Eigenschutz im Rettungsdienst / Sanitätsdienst

  • :cheerleader:tansamalaja, bin genau deiner Ansicht und hab da auch schon so die ein oder andere Erfahrung gemacht - das bleibt leider in Hamburg nicht aus.


    Wenn mir jemand ans Leder will dann vergesse ich gaaaanz fix den blauen "Kittel" und dann kreist die Keule :wikinger:


    Natürlich kommt dann auch der SV blau-weiß Hamburg :bluelight: dazu und kann "mitspielen" und "abräumen"


    Was mich hier am meisten nervt ist wenn jemand erzählt (uns weis machen will) das wir im Dienst auf das GG verzichten müssen, das trifft noch nicht einmal auf Beamte zu.

    • Offizieller Beitrag

    Bis auf zwei Ausnahmen waren meine Einsätze immer ruhig und ich bin auch eher der Typ, der erst mal den langen Schuh Richtung Ausgang macht und dann auf die Pol wartet, da ich mir meiner mangelnden Ausbildung bezüglich Selbstverteidigung durchaus bewusst bin.


    Und letztlich ist das auch nicht meine Aufgabe - ich behandel den Patienten, wenn ich ihn fachgerecht verschnürt von der Pol serviert bekomme. Wenn die mich zur Hilfe auffordert ("Halt mal die Beine da..."), bin ich dabei, aber als Zweierteam da irgendwas anfangen, nein Danke - dafür bezahlt man mir nicht genug...

    • Offizieller Beitrag

    Während meiner RD-Karriere hat es schon ein paar Mal brenzlige Situationen gegeben. In der Regel sehe ich zu, dass ich mich mit den Kollegen vom Acker mache, alles andere wirft zu viele Unbekannte in der Gleichung auf.
    Zweimal war dies leider nicht mehr möglich, da er mich dann schon am Kittel hatte... ging für mich jeweils besser als für den Kontrahenten (bin ja kein zierliches Kerlchen).


    Ich habe für mich den Grundsatz, dass wenn eine Lage absolut unklar ist oder die Meldung der LST schon Zweifel aufwirft, dass ich dann die POL zur Einsatzstelle haben will. Notfalls warte ich dann auch mit dem reingehen, bis die Jungs da sind.


    Und Brians letztes Argument ist das Salz in der Suppe... wir bekommen schon wenig genug Kohle fürs retten, warum sich dann auch noch auf die Fresse hauen lassen?! Ich glaube es hackt!

  • ...auch bei mir und meiner zarten Statur von 204 cm und 118 kg/KG konnten meine Kontrahenten bis jetzt immer hervorragende zweite Plätze belegen wohingegen ich immer nur Vorletzter wurde.

  • Zitat

    Original von Pille112
    ...auch bei mir und meiner zarten Statur von 204 cm und 118 kg/KG konnten meine Kontrahenten bis jetzt immer hervorragende zweite Plätze belegen wohingegen ich immer nur Vorletzter wurde.


    204cm?!?! passt du überhaupt noch stehend in den RTW rein? :zwinker:


    sei's drum... wenn ich im novemder dem sanitätsdienst von meinem ASB beitrete, sollte eichtlich nichts allzu schlimmes passieren... und wenn doch; ihr habt mir ja ein paar gute tipps für den ernstfall gegeben! danke!


    und ich kann's einfach nicht lassen, die worte von meinem ausbilder hier zu erwähnen bei ansprache des themas eigenschutz:


    "leute, wenn ihr später im sanitätsdienst seid, kann ich euch nur eines raten: wenn ihr in eine brenzlige situation geratet, dann rennt, so schnell euch eure füße tragen können! informiert den EL, zieht die polizei bzw. wenn ihr an veranstaltungen den sanitätsdienst stellt die security hinzu und wartet ab, bis ruhe ist in der kiste! was danach noch steht, nehmen die dann mit, was liegt, ihr!"

