Voraushelferfahrzeug der FF Berlin

  • Morgen zusammen :-))


    Ich habe mal ein paar Fragen zu den Voraushelferfahrzeugen, die bei der FF Berlin in Dienst gestellt wurden.


    Zum einen finde ich es ungewöhnlich, dass auf dem Gebiet einer Großstadt mit großer Berufsfeuerwehr First-Responder Fahrzeuge in Dienst gestellt werden. Wenn wrklich Not am Mann ist, und alle RTW im Einsatz sind, gäbe es ja andere (bessere?) Möglichkeiten, um die Hilfsfrist zu verkürzen, z. B. HLF oder RTW/KTW der HiOrgs.


    Zweitens: Warum stationiert man so ein Fahrzeug bei der Freiwilligen Feuerwehr? Hat die BF zu wenig Personal? Weil bei dem System kommts ja auf jede Minute an, und die BF ist ja schneller draußen, als die FF, die erst mittels FME alarmiert werden muss ..

  • In Berlin hast du aber nicht an jeder Ecke eine BF-Wache. Die VHF stehen ja glaub ich mehr in den Randbezirken, wo die Feuerwachen, bzw. die Rettungswachen weniger sind.


    In Karow steht beispielsweise nur ein RTW (Wache ). Wenn der im Dienst ist, brauchts halt einen RTW von weiter weg oder einen FR. Früher wurde mit dem LHF ausgerückt, was dann für feuerwehrtechnische Einsätze nicht mehr zur Verfügung stand. Jetzt besetzen 2-3 ausgebildete Feuerwehrleute das Fahrzeug und fahren zur Erstmaßnahme. Damit bindest du auch keine ganze Staffel.


    Nachtrag: Da finde ich manche FR-Systeme in Bayern interessant. Im Bereich der Ortschaft Unterschleißheim gibt es einen 24h RTW und einen 16h RTW. Trotzdem hält die örtliche FF zwei VHF vor.

    Der Kopf ist vor allem der Behälter des Gehirns, nicht der Humus für die Haare. (Gino Cervi, Luigi Cervi, ital. Schauspieler)

    Einmal editiert, zuletzt von André Podschun ()


  • Nachtrag: Da finde ich manche FR-Systeme in Bayern interessant. Im Bereich der Ortschaft Unterschleißheim gibt es einen 24h RTW und einen 16h RTW. Trotzdem hält die örtliche FF zwei VHF vor.


    Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber wie kommst du darauf? Meines Wissens stehen je ein permanent besetzter RTW in den Nachbargemeinden Oberschleißheim und Eching, sowie ein 16 h-RTW in Garching. In der 26.000-Einwohner-Stadt Unterschleißheim selbst gibt es m.W. keine fest besetzten Rettungsmittel. Die beiden First-Responder der FF Unterschleißheim kommen im Jahr auf einige Hundert Einsätze.


    Bezüglich Berlin: ja die VHF stehen größtenteils am Stadtrand, einige FFs besitzen auch einen RTW, z.B. die FF Frohnau, die FF Heiligensee oder die FF Gatow.

  • Die BF und FF's ohne VHF fahren durchaus First Responder Einsätze in ihren Bereichen. Dies geschieht dann mit den LHF's (BF & FF) oder TLF (einige FF's), ersatzweise der DLK (BF). Ob ein First Responder alarmiert wird, ist auch noch ein wenig von der Priorität des Notfalls ("Person in Notlage" oder "Medizinischer Notfall") abhängig und natürlich von der Entfernung. Mit der meistbeschäftigste dürfte wohl das VHF 5340 sein, obwohl 4 RTW der BF in unmittelbarer Nähe.


    Vor den Corsa's gab es auch bereits spezielle First Responder Fahrzeuge. Dies waren alte ELW-Erkunder oder alte RTW (aber nur als First Responder eingesetzt).

