Hallo Community,
vor drei Jahren hatte sich was ereignet, was durch mich schon in das ein oder andere Forum gestreut wurde, so darf es hier auch nicht fehlen!
Folgende Situation:
Patientin (W55) mit frisch diagnostizierter Hypertonie (daher noch nicht optimal eingestellt mit Betablockern und ACE-Hemmern) wendet sich wegen Kopfdruck, Kopfschmerzen und allgemeiner Unruhe an die Hausärztin und bittet (Aufgrund des mäßigen AZ) um eine Konsultation Zuhause, da sie sich nicht Imstande sieht, die Hausärztin in der Praxis aufzusuchen,
Ferner misst die Patientin unentwegt den RR mit einer elektronischen Handgelenksmanschette. Der RR beträgt hier 220/120, der Puls liegt bei 90 und kräftig.
Der erste Anruf erfolgt um 9 Uhr Morgens, also ca. eine Stunde nach Einnahme der morgentlichen Medikation!
Die Hausärztin verneint die Bitte um Konsultation mit der Begründung, dass die Praxis voll sei und sie nicht weg könne. Ferner teilt sie der Patientin mit, dass sie sich beruhigen und hinlegen solle, durch ein paar Atemübungen, würde sich der Zustand im Laufe der nächsten 30 Minuten bessern.
Daraufhin wurde das Gespräch beendet und die Patientin folgte den telefonischen Anweisungen ihrer Hausärztin, mit dem Erfolg, dass sich der Zustand nicht besserte, sondern im Gegenteil ein spürbares Herzklopfen hinzukam.
Gegen 10 Uhr meldete sich die Patientin nochmals in der Praxis und bat - nach Schilderung der neuen Ereignisse - nochmals um einen Hausbesuch.
Dieser wurde dann mürrisch zugesagt, allerdings erst im Verlauf der Mittagsstunden.
Ein wenig beruhigter ging das Gespräch dann zu Ende, wobei sich der Zustand der Patientin aber nicht besserte.
Als um 13 Uhr die Hausärztin immer noch nicht eingetroffen war, versuchte man wieder die Praxis zu erreichen, wo der Anrufbeantworter bekanntgab, dass diese erst wieder ab 14 Uhr erreichbar sei!
Gegen 14:10 Uhr startete man dann einen weiteren Versuch und lies sich wieder zur Hausärztin durchstellen.
Diese gab entnervt am Telefon zu verstehen, dass die Patientin im Bedarfsfall die Medikation einfach selbst erhöhen soll und sie weiterhin nicht aus der Praxis könne, da diese "brechend voll" sei.
Ferner soll die Patientin doch einen Schluck Alkohol zu sich nehmen, dieser würde beruhigen! Medikamente würden den Blutdruck sowieso kaum spürbar stabilisieren, so die Ärztin weiter...
Das Gespräch wurde anschließend frustran beendet!
Der Ehemann der Patientin, welcher das Geschehen schon seit den Morgenstunden verfolgte, wandte sich im Anschluss daran an die örtliche Rettungsleitstelle. Sichtlich entnervt und durcheinander, ging das ein oder andere Detail im Telefonat mit dem Disponenten unter, so dass dieser erstmal nur einen RTW alarmierte.
Als der RTW nach 10 Minuten an der Einsatzstelle eintraf, wurde die Patientin mit leichter Dysonoe, RR 230/140, tachykard bei 125 und einer SpO² von 93% (Raumluft) vorgefunden, weiterhin war die Patientin deutlich erregt, was die Schilderung der Sachlage deutlich erschwerte.
Daraufhin forderte die RTW-Besatzung unverzüglich das NEF nach, welches 8 Minuten nach der Alarmierung an der Einsatzstelle eintraf.
Inzwischen wurde die Patientin durch den RA des RTW mit 2 Hub Nitrolingualspray versorgt, was den RR auf 200/110 runterbrachte, weiterhin erfolgte eine O² Therapie mit 4 Ltr über Nasensonde.
Bei Eintreffen des Notarztes, war die Patientin bereits mit einem IV Zugang versorgt (500 ml NaCl 0,9%) und es wurde für die klinische Aufnahme Blut entnommen.
Der NA intervenierte gegen die akute Hypertonie mit Catapresan und konnte den RR vor Ort auf 150/90 einstellen.
Nachdem dem NA vor Ort die Sachlage geschildert wurde, versuchte er die Hausärztin in der Praxis zu erreichen, diese lies sich allerdings verleugnen und das Gespräch wurde einfach durch die Arzthelferin unterbrochen.
Daraufhin rief der Rettungsassistent des NEFs in der Arztpraxis an und gab der Arzthelferin folgende Mitteilung:
"Guten Tag, mein Name ist XXXXXXX von NEF XXXXXXXXX, wir sind hier bei Frau XXXXXX in der XXXXXXXXXstr. XX. Die Patientin wird nun mit dem RTH in die Uniklinik verbracht, mit dem Verdacht auf kranielle Massenblutung. Der Ehemann und der Anwalt der Familie werden sich in Kürze bei Ihnen melden, schönen Tag noch!"
Das Gespräch wurde beendet!
2 Minuten danach klingte das Diensthandy des RAs, wo eine komplett aufgelöste Hausärztin sich meldete, welche offensichtlich sich gerade von einer spontanen Darmentleerung versuchte zu erholen...
Die Sachlage wurden dann zwischen NA und Hausärztin erörtert...
Die Patientin ging mit RTW und NA-Begleitung in das Kreiskrankenhaus und wurde dort eineinhalb Wochen später entlassen. Während des Klinikaufenthalts wurde eine adäquate Einstellung der Betablocker und ACE-Hemmer vorgenommen.
Was meint ihr dazu...
Ist das inzwischen Standard in Deutschland... kann man eine Vielzahl der Hausärzte nur noch in die Tonne treten??
Ich freue mich auf eine sachliche und angeregte Diskussion.