keine Normung von FW-Fahrzeugen in Norwegen

  • Hallo,


    ich hab letztens nicht schlecht gestaunt als ich mitbekommen habe dass es für Feuerwehrfahrzeuge in Norwegen keine einheitliche Normung gibt. Was mich interessieren würde ob es in anderen Ländern (sei es innerhalb von Europa oder dem Rest der Welt) ähnliche Zustände wie die untenstehende gibt bzw. gegeben hat.


    "Es ist alles erlaubt" - so die Aussage des bekannten norwegischen Feuerwehrfahrzeugausbauers Egenes Brannteknikk AS (offizieller Representant von Rosenbauer in Norwegen). Zu diesem "Alles" gehören u.a. Tanks (Fassungsvermögen; ob nur Wasser oder auch Schaumtanks), Pumpen (Bauart, Förderleistung) ud auch, ganz großes Thema, die Farbgebung der Fahrzeuge.




    Zum letzteren, der Farbgebung, kann ich folgendes sagen:


    Die ersten Feuerwehrfahrzeuge in Norwegen (vor ca. 100 Jahren) waren weitesgehend weinrot, dann nach paar Jahren feuerrot. Um 1950 beschloss die Regierung dass Fahrzeuge mit Hochdruckpumpen rot-weiß sein müssen, was sich zunächst auch ganz gut durchsetzte. Viele Kommunen jedoch hatten ein so schlechtes rot, dass man einfach grüne oder senfgelbe Fahrzeuge nahm und Blaulichter draufsetzte (ganz vereinzelt trifft man noch heute dunkelgrüne Feuerwehrfahrzeuge an). Als Norwegen dann die EU-Weisung annahm dass Fahrzeuge des Rettungsdienstes gelb sein sollen, so dauerte es nicht lange bis man vorschlug auch Feuerwehrfahrzeuge auf gelb umzustellen. 2004 wurde so das erste schwefelgelbe Tanklöschfahrzeug ausgeliefert.


    Und wie steht es mit der Farbe heute: die meisten Fahrzeuge der Feuerwehren sind rot oder schwefelgelb (tatsächlich etwa eine 50/50 Verteilung), selbst innerhalb einer Wehr findet man nicht selten beide Farben. Aber es blieb nicht nur bei rot und gelb, gerade bei auf PKW oder Kleinbussen basierenden Fahrzeugen gibt es eine große Farbenvielfalt: weiß, silber/metallic, blau, grau-blau, schwarz oder kräftiges gelb.


    Das einzige wo man sich weitesgehend einig ist, ist dass alle Fahrzeuge mit LED-Balken und i.d.R. Front- sowie Koflügelblitzern ausgestattet werden. Neufahrzeuge sowieso, ältere Fahrzeuge nur wenn sie saniert werden.




    Sind euch andere Länder bekannt wo man sich ebenfalls über solche Sachen nicht einigs ist oder lange Zeit nicht einig war?




    Viele Grüße


    Paul

  • Guten Abend


    In der Schweiz konnte man sich nur innerhalb der Kantone einigen, aber eine landesweite Regelung gibt es nicht und wird es vermutlich auch nie geben. So findet man zwar in den meisten Kantonen rote Fahrzeuge, der Kanton Zürich erlaubt aber z.B. nur Fahrzeuge in Lemongreen. Einzig die Kennzeichnung der Umweltschutz- und Ölwehrkomponenten in gelb mit lila Banderole ist weitgehend einheitlich. Bei der Ausstattung verhält es sich ähnlich.

  • Das mit den Oelwehrkomponenten hab ich auch mal gedacht, aber z.B. im Aargau sind die meist rot mit gelbem Aufbau oder einem Teil des Aufbaus in gelb lackiert (siehe http://www.fw-rheinfelden.ch/i…yout=blog&id=41&Itemid=68 ). Im Kanton Bern gibt's sogar beide Varianten: http://bos-fahrzeuge.info/eins…Meiringen_-_FW_-_ZugFz_OW oder http://bos-fahrzeuge.info/eins…_FW_-_Chemofahrzeug_gross )
    Lemongrün hingegen ist auch im Tessin und in Teilen Graubündens weiter verbreitet. (siehe http://bos-fahrzeuge.info/eins…ocarno_-_CCP_-_Loeschboot oder http://bos-fahrzeuge.info/eins…41293/Klosters_-_FW_-_TLF)


    Ja, alles nicht so einfach hier. Wie erwähnt, gibt es kantonale Reglements, aber was genau darin festgelegt ist, hab ich auch als Feuerwehrmitglied noch nicht rausfinden können.