  • Wobei ich das FR-Konzept in einer Großstadt dann doch für GEwöhnungsbedürftig halte. In sehr ländlichen Regionen kann ich einen Sinn zumindest erkennen (ob das die richtige Antwort auf das Problem ist, ist wieder eine andere Frage). Dort gibt es nur sehr wenig Einwohner auf viel Fläche und man kann nicht in jedes 100 Einwohner Dorf einen RTW stellen. Und auch wenn man die derzeitigen Hilfsfristen auf dem Land oft gerade so einhalten kann... bei kleinen 1-RTW-Wachen ist der Fahrzeugvorrat mit einem Einsatz nunmal schon weg. Bis da das nächste Auto kommt dauert es.


    M.E. darf so etwas in einer Großstadt bzw. generell in Ballungsräumen nicht passieren. Zumindest nicht so häufig, dass man sich auch nur über die Anschaffung eines FR-Fahrzeugs Gedanken machen muss.


    Wenn man in Ballunsgräumen öfters nicht nur keine RTW/NEF über hat sondern auch keine KTW/NKTW die in einem noch halbwegs akzeptablen Zeitraum anrücken können, dann sollte man sich keine Gedanken um First Responder machen sondern die Fehler in Vorhaltung korrigieren!

  • @ Schulsani: Bitte bedenke bei deinen Gedankengängen auch, dass man Berlin nicht prinzipiell als Ballungsraum sehen kann.


    Es gibt durchaus Gebiete, welche sehr dörflich, sogar ländlich sind. In den Randbezirken wird fast ausschließlich der Brandschutz durch FF mit eigenen Ausrückebereich sichergestellt. Anfahrtswege von über 20 Minuten für einen RTW sind hier nicht selten. Zwar gibt es auch hier RTW-Aussenstellen, welche von der BF besetzt werden, aber sobald diese RTW unterwegs sind ist das entsprechende Gebiet mehr oder weniger entblößt. Zum anderen muss man auch immer die Kosten im Auge behalten, die so ein RTW-Stützpunkt verursacht. Neben dem RTW ist das ja auch das zusätzliche Personal und ggf. auch die Immobilie, welche gekauft/gemietet und unterhalten werden will. Sicherlich kann man jetzt als Gegenargument bringen, dass die Corsa ja auch neu gekauft wurden und nicht umsonst waren, allerdings wurden die Fahrzeuge aus dem KP II finanziert und ersetzten in die Jahre gekommene ELW-Erkunder welche schon vorher diese Funktion bekleideten.


    Warum kann man hierfür kein bereits vorandenes LHF nehmen? Weil man dann, wie André schon schrieb, eine komplette Staffel plus die mitgeführte Technik bindet. Zumindest im Randbereich mit den entfernungen der Wachen untereinander eher kontraproduktiv. Im Innenstadtbereich fährt durchaus öfters mal ein LHF der BF zum First Responder raus, ebenfalls auch die Drehleitern. Die FF, welche nicht so oft zu Rettungsdienststichworten alarmiert werden rücken auch mit TLF oder LHF aus.


    Warum keine Hio-RTW anstatt VHF? Es hat schon seinen Grund, warum die Hio-RTW in Berlin an hochfrequentierten Innenstadtwachen stationiert sind. Die Hios müssen wirtschaftlich denken, und ein RTW, der im Jahresschnitt vielleicht nur zwei Alarme in 24h fährt ist schlichtweg unrentabel.
    Die angesprochenen KTW fallen übrigens raus, da diese neben den Hios größtenteils von Privaten KTP-Unternehmen betrieben werden, welche nicht am öffentlichen Rettungsdienst teilnehmen.

  • Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber wie kommst du darauf? Meines Wissens stehen je ein permanent besetzter RTW in den Nachbargemeinden Oberschleißheim und Eching, sowie ein 16 h-RTW in Garching. In der 26.000-Einwohner-Stadt Unterschleißheim selbst gibt es m.W. keine fest besetzten Rettungsmittel. Die beiden First-Responder der FF Unterschleißheim kommen im Jahr auf einige Hundert Einsätze.


    Ja, sorry. Ich meinte natürlich nicht in Unterschleißheim, sondern im nahen Umfeld. Und laut Google Maps sind es von der RW Oberschleißheim ca 5 km. Das ist weniger als in manchen Berliner Gegenden ;)

    Der Kopf ist vor allem der Behälter des Gehirns, nicht der Humus für die Haare. (Gino Cervi, Luigi Cervi, ital. Schauspieler)

  • Hallo,



    M.E. darf so etwas in einer Großstadt bzw. generell in Ballungsräumen nicht passieren. Zumindest nicht so häufig, dass man sich auch nur über die Anschaffung eines FR-Fahrzeugs Gedanken machen muss.