  • In richtige RTW's schon die haben nämlich 2,10m Stehhöhe *lach


    Da ich ja RA bin, assistiere ich sowieso nur den "anderen" Rettern und das geht auch im sitzen ganz gut ;)

  • Ich habe mir diesen Thread zu Gemüte geführt und komme aus dem Staunen über so manche abenteuerliche "juristische" Ansicht zur Notwehr/Nothilfe nicht raus! Da wir ja bekanntlich hier in Frankfurt kriminalitätstechnisch in der Champions League spielen (was bei unserer Eintracht noch zwei, drei Jährchen dauern wird...), haben viele Frankfurter Retter wie ich auch ihre ganz persönlichen einschlägigen Erfahrungen gemacht. Ähnlich dürfte es z.B. Hamburger und Berliner Kollegen gehen...


    Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass sich das "Klientel" und seine Einstellung dem Rettungsdienst gegenüber in den letzten Jahren sehr zum Negativen verändert hat. Konnte man früher noch als "Sani" inmitten einer zünftigen Massenschlägerei einen Verletzten versorgen, ohne dabei auch nur angerempelt zu werden, käme derlei Arbeitseifer heutzutage einem Suizidversuch gleich. Und ohne Roland Kochs kritisierte Wahlkampfthemen aufgreifen zu wollen, muss ich ihm insofern Recht geben, als dass wir uns heute mit ganz anderen Alters- und Herkunftsstrukturen buchstäblich herumschlagen müssen als früher.


    Die Hemmschwelle, einen Rettungsdienstler tätlich oder gar bewaffnet anzugreifen, tendiert zwischenzeitlich gegen Null! Wer in einer solchen Situation noch die Möglichkeit hat, die Flucht zu ergreifen und/oder die Polizei zu alarmieren, sollte dies natürlich tun. Klappt das mal nicht, dann gilt für uns völlig selbstverständlich genau das selbe Recht auf Notwehr bzw. Nothilfe (§ 32 StGB), das für jeden anderen Bürger gilt. Dieses Recht kann auch nicht auf Grund unserer Garantenstellung oder anderer Umstände unserer Tätigkeit beim Rettungsdienst eingeschränkt werden. Schließlich sind wir für das Verhalten bei und die Abwehr von rechtswidrigen Angriffen auf uns oder unsere Schutzbefohlenen weder explizit ausgebildet noch ausgerüstet! Übrigens deckt der § 33 StGB sogar Überschreitungen der angemessenen Notwehrgrenzen aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken ab. Leider "vergessen" viele Referenten diesen Paragraph bei ihren Vorträgen, was nicht gerade zur Rechtssicherheit beiträgt...


    Um es mit den Worten meines langjährigen Partners (und mehrmaligen Kampfgenossen...) aus Frankfurter Rettungszeiten zu sagen: "Wenn so'n Spacken mit 'nem Messer vor mir rumfuchtelt, zeige ich ihm kurz und knapp, warum die MAG-Lite so heisst. Weil es mit ihr dann Mächtig Auffe Glocke gibt..."

    Ein ausgeprägter Alzheimer ist der perfekte Ersatz für ein Gewissen! [pardon]
    ------------------------------------------------------------------------------
    Wer hinter meinem Rücken über mich lästert, steht da goldrichtig um mich am Ars.. zu lecken! [spitefull]

  • man... so schwer kann es nicht sein:


    natürlich gilt gleiches Recht für alle; von einem völlig Klaren muss man sich nicht anpöbeln lassen .... dem kann man mit dem kompletten Gesetzbuch entgegen treten .... aber wann hat der RD es mit völlig Klaren zu tun ?


    Von Bekloppten müssen wir uns in dem Job einfach mehr gefallen lassen ... weil sich Bekloppte nicht so leicht zur Rechenschaft ziehen lassen .... wer das jetzt immer noch nicht versteht ...


    ....der muss das hoffentlich nicht am eigenen Leib erfahren ..... ist manchmal aber auch wirkungsvoller !

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Zitat

    Original von kellern
    aber wann hat der RD es mit völlig Klaren zu tun ?


