Fahrten mit Sonderrechten im Ausland?

  • Hallo liebe User!


    Eine Frage habe ich mal zu fahrten mit Sonderrechten im Ausland.


    Wie verhält es sich wenn ich bei einem z.B. Organtransport im Ausland mit Sonderrechte fahre?


    Gibt es da Aussagen oder Erfahrungen diesbezüglich?


    Ich habe die Frage irgendwann schon einmal gestellt. Allerdings gab es dazu keine konkrete Aussage zu.


    Folgende Situation dazu....


    ein Organ sollte nach Brüssel, da es keinerlei Flugverbindungen gab, mit einem Fahrzeug. Das ganze auf Grund engen Zeitspanne mit Sonderrechten.


    Gibt es Probleme mit den Behörden ausserhalbs Deutschlands?


    Der Kollege der gefahren ist, habe ich leider nicht mehr angetroffen. Der ist bei jemand anderen unter Vertrag.


    Gruss Sebastian

  • Also ob es Probleme mit Behörde gibt weiss ich nicht.


    Aber hab mal von einem Disponenten gesagt bekommen dass wenn ein FZG mit SoRe bzw WeRe (hängt ja meistens zusammen) nach Frankreich will muss dieses Drehspiegelleuchten haben, da Blitzer bei denen anscheinend nur eine Hinweisfuntion haben.


    Weiss aber nicht ob das noch aktuell ist. Ist schon 3 oder 4 Jahre her.

  • Kann dir da nur von Erfahrungen bei WeRe-Fahrten in die Schweiz berichten.
    Dort war es immer so, das die ILst dort angerufen hat und wir an der Grenze von der Polizei erwartet wurden. Denen hatten wir dann bis zum Zielort zu folgen. Allerdings nur mit Blaulicht, da WeRe im Ausland für uns nicht erlaubt war. Ein Grund ist auch eine andere Signalfanfare/Tonfolge als in Deutschland.


    Grüße
    Christian

  • Zitat

    Original von DRK-BAD
    Also ob es Probleme mit Behörde gibt weiss ich nicht.


    Aber hab mal von einem Disponenten gesagt bekommen dass wenn ein FZG mit SoRe bzw WeRe (hängt ja meistens zusammen) nach Frankreich will muss dieses Drehspiegelleuchten haben, da Blitzer bei denen anscheinend nur eine Hinweisfuntion haben.


    Weiss aber nicht ob das noch aktuell ist. Ist schon 3 oder 4 Jahre her.


    Die Art des Blaulichts spielt dort keine Rolle mehr. Ich wohne direkt 200 Meter von der Grenze und meine Wache übernimmt (seit der Neuregelung im Jahre 2007) auch Notfalleinsätze innerhalb Frankreichs.
    Wir können, sobald die Leitstelle Winterberg dies mit der Leitstelle Metz abgeklärt hat, mit Sonderrechten fahren. Einziges Problem vor nicht all zu langer Zeit: Deutscher RTW musste trotz Sonderrechten Mautgebühren zahlen. Das hält auf...


    Aber die Zeiten, wo Patienten bis an die deutsche Grenze von Verwandten gebracht wurden, damit der deutsche RD sie mitnimmt sind vorbei.



    Zu den Blitzern: Französische N-KTW der privaten Ambulanzen verfügen ebenso über normale Doppelblitzer.

  • Sagte ja, dass ich nicht weiss ob das noch aktuell ist mit den Drehspiegeln. Hab mir auch schon gedacht dass das nicht mehr aktuell ist, aber wer weiss.


    Und ich komm auch nicht so oft nach F bzw ins Elsass um viele Einsatzfahrzeuge dort zu sehen. Seh ab und zu mal ne Steife und die haben noch Drehspiegel, zumindest sehen sie so aus.

  • Weil mit Patient von Frankreich kommend in Richtung Deutschland ein Ende der Fahrt recht unvorteilhaft für die Gesundheit des Patienten wäre.
    Denke nicht, dass das Mautpersonal ärztliche Qualitäten aufweist.

  • Zitat

    Original von Lou Ziffer
    Weil mit Patient von Frankreich kommend in Richtung Deutschland ein Ende der Fahrt recht unvorteilhaft für die Gesundheit des Patienten wäre.
    Denke nicht, dass das Mautpersonal ärztliche Qualitäten aufweist.