    Man muss das gesamte System "First Responder" in Deutschland sehr differenziert sehen. Es gibt FR, die wollen bzw. werden zu jedem RTW-Einsatz mitalarmiert, generell und auch unabhängig von der vermuteten Eintreffzeit des RTW. Sowas kenne ich von einigen Wachen, auf denen ich fahre. RTW $Ort + FR $Ort zum Einsatz. Toll, da trifft der "First" Responder schon mal nach dem RTW (oder zeitgelich) ein - für ´ne Kopfplatzwunde....


    Sinn macht der FR, wenn es um lebensbedrohliche Erkrankungen/Verletzungen nach Meldebild geht und "jede Sekunde" gefragt ist (z.B. Reanimation oder allgemeiner gesagt: jeder NA-Einsatz) Da kann der FR sogar in einer gut mit RTW/NA abgedeckten Grossstadt Sinn machen.


    Kritisch wird es, wenn ein FR häufig eingesetzt wird oder werden muss, weil die regulären RD-Kräfte nicht zeitgerecht (=Hilfsfrist) verfügbar sind und der FR quasi als "Ersatz" bei normalen, unspektakulären Meldebildern herhalten muss.

  • Hi,



    Warum keine Hio-RTW anstatt VHF? Es hat schon seinen Grund, warum die Hio-RTW in Berlin an hochfrequentierten Innenstadtwachen stationiert sind. Die Hios müssen wirtschaftlich denken, und ein RTW, der im Jahresschnitt vielleicht nur zwei Alarme in 24h fährt ist schlichtweg unrentabel.


    Ist abrr auch nur eine Frage der RD-Finanzierung. In Bayern bekommen die RD-Durchführenden ihre Leistung nach Vorhaltestunden (die gem. Bedarfsplan ermittelt werden) bezahlt, d.h. es ist völlig egal, ob der RTW Einsätze fährt oder nicht. Ein RTW, der gem. Bedarfsplan "da stehen muss", der steht dort und wir bezahlt. Egal, was und wie oft er tatsächlich fährt. Ein wenig beanspruchter Land-RTW bekommt die gleiche Pauschale für die Stunden seiner Vorhaltung wie ein Stadt-RTW, der rund um die Uhr rödelt. Es ist ein landesweit ermittelter Durchschnittsbetrag aus den gesamten Kosten, mit dem alle Beteiligten auskommen müssen. "Unrentabel" für den Betreiber ist ein RTW, der kaum beschäftigt ist, also keineswegs, im Gegenteil, er lohnt sich vielmehr, da er das gleiche Geld "verdient" aber weniger kostet (Treibstoff, Verschleiss etc.) Es gibt lediglich pro Einsatz eine minimale Zulage, die Verbrauchsmaterial etc. auffangen soll.

  • @ Schulsani: Bitte bedenke bei deinen Gedankengängen auch, dass man Berlin nicht prinzipiell als Ballungsraum sehen kann.


    Es gibt durchaus Gebiete, welche sehr dörflich, sogar ländlich sind. In den Randbezirken wird fast ausschließlich der Brandschutz durch FF mit eigenen Ausrückebereich sichergestellt. Anfahrtswege von über 20 Minuten für einen RTW sind hier nicht selten.


    Und genau da sagte ich ja: Dann muss man seine Fehler in der Vorhaltung korrigieren. Natürlich haben auch Ballungsräume Randbezirke aber auch die muss man versorgen. Wenn die Einsatzzahl nicht zur ausirechenden Finanzierung reicht muss halt quersubventioniert werden. Oder man bindet Private betreiber in den öffentlichen RD ein wenn es sich rein gar nicht lohnt da ein Auto hinzusetzen. Aber es kann doch nicht sein, dass man selbst im tiefsten Wald schneller Fahrzeuge zur Hand hat als in Berlin.


