Rettungsdienstfahrzeuge in Frankreich

  • Kann jemand etwas Licht in mein Dunkel zu französischen Rettungsdienstfahrzeugen bringen? Ich bin von einem User auf etwas Unterstützung zum Thema französische Feuerwehrfahrzeuge angesprochen worden. Die entsprechenden Seiten, etwa der Pariser Feuerwehr, stellen die Fahrzeuge ja recht gut dar. Im Bereich des Rettungsdienstes jedoch sind sie eher unvollständig und für mein Schulfranzösisch schwer nachvollziehbar.


    Kann jemand für folgende Fahrzeuge Erklärungen / Unterschiede / deutsche Äquivalente liefern? ich schreibsel mal dahinter, wa sich mir da jeweils als Äquivalent vorstelle bisher...


    * Ambulance de réanimation (AR) - NAW? RTW?
    * Véhicule de secours et d'assistance aux victimes (VSAV) - RTW?
    * Véhicule de secours aux asphyxiés et blessés (VSAB) - RTW?
    * Véhicule radio-médicalisé (VRM) - NEF?
    * Premier Secours Relevage (PSR) - KTW?
    * Premier Secours Evacuation (PSE) - G-RTW???
    * Véhicule accompagnement sante (VAS) - Gerätewagen Rettungsdienst?


    Ich hoffe, wir haben da den einen oder anderen Frankreich-Spezialisten hier...

  • Hmm.... ich würde darauf tippen das da etliche Bezeichnungen einen deutschen RTW beschreiben, denn ich habe auch schon zig ewig lange Bezeichnungen für TLF-Wald und GTLFs gehört, da würde ich mich nicht wundern, wenn auch die Rettungsdienstfahrzeuge teilweise in verschiedenen Regionen, bei unterschiedlichen Organisationen unterschiedliche Namen tragen.

  • Laut französischer Wiki sind VSAV und VSAB das gleiche, letzteres ist die alte Bezeichnung. Soweit ich den Text verstanden habe, sind die zur medizinischen Erstversorgung an der Einsatzstelle gedacht, aber nicht zum Krankentransport
    wenn jemand genauer lesen möchte: http://fr.wikipedia.org/wiki/V…27assistance_aux_victimes


    AR sind laut http://www.infirmiers.com/sec/secpro/bspp.php eine Pariser Eigenheit und das gleiche wie die NEF vom SAMU, mit dem UNterschied, daß die AR-AUtos rot sind


    Zu VRM ist die Beschreibung nicht eindeutig. Einerseits ist das wohl ein Fahrzeug, was die VSAVs und so mit Medikamenten ausstattet, andererseites ist es mit einem Arzt besetzt, so gesehen also ein NEF


    PSR sind wieder eine Pariser Eigenheit und werden sonst als VSAB bezeichnet.


    PSE wäre erneut eine Pariser Eigenheit, in Deutschland am ehesten vergleichbar mit dem Essener LRF, also ein Löschfahrzeug mit der Möglichkeit, einen Verletzten zu transportieren


    VAS würde ich als GW-SAN oder GW-MANV bezeichnen, aber das wissen hier die HiOrg-Leute besser. Ausstattung und Einsatzzweck sind hier nachzulesen: http://www.pompiersparis.fr/bur_serv/st/13vas.htm

    Gruß,
    OlafW
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    "Was ist das da?" - "Ein Premier Hazard Ultimax."


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    Wir kennen sie (fast) alle!

  • Aufgrund der vielen schönen Bilder von Christopher von Feuerwehr- und Rettungsdienstfahrzeugen aus Frankreich möchte ich mir erlauben, diesen Thread zu reanimieren und hätte folgende Fragen zur Organsation des Rettungsdienstwesens in Frankreich:


    - die VSAV scheinen von ihrer Ausstattung eher auf die Versorgung von (Verkehrs-)Unfallverletzten ausgelegt zu sein.


    Ist es tatsächlich so, dass diese Fahrzeug eher (nur?) bei Traumapatienten und ncht bei internistischen Notfällen zum Einsatz kommen?
    Und ist es dann so, dass in einem Versorgungsbereich gewissermaßen Doppelstrukturen vorhanden sind?
    also VSAV der Feuerwehren für Unfälle und RTW anderer Betreiber für internistische Notfälle?


    denn ein vollwertiges EKG scheint bspw. bei diesen VSAV nicht an Bord zu sein:
    http://bos-fahrzeuge.info/eins…6_-_RTW_-_VSAV_66#/135430
    http://bos-fahrzeuge.info/eins…6_-_RTW_-_VSAV_91#/175979


    - dieses VLM transportiert einen Feuerwehrarzt: http://bos-fahrzeuge.info/eins…DIS_66_-_NEF/photo/181413


    Sind diese Ärzte auch an den Feuerwachen berufsmäßig angestellt oder sind das Ehrenamtliche, die beispielsweise ihre Praxis verlassen, um zum Einsatz zu eilen?
    Ist das flächendeckend etabliert, dass Feuerwehrärzte neben normalen Notärzten zur Eigenabsicherung zur Verfügung stehen?

