Hessen - MZF - Tragestuhl Pflicht oder nicht?

  • Hi,


    Nee RTW ohne RA geht gar nicht. Man spart generell an Personal. Jeder Arbeitgeber findet da seinen eigenen Weg. Manche haben RAs als Transportführer des RTWs die als 400€ Aushilfe arbeiten und so ziemlich gar keine Erfahrung haben. Häufiger spart man an der 2. Person. Unerfahrene Aushilfen.. FSJler und sowas.


    "Reicht ja, die fahren eh überwiegend Krankentransporte" - ich denke, da geht so Einiges Hand-in-Hand. Auf dem KTW sitzt je nach gesetzlicher Vorgabe je Bundesland auf dem Beifahrersitz ein RS, manchmal ein RA. Und wenn RA, dann benötigt der im KTP-Geschäft wenig Können und Erfahrung, denn "richtig gefordert" (Können, Wissen) wird er dabei so gut wie nie. Wenn ich mir bei uns im RD-Bereich die KTW wegdenken würde, dann würden die RTW mehr als 50% ihrer Einsätze als KTW fahren. Klar, dass man da geneigt ist, möglichst billiges Personal zu bekommen, denn für einen Krankentransport gibt es auch deutlich weniger Geld als für einen Notfalleinsatz. Weniger Geld - klar, denn die Kassen rechnen ja auch mit billigeren Autos und eben vorallem auch billigerem Personal das für eionen KTP eben ausreicht.


    Letztendlich haben wir eine in IMHO allen RD-Gesetzen vorgegebene Hilfsfrist für Notfalleinsätze. Zwar gibt es unterschiedliche Definitionen ("ab Eingang des Notrufs", "Umkreis einer Rettungswache", "Fahrzeit" etc.). Diese Hilfsfrist muss aber stets zu xx%, "überwiegend" etc. eingehalten werden. Ein KTP bindet ein Fahrzeug für eine gewisse Zeit, d.h. wenn der KTP mit einem MZF durchgeführt wird, schlägt sich das 1:1 auf die gesetzliche Hilfsfrist für Notfälle durch. Damit benötigt man schon mal mehr RTW aka "MZF", um die Hilfsfrist bei Notfällen zu halten. Und diese MZF kosten - sowohl als Fahrzeug ansich (RTW, rund 120.000 EUR) als auch und vorallem Personal (RS/RA bzw. RA/RA). Kein Wunder, wenn die Kassen da nicht mitspielen wollen und für einen Krankentransport den kostentechnischen Luxus eines RTW inkl. RTW-Besatzung nicht zahlen wollen. Immerhin gibt es z.B. in Bayern für die Kassen den "KTW" für deutlich unter 100EUR und div. Privatfirmen leben ganz gut damit. Würden diese Firmen RTW (aka MZF) inkl. RTW-Besatzung nach RD-Gesetz fahren, wären sie bei den tollen KTP-Pauschalen (=weit unter 100EUR) sehr schnell Pleite...

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Und wenn RA, dann benötigt der im KTP-Geschäft wenig Können und Erfahrung, denn "richtig gefordert" (Können, Wissen) wird er dabei so gut wie nie.

    ist das so ?
    ich will ja nicht propagieren dass RA auf KTW gehören, aber auch auf KTW kannst du keine Volldeppen gebrauchen !
    KTW sind für mich immer noch "qualifizierte" Transporte, und "qualifiziert" sollte das Personal in allen Lagen sein:
    das fängt an bei der Entscheidung ob man den angebotenen Patienten überhaupt mitnimmt, ob und wie man ihn während der Obhut adäquat betreuen kann, welche Komplikationen auftreten könnten und wie darauf adäquat zu reagieren wäre, in welchem Modus der Patient transportiert wird, welche Lage darf/muss der Patient einnehmen, welche wäre verboten usw...