  • Und genau da sagte ich ja: Dann muss man seine Fehler in der Vorhaltung korrigieren. Natürlich haben auch Ballungsräume Randbezirke aber auch die muss man versorgen. Wenn die Einsatzzahl nicht zur ausirechenden Finanzierung reicht muss halt quersubventioniert werden. Oder man bindet Private betreiber in den öffentlichen RD ein wenn es sich rein gar nicht lohnt da ein Auto hinzusetzen. Aber es kann doch nicht sein, dass man selbst im tiefsten Wald schneller Fahrzeuge zur Hand hat als in Berlin.




    Sprechen wir über das identische Gebiet? http://goo.gl/maps/Sy2X4


    Sicher ist, dass es in Berlin zu wenige RTW's gibt. Man zieht diverse HiO's dazu (DRK, MHD, JUH, ASB), welche min. einen RTW im Stadtgebiet besetzen. Hinzu kommt die Bundeswehr mit mehreren RTW-Standorten, zum Teil auf Feuerwachen. Auch ein NEF wird durch die Bundeswehr gestellt. Diese "externen" RTW's zählen zu den meistbeschäftigsten. Dies hat zum einen den Grund, dass die auf den Feuerwachen stationierten Einheiten immer vor den "roten RTW's" stehen und keine Rolle fahren. Zum anderen natürlich auch, dass Standorte ausgewählt wurden, wo sich die Räder gewiss nicht eckig stehen. Motiviert sind diese Kollegen, die durchschnittlich schnelleren Ausrücke- und Eintreffzeiten haben sie sowieso. Man darf nicht vergessen, dass die HiO's ein wirtschaftliches Interesse verfolgen. Ein Standort in Randbereichen ist nicht attraktiv. In diesen Randbereichen stehen reine FW-RTW's, siehe: http://www.berliner-feuerwehr.…1&tx_list_pi1%5Bcat0%5D=5. Nun verfügen diese Standorte nur über einen RTW, ggf. über ein NEF. Hinzu kommen RTW's auf FF-Wachen. Davon werden die meisten durch die BF besetzt, die FF besetzt zusätzlich z.B. in Rudow einen RTW 2 oder an anderen Standorten ein VHF/TLF/LHF. Hinzu kommen wenige Standorte, wo die FF allein den RTW besetzt oder eine Wache, wo eine Mischbesatzung gefahren wird (1 Kollege der BF, 1 Kamerad der FF). Und natürlich die FF-Wachen, wo nur ein VHF steht - dann aber in der Nähe ein RTW auf einem eigenen Stützpunkt stationiert ist.


    Es wird in den nächsten Jahren weitere RTW-Standorte geben, davon der Großteil allerdings im städtischen Bereich. So Gott will, gibt es dafür auch zusätzliches Personal. Es ist aber auch klar, dass nicht alle zusätzlichen RTW-Standorte durch zusätzliche RTW-Ressourcen abgedeckt werden können. Dies wird Umsetzungen von vorhandenen Mitteln zur Folge haben.


    Das System der RTW und der First Responder funktioniert soweit. Es wird aber immer Spitzenzeiten geben, wo auch eine Großstadt-Rettung an ihre Grenzen stößt. Ich erinnere mich an Fälle, wo alle Mittel der Wache (3 RTW, LHF, DLK) zu medizinischen Notlagen unterwegs waren. Um wieder auf die Randbereiche zu kommen folgender abschließender Satz: die Randbereiche, gerade im ehemaligen Ost-Berlin, haben eine sehr dörfliche Struktur und sind somit mit ländlichen Regionen und somit auch der Land-Rettung vergleichbar, falls notwendig fahren hier auch externe RTW aus Brandenburg in die "Stadt" hinein.

  • Ich habe mir nochmal genau die Karte angeschaut und deinen Beitrag auch aufmerksam gelesen. Also ich lese da nur einen Mangel an RTW und Wachen raus. Natürlich schlägt sich niemand um die Wachen mit niedrigen Einsatzzahlen. Dann muss entweder die BF sie nehmen oder (was wohl schlechter geht) Zuschüsse für die privaten betreiber der dann dort stantionierten Fahrzeuge gezahlt werden.