    Dann fahr' halt eben Route National, ärger noch mehr Franzosen mit deinen vielen Blaulichtern und fahr erst im mautfreien Teil 20km vor der Grenze auf die Autobahn.


    Oder lern' französische Flüche... ich habe nämlich jetzt auch schon mehrfach gehört das es an Mautstellen in Frankreich und auch Italien zu solchen Problemen gekommen ist.

  • Ich komme in diese Situation eher selten, war auch eine andere Wache, war jedoch auch groß in der Presse. Wenn wir Frankreich anfahren, dann bis Hôpital du Parc Sarreguemines oder so. Mautstellen meiden wir.

    Einmal editiert, zuletzt von Lou Ziffer ()

  • Hi,


    Blaulicht im Ausland ist generell ein "heisses Thema"


    Ich würde deshalb bei den entsprechenden Stellen vorher(!) anfragen und ggf. eine schriftliche (Fax etc.) Genehmigung einholen.


    Die "entsprechenden Stellen" können sein:


    - Polizeibehörde des Landes
    - Botschaft des Landes in Deutschland
    - Auswärtiges Amt/deutsche Botschaft im entspr. Land (hilft weiter)


    Die Botschaften haben i.d.R. eine 24/7-Erreichbarkeit, so dass auch bei sehr kurzfristigen Fahrten und nachts/Wochenende ein Ansprechpartner erreichbar ist.


    Ärztliche Atteste aus dem entspr. Land helfen meistens weiter, wenn daraus hervorgeht, dass eine schnellstmögliche Fahrt medizinisch dringend geboten ist (z.B. beim Organtransport aber auch beim Kranken(rückhol)transport)


    Im besseren Fall klärt man alles natürlich langfristig vorher ab. Auch wenn es keine Strafen etc. gibt - eine evtl. Polizei-/Grenzkontrolle kann sonst den Zeitvorteil von einigen 100km "Blaulicht" wieder vernichten...


    Als "Tipp" hält man sich strikt an die deutsche Gesetzgebung, also insbes. den §38 der StVO: "Blaues Blinklicht zusammen mit dem Einsatzhorn darf nur verwendet werden, wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden" Auch wenn es in anderen Ländern natürlich andere Gesetze gibt - das Übertreten deutscher(!) Gesetze im Ausland wird dort sicherlich auch nicht gerne gesehen und ggf. als Vorsatz etc. gewertet.


    Was Mautgebühren betrifft - auch das ist unterschiedlich geregelt. In z.B. Österreich und Slowenien sind RD-Fahrzeuge davon befreit - egal ob mit oder (noch) ohne Patient, in Serbien und Mazdedonien liegt´s am guten Willen des Mitarbeiters der Mautstellen, ob man zahlt oder nicht. In Montenergro zahlt man - wenn auch nicht immer die "grosse" Gebühr für "grosse" Autos (Höhe!). Evtl. liegt´s auch hier an der Tagesform des Mautkassierers ;( (oder den Beitrag für die "Kaffeekasse")


    btw. - wenn es interessiert - ich habe da einen laaangen Bericht einer Fernfahrt München-Kosovo - genre per Mail oder "öffentlich" hier wenn´s gewüsnscht wird.


    Gruß


    Erich

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

  • Ich denke der Bericht wäre durchaus von öffentlichem Interesse um es mal so zu sagen.

    "Wir wissen zwar nicht wo es hingeht, wollen aber als erste dort sein"
    "Lassen sie mich mal vor, das geht hier nach Kompetenz"

  • Zitat

    Original von y903211
    Ich denke der Bericht wäre durchaus von öffentlichem Interesse um es mal so zu sagen.


    Da schliess ich mich an.

  • Kann mich dem da nur anschließen! Bis in den Kosovo muss man ja durch einige Länder, die auch teilweise sehr unterschiedlich sind, da kann man dann sicherlich doch recht deutlich die "regionalen" Unterschiede im Handling mit ausländischen Blaulichtfahrzeugen sehen und erkennen.

  • Na dann - bitteschön


    dass der Bericht laaang wird, hab ich ja schon erwähnt ;)


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    Juli 08: Fernfahrt Dortmund – Pristina. Eine Fahrt mit „Schwierigkeiten“…



    Na ja, kommt darauf an, was man alles als "Schwierigkeiten" bezeichnen will.


