Telemedizin im RD?

  • Ist der Einsatz von Telemedizin im Rettungsdienst sinnvoll? (Bitte erst das Posting lesen, danke!) 0

    1. Nein, das bringt dem Patienten nichts. (0) 0%
    2. Ja, denn es kommt dem Patienten zu Gute. (0) 0%

    Hallo zusammen!


    Ich studiere Medizintechnik und im Sommer 2008 ist meine Bachlorarbeit fällig :)
    Da mich der Bereich der Telemedizin interessiert, denke ich darüber nach, meine Bachlorarbeit über diesen Bereich zu schreiben.
    Speziell interessiert mich, ob die Telemedizin nicht für den Rettungsdienst interessant sein könnte.
    Hier hoffe ich nun auf Eure Mithilfe, da ich ein "ganz normaler" Bürger bin und keinen Bezug zum RD habe.


    Wie steht Ihr als Profis zu dem Thema? Denkt Ihr, dass durch sinnvolle Anwendung der Telemedizin im RD dem Patienten ein Vorteil entstehen kann?
    Würdet Ihr als Profis Telemedizin einsetzen oder sagt Ihr eher "Was soll der Schnick-Schnack"?
    Wenn Ihr der Sache positiv gegenüber steht, in welchen Bereich haltet Ihr soetwas für sinnvoll? EKG, sonstige Vitalparameter etc.?
    Sollten eventuell die First-Responser mit einem System ausgestattet werden, dass es Ihnen erlaubt, z. B. ein EKG an eine Klinik oder an den anfahrenden Notarzt zu übermitteln?


    Ein Blick lohnt sich vielleicht auch auf das Stroke-Angel Projekt: http://www.strokeangel.de (Ich übernehme keine Haftung für diesen Link!)


    Ich denke, die heute verfügbare Technik (Smartphone, UMTS, WLAN, ggf. digitaler BOS-Funk etc) erlaubt den Einsatz.
    Soweit ich weiß, wurde von der Björn-Steiger-Stifung in den 1970er Jahren ein solches Projekt mal gestartet, aber die Post hat die benötigten Funkfrequenzen irgendwann gekappt.


    Ich bin auf Eure Meinung, durchaus mit Begründung, gespannt. Eventuell kennt Ihr noch irgendwelche weiterführenden Artikel oder Links zu diesem Thema.


    Vielen Dank für Eure Ideen und Antworten!


    Stefan


    P.S: Wenn, dann sehe ich die Telemedizin im RD als Ergänzung und nicht als Ersatz von Notarzt usw.

  • Einen wunderschön guten Tag,


    leider habe ich selber den Einsatz der Telemedizin im Rettungsdienst noch nicht erlebt, aber ich halte das für eine sehr vernünftige Sache. Speziell die Übertragung von EKG-Bildern auf "platten Land" mit unter Umständen sehr weiten Wegen zum nächsten Herzkatheterlabor finde ich interessant. Denn ich habe es schon erlebt, dass sich das Team, inklusive Notarzt, nicht wirklich sicher waren, ob der Patient nun einen Herzinfarkt hatte oder nicht. Da ist es doch schon praktisch, wenn man einen Kardiologen zu Rate ziehen kann.
    Ob nun die First Responder damit ausgestattet werden müssen, wage ich doch zu bezweifeln, denn für ihre Arbeit hat das ja keine unmittelbaren Konsequenzen.


    Ich wünsche euch allen einen schönen dritten Advent,


    Moritz

  • Hi!


    Wenn das nun schon 20 Jahre im Einsatz (bei der DGzRS) im Einsatz ist und die Björn-Steiger-Stiftung das ja auch mal als Projekt im Einsatz hatte, frage ich mich, wieso es sich bis heute nicht durchgesetzt hat?
    - Sind es die Kosten?
    - Ist es die Bedienung im Einsatz?
    - Scheuen sich das Personal im Rettungsdienst vor neuer Technik?
    - ...


    Ich freue mich auf Eure Antworten.


    Stefan

  • Also ...


    was ich noch aus der Erinnerung weiß ist folgendes:


    Die DGzRS hat die Telemetrie eingerichtet,weil es auf hoher See und mit Anfahrt- / Rückfahrtzeiten von teilweise zwei Stunden ansonsten keine sinnvolle Versorgung machbar gewesen wäre.