    Beispiele:
    * der Hausarzt ruft einen KTW für einen 68jährigen kaltschweißigen Kettenraucher mit Armschmerzen und Herzstolpern ....
    wie würden sie entscheiden wenn sie keine Ahnung oder Erfahrung haben ?


    * der Dialysepatient wird zurück nach Hause gefahren, der Shunt blutet, der Blutdruck ist systolisch bei 240 ...
    wie würden sie entscheiden ? neues Pflaster drauf, nach Hause weiterfahren und raten vielleicht morgen mal zum Hausarzt zu gehen ?


    * die alte Frau mit Osteoporose wird mittels Rautekgriff vom Bett auf die Trage umgelagert (die wiegt ja nix - geht ja schnell) .... knack....



    für sowas braucht man keine RAs, da reichen fitte RS.
    Ich verwahre mich aber dagegen zu sagen dass man im KTD nicht gefordert wird !
    Viel ist Alltag und Routine, dennoch muss man wachsam sein, sonst kann man auch unqualifizierte Taxentransporte anbieten !

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • kellern
    Klar auf den KTW kann man auch nicht nur Deppen setzen. Aber es kann auch mal eine unerfahrene Kraft dabei sein. Da besteht kein Zwang drauf nur auf sehr erfahrenesw Personal zu setzen. Mit intelligenter Personamplanung braucht man sich um eine KTW Besatzung (RS/RS) keine Gedanken machen. Wer so einen Mist macht wie in deinem Beispielen sollte besser Taxi fahren. Aber selbst untrer Vewrwendung von Aushilfen hat man das Problem nicht.



    Erich
    Naja.. KTW Fahrten gibt es hier für unter 30€. Die lohnen sich an sich auf dem RTW natürlich nicht. Die Rechnung geht eher in Richtung "lieber KTW fahren als rumstehen". Weniger Fahrzeuge zu brauchen senkt nunmal die Kosten. Ich habe kein Problem wenn der RTW auch mal ne KTW Fahrt macht. Insbesondere wenn nicht wirklich klar ist ob die Sache nicht doch einen RTW erfordert (z.B. ne Kopfplatzwunde). An der Stelle empfehle ich immer einen NKTW, aber den hat man nunmal nicht überall.
    Der Stuhl an der Stirnseite des Fahrzeugs hat sich übrigens bewährt. So kann ich noch mit dem Patienten auf der Trage auststeigen. AUch was den Platz angeht... zumindest mit der RLP-Beladung des RTW gibt es keinen Platzmangel.

  • Nur - "MZF" ist eben auch Eines (und inkl. Stuhl) und kein umbenannter RTW, der auch Krankentransporte fährt. Ein "Mehrzweckfahrzeug" ohne spezifische KTP-Ausrüstung (Stuhl!!) ist eben ein RTW, nichts Anderes. Kann es sein, dass die "echten" RTW von der Feuerwehr besetzt werden und die "MZF" nur von den HiOrG??

    Nein,
    alles gleich verteilt. Also jedenfalls bei den RTW´s. Und MZF wurden ganze 2 angeschafft wobei nur eines 24 Stunden fährt. Und für ein MZF finde ich die Auslastung schon krass.
    tagsüber fahren ja auch über 12 KTW´s!

  • Insbesondere wenn nicht wirklich klar ist ob die Sache nicht doch einen RTW erfordert (z.B. ne Kopfplatzwunde).

    Ähm ... wenn ich mir diese Aussage so anhöre, dann will ich nicht wirklich wissen, wie die
    Qualifikation auf einem KTW bei Euch ist. Eine Kopfplatzwunde sollte selbst ein SanHelfer
    behandeln und erstversorgen können.


    Irgendwie will ich nicht glauben, dass der Rettungsdienst da wirklich so schlecht, wie man
    es anhand der Beiträge hier vermuten könnte. Es wird wohl so langsam mal Zeit, dass da
    rigeros aufgeräumt wird, das hier ist ja wohl mehr als peinlich.