    Gruß,
    OlafW
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  • Hi,


    eine andere, ketzerische Frage ist "muss man alles normen"?


    Die Umgebung, in der Feuerwehren (und alle BOS) unterwegs sind, ist auch nicht "normgerecht". Bestes Beispiel sind in .de die Werkfeuerwehren, die sehr oft ganz sonderbare Fahrzeuge besitzen. Was hilft eine "Norm", wenn damit nicht die lokalen Besonderheiten eines Ausrückebereichs abgedeckt werden können (z.B. Wasservorrat)?


    Und: Kommen im "ungenormten" Norwegen mehr Leute durch Feuer um oder entstehen höhere Sachschäden als sonstwo in der EU (oder in Deutschland)?

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Und: Kommen im "ungenormten" Norwegen mehr Leute durch Feuer um oder entstehen höhere Sachschäden als sonstwo in der EU (oder in Deutschland)?


    Oder mal ganz anders gefragt ... ist die Normung (wie z.B. in Deutschland) wirklich immer
    der Weisheit letzter Schuss? Andere Länder bedeutet letztlich auch andere Sitten.


    Schweden zum Beispiel hat ein komplett anderes System und dort kommt man damit sehr
    gut klar und kann sich mit dem deutschen System (reine FFs) gar nicht anfreunden. Auch
    die sehr hohe Wachendichte in Deutschland ruft dort nur eine sehr große Verwunderung
    hervor.


    Insofern, wenn die Norweger ohne ihre Normung klar kommen, sollten wir das auch, oder?

  • Oder mal ganz anders gefragt ... ist die Normung (wie z.B. in Deutschland) wirklich immer
    der Weisheit letzter Schuss? Andere Länder bedeutet letztlich auch andere Sitten.



    "muss man alles normen"?


    Eine komplette Durchnormung halte auch ich nicht für die beste Lösung, aber wäre es nicht bereits hilfreich wenn LF/TLF/HLF in einem gewissen Rahmen genormt wären? Oft ist es so dass es Probleme bei der Löschwasserversorgung über längere Strecken gibt weil die verschiedenen Wehren sehr unterschiedliche Systeme verwenden.
    Für lokale Besonderheiten bliebe dann immernoch die Freiheit von speziell an die Anforderungen angepassten Fahrzeuge (z.B. GW-Wasserretunng oder Hubrettungsfahrzeuge). Zudem ist in etwas stärker besiedelten Gebieten (Städte am ca. 3500 Einwohner und Umland) der nächste Flughafen, und damit auch Flughafenfeuerwehr mit Spezialfahrzeugen nicht weit. Mit diesen werden dann z.B. Besonderheiten wie Raketenabschussrampen gesichert, bzw. die FLF werden oft auch zur Unterstützung zu Bränden hinzugerufen.


    Und: Kommen im "ungenormten" Norwegen mehr Leute durch Feuer um oder entstehen höhere Sachschäden als sonstwo in der EU (oder in Deutschland)?



    Zahlen wie viele Leute in Norwegen pro Jahr Bränden zum Opfer fallen hab ich nicht, aber folgendes zu Brandschäden: Meist ist es in Norwegen so dass wenn es in einem Haus erstmal anfängt zu brennen, dann das ganze Haus bis auf die Mauern niederbrennt, selbst wenn erstmal durch die weit verbreiteten GTLF (i.d.R. zwischen 8000 und 12000 Liter Wassertank) für kurze Zeit lang eine Wasserversorgung hergestellt ist.

  • Das mit den Oelwehrkomponenten hab ich auch mal gedacht, aber z.B. im Aargau sind die meist rot mit gelbem Aufbau oder einem Teil des Aufbaus in gelb lackiert . Im Kanton Bern gibt's sogar beide Varianten.


    Deswegen schrieb ich "weitgehend" ;)


    Zitat


    Lemongrün hingegen ist auch im Tessin und in Teilen Graubündens weiter verbreitet.


    Nicht nur da...auch im Kanton Bern gibt es das. Allerdings besteht der Kanton Zürich bzw. die GVZ als einziger auf einheitliche Farbgebung. Einzig ältere Fahrzeuge, die "Bestandsschutz" haben, sind teilweise davon ausgenommen.