    Der Anruf unserer lieben Personaldisponentin kam Freitag gegen Mittag. "Willst du am Samstag in den Kosovo fahren?" Aber natürlich will ich! Die Strecke kenne ich, ist easy zu fahren, alles bis auf rund 80km ist Autobahn. Kurz durchgerechnet - mit ein paar Stunden schlafen im Hotel bin ich planmäßig am Montag in der Früh gegen 03:00 Uhr wieder da. Passt.


    Die Fahrt ging von Dortmund nach Pristina und war auf Grund der extremen Strecke in zwei Teile aufgeteilt. Teil 1 war der „Abholer“, der von München nach Dortmund und wieder zurück nach München fuhr (sind ja auch ein paar Kilometer), Teil zwei war „mein Part“ – von München nach Pristina und zurück.


    Bei der Patientin handelte es sich um eine ältere Frau aus dem Kosovo, die in Deutschland ihre Verwandten besuchte. Dort erlitt sie einen Mediainfarkt, der in einer deutschen Klinik versorgt/behandelt wurde. Diagnosen somit: Z.n. Mediainfarkt, rechtsseitig komplette Parese, Aphasie. Vital aber stabil. Ein Flug war zu teuer, da die Auslandsversicherung der Patientin diesen nicht bezahlen wollte. Auch die Fahrt ging erstmal auf Rechnung der Angehörigen. (die Versicherung sah den Apoplex als Folge eines bestehenden Leidens – und das war nicht versichert!)



    Schwierigkeit 1 ergab sich schon am frühen Freitagabend. Der Kollege, der mitfahren sollte, hatte keinen gültigen Reisepass. Für Serbien und Kosovo braucht man den aber. Und das war dann auch das Problem, einen Beifahrer/in zu finden. Zeit hätten einige gehabt, aber keinen Pass.... Schließlich fand sich eine Kollegin – noch dazu eine „ganz nette“ ;) die zudem „frische“ Ärztin ist.
    Schwierigkeit 2 war die grüne Versicherungskarte. Von der Fahrt vor zwei Jahren nach Mazedonien wusste ich, dass "die da unten" ganz scharf auf das Teil sind. Also besorgte "der Schichtl“ noch schnell dieses Dokument.


    Schwierigkeit 3 am Freitag Abend. Der Auftraggeber teilt mit, daß die Patientin nicht durch Serbien gefahren werden darf. Ihre UNMIK-Papiere werden dort nicht anerkannt. Also muss die Route an der Küste von Kroatien entlang gehen, dann durch die Berge von Montenegro... Die paar Kilometer mehr wären nicht das Problem gewesen, aber die Strecke führt zu einem großen Teil nur über Landstrassen!


    Am Samstagmorgen besorge ich mir noch schnell beim ADAC die akt. Straßenkarten und Reisehinweise usw. Wozu ist man schließlich Mitglied. Die schnelle Autobahn-Strecke hätte ich noch „blind“ gefahren (“A1 und bei Nis dann rechts weg“) , aber die „Küstenstrecke“ halt nicht. Danach kurz zum Einkaufen. „RedBull“ in größeren Mengen, Mineralwasser, Schokolade, Zigaretten. Rein damit in die 12V-Kühlbox. Dann wieder ab ins Bett. Jede Minute Schlaf ist wichtig.


    Schwierigkeit 4 am Samstag. Die "Abholer" kamen später aus Dortmund zurück als erwartet. Urlaubsverkehr! So ging es erst um 17:30 in München los statt wie gedacht so gegen 15:00 Uhr. Aber diese 2,5 Stunden sollten sich später als belanglos herausstellen…


    Dann erstmal "Kilometer fressen" Problemlos durch Österreich und Slowenien. Alles Autobahn.


    Schwierigkeit 5 an der kroatischen Grenze. Die verlangen ein Visum für die Patientin, ohne geht es nicht weiter. Visa werden an der Grenze aber nicht ausgestellt... Nach einigen Überredungskünsten in deutsch und englisch dann der Lichtblick: Man ist bereit, für 85 EUR ein Visum auszustellen. Die sehr freundlichen Grenzer erkundigen sich auch, ob für die Fahrt durch Bosnien und Montenegro auch ein Visum nötig ist. Dies hätten wir dann "vororganisieren" lassen. Aber für diese Länder kein Visum nötig, puh. Auf der Suche nach noch benötigten Papieren dann noch


    Schwierigkeit 6, die Grüne Versicherungskarte ist nicht da! Irgendwer hat vergessen, sie auf´s Auto zu legen und ich habe vergessen nachzusehen, ob sie da ist! Aber es geht auch - nach einigen Diskussionen auf englisch und deutsch - auch ohne.