    Ist das bei Euch so? Ich kenne das Patientengut im Raum Hannover nicht, vielleicht sind dort tatsächlich die meisten Patienten des Rettungsdienstes psychisch auffällig. Wie ich sonst die mehrfach benutzte, in RD-Kreisen allerdings eher unübliche Bezeichnung "bekloppt" interpretieren soll, weiss ich ohnehin nicht! Und dass wir bei psychisch kranken Menschen unsere Messlatte wesentlich höher hängen (aber selbst da nicht völlig abhängen!) müssen, dürfte völlig ausser Frage stehen!


    Aber vielleicht liegen unsere unterschiedlichen Einstellungen tatsächlich daran, dass es in Hannover nur einmal im Jahr die Chaostage gibt, diese aber in manchen Gegenden der Stadt Frankfurt in nahezu jeder Wochenendnacht stattfinden.


    Ich gestehe nämlich einem von Hause aus aggressiven Nachwuchs-Macho diesen "Psycho-Bonus" nicht zu. Ich werde auch den Teufel tun und bei jedem physischen Angriff ein soziologisches Screening oder eine Psychoanalyse durchführen. In dem Moment geht es mir primär um meine Knochen, und die sind mir wesentlich näher als meine Toleranz für andere Kulturkreise und deren Sitten oder mein Verständnis für die mangelhafte Erziehung anderer Menschen. Allerdings interessiert mich selbst das Krankheitsbild meines Patienten herzlich wenig, wenn er mich tätlich (nicht verbal!) angreift! Dann habe ich das Recht, mich meiner Haut zu wehren, und werde dieses Recht auf jeden Fall wahrnehmen. Kein Arbeitgeber und kein Gericht dieser Welt kann mir daraus einen Strick drehen!


    Wer allerdings in einer solchen Situation frei nach Gandhi den gewaltlosen Widerstand bevorzugt, hat selbstverständlich auch das Recht dazu! Genauso wie jeder das Recht hat, nicht aus sachlichen Gründen, sondern aus Prinzip zu allem sein Contra zu geben...

    Ein ausgeprägter Alzheimer ist der perfekte Ersatz für ein Gewissen! [pardon]
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    Wer hinter meinem Rücken über mich lästert, steht da goldrichtig um mich am Ars.. zu lecken! [spitefull]

  • Also, ich habe mit meinem Aus- und Fortbilder des Schulasnitätesdienstes gesprochen und darum gebeten, bei der nächsten Fortbildung dieses Thema aufzugreifen und bin wirklich gespannt, was er uns da vermittelt und werde euch natürlich auch darüber informieren. ;)



    Franken Helau!

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke auch nicht, dass es sonderlich schwer sein kann zu verstehen,was Mike (und auch viele andere) hier versuchen zu vermitteln.
    Es gibt nun einmal Situationen denen man nicht ausweichen kann, weil sie sich dynamisch (und dann auch verdammt schnell) entwickeln.
    Wie von Mike schon geschrieben, jedem steht es frei zu rennen, sich einen auf die Nuss kloppen zu lassen oder aber zu warten bis die Sheriffs eintreffen.
    Schwarz-Weiss sehen bringt in unserem Job von Haus aus gar nichts, denn dann machen die falschen Leute den Job und das ist das, was ich hier bei manchen erkenne...


    Hossa...

  • so... verspätet reiche ich nach, was in der fortbildung zu diesem thema gesagt wurde... es hieß: "wenn jemand euch angreifen will, oder gar angreift, zur tür raus und polizei rufen bzw. bei euch im schulsanitätsdienst den direktor. hat euch jemand in schach, MAG LITE oder sonst was gutes zum schlagen rausnehmen, eine oben drauf auf den deckel geben und das selbe spiel in blau, rausgegangen und polizei oder direx gerufen. ihr seht es nicht ein, dass ihr gewalttätige patienten behandelt... wenn er sich es währenddessen anders überlegt, kann er euch gerne wieder reinrufen, aber sonst ist aus die maus."


