"Innovations-RTW" der RKiSH

  • Hi,



    Mich wundert jedoch, dass ein solche System einer "Fahre" in Deutschland nicht funktionieren soll, im Rest der Welt aber tausendfach problemlos im Einsatz ist. Gibt es im Rest der Welt keine Treppenstufen und Hindernisse für den Rettungsdienst?



    Die Frage ist, was ist "bewährt" oder "problemlos"? PKW mit sehr viel Hubraum und riesigem Benzindurst haben sich in den USA auch über viele Jahrzehnte "bewährt" und man kann damit dort auch "problemlos" fahren. "Bewährt" muss man auch im nationalen Kontext sehen - "Andere Länder, andere Sitten" und wenn ich z.B. standardmässig immer ein Löschfahrzeug oder First Responder vor Ort habe, ist das Tragen via Spineboard etc. deutlich einfacher als wenn standardmässig nur ein RTW 2er-Team zum Notfallort kommt.


    Natürlich muss man sich immer fragen, ob "Bewährtes" heute wirklich noch gut ist und manchmal muss das "Bewährte" auch modernen Neuerungen weichen. Die Frage ist dabei nur, zu welchen Preis sowas geschieht.


    Wenn ich heute RTW mit dieser Riesen-Stryker-Fahre ausrüste, dann fehlt z.B. die Möglichkeit, eine Trage auf einem DL-Korb zu montieren und damit entfallen einige Möglichkeiten eines Patierntentransports und man muss sich dafür etwas Neues einfallen lassen. Natürlich kann man spezielle Rettungskörbe bauen, die auch eine solche Trage aufnehmen können, doch bis die FW auf ihren DL zwei verschiedene Körbe mitführt, wird es dauern. Man kann natürlich auf/mit der DL auch weiterhin mit der DIN-Klapptrage arbeiten, muss den Patienten dann eben auf die "Fahre" umlagern...


    Was bei der "Bodenhalterung" für die Fahre auch nicht mehr geht ist, beliebige Tragen mit DIN-Verreigelungen zu befestigen. Ich hatte es schon häufig, dass eine (DIN-)Trage vom Hubschrauber übernommen wurde - dank Normung passen die auch auf die Tragentische der RTW... Auch im Katastrophenfall ist es sinnvoll, wenn alle auf den Fahrzeugen verwendeten Tragen notfalls (und dennoch gesichert) in alle Fahrzeuge bzw. auf alle Tragentische passen.... Auch ohne Katastrophe ist es in der Praxis sehr oft nützlich, z.B. einen Patienten eines KTW auf dessen Trage einfach in den RTW umzuladen.


    Natürlich stehen uns für den Transport über Treppen usw. heute schon standardmässig verschiedene alternative Lösungen zur Verfügung (Schaufeltrage, Spineboard, Vakuummatratze, Tragetuch, Tragestuhl), doch diese Geräte werden heute nur dann verwendet, wenn die "normale" Trage nicht eingesetzt werden kann. Wann immer möglich, verwendet man für liegende Patienten die "normale" Trage. Man erspart sich damit ein Umlagern, sie kann mit zwei Personen gut getragen werden usw. Schaufeltrage und Spineboard sind ansich eher "Rettungsgeräte" als "Transportgeräte". Jeder Patient fühlt sich auf einer so schmalen Liegefläche unwohl/unsicher und Tragen mit nur zwei Personen ist auch sehr unbequem (keine auszieh-/ausklappbaren Griffe etc.). Das Trage- bzw Bergetuch und die VKM zu zweit sind Rückenkiller Nummer 1 - 4 "Träger" sollten es da schon sein und selbst die können kaum wirklich rückenschonend dabei arbeiten.
    Mittel der Wahl ist "das Stühlchen" - jedenfalls für alle Patienten, die sitzen können. Nur beim Sitzen wird es oft schon schwierig. Der Patient muss garnicht frisch reanimiert und/oder bewusstlos sein, schon viele Pflegepatienten sind nicht mehr in der Lage, selbstständig zu sitzen bzw. sich auf einem Sitz festzuhalten, von div. med. Indikationen für "Liegen" (z.B. Bandscheibenvorfall, Fruchtwasserabgang bei bevorstehender Geburt etc.) mal ganz abgesehen.