    Durch Kroatien fährt die Kollegin, ich bin inzwischen etwas müde, habe rechtzeitig den RedBull-Hahn zugedreht und mache ein Nickerchen hinten auf dem Tragestuhl.


    Bei Sonnenaufgang erreichen wir bei Split das Ende der Autobahn in Kroatien. Ab jetzt gibt es nur noch Landstrasse! Traumhaft, wie die Sonne an der Küste aufgeht, doch für romantische Stunden ist keine Zeit. Ich bin wieder hellwach, nehme die Küstenstrasse in Angriff. Langsam (max. 80km/h) geht es Richtung dem kleinen Streifen Bosnien, der hier Kroatien teilt. An der Grenze keine Probleme - wie vom kroatischen Grenzpolizist vorhergesagt. Die Bosnier sind da echt entspannt. Wieder ein Stück Kroatien, vorbei an der malerischen Stadt Dubrovnik dann auf immer schlechter werdenden Strasse Richtung Montenegro. Unterwegs macht das Auto Probleme. Eine Kontrollleuchte meldet sich. Kurz im Handbuch nachgeschaut „Problem mit Abgassystem“ Als Folge steht im Handbuch „Umweltvorschriften werden ggf. nicht mehr eingehalten“. Ist mir egal. Liegt wohl am kroatischen Diesel. Später erlischt die Leuchte wieder und bleibt auch aus.


    Inzwischen ist es sauheiß, es hat ungefähr 32°C, Tendenz steigend! Die Klimaanlage vorne und hinten läuft fast Vollgas. Dann plötzlich ein Stau. Warum? Na, die Grenze.... Ewig lange Minuten bewegt sich gar nichts, dann saust ein Polizeiauto vorbei und plötzlich geht es vorwärts (Waren die Grenzer beim Mittagessen?). Ausreise Kroatien dann problemlos, bei der Einreise 2km später wieder Stau. Und der ist zäh... In Montenegro gibt es keine Autobahnen, um dennoch zu kassieren, muss jedes Auto eine "Umweltplakette" haben. Die ist dann


    Schwierigkeit 7, denn der Typ will 30EUR kassieren "ist großes Auto!" Sehe ich nun gar nicht ein! Der Motor ist der Gleiche wie bei einem VW Passat oder Audi A6, also umwelttechnisch ein "PKW". Wieder einige Diskussion auf englisch, deutsch versteht hier scheinbar niemand. Schließlich die Einigung - die 10EUR-„PKW“Plakette, aber ohne Quittung.


    Sofort darauf Schwierigkeit 8: Die "Grüne Karte" mal wieder. Diesmal wird es ernst, ohne geht es nicht. Das Angebot, sie von der Lst. faxen zu lassen wird abgelehnt. "Karte original oder nix Einreise" ist das Motto. Aber so leicht gebe ich nicht auf. (kenn die Brüder ja...) Und siehe da, gegen läppische 15EUR kann man in einem Speditions- und Versicherungsbüro auf der anderen Straßenseite eine Versicherung kaufen. Prima, das finanziert sich mit dem gesparten Geld von der "Umweltplakette" ja locker...


    In Montenegro geht es langsam vorwärts. In der Bucht bei Kotor kommen wir wegen dem extrem dichten Badeverkehr und schmalen Strassen teilweise nur mit 20-30km/h voran. So schön diese malerische Bucht ist (is auch Weltkulturerbe oder sowas), das Tempo nervt. Auf einem Thermometer eines Geschäft steht die akt. Temperatur: 41°C!!!! Ich würde jetzt auch lieber am Strand liegen…. Hätte ich nur auf die Karte geschaut! Es gibt eine Fähre, die diese Bucht an ihrem Eingang durchquert. Die Fähre habe ich gesehen, aber die Bucht sah von dort kleiner aus als sie ist. Ich dachte „das geht scho“


    Endlich raus aus dem Badeverkehr, aber viel schneller geht´s trotzdem nicht. Im Schnitt so um die 60km/h in Richtung Berge.