  • Laut einem Artikel auf http://www.sifatipp.de gibt es in Norwegen pro 100.000 Einwohner jährlich 1,60 Brandtote. Das ist mehr als in Deutschland (1,17) und den Niederlanden (0,63), aber weniger als in den USA mit 1,93.


    Ob man alles normen muß, da bin ich mir auch nicht mehr sicher. Vielleicht sollte man mehr Augenmerk darauf legen, daß Ausstattung, die bei vielen vorhanden ist, immer am gleichen Ort zu finden ist. Früher hat das die Norm noch vorgegeben, heute ist das nicht mehr der Fall und so geht die Ordnung auf dem Fahrzeug schon mal den Bach runter, wenn ausschließlich auf die Gewichtsverteilung geachtet wird. Eine grundsätzliche Ordnung fände ich schon sinnvoll, damit ist bei überörtlicher Arbeit schon viel geholfen, weil jeder mit jedem Fahrzeug arbeiten kann.

    Gruß,
    OlafW
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  • Hallo,


    das in Norwegen bezüglich der Feuerwehrfahrzeuge keine Normen gibt ist nichts neues. Früher hatte man sich bei den Löschfahrzeugen auch mal an das deutsche TLF 16/25 orientiert. Des weiteren gibt bzw gab es auch Rüstwagen die in etwa dem RW 2 entsprachen. Bei den Hubrettungsfahrzeugen werden Fahrzeuge von den bekannten Herstellern aus Deutschland bzw Finnland beschafft.


    Aber bei der Diskussion muss man aber berücksichtigen das Norwegen und Schweden nicht so viele Einwohner und auch Großstädte wie Deutschland haben. Allerdings sind hier die Flächen der kommunalen Gebiete oft größer als in Deutschland. und hier gibt es auch weniger Wachen, Fahrzeuge und Personal. Das bedeutet die Feuerwehr flächenmäßig ein größeres Gebiet zu betreuen hat und aufgrund der wenigen Wachen auch eher mal überörtliche Einsätze fahren.


    In den letzten Jahren haben sich in Norwegen und auch Schweden mehrere Kommunen beim Thema Brandschutz zu mehreren Verbündden zusammengeschlossen. Dadurch konnte man auch Kosten reduzieren, weil z.B. innerhalb eines Verbundes die Fahrzeuge beschafft werden, eine gemeinsame Verwaltung u. a. Abteilung vorbeugender Brandschutz gibt. In den Verbünden gibt auch ein EL der für ein bestimmtes Gebiet innerhalb des Verbundes oder für den ganzen Verbund zuständig ist. Übrigens gehört das Schornsteigerwesen in Norwegen auch zur Feuerwehr, in der Regel ist das eine eigene Abteilung innerhalb der Feuerwehr.


    Statistiken zu Anzahl der Brände, Verletzten, Tote, u.s.w von Norwegen und Schweden gibt es im Internet. Die kann ich mal am Wochenende raussuchen.


    mfG


    Hilmar

  • Hi,


    Laut einem Artikel auf http://www.sifatipp.de gibt es in Norwegen pro 100.000 Einwohner jährlich 1,60 Brandtote. Das ist mehr als in Deutschland (1,17) und den Niederlanden (0,63), aber weniger als in den USA mit 1,93.


    Ich bin in Norwegen nicht ortskundig, aber liegt das möglicherweise an den kleinen Orten und grossen Entfernungen sowie an der Bauweise der Häuser? In .de, .at, .ch usw. hat man eine relativ dichte Besiedlung, d.h. die "Nachbarfeuerwehr" ist auch schnell vor Ort und eine "Stützpunktfeuerwehr" ist auch nie recht weit. Mit einer Normung hat das IMHO nix zu tun, wenn in Norwegen 1,6 Brandtote vorkommen....


    Mal umgesetzt auf meinen Bereich RD - ich fahr extrem selten länger als 8 Minuten zum Einsatz, woanders sind diese 8 Minuten "eine Superzeit" und 10 Minuten und mehr ganz normal.....

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • aber liegt das möglicherweise an den kleinen Orten und grossen Entfernungen sowie an der Bauweise der Häuser? In .de, .at, .ch usw. hat man eine relativ dichte Besiedlung, d.h. die "Nachbarfeuerwehr" ist auch schnell vor Ort und eine "Stützpunktfeuerwehr" ist auch nie recht weit. Mit einer Normung hat das IMHO nix zu tun, wenn in Norwegen 1,6 Brandtote vorkommen....