    Die Besatzungen der Seenotrettungskreuzer haben (auch heute noch) nur eine erweiterte Erste-Hilfe-Ausbildung und werden daher bei der Versorgung der eventuellen Patienten durch das Krankenhaus in Cuxhaven angeleitet.


    Viele Grüße
    Tobias

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns gibt es wohl Überlegungen, Geräte mit Telemetrieoption für die Halligen anzuschaffen, weil dort ja meist die Hilfe nur aus der Luft kommen kann und längere Zeiten zu überbrücken sind.


    Sobald ich mehr/Näheres weiß, melde ich mich.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  • In Hamburg hat jedes NEF/NAW im Regeldienst ne Telemetrie (oder sollte wohl). Häufig in Arbeit hab ich das allerdings nocht nicht gesehen. So richtig sinnvoll bzw. notwendig find ich das in einer Großstadt wie Hamburg nicht, da an jeder zweiten Kreuzung nen Krankenhaus mit Katheterlabor steht. Es gibt wohl aber auch Häuser die eine Rufbereitschaft für den Herzkatheter haben und den erst alamieren sobald sie ein eigenes EKG befundet haben (NA können ja auch kein EKG lesen :geistesblitz:). Gerüchteweise soll es wohl in anderen Landkreisen sogar dazu kommen das man erst nen Anstieg der Herzenzyme abwaret :-aua Dabei geht natürlich einige Zeit verloren die dem Patient unter Umständen fehlt.

  • Ich halte die Telemetrie, auch in städtischen Rettungsdienstbereichen wie der Stadt Hamburg, für sinnvoll. Es ist sicher richtig, dass die KH-Dichte hier sehr hoch ist, aber dennoch können auch hier die Wege sehr sehr lang werden, wenn beispielsweise mehrere Häuser keine freien Kapazitäten mehr haben.
    In ländlichen Bereichen wo sowohl die Wahl der Zielklinik als auch der Zeitfaktor häufig entscheidend ist, halte ich die Möglichkeit zur Telemetrie für ein absolutres Muss, um eine optimale Weiterversorgung des Patienten zu gewährleisten.

    Einmal editiert, zuletzt von Fishki ()

  • N'Abend :)


    Sicherlich kommt es beim Einsatz von Telemedizin / Telemetrie darauf an, was und wo gemacht wird. In Großstädten ist wahrscheinlich die Fahrt zum nächst besten Krankenhaus kürzer als die Bedienzeit des Geräts (übertrieben gesagt und fachlich ungenügend, ich weiß). Auf dem Land allerdings stelle ich mir schon vor, dass dort der Einsatz einer solchen Technik Vorteile für den Patienten mitbringt.


    Das habe ich jetzt mal so kurz nach dem Joggen geschrieben - ich höre gerne weiterhin Eure Meinung dazu.
    Vielleicht gehe ich ja nach dem Master in den Bereich der Medizintechnik - interessant ist er auf jeden Fall.


    Viele Grüße


    Stefan

  • ich halte von Telemedizin gar nichts.


    Gibt es in der Klinik auch nicht.


    Jeder Konsiliararzt, der sich ernsthaft zu einem Patienten äussern soll, sieht in sich persönlich an.


    Und so sollte es m.M.n. auch präklisch sein: wer den Patienten nicht sieht, der hat auch nichts zu entscheiden.


    Zwar können EKG-Bilder übertragbar sein, aber der Gesamtzustand des Patienten, der "klinische Blick" ist es nicht.


    Der Patient ist nie anhand einzelner Parameter zu beurteilen, sondern immer als Ganzes.


    Was nützt es, wenn ich den KH-Kardiologen per Telemedizin frage, ob der Patient einen Herzinfarkt hat ? Was ist, wenn der Cardiologe "nein" sagt ?


    Oder wenn im Krankenhaus selbst nur son Dulli in seinem ersten Dinest sitzt und das Fax erstmal seinem Oberarzt nach Hause schicken muss ?


    Dann bin ich genau so schlau wie vorher. Ich sollte also selbst wissen, was Sache ist.


    Damit komme ich zum nächsten Punkt: ich befürchte, dass mit Telemedizin noch mehr Newbies auf die Menschheit losgelassen werden, nach dem Motto: "ach passt schon, wenn was is, rufste halt an ...."


    So kanns nicht sein.


    Wir brauchen gut ausgebildetes Personal direkt am Patienten.
    Punkt !

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Hi!