    Schwierigkeit 9 dann "medizinisch". Die Patientin jammert laut (äußern kann sie sich nicht (Z.n. Mediainfarkt, rechtsseitige Parese, Aphasie). Im trotz Vollgas-Klima recht warmen KTW dann erstmal "Medizin machen". Zugang, 1 Buscopan, 1 Novalgin und G40. Das wirkt. Während der Versorgung kurz vor einem Mautposten kommt der Maut-Fuzzi „you cannot stand here“ Mit der Spritze G40 in der Hand schaue ich zum Fenster raus „we have a Problem with the Patient“ und schon „durften“ wir dort diese paar Minuten stehen…..


    Es geht weiter in die Berge - eine Art "Dauer-Passstrassenfahren für Fortgeschrittene". Rechts der Abgrund, Leitplanken fehlen oder sind demoliert. Unzählige Grabsteine säumen den Rand. Überholen ist wegen der vielen Kurven kaum möglich bzw. verboten, die Einheimischen tun´s trotzdem und da kommt dir dann schon mal ein LKW auf deiner Fahrspur entgegen. Die vielen kleinen Tunnels sind unbeleuchtet, man fährt ständig in ein "schwarzes Loch" - das treibt den Adrenalinspiegel ein bisschen an und senkt den RedBull-Verbrauch ;) Und dann der erste Streckenfehler. Eine Abzweigung übersehen und statt an der Grenze zum Kosovo stehen wir vor der Grenze zu Serbien. Also wieder zurück – sind zum Glück nur rund 30km – die gehen „flott“, denn auf dem Hinweg haben wir die Polizei/Radarkontrollen ja gesehen ;-).


    Sehr steil geht es dann Richtung Grenze zum Kosovo. Traumhafte Bergkulisse – wie in den Alpen, nur mit Moschee statt Bergkapelle. Vor ein paar Stunden noch an der Küste, jetzt auf ca. 1800m - nicht schlecht.


    Die Grenze zum Kosovo ist kein Problem. Die Grenzer interessieren sich mehr für die Kollegin als für alles Andere. Und die Kollegin interessiert sich für die vielen streunenden Hunde, die um Futter betteln. (die sind ja auch wirklich sooo süss!!!) Die Grüne Karte interessiert nicht, die gilt im Kosovo eh nicht, dafür gibt´s für 30EUR eine Versicherung der "Kosovo Insurance Company"


    Waren bisher Wegweiser eh schon sehr spärlich gesät, im Kosovo findet man fast gar keine mehr. Mein Navi ist eh schon seit nach Kroatien "ohne Idee". Aber immerhin hilft dessen Anzeige der Himmelsrichtung und die Strassenkarte, den Weg nach Pristina zu finden. (ist ja schon geil – Ein Wegweiser „Pristina“, schon an der nächsten großen Kreuzung gar nichts mehr….)


    Mühsam geht es vorbei an Ruinen aus dem Krieg nach Pristina. Die Landstrassen sind eine Katastrophe, der Verkehr auch. Mir reichts! Blaulicht&Horn an und durch. "Moses-Feeling" wenn sich der Verkehr vor Einem teilt ;) Bis hier hatte ich – obwohl manchmal „sinnvoll“ - auf Sondersignal verzichtet. Im Kosovo war ich mir rundum sicher, damit keinen Ärger zu bekommen. Deutsche Verwaltung, deutsche Bundeswehr in der Nähe – was soll´s also an Problemen geben? Für den „Notfall“ hatte ich mir vorher schon alle wichtigen Telefonnummern (Botschaft, UNMIK-Verwaltung, BW-Kontingent) besorgt)


    Endlich in Pristina, auf dem "Ring" dort werden wir von den Angehörigen der Patientin empfangen, die wir vorher immer wieder per Handy kontaktiert hatten. Die Fahrt ins KH ist somit wenigstens kein Ortskundeproblem mehr. Es ist Sonntag, 21:30 Uhr, als wir im KH sind. Die Übergabe im KH ist eine kleine Sensation. Soviel Personal und Ärzte sieht man in Deutschland eher selten – wir werden herzlich empfangen, weil wir „soweit hergekommen sind“. Sogar Patienten im KH-Garten bewundern uns, einer steckt uns eine Schachtel Zigaretten zu und bedankt sich, einen Bürger des Kosovo nach Hause gebracht zu haben(!) Kurze „Generalreinigung“ im Pat.Raum, Müllentsorgung usw.