    Sollte das aber wirklich für ganz Rheinland-Pfalz gelten, dann kann ich den Einwohnern nur
    noch mein mitgefühl aussprechen und hoffen, dass sie niemals den Rettungsdinest nötig ha-
    ben, ansonsten gilt so langsam für mich:


    [x] um Rheinland-Pfalz einen ganz großen Bogen machen


    Viele Grüße,
    Tobias

  • Hi,



    Beispiele:
    * der Hausarzt ruft einen KTW für einen 68jährigen kaltschweißigen Kettenraucher mit Armschmerzen und Herzstolpern ....
    wie würden sie entscheiden wenn sie keine Ahnung oder Erfahrung haben ?


    Dem Hausarzt die Approbation entziehen ;)


    Klassische Zeichen eines HI, Tätigkeiten wie Umlagern usw. lernt man spätestens als Rettungsdiensthelfer, dazu braucht es noch lange keinen RA. Und lieber ruft ein "panischer" RDH/RS einmal zuviel einen RTWzu Hilfe als dass ein "cooler" RA auf dem KTW meint "das schaffen wir schon".

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Dem Hausarzt die Approbation entziehen ;)

    Und dem Leitstellen-Disponenten mal ganz freudlich fragen,w as er von einer vernünftigen
    Notrufabfrage hält und warum er dann das falsche Rettungsmittel entsandt hat.


    Und ja, ich weiß auch, dass sehr viele Hausärzte der Ansicht sind, die Leitstelle müsse das
    nicht wissen, aber das gehört nun einmal dazu und da muss man sich halt durchsetzen.

    Klassische Zeichen eines HI, Tätigkeiten wie Umlagern usw. lernt man spätestens als Rettungsdiensthelfer, dazu braucht es noch lange keinen RA. Und lieber ruft ein "panischer" RDH/RS einmal zuviel einen RTWzu Hilfe als dass ein "cooler" RA auf dem KTW meint "das schaffen wir schon".

    Richtig, und ich erwarte auch von einem Sanitätshelfer, dass er erkennen kann ob es dem
    Patienten gut geht oder doch eher schlecht geht. Und von einem Rettungshelfer oder auch
    einem Rettungssanitäter erwarte ich das umso mehr.


    Die eigene Überschätzung, verbunden eventuell mit einem festen Kollegen der das ähnlich
    sieht, ist eine viel größere Gefahr für den Patienten, als ein übervorsichtiger Kollege, der
    lieber einmal mehr den RTW (NA) nachfordert.


    Wobei das auch immer eine Abwägung der Umstände ist ... bin ich in 5 Minuten im Kranken-
    haus (ggf. mit Einsatzfahrt) und der Doc / RTW benötigt deutlich länger, dann fahre ich im
    Notfall den Patienten auch mit nem KTW ins Krankenhaus.

  • Ähm ... wenn ich mir diese Aussage so anhöre, dann will ich nicht wirklich wissen, wie die
    Qualifikation auf einem KTW bei Euch ist. Eine Kopfplatzwunde sollte selbst ein SanHelfer
    behandeln und erstversorgen können.

    Können schon. Aber bevor da mehr dahinter steckt...
    Das handhabt jeder Disponent nach seiner persönlicher Einschätzung. Der eine schickt den RTW (der steht sowieso nur rum), während andere sagen, das kann der KTW genauso gut und wenn doch mehr dahinter steckt muss man eben das NEF nachfordern. Die Schwelle für eine RTW Alarmierung ist nunmal regional unterschiedlich. Kenne ich aber auch aus Regionen außerhalb RLPs für voraussichtliche Kleinigkeiten den RTW loszuschicken. Das ist aber Sache des Disponenten und nicht meine,


    Was RLP insgesamt betrifft. Das RD System ist sicherlich nicht das beste sondern eher eins der billigsten. Allerdings klingt das bloß so dramatisch. In den meisten Fällen funktioniert es sogar. Für ein so überlastetes System erstaunlich gut. Und Engpässe wird jede Stadt mal haben. Ich denke in ein paar Jahren wird das System kollabieren wenn man nicht mehr Fahrzuege beschafft, aber bislang läuft es. Fehlplanungen sieht man nunmal in ganz Deutschland.