    die gleiche meinung haben schon sehr viele hier gehabt, also nochmals danke für die rege beteiligung und hilfestellung... wenn ich dann im november dem sanitätsdienst beitrete weiß' ich, wie ich zu reagieren habe... :zwinker:

  • HI! Hab mir das grad alles ma durchgelesen und denk da passt ne frage von mir gut hin...
    Was tun wenn man völlig unverhofft angereiffen wurde, verletzt wurde, pol nachgefordert hat, das ne zwangseinweisung gab und man denjenigen wegen Körperverletzung anzeigt... Ist man dann von der Schweigepflicht entbunden?! Das hat ja wahrscheinlich was mit der Güterabwägung zu tun, wobei man sich ja in dem fall nicht verteidigt, sondern beschuldigt...
    Weil sonst wär ja so ne anzeige eigentlich garnicht möglich?!

  • weiss jetzt eigentlich ned was da nicht verständlich sein soll...


    aber nochmal:
    patient greift rettungsdienstler an, rettungsdienstler wird leicht verletzt und fordert polizei nach, rettungsdienstler zeigt ihn an wegen körperverletzung...
    wie siehts da dann bei der zeugenaussage bei der polizei und vor gericht mit der Schweigepflicht aus, gilt die trotzdem oder ist man da entbunden...?!

  • Ohne auf die zahlreichen Beiträge zu diesem wichtigen Thema eingehen zu wollen, hier mal eine Buchempfehlung zur Thematik bzw. den Ratschlag, sich hier mal praktisch unterweisen zu lassen:


    Eigensicherung im Rettungsdienst
    s&k Verlag
    Hrsg.: Hermann Friedrich


    Das Buch beschreibt verschiedentliche rettungsdienstliche Szenarien (nicht nur körperliche Gewalt) ist sehr gut bebildert und praxisnah.
    Das Buch ersetzt keinen praktischen Selbstverteidigungslehrgang und ermuntert auch nicht zum Zuschlagen, gibt aber m.E. sinnvolle Hinweise auf mögliche Gefahrensitutaionen.


    Der Hrsg. ist Polizeibeamter mit einer langjährigen Einsatztätigkeit im ehrenamtlichen RD in der hessischen Provinz.
    Beruflich ist er Lehrer an der Verwaltungs-FH der hessischen Polizei in Mülheim (hinter Offenbach).
    In seiner freien Zeit bietet er Tagesseminare für Rettungsdienstler an.
    Diese müssen in regulärer Dienstkleidung samt einem RTW kommen und bekommen kann eine Fülle von alltäglichen Einsatzsituationen, die dann auf einmal eskalieren.


    Die Teilnehmerteams werden jedes Mal aufgemischt !
    Die übrigen Teilnehmer beobachten das ganze in einem separaten Raum über Video und lachen zunächt. Das Lachen vergeht dann schnell, weil sie dann im nächsten Team dran sind.
    Typische Szenarien sind z.B.:
    - der "bewusstlose Penner" in der Grünanlage
    - der betrunkene Mann im Bett, der eine Waffe unter dem Kopfkissen hat
    - die häusliche Auseinandersetzung mit einer verletzten Person im Bad -
    der Täter ist beim Eintreffen des RD nicht mehr da, kommt dann aber zurück.
    - die Hilope im Fahrzeug, die im RTW auf einmal "aufwacht"


    Die Ausbildung findet nicht im klassischen Lehrraum statt ! Es steht eine komplett eingerichtete Wohnung, ein Ladenkiosk sowie ein Gaststättenraum zur Verfügung - hiermit sind alle denkbaren Variationen möglich.


    Bei Szenarien im RTW bleiben die Hecktüren stets offen, damit auch jeder sehen kann, was da abgeht und warum die erheblichen Seitenschwankungen des Fahrzeugs gar nicht mehr aufhören möchten.


    Als Teilnehmer und mehrfacher Statist habe ich unendlich viel lernen dürfen !

    Sauerstoff und Nierenschale waren unser Notfallequipment - der graue Parka unsere Warnkleidung - und der VW-KTW das Non-plus-ultra der Notfallrettung

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

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