    Nach der Übergabe im KH werden wir von den Angehörigen zum Essen eingeladen. Es gibt "landesüblich" gegrilltes Fleisch und Salat in einem sehr hübschen Restaurant, wir werden mehr als satt, bisher hatten wir uns eher mit "Tankstellenfutter", Schokolade und Getränken ernährt ;-).


    Eigentlich war ein Hotel reserviert, doch in Ausblick auf die weiteren Planungen bzgl. Montag bzw. Dienstag (Arbeit usw.) beschließen wir, die nun "kurze" Strecke durch Serbien zurückzufahren. Ich rechne mit rund 12 Stunden Fahrzeit, die ich im 2Std.-Wechsel als realistisch machbar sah. Theoretisch wären wir damit Montag Mittags wieder in Deutschland….


    Zurück nach Deutschland! Die Angehörigen begleiten uns noch bis zur Ausfallstrasse, die zum nächsten Grenzübergang führt.


    Die Grenze ist schnell erreicht, Ausreise Kosovo auch kein Problem. Aber die Einreise nach Serbien ist


    Schwierigkeit 9. Der serbische Grenzpolizist guckt in die Pässe, sieht den Einreisestempel vom Kosovo und schüttelt den Kopf "gehst du Kosovo zurück!" Jegliche Diskussion hilft nicht, auch nicht ein Betteln, Hinweis auf "KTW" und noch nicht einmal die Frage nach der Kaffeekasse. Ein junger Grenzpolizist"Lehrling" erklärt in gutem Deutsch-Englisch-Gemisch, warum:


    Kosovo ist von Serbien nicht anerkannt. Folglich wird auch der Einreisestempel vom Kosovo nicht anerkannt. Einen Einreisestempel für Serbien gibt es an dieser Grenze nicht, da wir - aus serbischer Sicht - ja schon lange in Serbien sind. Einfach so weiterfahren können wir aber auch nicht, denn ohne Einreisestempel aus Serbien gibt es auch keine Ausreise, da wir aus serbischer Sicht dann illegal im Land sind – und das ist dann richtig schlecht.


    Immerhin erhalten wir von dem "bösen" Grenzpolizisten den Tipp, durch das Kosovo nach Mazedonien zu fahren und von dort nach Serbien einzureisen. "is fastest way to go home" Ich kenne die Entfernung und den ungefähren Zeitaufwand, naja, ist besser, als noch ein paar Stunden an der Grenze zu stehen und über Botschaft/KFOR/UN etc. etwas zu erreichen und auf alle Fälle besser, als wieder über Montenegro zurückzufahren. Also zurück, an Pristina vorbei Richtung Mazdeonien. An einer Tankstelle gönne ich mir ungefähr 1 Stunde Schlaf, den brauche ich nun unbedingt. Die Kollegin pennt eh schon die ganze Zeit hinten auf der Trage.


    Mit "Vollgas" Richtung Mazedonien, plötzlich eine rote Kelle aus dem Nichts. Ich befürchte schon Schwierigkeit 10, aber als ich das Blaulicht anmache, wird das Haltesignal zu einem Durchwinken umgebaut.


    Grenze Mazedonien. Ausreise kein Problem, Einreise fast auch nicht. Die Frage nach der "Grünen Versicherungskarte" kann ich abwiegeln "I´m only one to two hours in Macedonia, i want to go to Serbia and at least Germany as fast as I can" Der Grenzer hat´s eingesehen, war wohl ein Mazdedonier albanischer Abstammung, "die Albaner" mögen uns Deutsche sehr gerne, da wir ihnen im Krieg geholfen haben und (dt. BW-Kontingent in Prizren, dt. Verwaltung) immer noch helfen.


    Ausreise Mazedonien kein Problem, der Grenzer kündigt aber schon Schwierigkeit 10 an - Kosovo-Stempel! Er hat heute schon einige Leute gesehen, die von den Serben wieder zurückgeschickt wurden... Ich meine nur auf englisch “wenn du ´ne Explosion da oben siehst, dann habe ich die Grenze in die Luft gesprengt – ICH fahre da durch!“ Der Grenzer grinst…..


