf, dies ist ja hinlänglich bekannt.


    Zur Winde in BaWü:
    Ich habe da läuten hören, dass die Landespolizei nun auf dieses Pferd aufspringen will und mit der H145 hat man nun auch ein bewährtes Hubschraubermuster für diesen Zweck. Die Bayern, Hessen, MVP'ler und Thüringer haben gezeigt, dass eine Polizeihubschrauberstaffel diesen Bereich sehr gut abdecken kann.


    Was die Primärrettung angeht, so lasse ich mir in diesem Bereich, welcher sowieso schon mit einer desolaten NA-Dichte und weiten Anfahrtswegen zu kämpfen hat, durchaus einen weiteren Hubschrauber gefallen. Aber wer will denn eine SA365/EC-155 bezahlen? Okay, die Johanniter haben das auch hinbekommen, also lassen wir das einmal außen vor. Aber man sollte aufhören den Leuten zu verkaufen, dass der Hubschrauber das vielgepriesene Wunderwuzzi ist, dass alle Sorgen wegfegt. Wenn das Wetter mies ist, dann ist die Versorgung wieder auf dem vorherigen Stand, und Murphys Law sagt eindeutig, dass es genau dann kracht! Dann ist das Geschrei wieder groß. Die Luftrettung kann also nur als Ergänzung gehandhabt werden und nicht als die eierlegende Wollmilchsau, wie die Politiker und Betreiber sie gerne verkaufen. Vielleicht würde die Verfügbarkeit der Luftrettungsmittel auch wieder steigen, wenn man aufhören würde, sie zu jedem Bauchweh, Synkope und Schnupfen in die Altenheime zu schicken.


    Fazit: Einen weiteren Hubschrauber in diesem Bereich? Ja, darüber kann man reden, es ist wirklich sehr weitläufig und würde schon Sinn machen.
    Aber ohne Bedarfsanalyse würde ich das nicht zulassen, wenn ich etwas zu sagen hätte!

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • Würde das mal um eine Frage ergänzen.
    Wie kommt man zu den Planungen?


    Gibt ja hier und da Ideen die rein subjektiv mal mehr und mal weniger sinnvoll erscheinen. Gerade im sehr ländlichen Raum sehe ich durchaus stellenweise einen noch offenen Bedarf.
    Nur sehe ich nie eine echte Bedarfsanalyse in Richtung wie viel erwartbare Einsätze, was brächte eine Ausweitung eines anderen RTH-Standorts (Nachtflug?) und erst Recht ob Alternativen tragbar wären.
    So sehe ich die langen Transportwege zu Spezialkliniken auf dem Land als Problem. Da kann man natürlich RTH-Kosten gegen die Kosten einer Aufrüstung des lokalen Krankenhauses rechnen usw.


    Von derartigen Analysen lese ich irgendwie nie. Gibt es die nicht oder berichten die Zeitungen darüber nicht?

  • Aber man sollte aufhören den Leuten zu verkaufen, dass der Hubschrauber das vielgepriesene Wunderwuzzi ist, dass alle Sorgen wegfegt. Wenn das Wetter mies ist, dann ist die Versorgung wieder auf dem vorherigen Stand, und Murphys Law sagt eindeutig, dass es genau dann kracht! Dann ist das Geschrei wieder groß. Die Luftrettung kann also nur als Ergänzung gehandhabt werden und nicht als die eierlegende Wollmilchsau, wie die Politiker und Betreiber sie gerne verkaufen.

    In diesem Zusammenhang möchte ich hier mal das Projekt PrimAIR nennen. Über Sinn und Unsinn bzw. dessen Umsetzbarkeit kann man sicherlich streiten, aber es ist allemal interessant zu lesen.


    Projekt PrimAIR *klick mich*

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

  • [hi]


    Ich kenne das Projekt, allerdings sehe ich das persönlich eher ein wenig kritisch.
    Unter anderem nehme ich als Anlass dafür den 20.11.1999, als man Christoph 19 aus Uelzen zu einem Verkehrsunfall entsandte und dieser als erstes Primärrettungsmittel an ungesicherten Einsatzstelle zur Landung ging. Kurz darauf krachte ein PKW auf glatter Fahrbahn in den Hubschrauber und beschädigte die BO-105 dermaßen, dass sie außer Dienst gestellt und abgeschrieben werden musste.
    Den Piloten hatte man seinerzeit noch verknackt, wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr (ich glaube auch in den Luftverkehr) und wegen fahrlässiger Körperverletzung.


    Weiterhin bleibt es auch dabei, wie ich es oben geschrieben habe, was macht man, wenn dermaßen schlechtes Wetter ist, dass der Hubschrauber definitiv nicht raus kann? Die ARWH-Studie war klasse und hat viele Möglichkeiten aufgezeigt, allerdings ist letztendlich nur das HELLAS-System übrig geblieben und einsetzen tut es nur die Bundespolizei, bzw. das BMI an seinen 16 ZSH.
    NVG sind auch noch eher die Ausnahme als der Standard, von daher sehe ich für so ein ambitioniertes Vorhaben wie PrimAIR mittelfristig erst einmal nur beschränkte Möglichkeiten.
    Abschließend muss man auch sagen, dass sowas erst auch noch finanziert werden will.


    Also ich bleibe dabei, dass die Luftrettung als Solches im Rettungsdienst nur einen ergänzenden Charakter haben kann.

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • Habt Ihr dem Artikel bei rth.info die Passage übernommen, dass es in RLP scheinbar keine großartige Genehmigungen bedarf, wenn man den Hubschrauber primär als Sekundärhubschrauber, bzw. für den Interhospitaltransfer einsetzt.
    Da hat es mich eben fast aus dem Stuhl gehoben, als ich das gelesen habe...


    @ Kalli:
    Der von Dir oftmals prognostizierte, "schraubende" Milchkannen-Express ist nun auf dem Vormarsch!
    HALLELUJA! :cursing:

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


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    • Offizieller Beitrag

    Nachdem ja gestern ein "Gast" diesen Beitrag hier uns Administratoren mit den Worten gemeldet hat "inhaltlicher Schwachsinn", wollte ich das Ganze mal wieder ein wenig beleben...


    Hier ist was zum lesen...

  • Gibt es hier eigentlich etwas Neues?
    Wurde doch sehr ruhig um das Thema.

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

  • Hallo
    Ja es gibt Bewegung in dem Projekt im südlichen Schwarzwald. Laut Pressemitteilung Regierungspräsidium Stuttgart ( https://rp.baden-wuerttemberg.…emitteilung.aspx?rid=1426 ) "Hubschrauber dürfen starten: Segelfluggelände Hütten-Hotzenwald wird zum Sonderlandeplatz" ist der neue Standort zur Luftrettung zum 31.07.2017 damit festgelegt. Welcher Betreiber dann das Projekt umsetzt, ist damit jedoch noch nicht festgelegt.
    Grüße
    Matthias

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