  • Hi,


    Da ist nur der Haken, daß die Kassen ein kleines Wörtchen beim Bedarfsplan mitzureden haben.


    klar haben die mitzureden, sie dürfen sagen "ja, wir zahlen" ;)


    Der Bedarfsplan ergibt sich aus dem entspr. Landesrettungsdienstgesetz, in dem die Hilfsfristen für das jeweilige Bundesland definiert sind. Um diese in gesetzlichem Umfang ("90 v.H." etc.) einzuhalten, bedarf es einer gewissen Anzahl an Fahrzeugen/Wachen und wieviel man braucht, rechnen eine zuständige Behörde oder div. unabhängige Gutachter (Forplan etc.) vor.


    Auch wenn die rein statistischen Daten oft nicht der gefühlte Realität entsprechen - Zahlen sind belegbar, ein "Bauchgefühl" nicht. Zahlen und Hilfsfristen sind aber auch knallhart, denn wenn im Gesetz z.B. "12 Minuten" steht, dann reicht es, wenn der RTW tatsächlich erst in 12 Minuten eintrifft. Dass man nach 12 Minuten eine Rea i.d.R. garnicht mehr anfangen braucht, ist eben Schicksal, denn so will es das Gesetz - Sterben inklusive. Es wäre kein Problem, an jedem Ort in .de einen RTW nach spätestens 5 Minuten vor Ort zu haben - nur bezahlen will und kann das niemand......

  • Hi,



    Natürlich schlägt sich niemand um die Wachen mit niedrigen Einsatzzahlen. Dann muss entweder die BF sie nehmen oder (was wohl schlechter geht) Zuschüsse für die privaten betreiber der dann dort stantionierten Fahrzeuge gezahlt werden.


    Hier im Bayernland sind "ruhige Wachen" etwas, wo sich alle Betreiber die Finger danach abschlecken. Pauschal und landesweit einheitlich nach Vorhaltestunden bezahlt, dabei wenig Verbrauchskosten, wenig Fahrzeugverschleiss, günstige Mieten/Grundstückskosten, viel EA-Personal verfügbar usw. - ein reines "Gewinngeschäft"! Jammern tun hier die Betreiber von stark frequentierten Grosstadtwachen. Gleiches Geld (da landesweit pauschaliert ) für die Vorhaltung, dazu hohe Mieten/Grundstückkosten, viel Verschleiss, Unfälle/Schäden und Verbrauch etc. Da spielen dann auch die paar EUR zusätzlich pro Einsatz (Verbrauchsmaterialpauschale etc.) keine Rolle mehr.

  • @ Rescue-M: Du vergleichst hier aber Äpfel mit Birnen. Berlin ist nicht Bayern, hier ist das Land Berlin in Form der Landesbehörde Berliner Feuerwehr für die Notfallrettung zuständig. Budgetierung und Personal läuft hier über ganz andere Finanzmittel. Die RTW-Betreiber (Hio, wie Feuerwehr) rechnen jeden Einsatz bei den Krankenkassen ab, darum fahren auch die "weißen" RTW nicht von der Rolle sondern werden sofort disponiert sobald sie frei sind. Ein RTW, der nicht rollt mag zwar schön für den Wiederverkaufswert des Fahrzeuges sein und auch entspannt für die Besatzung, aber für das "Unternehmen" welches dahinter steckt ist er unwirtschaftlich.
    Die Feuerwehr kann so einen RTW über den Gesamthaushalt in einem bestimmten Rahmen finanzieren, aber trotzdem muss auch hier auf die Kosten geschaut werden und so stehen nicht alle 3 km ein RTW. Und wenn man einen FF Standort hat, warum sollte man die vorhandenen Kräfte nicht mit einbinden? Ich muss aber trotzdem nicht ein Großfahrzeug für ein Rettungsdiensteinsatz binden, schon gar nicht wenn die zuständige FF einen eigenen Ausrückebereich betreut und das nächste BF-LHF nicht "mal eben um die Ecke" steht.
    Und anstatt ein VHF gleich einen kompletten RTW an einer FF zu stationieren bringt auch wieder Probleme mit sich: Damit der RTW auch als solcher genutzt werden kann, muss er auch nach Rettungsdienstgesetz mit der richtig ausgebildeten Besatzung ausrücken. In diesem Falle sind das mindestens 1x RA/RDV und 1x RS, und das kann eine FF im Ehrenamt nicht rund um die Uhr gewährleisten. Somit wird parallel zum FF RTW der nächstgelegene BF-RTW alarmiert. Wenn sich der FF RTW mit passender Besatzung bei der Leitstelle abmeldet wird der BF RTW wieder abbestellt. Mit einem VHF kann der sowieso mitalarmierte RTW durchrollen.