    Schön auch mal eine Kontra-Meinung zu lesen.
    Allerdings muss ich Dich enttäuschen, denn es gibt sehr wohl Telemedizin in der Klinik. Sicherlich noch nicht so weit verbreitet, aber sie wird durchaus genutzt. Es kommt bestimmt auch darauf an, wo man Telemedizin abgrenzt, sicher!
    Einige Beispiele (für die Links übernehme ich wie immer kein Gewähr/Haftung):
    Telemedizin in Bayern
    Experten besser Nutzen



    Ich meine mal gelesen zu haben, dass in Amerika die Paramedics durchaus die EKG-Daten bei Bedarf an ein Krankenhaus/Arzt senden. Ich erinnere mich auch an eine 70er TV-Serie (ok, Realitätsgrad fraglich), bei der das EKG ins Krankenhaus übermittelt wurde und als Papierstreifen aus dem "Fax" kam. Hieß sie nicht "Notruf California"?
    Vielleicht kann das ein Amerikakenner bestätigen?



    Aber eins ist unbestritten: Ein gut ausgebildeten Arzt, Rettungssanitäter etc. ist nicht zu ersetzen (was ich ja auch eingangs schrieb).


    Viele Grüße


    Stefan

  • Tach Zusammen,

    Zitat

    Original von kellern
    ich halte von Telemedizin gar nichts.

    ich kann mir darüber keine Meinung bilden, denn ichhabe die Telemetrie bislang noch nicht im Einsatz gesehen, allerdings stehe ich ihr schon ein wenig skeptisch gegenüber.

    Zitat

    Original von kellern
    Gibt es in der Klinik auch nicht.

    Falsch ...


    zumindest aus Norwegen weiß ich, dass Konsiliarärzte das ganze auch gerne mal anhand der im Computer gespeicherten Daten (und da ist alles gespeichert) das Konsil durchführen ...


    Allerdings hat das auch eine Begründung, die bei der Entfernung zwischen den Kliniken der Basisversorgung und Kliniken der Maximalversorgung begründet liegen.

    Zitat

    Original von kellern
    Wir brauchen gut ausgebildetes Personal direkt am Patienten.

    Stimmt, nur gut ausgebildetes Personal kann dem Patienten helfen.


    Solange allerdings die Ausbildung zum RettAss von jeder Schule anders durchgeführt wird und jede Schule einen eigenen (Qualitäts-) Standard festlegen kann, sehe ich ein wenig schwarz, was das Thema angeht.

    Zitat

    Original von hc2010
    Ich erinnere mich auch an eine 70er TV-Serie (ok, Realitätsgrad fraglich), bei der das EKG ins Krankenhaus übermittelt wurde und als Papierstreifen aus dem "Fax" kam. Hieß sie nicht "Notruf California"?

    Muss das unbedingt ein Amerikaner bestätigen????


    Die Serie hieß wirklich "Notruf California" ... und wurde zu Zivizeiten recht gerne von den auf der Wache vorhanden RTW-Schichten gesehen.


    Ach ja ...


    Viele Grüße
    Tobias

  • Hi Tobias!


    Ich meinte mit dem "Bestätigen von einem Amerikakenner" nicht die TV-Serie, sondern den Satz zuvor. Sorry, schlecht ausgedrückt ;)


    Viele Grüße


    Stefan

  • Jungs,


    natürlich weiß ich, dass es "Telemedizin" in anderen Ländern gibt;


    wenn wir jedoch von der Einführung in D reden, und ich sage dass es dass nicht mal im KH gibt, dann kommt doch nicht damit, dass das in Timbuktu schon eingesetzt wird ... über Timbuktu reden wir ja nicht ...



    Punktuell mag es dan in D geben, aber dann als Projekt ... wenn man aber bedenkt, wie sich die Medzin, meinetwegen in den letzten 10 Jahren, gewandelt hat, was nun alles zum Standart gehört oder von woanders übernommen wurde, spielt die Telemedizin praktisch keine Rolle im medizischen Fortschritt.

    es gibt immer einen Idioten der einem die Tour versaut !
    genau Einen !

  • Also ich denke schon, dass Telemedizin im Allgemeinen auch in Deutschland mehr Fuß fassen wird - allerdings nicht als Ersatz der klassischen Behandlung, sondern als Ergänzung und Unterstützung.


    Das war jetzt meine Einschätzung der Dinge und ein kleiner Ausblick in die Zukunft der sich vielleicht bewahrheitet, vielleicht aber auch nicht.


    Stefan

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