    Serbien Einreise. Es kam, wie angekündigt
    Schwierigkeit 10: "Kosovo? Nix, gehst du zurück Kosovo!" meint der Grenzer in seinem Häuschen und deutet auf die Stempel. Nicht mit mir! Ich mache einen englisch-deutschsprachigen Aufstand. Meine Laune ist so gegen 03:00 Uhr so ziemlich auf dem Tiefpunkt. Der Aufstand bringt mich zum Kommandanten der Grenzstation. Der „Chef“ erledigt dann höchstpersönlich das Problem mit den Kosovo-Stempeln auf serbische Weise - Stempel "Ungültig" drüber und schon ist die Einreise kein Problem mehr, wäre da nicht die altbekannte Grüne Versicherungskarte!


    Schwierigkeit 11 also. Ohne "Grüne Karte" keine Einreise in Serbien, ohne "Grüne Karte" aber auch keine Rückreise nach Mazedonien! Ich gehe „taktisch“ an den Stolz der Serben und zeige die Versicherungen aus Montenegro und vorallem die 30EUR-Police aus dem Kosovo. "no Problem in Montenegro and absolutly no Problem in this Land named "Kosovo" (mit abfälliger Betonung auf "das Land namens Kosovo") Tja, schon geht es. Gegen Bezahlung ist es auch in Serbein "No Problem", satte 130EUR kostet eine offizelle serbische Versicherung....


    Aber jetzt mit Vollgas nach Hause! Die Kollegin fährt, die ist ausgeschlafen. Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Deutschland!


    Es ist Montag, 19:00 Uhr (ursprünglicher Zeitplan „nur“ um ca. 16 Stunden verfehlt) , wir rollen auf den Hof der Rettungswache. Jetzt ist erstmal Aufräumen und Putzen angesagt, Das Auto ist vorne ein Massengrab für Insekten, das "Wohnen" im Fahrerraum und Pat.Raum hat Spuren hinterlassen.


    Viele werden sich nun fragen, ob das eine "tolle Fernfahrt" war.


    Sicher, "toll" ist es, irgendwo an der Adria herumzugondeln, ferne Länder zu sehen und überhaupt mal mehr als 24 Stunden "auf Firmenkosten" weg zu sein.


    Wie wohl aus meinen Schilderungen erkenntlich ist, ist eine solche Fahrt zwar "toll", aber auch mit viel Stress und Ärger verbunden. In solchen Ländern läuft man leicht Gefahr, als "Illegaler" verhaftet zu werden oder sonstwie langwierige Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden zu bekommen. Zeit, die Schönheit der Landschaft und die evtl. Vorzüge (Baden am Meer, Einkaufen im Bazar etc. ) zu genießen bleibt so gut wie gar nicht.


    Im Prinzip sind solche langen Fernfahrten das, was der Name "Fern" und "Fahrt" schon ausdrückt - Kilometerfressen ohne Ende! Es ist keineswegs als "Urlaub auf Firmenkosten" zu sehen! 8 Länder, 3700km und das in knapp 3 Tagen...


    "Schön" ist es sicherlich, man sieht quasi im Zeitraffertempo Landschaften, Länder und Leute, aber es ist auch anstrengend. Ich war Dienstag und Mittwoch immer noch müde und etwas "neben der Spur", einen regulären RTW- oder KTW-Dienst hätte ich diese beiden Tage sicher nicht leisten können (war schon mein ansich "ruhiger" Bürojob genug Anstrengung und Überwindung!)


    Rein fahrerisch erfordern solche Fahrten eine extreme Anstrengung, nicht nur "endlose" Autobahnen sondern auch völlig ungewohnte Fahrweisen in diesen Ländern sind ganz was Anderes, als z.B. mal eben von München nach Dortmund zu fahren. Und die Landstrasse nach Wartenberg ist verglichen mit den südosteuropäischen Strassen geradezu eine Flughafen-Landepiste.


    "Medizinisch" steht man auch ggf. vor einer Herausforderung. Da gibt es kein Krankenhaus der Maximalversorgung innerhalb 10 Minuten, ein RTW oder Notarzt existiert oft nicht und wenn, dann eher im Bereich von 30 Minuten oder mehr. Wie örtliche KTW/RTW ggf. aussehen, zeigt ja mein Bild....


    Somit - "Extrem-Fernfahrt" ist eine Sache für sich. Man muss dabei oft an seine physischen und psychischen Grenzen gehen. Das hat sicherlich seinen Reiz, aber eben auch nicht für jedermann.