  • Hallo,


    Berlin ist nicht Bayern, hier ist das Land Berlin in Form der Landesbehörde Berliner Feuerwehr für die Notfallrettung zuständig. Budgetierung und Personal läuft hier über ganz andere Finanzmittel. Die RTW-Betreiber (Hio, wie Feuerwehr) rechnen jeden Einsatz bei den Krankenkassen ab,


    Dann läuft in Berlin wohl ein "falsches" Finanzierungsmodell.


    Ein RTW (bzw. vielmehr das Personal drauf) kostet Geld, egal ob der RTW steht oder fährt. Somit müsste ein Einsatz soviel kosten, dass insgesamt die Gesamtkosten wieder hereinkommen, also auch die Zeiten, in denen das Personal kostet, aber gerade nichts tut.


    In Berlin ist es wohl eher ein "behördliches Gebührenmodell" - eine Behörde erhebt für eine Leistung eine irgendwie gerechnete "Gebühr", deckt damit aber nicht ihre Kosten, da sie auch anderweitig (Steuern etc.) finanziert wird.


    Zitat


    Die Feuerwehr kann so einen RTW über den Gesamthaushalt in einem bestimmten Rahmen finanzieren, aber trotzdem muss auch hier auf die Kosten geschaut werden


    s.o. - dann muss die "Gebühr" eben so gestaltet werden, damit die Kosten gedeckt sind.
    In Bayern "kostet" ein RTW-Einsatz pauschal rund 500 EUR. Man könnte zwar z.B. in München weitaus billiger (pro Einsatz gerechnet) fahren, aber dafür dann eben auf dem Land weitaus teurer.



    Zitat


    Falle sind das mindestens 1x RA/RDV und 1x RS, und das kann eine FF im Ehrenamt nicht rund um die Uhr gewährleisten. Somit wird parallel zum FF RTW der nächstgelegene BF-RTW alarmiert. Wenn sich der FF RTW mit passender Besatzung bei der Leitstelle abmeldet wird der BF RTW wieder abbestellt. Mit einem VHF kann der sowieso mitalarmierte RTW durchrollen.


    was ansich ja kein Problem wäre. Ist vom Prinzip her mit NEF/NAW ja auch nicht anders - wenn der RTW als Erster da ist und den NA nicht braucht (z.B. "Bewusstloser" ist nur besoffen) dreht NEF/NAW eben wieder ab. Das stellt sich auch erst vor Ort heraus - ebenso, wie ein FF-RTW erst beim Ausrücken weis, ob er mit RA/RS besetzt ist. Aber klar, wenn eine "Gebühr" pro Einsatz verlangt wird, kann der BF-RTW wohl nix abrechnen, wenn er unterwegs abbestellt wird....


    Berlin müsste "nur" sein RD-Gesetz ändern, einen sauberen Bedarfsplan aufstellen und fertig. Aber mit einem "Mischbetrieb" (=BF-Beamter sitzt mal auf dem LHF, springt bei Bedarf auf den RTW oder umgekehrt) lassen sich ja noch nicht einmal die genauen Personalkosten für den RTW ermitteln....

  • @ Rescue-M: Du vergleichst hier aber Äpfel mit Birnen. Berlin ist nicht Bayern, hier ist das Land Berlin in Form der Landesbehörde Berliner Feuerwehr für die Notfallrettung zuständig. Budgetierung und Personal läuft hier über ganz andere Finanzmittel. Die RTW-Betreiber (Hio, wie Feuerwehr) rechnen jeden Einsatz bei den Krankenkassen ab.

