Bild.de berichtet: Feuerwehr kam 140 000 Mal zu spät!

  • "Die Feuerwehr fährt im Schnitt über 750 Einsätze pro Tag, rettet Leben, versorgt Verletzte. Und das mit immer weniger Personal. Der Berliner Feuerwehr droht der Kollaps, warnt jetzt die Gewerkschaft der Polizei (GdP)"


    mehr siehe hier (gleichzeitig Quelle)

  • Oh weh... dann sollen die mal zu uns kommen... hier gibts Orte die sind in den vorgeschriebenen 12Minuten überhaupt nicht erreichbar und in Bad Dürkheim (19.000 Einwohner) fehlt zurzeit regelmäßig der Notarzt.
    Und da beschwert man sich weil in Berlin die niedrig angesetzten 12Min. kaum haltbar sind und der Schnitt um ca. 40 Sekunden drüber liegt? Am schlimmsten noch... in Berlin werden Feuerwehrmänner sogar krank...

  • Na ja, Rheinland-Pfalz ist rettungsdiensttechnisch eh eine Sache für sich. Ist ja nicht der einzige Mißstand in RP. Aber die Wahl wurde ja so durchgeführt, als wäre die Kernkraft unser einziges Problem. Dann bekommt der Wähler auch, was er verdient.


    Und ansonsten greift der vorbildliche RP Rettungsdienst ja gerne und oft auf unsere RTW und NEF aus Wiesbaden zurück :-)) Wir helfen schliesslich gerne.

    Es gibt viele Menschen, die sich einbilden, was sie erfahren, verstünden sie auch. Goethe

  • Weiß ich. Hatte da nur einen kleinen Denkfehler. Aber es bleibt doch dabei... 8Minuten sind generell recht knapp. Da ist es nicht verwunderlich wenn man den Schnitt öfters nicht halten kann. Meine Region ist ja nicht die einzige in der man einige Orte unter 15min nicht anfahren kann. Daher sehe ich die Situation in Berlin mal als nicht allzu schlimm an - lasse mich natürlich gerne des Besseren belehren.

  • Im verhältnis ist sie vielleicht wirklich nicht schlimm. Doch aus medizinischer Sicht ist sie, denke ich, trotzdem nicht gerade rosig.

  • In Berlin wartet man desöfteren tatsächlich erstaunlich lang auf ein Rettungsmittel. Oft kommt, und das mitten in Mitte, ein LF als First Responder angerauscht. Und wenn man dann noch ein NEF haben möchte, dann kann man sich erstmal ne neue Packung Zigaretten kaufen, die man komplett aufrauchen kann, bis das da ist.
    Die Wartezeiten allein wären nicht allzu dramatisch, wenn die FW- RTW in Berlin nicht so denkbar schlecht ausgestatten wären.
    So nützt einem der rechtzeitig eintreffende RTW wenig, wenn man für ein Beatmungsgerät oder ein EKG aufs NEF warten muss.


    Außerdem geht in Berlin viel Zeit drauf, weil man bei der unterbesetzten Leitstelle der 112 ständig in der Warteschleife landet.

  • Man kann also sagen, dass der Mangel weniger bei der Verfügbarkeit des Einsatzmittels liegt als in der miesen Ausstattung des Fahrzeugs (man würde also einen Berliner RTW bei uns als NKTW bezeichnen?) sowie weiteren organisatorischen Problemen?

  • Als NKTW, wenn man es nett ausdrückt. :-)) Immerhin als "geräumigen" NKTW.


    Im Ernst:
    Dass die Hilfsfristen öfters nicht eingehalten werden, ist nicht schön, aber nicht dramatisch, auch, wenn es in einer Stadt wie Berlin besser klappen sollte.
    Das Problem wird aber verstärkt, wenn eben weitere strukturelle Aspekte dazukommen.
    Wie gesagt, die Wartezeiten für ein NEF sind oft erstaunlich lang. Das wäre verschmerzbar, wenn die RTW dann gleichzeitig nicht so schlecht ausgestattet wären.
    Und die Unterbesetzung der Leitstellen ist ebenfalls ein bekanntes Problem.

  • Hi,



    Im Ernst:
    Dass die Hilfsfristen öfters nicht eingehalten werden, ist nicht schön, aber nicht dramatisch, auch, wenn es in einer Stadt wie Berlin besser klappen sollte.


