• Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,


    bisher war es mir nur aus Regensburg ein Begriff, das sog. ECMO-Mobil, welches bei einem Herz-Kreislaufversagen ausrückt und wo ein Medizintechniker und Arzt den Patienten dann für die Transport in die Klinik entsprechend anschließen.
    Wie ich nun auf Facebook gelesen habe, etabliert man in Kassel ebenfalls ein solches Fahrzeug.


    Wie seht ihr das? Ist dies ein neuer Trend... und macht es Sinn?
    Etabliert man damit gerade eine neue Fahrzeugklasse im deutschen Rettungsdienst?


    Ich würde mich über eine angeregte Diskussion freuen...

  • aus eigener Erfahrung mit der ECMO muss ich sagen dass es damit zumeist sehr schnell gelingt
    Schwerkranke zu stabilisieren sodass andere supportive Maßnahmen stark reduziert werden können.


    die Kehrseite der Medaille ist dass, gerade bei der zeitkritischen präklinischen Anwendung,
    solche DInge in Patienten eingebaut werden könnten, die bei rationaler Überlegung für
    sowas gar nicht in Frage kämen.


    Ich sag es mal extrem überspitzt:
    Darf man nun nicht einmal zu Hause in Ruhe sterben ?????


    Andernorts werden externe Reanimationshilfen (Lucas o.ä.) nicht beschafft weil man ethisch gesehen Angst hat, dass von nun an jede Leiche mittels automatischer externer Kompression noch ins Spital geschliffen wird ...


    ...und dann das.



    Die präklinische Anwendung sehe ich auch etwas zweifelhaft,
    für die paar wenigen wirklich sinnvollen Anwendungen lohnt es sich m.M.n. nicht extra Manpower und Fahrzeuge vorzuhalten. Was will sich unser Gesundheitssystem denn noch für Extrawürste leisten ????


    Eleganter wäre es wenn mehr Kliniken die ECMO anwenden und Erfahrung damit sammeln,
    dann hätten potienzielle "ECMO-Kandidaten" keine langen Transportwege sondern könnten
    ganz normal im KH unter kontrollierten Bedingungen damit versorgt werden.


    Würden dort Strukturen, angelehnt an die Versorgung von Polytraumata oder Herzinfarkten, geschaffen, käme es auch zu kaum Zeitverlusten.



    Etabliert ist mittlerweile das Verfahren dass Intensivtransporte vor dem Transport ins ECMO-Zentrum schon im abgebenden Krankenhaus eine ECMO einbauen,
    aber dieses System auf die Straße zu übertragen .... was wollen wir denn noch auf der Straße machen ?
    operieren ? Herzlkatheterisieren ?


    Ich denke dass sich der RD auf seine Kernkompetenz reduzieren sollte,
    nämlich die Transportleistung zum Krankenhaus,
    und man nicht das Krankenhaus auf die Straße zu bringen muss.

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Huch, ich habe festgestellt, dass ich jetzt schon so lange hier registriert bin und mich bisher nur einmal gemeldet habe. Na, dann werde ich mich mal - auf die liebe Bitte im Facebook-Post zum ECMO-Kassel - auch mal hier äußern. :)


    Ich habe mich mit Kollegen eines anderen Forums mal über das ECMO in Regensburg und die Alarmierung bzw. dessen Einsatz auseinandergesetzt. Dazu hatten wir uns zusammengetan, weil die allgemeinen Infos zum ECMO-Einsatz im Netz leider kaum bis gar nicht zu finden sind. das UKR hatte sich dazu leider auch nicht geäußert, wohl aber die ILS Regensburg, mit der ich damals eine kleine Konversation führte. Ich zitiere das einfach mal.


    Zitat von ILS Regensburg

    ...vom UKR wurde im Rahmen einer Studie ein "Reanimationsmobil" in Betrieb genommen. Dieses dient in erster Linie dazu den Einsatz einer ECMO bereits beim Patienten am Einsatzort zu erproben.Das Fahrzeug ist kein Einsatzmittel des öffentlich rechtlichen Rettungsdienstes und wird auch nicht durch die ILS disponiert.Die ILS als zentrale Einrichtung für den Rettungsdienst hat sich nach Abklärung datenschutzrechtlicher Belange bereit erklärt, per SMS eine Information an die Besatzung des Fahrzeuges zu senden, wenn eine relevante Einsatzmeldung in der ILS eingegangen ist. Die Besatzung entscheidet dann selbständig ob sie zur Einsatzstelle fährt oder nicht.Im Einvernehmen mit dem verantwortlichen Arzt wurde als Indikation für die Information ein Einsatzort in der Stadt oder im LKR Regensburg und als Einsatzschlagwort "Reanimation" festgelegt.


    Ich weiß jetzt natürlich nicht, nach welchen Kriterien die ECMO in Kassel oder Freiburg zum Einsatz kommt, bin aber persönlich der Meinung, dass sich das System nicht im Primäreinsatz etablieren wird. Allein schon wegen den Anschaffungskosten bzw. dem Personal, welches routiniert im Umgang mit dem Gerät sein muss. Ich sehe das Einsatzgebiet hauptsächlich im Bereich des Interhospitaltransfers und vielleicht noch bei bestimmten Kindernotfall-Indikationen (wenn die Weg-Zeit-Rechnung gepaart mit den Initialumständen des Notfallereignisses passt).