    Das läuft im übrigen genauso in allen anderen mir bekannten Bundesländern so ab.
    Die jeweils zuständigen Behörden (Land, Kreis oder Stadt) legen die Kosten für einen
    Transport (normalerweise nach Verhandlungen mit den Kassen) über eine Satzung
    fest. Und wenn man nicht sinnfrei Verhandelthat, werden die laufenden Kosten und
    nötigen Rükstellungen über das Jahresbudget (aufgeteilt nach Touren) abgedeckt.

    Ein RTW, der nicht rollt mag zwar schön für den Wiederverkaufswert des Fahrzeuges sein und auch entspannt für die Besatzung, aber für das "Unternehmen" welches dahinter steckt ist er unwirtschaftlich.

    Und genau deswegen gab es schon Mitte der 90er Jahre einen Ausgleich innerhalb
    meines damaligen Rettungsdienstbereich, damit eben auch Wachen mit weniger
    Touren nicht mit Verlust arbeiten. Denn auf den ganzen Kreis gesehen muss der
    Rettungsdienst IMMER ein Nullsummenspiel sein, die anfallenden Kosten werden
    durch die Krankenkassen abgedeckt.


    Erfolgt das nicht, hat der jeweilige Kreis schlecht verhandelt.


    Andererseits muss man auch realistisch bleiben und kann nicht erwarten, dass auch
    wirklich jeder Notfallort immer und zu jeder Zeit binnen 3 Minuten erreicht werden
    kann. Es sollte also immer entsprechende Back-Up-Möglichkeiten geben, zumindest
    wenn bestimmte Bereiche eh schlechter abgedeckt sind weil da einfach zu wenig
    Personen auf der abzudeckenen Fläche wohnen.

  • @Calimero
    Ich glaube dir durchaus, dass es bei euch so ist. Nur ist genau das der Fehler im System. Wenn man in Rest-Deutschland den Rettungsdienst so betreiben wollte wie in Berlin müssten in vielen Regionen die Leute zu Fuß ins Krankenhaus gehen.


    Ich habe in meiner gerade vergangenen Nachtschicht meinen Arbeitgeber einen Ertrag von gerade mal gut 30€ mit dem RTW eingebracht. (warum auch immer der Kollege die Fahrt als KTW abrechnen wollte). So ähnlich sieht das in vielen Schichten aus. Aber selbst im unterentwickelten RD-Land RLP wird eine solche Wache mitgetragen. Mein Arbeitgeber musste alle Wachen im Paket übernehmen. Heißt die eintragsreichen Wachen, genauso wie die Wachen die nur zur Einhaltung der Hilfsfrist bestehen. Und selbst wir können die Fristen oft kaum halten. Schon gar nicht mit unserer verkürzten Hilfsfrist.


    Wenn sich in Berlin keiner findet der die Wachen freiwillig betreiben will wird entweder die BF gezwungen oder die Wache für die HiOrgs attraktiv gemacht. Es kann doch nicht sein, dass nur Wachen betrieben werden mit denen man das große Geld macht. Und sooo dörflich sind selbst die Randbezirke von Berlin nicht.

  • Ich habe in meiner gerade vergangenen Nachtschicht meinen Arbeitgeber einen Ertrag von gerade mal gut 30€ mit dem RTW eingebracht.

    Ich hab in meiner aktiven Zeit im Rettungsdienst genug Dienste gehabt, an denen
    wir nicht eine einzige Tour hatten, übrigens sowohl Tag- als auch Nachtdienste. So
    ist das nun einmal im Rettungsdienst ...

    Aber selbst im unterentwickelten RD-Land RLP wird eine solche Wache mitgetragen. Mein Arbeitgeber musste alle Wachen im Paket übernehmen. Heißt die eintragsreichen Wachen, genauso wie die Wachen die nur zur Einhaltung der Hilfsfrist bestehen.

    So sollte es auch eigentlich immer aussehen, und wenn das so nicht ist, dann muss
    es eine Verrechnung der jeweiligen Kosten für den ganzen Rettungsdienstbereich
    geben. Rosinenpickerei sollte zumindest im Rettungsdienst mittlerweile nicht mehr
    möglich sein ...

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