    Das ist nicht nur "nicht schön", sondern ggf. tödlich für den Patienten. Es ist kein Geheimnis, dass bei einem Kreislaufstillstand jede Minute, ja jede Sekunde zählt. Nicht umsonst haben sich erfolgreich First-Responder-Systeme etabliert, da eine deutlich Verkürzung der landesgesetzlichen Hilfsfrist des Rettungsdienstes kaum finanzierbar wäre.



    Zitat


    Das Problem wird aber verstärkt, wenn eben weitere strukturelle Aspekte dazukommen.



    Berlin müsste - wie viele andere Großstädte in .de es schon lange/immer tun - eben mal von der Idee weg, dass Notfallrettung die fast alleinige Aufgabe der Feuerwehr ist. Auch in Berlin gibt es die Hilfsorganisationen, die RTW/NEF besetzen können (und wollen) und ebenso auch private Unternehmen, die hier mitspielen könnten. Es ist nicht in Stein gemeisslt, dass nur die BF-Berlin den Rettungsdienst durchführen kann oder darf. Auf manchen Wachen stehen auch schon HiOrG-RTW und fahren ganz fleissig. Anteilig sind die HiOrG aber weiterhin deutlich unterrepräsentiert was die Notfallrettung in Berlin angeht.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Das ist nicht nur "nicht schön", sondern ggf. tödlich für den Patienten. Es ist kein Geheimnis, dass bei einem Kreislaufstillstand jede Minute, ja jede Sekunde zählt. Nicht umsonst haben sich erfolgreich First-Responder-Systeme etabliert, da eine deutlich Verkürzung der landesgesetzlichen Hilfsfrist des Rettungsdienstes kaum finanzierbar wäre.

    Na ja ... und wie groß wäre die Überlebenschance, wenn man nun nach 11 Minuten anstelle nach 13 oder 15
    Minuten auftaucht? Ich glaube auch nicht unbedingt so richtig viel höher.


    Willst Du jetzt tatsächlich die RTW so stationieren, dass Du immer und überall binnen zwei Minuten vor Ort
    bist? Ausserdem, solange jedes Bundesland seine eigenen Hilfsfristen festlegt, ist eine Diskussion über eine
    Überschreitung schon ein wenig lächerlich. Irgendwann kommt nämlich ein Bundesland mal auf die Idee,
    eine maximale Obergrenze (in Ausnahmefällen) von beispielsweise 45 Minuten festzulegen, und dann?

    Erich, es gibt nun einmal Bundesländer in denen deutlich festgelegt ist, wer die Verantwortung für den
    Rettungsdienst hat, und in den ehemaligen britischen Besatzungsgebieten sind das nun einmal die Kreise
    oder kreisfreien Städte. Und solange die der Ansicht sind, dass die das auch (mehr oder weniger) alleine
    umsetzen können, dann ist es halt so.

  • Danke. Genau das meine ich. Berlin hat eine verhältnismäßig kurze Frist. In vielen Regionen würde man die einfach erhöhen (z.B. auf die oft verwendeten 12min) und schon hält Berlin so ziemlich alle Fristen ein...
    Also man sollte sich natürlich immer bemühen um die Hilfe zu verbessern, aber ich denke an anderen Orten werden die Rettungsmittel dringender gebraucht. Eine Aufrüstung der RTW und verbesserung des Ablaufs (Leiststelle) wäre da wohl am einfachsten.

  • Hi,



    es gibt nun einmal Bundesländer in denen deutlich festgelegt ist, wer die Verantwortung für den
    Rettungsdienst hat, und in den ehemaligen britischen Besatzungsgebieten sind das nun einmal die Kreise
    oder kreisfreien Städte. Und solange die der Ansicht sind, dass die das auch (mehr oder weniger) alleine
    umsetzen können, dann ist es halt so.


    Eben "mehr oder weniger". Und bei "weniger" wäre bzw. ist es an der Zeit, daran was zu ändern. Das kann eine verstärkte Einbindung von HiOrg in den RD sein, aber auch z.B. eine flächendeckende Einführung von First-Responder-Systemen. Diese ändern zwar nix an der Hilfrist des RD, aber am therapiefreien Intervall. Und darauf kommt es letztendlich an.