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Hi,


    Zudem würde mich interessieren was du als die 99,9% normalgewichtige Patienten definierst ? Vielleicht arbeite ich in der Hochburg der Fetten aber mindestens 20 % der Patienten hier liegen bei deutlich (!) über 100 KG bei oft Körpergrößen von unter 170. Was daran noch normal sein soll muß mir jemand erklären. Vielleicht sind in München aber offenbar alle mit einem gesunden BMI gesegnet. Da brauch ich im Zweifel auch keine abnehmbare (tragbare) Trage mehr weil 100 KG Patient und ~35 KG Tragenoberteil trage ich nicht. Dann hol ich doch lieber die Schläuche und schlepp das Gewicht auf einer Schaufeltrage oder was anderem runter.


    Ich hab da keine Probleme. In meiner ganzen RD-Zeit habe ich mir erst 1x "die Zelle" für einen Pat. mit mehr als 150kg nachgefordert (damals hatten wir alle nur Fernos), 1x wurden wir als RTW (da mit 228kg-Stryker) nachgefordert, um einen Pat. mit ca. 170kg zu transportieren. Schwere Patienten gibt es auch in München und ja, es wird auch schon mal eine Tragehilfe angefordert. Aber nix, was die Standard-Trage (Stryker M1 bzw. Stollenwerk) nicht aushalten würde....


    Und was "rückenschonend" beim Ein-/Ausladen betrifft (und darum geht es ja beim Innovations-RTW SH) - ich seh da bei den akt. Tragen kein grosses Problem. Man muss sich eben nur zwingen, die Technik auch zu nutzen, d.h. (Einladen): Andocken, vorderen Fuss entriegeln, reinschieben bis hinterer Fuss ansteht, dann hinteren Fuss entriegeln und nun - zugegeben - mit ein wenig Kraft (bei der Stryker mehr, bei der Stollenwerk deutlich weniger) den Rest der Trage auf den Tisch befördern. Unterstützen kann man das, wenn man ab dem Entriegeln des hinteren Fusses den Tisch schon mal langsam in die waagerechte bringt - dann schiebt man nicht "bergauf".....)

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Ich hab da keine Probleme. In meiner ganzen RD-Zeit habe ich mir erst 1x "die Zelle" für einen Pat. mit mehr als 150kg nachgefordert (damals hatten wir alle nur Fernos), 1x wurden wir als RTW (da mit 228kg-Stryker) nachgefordert, um einen Pat. mit ca. 170kg zu transportieren. Schwere Patienten gibt es auch in München und ja, es wird auch schon mal eine Tragehilfe angefordert. Aber nix, was die Standard-Trage (Stryker M1 bzw. Stollenwerk) nicht aushalten würde....

    Respekt, da hast du dann bisher aber Glück gehabt und scheinst eine echte Ausnahme zu sein. In meinen drei Jahren hier in Husum hatten wir schon mehrfach den G-RTW aus Hamburg hier, um Patienten mit deutlich mehr als 150kg - die ja dann nicht von der Last, sondern vom Volumen her nicht mehr mit unseren durchaus für das Gewicht zugelassenen Tragen transportiert werden können - in die Klinik bzw. aus der Klinik zu transportieren. Und wir gelten ja nicht unbedingt als Adipositas-Mekka Deutschlands...


    Aber Back-to-topic, die Schwerlastgeschichte können wir ja sonst gerne in einem Extra-Thread thematisieren...

  • Anderswo holt man mit der KatS-Trage Patienten über die Drehleiter - warum sollte das also nicht auch hier gehen. Und mit einer "Fahre" hätte ich auch kein Problem, ich müsste auch nichts groß an meiner Arbeitsweise ändern. Bei uns kommt die Trage nämlich so gut wie nie mit ins Haus, es sei denn, alles ist ebenerdig oder es gibt einen Aufzug. Das hier im Thread geschilderte die Trage-mit-ins-Haus nehmen kenn ich so nicht.


    Das einzige, was ich an dem Auto nicht optimal finde, ich die seitliche Beladung, aber das wurde hier ja schon ein paar mal angesprochen. Ich würde aber trotzdem mal gerne mit dem Auto arbeiten. :)


    Gruß,


    Johannes

  • Hi,


    Anderswo holt man mit der KatS-Trage Patienten über die Drehleiter - warum sollte das also nicht auch hier gehen.


    Und die Leute dort werden sagen "na klar, DIN-Trage auf normaler Trage+Fahrgestell hat sich bewährt".... Aber nur weil die das dort so machen, muss es nicht gut (und vorschriftsmässig und sicher) sein...


    Zitat


    Und mit einer "Fahre" hätte ich auch kein Problem, ich müsste auch nichts groß an meiner Arbeitsweise ändern. Bei uns kommt die Trage nämlich so gut wie nie mit ins Haus, es sei denn, alles ist ebenerdig oder es gibt einen Aufzug. Das hier im Thread geschilderte die Trage-mit-ins-Haus nehmen kenn ich so nicht.