    Mal umgesetzt auf meinen Bereich RD - ich fahr extrem selten länger als 8 Minuten zum Einsatz, woanders sind diese 8 Minuten "eine Superzeit" und 10 Minuten und mehr ganz normal.....


    ja die Entfernungen sind defenitiv einer der Gründe: Anfahrtswege von 30 oder 40 km können durchaus vorkommen. Wobei in dieser Entfernung die Besiedlung ausgesprochen dünn ist. Wenn man mal von den Ballungsgebieten absieht so ist die Nachbarwehr oft so 20 bis 40 Minuten entfernt. Aber selbst in Städten wie etwa Svolvær (Stadt mit 4000 Einwohner, mit Kommune 9200 Einwohner) wo die Feuerwehr mit HLF, TLF, GTLF, TMF und mehreren MZF sehr gut ausgerüstet ist und die ANfahrt ins Zentrum mit 4 Minuten auch nicht gerade lang ist, brennen die Gebäude dann komplett nieder.


    Nach einer Statistik der DSB.no, die sich wiederrum u.a. auf die Daten der WHO.int bezieht, hat Norwegen eine recht hohe Anzahl an Bränden pro Einwohnern, mehr als Schweden aber stets weniger als in Finnland (Rumänien ist das Schlusslicht). Die Ursache dafür ist umstritten, aber man geht davon aus dass es u.a. am Spannungsnetz liegt: In Norwegen kommt zu rund 80% das IT-Netz zum Einsatz (wo durch Fehlerstrom dann Brände entstehen können), während die meisten anderen Länder das TN-Netz verwenden.


    Die Angaben von Brandtoten pro 100000 Einwohner variieren von Statistik zu Statistik: nach nordstat (nordic fire statistics) sind es in Norwegen 1,5 ± 0,2; nach WHO (ICD-10 Standard) etwa 1,35 ± 0,1; nach Tabellen der DSB im Schnitt 1,5 und die International Association of Fire and Rescue Services, Center of Fire Statistics CTIF kommt auf 1,2.

  • Hi,



    Eine grundsätzliche Ordnung fände ich schon sinnvoll, damit ist bei überörtlicher Arbeit schon viel geholfen, weil jeder mit jedem Fahrzeug arbeiten kann.


    Wie oft kommt es in der Praxis vor, dass ein FM(SB) aus A-Dorf selbstständig an/mit einem fremden und unbekanntem Fahrzeug aus B-Dorf arbeiten muss? (also z.B. Material aus dem fremden Fahrzeug holen oder einräumen, Geräte bedienen etc.) Und welcher reale Zeitaufwand für eine "Suche" ist es, wenn z.B. Schlauchtragekörbe mit 25m C-Schlauch nicht "genormt" links hinten sondern rechts vorne im Auto (ggf. als Rollschläuche) verstaut sind?

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  • es geht nicht um die großen Sachen, sondern den Kleinkram. Ich hab die Feuerwehr gewechselt und hab neulich wie blöd nach Keilen gesucht. Ich bin mir ziemlich sicher, daß auf dem Pionierfahrzeug welche sind, hab sie aber letztendlich vom Straßenretter genommen, weil ich sie da schneller gefunden hab. Die Aktion hat mich einige Minuten und ganz schöne Rennerei gekostet, weil die Autos weiter auseinander standen. Das hätte man auch anders haben können.

    Gruß,
    OlafW
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  • Hi,


    es geht nicht um die großen Sachen, sondern den Kleinkram. Ich hab die Feuerwehr gewechselt und hab neulich wie blöd nach Keilen gesucht. Ich bin mir ziemlich sicher, daß auf dem Pionierfahrzeug welche sind, hab sie aber letztendlich vom Straßenretter genommen, weil ich sie da schneller gefunden hab. Die Aktion hat mich einige Minuten und ganz schöne Rennerei gekostet, weil die Autos weiter auseinander standen. Das hätte man auch anders haben können.


    ...aber du warst an deinem eigenen Fahrzeug - das solltest du kennen. Auch für "Kleinkram". In "meinem" RTW waeris auch auch blind, wo was liegt, auch wenn es Kleinkram wie z.B. 3-Wege-Hähne (für Zugang/Infusion) sind.

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