    Hier in München haben wir ein anderes System, RD-Gesetz usw. Aber auch einen limitierenden Faktor, der auch nicht nach Lust&Laune Hilfsfristen, Anzahl von RTW usw. frei bestimmen lässt. Aber es gibt Ausweichmöglichkeiten bzgl. des theapiefreien Intervalls. In München-Stadt fährt z.B. die BF mit ihren HLF planmässig als First Responder, die BF-Zug-RTW dienen zur Spitzenabdeckung im RD und auch KTW werden schon mal als Responder einem RTW vorrausgeschickt. In München-Landkreis hat jede Gemeinde einen First-Responder, teilweise so stark aufgestellt, dass die gleich mit 2-3 Autos kommen können. Auch in München/Bayern ändern die Responder die Hilfsfrist/Hilfsfristeinhaltung des RD nicht. Das wäre gesetzlich auch garnicht zulässig.


    Wenn es nur um Hilfsfristen des RD geht, dann müssen eben dort Kräfte aufgebaut werden, wenn die gesetzliche Vorgabe nicht gehalten werden kann. Das ist ein völlig normaler Vorgang, der überall in .de passiert und auch dynamisch an neue Gegebenheiten (neues Wohngebiet wurde gebaut etc.) angepasst wird.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Hi,



    Also man sollte sich natürlich immer bemühen um die Hilfe zu verbessern, aber ich denke an anderen Orten werden die Rettungsmittel dringender gebraucht. Eine Aufrüstung der RTW und verbesserung des Ablaufs (Leiststelle) wäre da wohl am einfachsten.


    Am Einfachsten wäre ein Bundes-RD-Gesetz, das endlich diesem föderalistischen Unsinn ein Ende bereitet. 8 Minuten, 12 Minuten, zu 90%, "überwiegend", ab Eingang des Notrufes, Fahrtstrecke zum Notfallort usw. - ist doch alles Schwachsinn! Es darf einfach keinen Unterschied "per Gesetz" machen, ob ich in Hamburg, Kiel, Berlin, Düsseldorf oder München zum Notfallpatienten werde.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Ja schön wäre es. Wird es aber vermutlich nie geben. Wäre echt wunderbar wenn man in jedem Bundesland den gleichen Standard im Rettungsdienst hätten. Aber wie soll das gehen, wenn wir noch nichtmal eine einheitliche Notrufnummer für ganz Deutschland hinbekommen?

  • "Na ja ... und wie groß wäre die Überlebenschance, wenn man nun nach 11 Minuten anstelle nach 13 oder 15
    Minuten auftaucht?"


    Sagt mal ihr seid doch vom Fach oder ist mir da was entgangen ? Meint ihr diese Aussagen tatsächlich ernst ? Sicherlich kann man sich nicht zum Einsatzort beamen aber Hilfsfristen sind dazu da das sie eingehalten werden. Bedauerlich genug das sie überhaupt so hoch sind und willkürlich festgelegt werden.


    Eurer Aussage klingt nach Unwissen oder viel schlimmer einer Leck mich am Arsch Einstellung. Ob dem HI jetzt 1 cm2 mehr Herzmuskel über den Jordan geht - wen interessierts. Laufen reicht dem Apoplektiker ja auch, muß ja kein Sport mehr sein. Und verblutet wäre der Patient sicher auch drei Minuten früher. Ach und die Rea muß auch nicht mehr am Leben teilnehmen, ein Apalliker ist Erfolg genug. Die rupturierte EUG ? Tja Schicksal guter Mann, suchen sie sich ne neue Frau ! Liegt euer Partner mit einem Infarkt oder reanimationspflichtig im Bett sagt ihr sicher auch am Telefon beim Notruf sie sollen sich ruhig Zeit lassen, auf zwei oder drei Minuten kommts nicht an.


    Leute mir graut es echt wenn ich mir vorstelle das ihr irgendwo auf einem RTW sitzt. Sagt mir bitte wo und wann dann robbe ich mich zur Not mit den Zähne über die Zuständigkeitsgrenze. Alternativ empfehle ich eine medizinische Abteilung einer Uni-Bibliothek oder zur Not auch Google. Vielleicht mangelts nur an regelmäßigen Fortbildungen.. Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen in der Medizin steht der Faktor Zeit komischerweise nicht in Frage.

    "Wir wissen zwar nicht wo es hingeht, wollen aber als erste dort sein"
    "Lassen sie mich mal vor, das geht hier nach Kompetenz"

  • vieles

    Sag mal Wolfgang, begriffen hast Du diese Diskussion aber nicht, oder?