    Ich kenne das "Trage ins Haus" sehr gut - wird hier häufig gemacht, wenn das möglich ist. Schaufeltrage, Tragetuch etc. sind nur Notlösungen, wenn es mit der Trage nicht durchs Treppenhaus und/oder in der Wohnung machbar ist. Immerhin ist es immer ein zusätzlicher Aufwand, z.B. Schaufeltrage oder Spineboard zu verwendenudn den Pat. dann auf die Trage/Fahre umzulagern - ganz abgesehen davon, dass man die Dinger zu Zweit einfach unkomfortabler trägt als eine Trage, die mit ausziehbaren Griffen "am Körper vorbei geht" und Hände/Arme so in eine günstigere Position bringt als wenn man sie direkt vor bzw. hinter sich halten muss. Optimal natürlich, wenn der Patient sitzen kann - dann kommt "das Stühlchen" zum Einsatz.


    Und auch ohne Treppenhaus&Co - den Landschaftsdesignern sei dank gibt es auch auf vielen Wegen der Wohnanlagen einzelne Stufen, Bordsteine, Kopfsteinpflasterstreifen etc. - da heisst es dann trotz "eigentlich" ebener Fahrtstrecke "einmal kurz heben" - die "Fahre" wiegt lt. Herstellerseite alleine schon über 60kg - die Fuhre wird dann trotz kachetischer Omi drauf dann ganz schön schwer....

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  • Zum Thema KatS-Tragen auf der DLK mal eine interessante Antwort von Stollenwerk im Bezug auf die Belastbarkeit:


    Zitat

    gem. DIN N 13024 N + K beträgt das Prüfgewicht 150 kg.
    Eine maximale Belastbarkeit ist dabei nicht angegeben. Wir schlagen
    jedoch eine Belastung bis 100 kg vor.


    Viel Spaß bei der Adipositas-Rettung.

  • Hier soll der zunehmenden Belastung der Mitarbeiter des Rettungsdienstes durch die Be- und Entladevorgänge am Fahrzeug ein neues Konzept versuchsweise entgegen gestellt werden. Dies ist ausdrücklich auch als Denkanstoß und Probiermodell deklariert, welches in der Praxis sowohl seine Vor- als auch Nachteile zeigt.


    Sorry - aber SO etwas Neues ist die Nutzung von Hebebühnen nun wirklich nicht.
    Beispiel Irland, die Kollegen vom "North Western Health Board" nutzen bereits seit Jahren Anbau-Hebebühnen an ihren Fahrzeugen. Bild von thejournal.ie, die eigenen Bilder sind leider nix geworden. Hab' die Einrichtung im Sommer auf der WRC in Cork selbst mal testen dürfen ... auf befestigtem Untergrund eine deutliche Erleichterung.
    Ist selbst in ländlichen Bereichen nichts ungewöhnliches.

    Grüße, S.O.

  • Hi,


    Sorry - aber SO etwas Neues ist die Nutzung von Hebebühnen nun wirklich nicht.
    Beispiel Irland, die Kollegen vom "North Western Health Board" nutzen bereits seit Jahren Anbau-Hebebühnen an ihren Fahrzeugen.


    In Deutschland ist es aber neu - wenn man mal von den speziellen "Schwerlast-RTW" absieht. Und selbst wenn man die S-RTW betrachtet - die Verwendung einer "Rolli-Bühne" ist selbst bei den S-RTW noch unbekannt.

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  • Also eigentlich ist das System für Deutschland so gedacht wie auf dem Video zu sehen ist. Stryker Deutschland tut sich da momntan wohl nur etwa schwer mit. Und es kostet auch ne richtige Stange Geld

  • Ich denke die "Probleme" würden sich schnell beheben lassen wenn ein Bedarf auf dem Markt bestehen würde. Wenn die Absatzaussichten eher gering sind steckt man natürlich auch nicht alles Verfügbare in die Entwicklung. Wobei mir das System sehr zusagt. Alle Platzprobleme wären beseitigt und man kann eine fast herkömmliche Trage verwenden.
    Dieses System dürfte eigentlich auch nicht teurer als die ganzen Liftsysteme sein...

  • Hi,


    Also dieses Strykersystem; (Link)
    finde ich deutlich praktischer, als eine Hebebühne.


    Sieht gut aus, doch es ist auch eine "Fahre", die natürlich eine entspr. Anpassung der Arbeitsgewohnheiten und Arbeitsmittel beim Patiententransport z.B. im Treppenhaus, über DL etc. erfordert.