  • Was RLP insgesamt betrifft. Das RD System ist sicherlich nicht das beste sondern eher eins der billigsten. Allerdings klingt das bloß so dramatisch. In den meisten Fällen funktioniert es sogar. Für ein so überlastetes System erstaunlich gut. Und Engpässe wird jede Stadt mal haben. Ich denke in ein paar Jahren wird das System kollabieren wenn man nicht mehr Fahrzuege beschafft, aber bislang läuft es. Fehlplanungen sieht man nunmal in ganz Deutschland.


    Das würde ich so nicht stehen lassen. Das mag vielleicht für Mainz und ein paar andere größere Städte gelten, aber in den Gegenden von Rheinland-Pfalz, in denen ich gerettet habe kann von einer Voll-Auslastung der Rettungsmittel und einem kollabierenden System definitiv nicht die Rede sein. Da gibt es immer noch Rettungswachen mit unter 1000 Einsätzen im Jahr. Trotzdem wurden im Kreis Bitburg-Prüm in den vergangenen vier Jahren drei neue Rettungswachen aus dem Boden gestampft, um die Hilfsfristen einzuhalten.
    Um beim Ursrpungs-Thema zu bleiben: Diese drei Wachen wurden allesamt mit dem Rheinland-Pfalz Standard-RTW-Modell ausgerüstet, die aber allesamt nur eine -84-er Kennung erhielten (steht in Rhld-Pfalz für N-KTW/MZF). Letzten Endes eine reine Bezeichnungssache, denn besetzt werden die Fahrzeuge mit mindestens RA/RS und ausgestattet sind die wie die anderen RTW auch. In diesen dünn besiedelten Gegenden lohnen sich reine KTW nicht in dem Maße wie in einer Großstadt vielleicht. Dennoch gibt es sie und wie in ein paar Beiträgen weiter oben angesprochen ist sogar einer davon 24 Stunden durchbesetzt und Nachts für den gesamten Kreis zuständig (zur Info der Kreis Bitburg-Prüm ist der flächenmäßig größte Landkreis in Rhld-Pfalz, hat aber die wenigsten Einwohner). Alle dringlicheren KTs werden daher vom nächstgelegenen RTW gefahren. Nach meinem Empfinden hat das System immer gut funktioniert und viel problematischer als die Tatsache, dass ein nicht-Notfall-Patient mit dem RTW transportiert wird, fand ich die Tatsache, dass man oft mit einem KTW auf einmal einen Notfall-Patienten fahren und versorgen musste und z.B. ein Polytrauma im T4 Flachdach-KTW zu versorgen, fand ich nicht so prickelnd. Von daher wäre mir in "meiner" RD-Heimat ein MZF ein ums andere mal lieber gewesen, als ein KTW.

  • Die Problematik kennt wohl jeder von einer Landrettung. Wenn der einzige RTW der Wache weg ist, ist klar wer dann fahren muss. Da bin ich über unseren NKTW (auch wenn er doch sehr oft mit 85er Kennung gefahren wird) sehr glücklich. Notfälle haben wir auch keine 1000 im Jahr. Allerdings nimmt die Belastung Jahr für Jahr zu. Die Leitstelle bestätigt das auch anhand der Zahlen. Manche Praktiken werden sich in Zukunft nicht mehr halten lassen. SPrich jetzt kann unser RTW ein haufen KTs mitnehmen ohne das es regelmäßig zu Engpässen käme. Sieht aber nicht so aus als ob das in 5 Jahren auch noch ginge. Die Überlastung sehe ich in anderen Regionen. Wenn es schon etwas städtischer wird, werden nicht ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung gestellt.

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