Alles anzeigenNa ja ... vieleicht macht es ja auch mal Sinn, sich andere Bereiche anzuschauen, wo es
so gut wie keine ehrenamtlichen Kollegen (mehr) im Regelrettungsdienst gibt. Man kann
im Regelrettungsdienst problemlos auf ehrenamtliches Personal verzichten, wie es ja in
fast allen anderen Bereichen des Berufsleben ja auch klappt. Oder würde irgendjemand
einen ehrenamtlichen Bankangestellten, Polizisten oder Starkstromtechniker akzeptieren?
Übrigens sollte man sich auch immer mal überlegen, dass die Berechnung der Gebühren
für einen RTW- oder KTW-Transport auf dem Einsatz von hauptamtlichen Personal basie-
ren und somit der Einsatz von ehrenamtlichen Personal eigentlich eine Reduzierung der
abzurechnenden Gebühren zur Folge haben müsste.
Dem widerspreche ich.
Ich kann nicht unterschreiben dass ehrenamtlicher RD = RD zweiter Klasse ist !
1)
ich kann keine Ehrenamtlichen zum RS/RA ausbilden (lassen) und ihnen danach die Einsatzpraxis vorenthalten.
Als RS/RA bekomme ich diese Praxis aber nicht nur von irgendwelchen San-Diensten bei Volksfesten, Tagen der offenen Tür oder Fußballspielen der Kreisliga.
Als "praktizierender" RS/RA brauche ich echten Regel-RD-Betrieb um "drin" zu bleiben.
Ich muss mein Wissen unter Echtzeit-Einsatzbedingungen abrufen können und auch die Krankenhauslandschaft in der Umgebung lerne ich nur durch echte Einsätze kennen (Anfahrt, Besonderheiten, Versorgungsspektrum)
Die Zusammenarbeit mit einem Teampartner oder dem Notarzt lerne ich auch nur im Regelrettungsdienst.
Andersrum: wenn euch jemand sagt: er habe Medizin studiert, praktiziere aber seit Jahren nicht mehr ... was denkt ihr dann ?
Soll ich dann einen auf dicke Hose machen wenn ich als RS hauptsächlich nur bei San-Diensten in der Ecke stehe ?
Warm und kuschelig im Lehrsaal irgendwelche Testfragen richtig beantworten sollte fast jeder können,
was viel mehr zählt ist aber die Performance auf der Straße. Und die kann ich auch nur auf der Straße schleifen.
2)
gibt es Systeme bei denen auch ehrenamtliches Personal an die 30 Pflichtfortbildungsstunden gebunden ist.
Sie müssen genauso die Pflichtfortbildungen besuchen und die Abschlußstests erfolgreich bestehen wie die Hauptamtlichen Kollegen es müssen, wer das nicht schafft, fliegt erstmal vom RTW.
Auch wird geschaut wer mit wem zusammen fährt, i.d.R. sollten Ehrenamtliche nur mit Hauptamtlichen gemischt fahren und die ehrenamtlichen Notfallprotokolle gehen genauso über den Tisch des ÄLRD wie die der Hauptamtlichen
3)
kann so ein Argument: "RD-Kosten sind für HA berechnet - bei Ehrenamtlichen muss es billiger werden" eigentlich nur von den Kassen selbst kommen.
Meiner bescheidenen Meinung nach sollte als Maßstab für die Kostenträger im RD nicht die Marke oder Farbe des Fahrzeugs angelegt werden, auch nicht die Art der Besatzung, sondern einzig und allein die Notwendigkeit der Vorhaltung.
Und wenn eben soundso oft der Notruf gewählt wird und soundso oft der RTW alarmiert wird dann scheint es einen gewissen Bedarf zu geben. Und diesen Bedraf haben die Kostenträger zu bezahlen. Basta.
Völlig egal wie viel Geld das Personal bekommt, ob nun gar nichts, etwas mehr als nichts, tariflich, untertariflich oder übertariflich bezahlt wird. Hauptsache die Qualifikation stimmt.