    "Jede Woche" könnte und will ich so was nicht machen, auch nicht jedes Monat. Aber 1x/Jahr "geht" das... Und ja, ich freue mich auf meine nächste Schicht - planmäßig nach 8 Stunden wieder zuhause, ein bisserl "Retten" oder „Kranke fahren“ und das war´s.


    ---------------------------------------------------------------------------------------------------


    btw. - die beiden Bilder in der Galerie "Montenegro" entstanden auf dieser Fernfahrt - in der beschriebenen malerischen Bucht von Kotor. Ich hab noch ein paar Bilder, die aber nicht "Galerie-tauglich" und/oder eher "persönlich" sind. Ich probier´s trotzdem mal - sowas sieht man ja nicht alle Tage....

  • Mich hat schon das Lesen angestengt. :)


    Aber wenn es dir trotz der Anstrengungen gefallen hat ist es doch gut.
    Und sehr schön gescrieben um das mal anzumerken. War/Ist echt lesenswert.

  • sehr schön geschrieben.... und ja diese Probleme kann ich aus meiner THW Zeit nur bestätigen. Besonders gut hat mir das mit der Fähre gefallen, auch darauf bin ich "reingefallen".


    Gruß aus Wien
    Patrik

  • Interessanter Bericht. Erinnert mich an die gute alte Zeit da unten. Wie sind denn die Straßenzustände ? Ich kenn die noch in alter Form ...
    :rekrut:


    [Blockierte Grafik: http://www.fotoreporter.org/bosnien/strasse1.jpg]



    Aber da sieht man mal das es doch irgendwie noch zwei unterschiedliche Welten sind zwischen dem Balken und Zentraleuropa.


    Auf jeden Fall hattet ihr ein schickes Gefährt für den Weg, und die Kollegin scheint auch nicht zu verachten zu sein :-))

    "Wir wissen zwar nicht wo es hingeht, wollen aber als erste dort sein"
    "Lassen sie mich mal vor, das geht hier nach Kompetenz"

  • Hi,


    Zitat

    Original von y903211
    Interessanter Bericht. Erinnert mich an die gute alte Zeit da unten. Wie sind denn die Straßenzustände ? Ich kenn die noch in alter Form ...


    Aber da sieht man mal das es doch irgendwie noch zwei unterschiedliche Welten sind zwischen dem Balken und Zentraleuropa.


    In Slowenien und Kroatien waren die Strassen einwandfrei - allerdings auch "Touristenrouten". In Montenegro wurde an der Küste um z.B. Budva viel neu gebaut. Montenegro scheint sich hier Stück vom Kuchen des Mittelmeertourismus angeln zu wollen. (übrigens sehr praktisch - der Euro ist als Währung dort eingeführt)


    In den Bergen waren die Strassen schlechter, aber nicht so, dass man Angst um Achse oder Reifen haben musste.


    Im Kosovo waren "unsere" Strassen zwar auch durchweg geteert, das aber etwas "abenteuerlich" - und von Pristina Richtung Mazedonien eine endlos lange Baustelle, teilweise mit Schotterpisten.


    Serbien war wieder o.k. abe rman merkte schon, dass der Strassenbau nicht gerade deren Hobby ist. Lieblos ausgebessert, Spurinnen ohne Ende - aber fahrbar.



    Zitat


    Auf jeden Fall hattet ihr ein schickes Gefährt für den Weg, und die Kollegin scheint auch nicht zu verachten zu sein :-))


    Ja, ich war froh, beides auf der langen Fahrt zu haben ;)


    Zum Schluss noch ein Tipp, falls es jemanden mal nach Serbien verschlagen sollte: Beim Tanken auf der Autobahn immer nur bei OMV tanken! Nur diese Tankstellen haben Treibstoff in guter "West"Qualität, zudem sind sie überraschend sauber und die Aral/Routex-Karte gilt dort auch. Von "Yugopetrol" usw. sollte man die Finger lassen.... Bei der Einreise nach Serbien sollte man Geld wechseln und im Land nur mit der Landeswährung Dinar bezahlen - sonst erhält man "seltsame" Wechselkurse an den Mautstellen, in Geschäften etc.




    Gruß


    Erich

    Ich weiss, was ich sage. Ich weiss nicht, was du verstehst

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