    Ich stehe zudem Akkus (insbes. wie hier im Hochleistungsbereich) etwas skeptisch gegenüber, denn das System sieht nicht so aus, als hätte es eine Möglichkeit zu rein manuellem Betrieb wenn der Akku ausfällt.... Wenn ich mir ansehe, wieviel LP12-Akkus wir so im Jahr auf den Müll werfen, dürfte bei solchen Tragensystemen auch erhebliche laufende Kosten anfallen... Immerhin muss die Trage bei einem Einsatz insgesamt 8x runter bzw. raufgefahren werden. "Gute" RTW leisten bei uns rund 20 Einsätze in 24h, d.h. ca. 160 Tragebewegungen - mit nur relativ kurzen Ladezeiten dazwischen. Keine guten Vorraussetzungen für Akkus aller Art. Da finde ich eine Hebebühnenlösung für sinnvoller und robuster.... (wenngleich mir auch dort der "manuelle Notbetrieb" fehlt)


    Ich hoffe, zum SH"Innovations-RTW" wird es bald einige Berichte aus der Praxis geben, vorallem wie sich mit der "Fahre" arbeiten lässt und ob bzw. welche Trageutensilien angeschafft/benutzt werden, um Treppenhaus, DL usw. zu ermöglichen.

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  • ... Wenn ich mir ansehe, wieviel LP12-Akkus wir so im Jahr auf den Müll werfen, dürfte bei solchen Tragensystemen auch erhebliche laufende Kosten anfallen ...


    Spricht evtl. nicht wirklich für den Hersteller dieser Defis ... Man sollte da nicht von einem auf das andere schließen.

  • Aber beim Stryker System wäre doch von der Bauart her eine Trage möglich. Ein abnehmbare Lösung müsste doch machbar sein. Bei den Akkus müsste man natürlich auf speziell angepasste Ware setzen...

  • mmerhin muss die Trage bei einem Einsatz insgesamt 8x runter bzw. raufgefahren werden

    ich komme irgendwie nur auf 4 Bewegungen.

    Aber beim Stryker System wäre doch von der Bauart her eine Trage möglich. Ein abnehmbare Lösung müsste doch machbar sein. Bei den Akkus müsste man natürlich auf speziell angepasste Ware setzen...

    Genau, eigentlich müsste man das recht einfach so konstruieren können das man den oberen Teil abnehmen und tragen kann.
    Zu den Akkus, es sollte auch eine Möglichkeit geben, das man auf diese Verzichtet. Am RTW Stromversorgung über Steckverbindung, beim Patienten manuelles hoch und runter fahren.

  • Er rechnet wohl die Aktion beim Pat. mit.


    Ich weiß auch nicht, wo das große Problem mit dem nicht abnehmbaren Oberteil ist. Ich hab in den 8 Jahren RD in den seltesten Fällen das Oberteil abgenommen. Ein, zwei Stufen kann man auch mit dem Fahrgestell überwinden - das Gesamtkunstwerk ohne E-Antrieb wiegt ja in etwa das gleiche wie eine Roll-in. Wenn ich nur mal das Oberteil brauche, kann ich auch ne Schaufeltrager oder ein Spineboard nehmen. Bei der DL, dann muß auf das Dingen halt ne flatbare DIN-Trage - sollte auch noch irgendwo in die Geräteräume passen und niemanden übermäßig überfordern. Klappt ja in GB auch ohne Probleme.


    Man muß sich halt auch mal was Neues einfallen lassen, und wenn mir das in der Mehrzahl meiner Einsätze Entlastung bringt und ich beim Rest ein wenig mehr Nachdenken muß, solls mir recht sein.

  • Hi,


    ich komme irgendwie nur auf 4 Bewegungen.


    Trage raus: 1
    Trage Absenken zum Umlagern: 2
    Trage anheben nach Umlagern: 3
    Trage "einfahren" zum Einladen: 4
    Trage im KH raus: 5
    Trage "einstellen" zum Umlagern im KH: 6
    Tragen nach Umlagern anheben: 7
    Trage rein: 8



    Zitat

    Aber beim Stryker System wäre doch von der Bauart her eine Trage möglich. Ein abnehmbare Lösung müsste doch machbar sein. Bei den Akkus müsste man natürlich auf speziell angepasste Ware setzen...

    Zitat

    Genau, eigentlich müsste man das recht einfach so konstruieren können das man den oberen Teil abnehmen und tragen kann.


    Dann wäre das System fast perfekt.....

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

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