    Solange jedes besch*****e Bundesland die eigenen Hilfsfristen nach gutdünken setzen
    kann, macht es absolut rein gar keinen Sinn, sich über entsprechende Überschreitungen
    aufzuregen.


    Im Zweifel werden die Hilfsfristen dann nämlich mal eben um eine oder auch zwei Minuten
    nach oben gesetzt, oder es heisst nicht mehr in 90 % aller Einsätze sondern ganz spontan
    "wird angestrebt" ... Und das ist nun noch weniger im Sinne der Patienten, oder?


    Es ist eh überfällig, dass der Rettungsdienst bundesweit einheitlichen Vorgaben bekommt,
    an die sich auch wirklich alle Bundesländer halten müssen. Und dann macht es auch Sinn,
    sich über irgendwelche Einhaltungen von Hilfsfristen Gedanken zu machen.


    Oder wie erklärst Du einem Patienten (zum Beispiel in NRW), dass er in der Stadt binnen
    8 Minuten auf dem Land aber leider nur binnen 12 Minuten versorgt werden soll? Und bei
    dem Übergang von einem Bundesland zu einem anderen kann das ganze noch extremer
    ausehen. Ist schon alles so richtig sinnvoll, oder?


    Wobei man auch mal bedenken sollte, dass die Eintreffzeit von 8,69 Minuten in Berlin zwar
    nicht mehr den eigenen Gesetzen entspricht, aber im Bundesvergleich noch ziemlich gut ist.

  • Hi,



    Solange jedes besch*****e Bundesland die eigenen Hilfsfristen nach gutdünken setzen
    kann, macht es absolut rein gar keinen Sinn, sich über entsprechende Überschreitungen
    aufzuregen.


    Gesetz ist aber mal Gesetz - und egal was da bzgl. Hilfsfristen drinsteht - eingehalten müssen diese eben gem. dem Gesetzestext. Un des ist doppelt peinlich, wenn das Land, das das Gesetz schriebt, dieses selbst nicht einhält.


    Zitat


    Im Zweifel werden die Hilfsfristen dann nämlich mal eben um eine oder auch zwei Minuten
    nach oben gesetzt, oder es heisst nicht mehr in 90 % aller Einsätze sondern ganz spontan
    "wird angestrebt" ... Und das ist nun noch weniger im Sinne der Patienten, oder?


    Das muss erst mal politisch durchsetzbar sein. Mit "wir lassen sie länger leiden" dürfte keine Partei punkten können....


    Zitat


    Es ist eh überfällig, dass der Rettungsdienst bundesweit einheitlichen Vorgaben bekommt,
    an die sich auch wirklich alle Bundesländer halten müssen. Und dann macht es auch Sinn,
    sich über irgendwelche Einhaltungen von Hilfsfristen Gedanken zu machen.


    Das wäre sicher der beste Ansatz. Ob dadurch die Hilfsfristen besser oder schlechter werden, steht aber in den Sternen. Ebenso, was mit Leuten passiert, die diese Hilfsfristen dann nicht einhalten (also z.B. wie aktuell das Land Berlin)


    Zitat


    Oder wie erklärst Du einem Patienten (zum Beispiel in NRW), dass er in der Stadt binnen
    8 Minuten auf dem Land aber leider nur binnen 12 Minuten versorgt werden soll?


    Das ist einfach. Auf dem Land hast du auch nicht im Umkreis von 10 Gehminuten 4 Apotheken, 3 Supermärkte, 2 Drogeriemärkte und 15 Arztpraxen. In der Stadt schon.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Die Wartezeiten allein wären nicht allzu dramatisch, wenn die FW- RTW in Berlin nicht so denkbar schlecht ausgestatten wären.
    So nützt einem der rechtzeitig eintreffende RTW wenig, wenn man für ein Beatmungsgerät oder ein EKG aufs NEF warten muss.

    Ich gehe jetzt mal davon, dass diese Aussage eher kein Scherz und in der Tat ernst gemeint ist.
    Sprachlos macht es mich aber dennoch...
    Mal abgesehen davon, dass es ja eine einschlägie DIN-Norm für RTW gibt würde mich interessieren, ob es neben "Berlin ist arm aber sexy" auch eine strategische Entscheidung ist, dass auf dem RTW kein EKG/Defi und Beatmungsgerät vorhanden ist? Hat der gemeine Berliner FW-RTW dann einen AED an Bord? oder ist bei BLS-Maßnahmen das Ende der Fahnenstange?

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