  • Ich will dann mal auf diese Frage antworten, auch wenn ich nur Feuerwehrmann bin und kein Rettungsdienstler ;)


    Der Rettungsdienst in Frankreich besteht aus folgenden Bereichen:


    • SAMU / Service d’aide médicale urgente: Das SAMU ist dem öffentlichen Krankenhauswesen unterstellt und ist auf Ebene der Départements organisiert. Es übernimmt viele organisatorische Dinge, z.B. die Leitstelle oder die Ausbildung von Rettungsdienstkräften. Ferner stellt der SAMU auch den Notarztdienst in Form des SMUR / Service mobile d'urgence et de réanimation. Der SMUR rückt entweder auf einem NEF oder einem NAW aus. Über die Verteilung der SMUR-Teams in den Départments gibt es nur wenige Richtlinien, einzig die Prämisse das ein Notarzt binnen 20 Minuten bei einem Patienten sein muss. Meist finden sich die SMUR-Teams nur an Krankenhäusern. Ein SMUR-Teamwelches abseits eines Krankenhauses stationiert ist, ist eher die Ausnahme.
    • Feuerwehr: Die Feuerwehr übernimmt weite Teile der Notfallrettung, denn sie ist in der Fläche vorhanden. Die Feuerwehr setzt eigene Fahrzeuge mit eigenem Personal ein. Dieses ist entsprechend mit einer Zusatzausbildung im medizinischen Bereich versehen. Hin und wieder finden sich bei den Feuerwehren auch eigene Ärzte. Diese können bei Bedarf auch wie ein SMUR-Team alarmiert werden und stellen in dieser Form sicher das Regionen ohne "richtiges" SMUR-Team auch zeitnah von einem Notarzt erreicht werden können.
    • Privatunternehmen und Hilfsorganisationen: Stellen vor allem den geplanten Krankentransport, haben teilweise aber auch eigene Rettungswagen und werden durch die Leitstelle des SAMU disponiert.

    Bei den Fahrzeugen gibt es aber keine Unterscheidung zwischen RTW für Traumata und für internistische Notfälle. Jedoch unterscheiden sich die Fahrzeuge von SMUR und Feuerwehr teilweise sehr in ihrer Ausstattung. Dies liegt aber vor allem daran, dass die Fahrzeuge durch unterschiedlich ausgebildetes Personal besetzt sind. In Frankreich gibt es der Reihe nach folgende Ausbildungen:

    • Ärzte (einen Fachkundenachweis wie in Deutschland gibt es nicht)
    • "Rettungssanitäter"
    • Feuerwehrleute mit rettungsdienstlicher Zusatzausbildung
    • Staatlich anerkannte Ersthelfer
    • Krankenwagenfahrer

    Die Beladung der Fahrzeuge orientiert sich also an den Befugnissen der Besatzung. Z.B. darf der "Feuerwehrsani" anscheinend nur AEDs bedienen, ein "großes" EKG muss durch einen Arzt "bedient" werden. Bezeichnungstechnisch gibt es zwar Unterschiede zwischen "normalen" RTW von der Feuerwehr und denen von (privaten) Hilfsorganisationen. Teilweise rangieren sie aber in der selben "Normkategorie" auf französischer und europäischer Ebene.


    Ich hoffe den Sachverhalt zumindest ein klein wenig erklärt zu haben.

  • Ich will dann mal auf diese Frage antworten, auch wenn ich nur Feuerwehrmann bin und kein Rettungsdienstler ;)


    Der Rettungsdienst in Frankreich besteht aus folgenden Bereichen:


    • [...] Über die Verteilung der SMUR-Teams in den Départments gibt es nur wenige Richtlinien, einzig die Prämisse das ein Notarzt binnen 20 Minuten bei einem Patienten sein muss. Meist finden sich die SMUR-Teams nur an Krankenhäusern. Ein SMUR-Teamwelches abseits eines Krankenhauses stationiert ist, ist eher die Ausnahme.

    Zunächst vielen Dank für die Erläuterungen!


    Gibt es denn überhaupt eine Bedarfsbemessung und ein Vergabewesen (z. B. Konzessionen) durch einen Rettungsdienstträger?
    oder sind Anzahl und Verteilung der Wachen und Fahrzeuge durch die verschiedenen Betreiber nach eigenem Ermessen gewählt und eher gewachsene Strukturen?


    noch eine Frage zu den Feuerwehren: bei meinen Frankreich-Aufenthalten schien es mir, dass auch an den ländlichen Wachen oft Personal anwesend ist.
    Ist das Feuerwehrwesen in Frankreich auch in der Fläche eher berufsmäßig oder ehrenamtlich organisiert? und ist der Träger die Kommune oder das Departement?

  • Bedarfsplanung?! Das kennt man in Frankreich nicht. Die deutliche Mehrheit der SMUR-Teams ist direkt an den Krankenhäusern stationiert, welche auch den Notarzt stellen. Und wie wir alle wissen, gibt es mal viele Krankenhäuer auf einem Haufen und mal kommt sehr lange gar keins mehr. Die einzige zu befolgende Maßregel ist das ein Notarzt innerhalb von 20 Minuten jeden Patienten im Département erreicht. Sollte dies mit den normalen SMUR-Teams nicht klappen, dann versucht man in einer unterversorgten Gegend einen niedergelassenen Arzt zum Notarzt zu machen oder versucht den Weg über die Feuerwehr.


    Die französischen Feuerwehren sind in der Fläche auch freiwillige Feuerwehren. Nur schaffen es viele Wachen das sie ständig mit freiwilligen Mitgliedern besetzt sind. Im Département Pyrénées-Orientales z.B. müssen die größeren Wachen im Sommer ständig besetzt sein. Die Feuerwehrleute bekommen dafür dann natürlich auch eine entsprechende Aufwandsentschädigung.
    Mittlerweile sollten eigentlich alle Feuerwehren unter der Trägerschaft des jeweiligen Départements stehen. Dies bietet zahlreiche Vorteile, u.a. die Vereinfachung bei einer Fahrzeugbeschaffung.

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