    Übrigens: Auch in München kann man im UK Großhadern auf vier ECMO-Geräte zugreifen und diese bei Bedarf auch im RD anfordern.

    Grüße, Manuel


    Habe ich ein "J" geschickt, weil Du mich so von der Seite anlaberst? ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Schwarzenberger ()

    • Offizieller Beitrag

    Wie ich deinen Ausführungen in Facebook entnehmen konnte, gibt es ja ein weiteres Einsatzmittel in Freiburg - einen RTW - welcher eine ECMO verlastet hat. In diesem Gesichtspunkt auch interessant.
    Wer weiß denn da noch mehr darüber?

  • zu dem Kasseler Modell:
    erscheint mir ein bisschen zu viel Aufwand:
    Team fährt mit dem PKW an, baut ein, wartet auf ITW, der den Transport übernimmt.


    Und dann ?
    fährt das ECMO-Team auf dem ITW mit
    (genug Sitzplätze ? ECMO+ITW-Team ...)
    oder transportiert der ITW allein, mit möglicherweise unerfahrenem / nicht eingewiesenem Personal ?


    da finde ich das System was hier angeboten wird besser:
    ECMO-Team kommt per ITW/ITH zum Patienten, baut ein und nimmt ihn gleich mit.
    und das Team wird klein gehalten:
    Pilot + HEMS + HTG-Arzt + Kardiotechniker bzw
    2x ITW-Besatzung + HTT-Arzt + Kardiotechniker
    der ITW-eigene Arzt bleibt also jeweils weg sodass nur vier Sitzende unterzubringen sind

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  • ECMO-Team der MHH


    Das ECMO-Team aus der MHH kommt mit einem Chirurgen der HTTG und einem Kardiotechniker.
    Als Transportmittel stehen ihnen entweder der ITH "Christoph Niedersachsen" (Pilot + HEMS + Notarzt) oder ein ITW (1 RA / 1 GuK oder 1 RA sowie ein Anästhesist) zur Verfügung. Beide Transportmittel kommen mit normaler Besatzung.

  • ... ich hatte des öfteren Übernahmen bei denen der reguläre Arzt gefehlt hat ...
    hat sich wohl nur'n Brötchen geholt ...

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  • Als Forschungsprojekt sicherlich spannend und gut, dass es sowas gibt.


    Im Regeleinsatz in meinen Augen unsinnig. Auf der einen Seite klagt man vielerorts über zu wenig RTW und NEF. Dazu spart man bei deren Ausrüstung gerne. Kommunikation/Datenübertragung zu Kliniken, Reanimationshilfen usw sind alles andere als "Standard".
    Auf der anderen Seite versucht man immer wieder die halbe Klinik in zusätzlichen Fahrzeugen zum Patienten zu bringen. Sprich immer wieder hoch spezialisierte Fahrzeuge (wer erinnert sich noch an die Mobile Stroke Unit?) mit mehr als fragwürdigem Nutzen, statt den eigentlichen Rettungsdienst aufzurüsten.

  • Ich finde das Kasseler Modell zum ECMO Transport so ganz gut.


    Hier bei uns wird das auch so gehandhabt, dass bei Bedarf einer ECMO Therapie ein ECMO Team mit einem PKW kommt, die ECMO einbaut und währenddessen der ITW kommt. Sobald die ECMO eingebaut ist und der ITW im Status 4 übernimmt der ITW den Patienten samt ECMO Team. Meistens kommt hierfür der ITW nur mit den Sanis besetzt. Dann im Status 7 ab ins Zentrum. Läuft super so.


    Patienten mit "Bedarf" an einer ECMO Therapie in peripheren Häusern an die ECMO zu nehmen und dann ins Zentrum zu überführen finde ich gut. Von dem Verfahren aber raus zu fahren und direkt den reanimierten oder reanimationspflichtigen Patienten an die ECMO zu nehmen halte ich für den falschen Weg.

  • Ich sehe es auch eher zwiespältig, einen reanimationspflichtigen Patienten an der Einsatzstelle an die ECMO anzuschließen.
    Meine Dafürhalten nach ist man da mit dem LUCAS besser bedient und auch schneller in der Klinik, wo die ECMO effizienter und besseren Bedingungen eingesetzt werden kann.
    Auf der anderen Seite haben wir allerdings auch das Argument "wenn es dem Patienten hilft und ein Leben rettet".
    Ich schließe mich trotzdem der Ansicht von Benni an, dass das eher der falsche Weg ist. Allerdings haben wir hier auch noch keine belastbaren Auswertungen oder Studien, zumindest habe ich noch keine gesehen.

    Grüße vom Marcel
    Global Head of durcheinander Mensch :cursing:


    If anybody meint, er must what with mir klären, so he kann everytime use the Nachrichtenfunktion!

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